Zitat von Karsten
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Was spricht die Tiefe Mitternacht?
Ich schlief!
Aus tiefem Traum bin ich erwacht!
Die Welt ist tief!
Und tiefer als der Tag gedacht!
Tief ist ihr Weh!
Lust tiefer noch als Herzeleid!
Weh sprich: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit –
Will tiefe, tiefe Ewigkeit!
Oh Mensch gib acht! – die Metaphysik, der Gott der Metaphysik – mag tot sein, aber nicht das metaphische Bedürfnis des Menschen, die Grenzen seiner Endlichkeit und Sterblichkeit überwinden zu wollen. Das ist sozusagen unausrottbar, in seiner Natur verankert. Und Friedrich Nietzsche – von dem dieses Gedicht stammt, das Gustav Mahler in seiner 3. Symphonie vertonte – schafft dafür gleich eine neue Metaphysik. Die Ewigkeit, von der da gesprochen wird – das Gedicht heißt eigentlich Das andere Tanzlied und stammt aus dem Zarathustra – ist natürlich der Gedanke einer ewigen Wiederkehr des Gleichen. Vielleicht hätte sich Nietzsche also über die Digitaltechnik gefreut. Ist sie nicht der Beweis, dass die ewige Wiederkehr des Gleichen mehr ist als nur eine philosophische Spekulation, sondern schlicht die Realität des Funktionierens von Technik?
Gestern abend entwickelte sich hier der folgende nicht ganz ernst gemeinte, aber doch ernst zu nehmende Diskurs:
Zitat von MusikistTrumpf
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Besonders interessant und aufschlußreich dann dieses Posting:
Zitat von ruedi01
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Das Göttliche ist das Wunder des Unvergänglichen und Ewigen, wovon das irdische Leben mit seiner Vergänglichkeit leider ausgeschlossen bleibt. Aber die Natur weiß sich schließlich zu helfen: Die sterblichen Individuen, sie kommen und gehen, aber sie pflanzen sich fort, sie reproduzieren sich. Dies ist die Form von Unsterblichkeit, welcher auch vergängliche Wesen teilhaftig werden können: Sie reproduzieren sich identisch in der Erhaltung ihrer Gattung! Individuen sind sterblich, die Gattung ist ewig. Genau das wird nun im 19. Jahrhundert erschüttert, einmal durch die Psychologie und zum anderen Charles Darwin. Die mechanistische Psychologie sagt: Reproduktion von Vorstellungen gibt es nie ohne Veränderung, alles ist im Fluss. Die „identische Reproduktion“ ist folglich pure Illusion. Und Darwin entdeckt die natürliche Auslese: Biologische Reproduktion gibt es nicht ohne Mutation, d.h. die Vorstellung, dass Original und Kopie gleich sind, widerspricht einfach der Natur. Die Vorstellung der Artenkonstanz war ja der Rest Metaphysik, der in der Biologie noch steckte, indem sie die Annahme einer identischen, unveränderlichen Reproduktion zur Bedingung hat.
Eine Science-Fiction-Serie wie „Raumschiff Enterprise“ ist sich dieser Tatsache noch bewusst: Da gibt es dieses „Beamen“, das Wunder, dass ein Mensch transportiert wird von A nach B, indem eine identische Kopie von ihm entsteht, die vom Original nicht mehr zu unterscheiden ist: Erst wird der Körper verflüchtigt, in seine Atome zerlegt und hinterher perfekt wieder zusammengesetzt, so, als wäre nichts geschehen. Das ist faszinierendes Science Fiction – ein Spiel mit der Faszination, gerade weil es in der Natur so etwas nicht gibt. Aber wirklich? Inzwischen ist die Digitaltechnik auf der Weltbühne aufgetreten: Man zerlegt ein analoges Signal in Bits und Bytes und setzt es hinterher wieder scheinbar perfekt zusammen. Und der Datenstrom reproduziert sich und reproduziert sich dabei, ohne von irgendeinem „Werden“ gestört zu werden. Bezeichnend ist das Klonschaf Dolly der Held unseres Digitalzeitalters: Die Kopie ist das Original: Darwin ist passé, es lebe die unendliche, identische Reproduktion!
Heraus kommt Metaphysik als Technik und technische Metaphysik:
Zitat von carlinhos
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