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Die Moral und die Musik (Kunst)

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    Die Moral und die Musik (Kunst)

    Eine Frage, die ich für mich längst beantwortet habe*, möchte ich hier zur Diskussion stellen:

    Kann/darf man die Kunst oder das Werk von Kunstschaffenden von deren Handeln und Überzeugungen trennen oder gehört die Person und dessen Kunst untrennbar zusammen?

    Daraus ergibt sich dann auch diese Frage:

    Man hört die Musik eines Künstlers gern, weil sie einem was sagt oder einfach nur so gefällt, und dann erfährt man eines Tages, dass der Künstler ein Mensch ist, der Übles tut.

    Kann man dann diese Musik weiterhin mit Genuss hören oder verliert sie durch das Wissen um den Künstler ihre Wirkung, ihren Wert.

    Muss mich überhaupt der Mensch hinter der Kunst interessieren oder kann die Kunst allein bestehen?

    Der Anlass zu obigen Fragen ist mein heutiger Musiktipp bei „Dolores“ Musiktipps und die zu erwartende Diskussion gehört aber nicht dorthin, sondern interessiert mich davon unabhängig.

    LG
    E.M.

    *Ich trenne Kunst und Künstler grundsätzlich.


    #2
    Meine Meinung: ich kann es schon aus emotionellen Gründen nicht grundsätzlich trennen, selbst wenn der Kopf wollte, der Bauch wird sich dem verweigern.

    Beispiele?

    Richard Wagner ist bekannt als überzeugter Antisemit, damit sprerre ich mich seinem gesamten Werkschaffen. Gut dass ich seine Musik eh meist für zu pathetisch empfand.

    Bei einigen amerikanischen Rockstars ist mir bekannt, dass sie eine rechtslastige Grundhaltung haben und z.T. der NRA und dem rechten Flügel der Republikaner nah stehen. Deren Schaffen stehe ich seit ich es weiß recht kritisch gegenüber.

    Auch von einigen britische Popkünstlern ist mir da mehr bekannt, als es mir lieb ist. Auch da muss ich ab und an schlucken, wenn ich deren Musik höre.

    Michael Jackson ist für mich nicht freigesprochen gewisser Anschuldigungen, werde ich hier nicht weiter diskutieren. Seit dem habe ich beim Hören seiner Musik zwiespältige Gefühle.

    Freddy Quinn (ja, Österreicher, kein Hamburger!) fand ich ab und an als Jugendlicher ganz "witzig". Seit ich um seine extrem konservative Gesinnung weiß, ist mir das Lachen vergangen.

    Und so geht es mir oft, ich möchte vielleicht verstandmäßig differenzieren, gefühlsmäßig ist es zum Scheitern verurteilt.

    best regards

    Mark von der Waterkant

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      #3
      Ich verbinde die Kunst eines Künstlers stets auch mit seiner Persönlichkeit, die ich aber zugegebenermaßen nur vermittelt zu kennen glaube. Und ja, erfahre ich, daß ein Künstler als Mensch ein charakterloses Schwein oder gar Krimineller war in seinem Handeln, dann verliert auch seine Kunst bei mir jedenfalls seine Bedeutung.

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        #4
        ICH - denke

        man sollte die Dinge nicht unnötig komplizieren, ist doch alles medial inszeniert...

        ob der Freddy Quinn jetzt mit seinen 90 Jahren, eine Gesinnung hat, ist mir blunzen..

        das mußt Du schon selbst wissen, viel Wissen macht eben Kopfweh, jeder wie er will...

        aber Straßenkleber sein, sich dafür bezahlen lassen, und dann nach Thailand in den Urlaub fliegen, das geht gar nicht...



        MK: Hüte dich vor den Medien - die kochen ihr eigenes Süppchen.

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          #5
          ein künstler ist kein höheres wesen, sondern spiegelbild seiner gesellschaft

          der anteil an volltrotteln ist dementsprechend. ich habe aber eine wahl ...
          wie hieß doch noch mal der unterbemittelte postkartenmaler aus österreich, dessen gehirnblähungen in deutschland so viel anklang fanden und anschließend im ahnengau?
          ALSregel: besser man kann mehr, als man macht, als man macht mehr, als man kann. (brecht)

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            #6
            Zitat von E.M. Beitrag anzeigen
            ..................dann erfährt man eines Tages, dass der Künstler ein Mensch ist, der Übles tut.

            ....................
            Was ist übel?
            Darüber gibt es ganz verschiedene Ansichten.

            Moral ist keine absolute Kategorie.
            Zuletzt geändert von Micha L; 05.07.2023, 18:13.

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              #7
              #5
              Das muss jeder für sich definieren, wie es Mark ja beispielhaft aufzeigt.
              Mein Anlass war das üble Tun des Oliver Shanti, der sich an Kindern verging - für die Person sicher für alle unverzeilich - aber gilt das auch für Vergewaltiger Erwachsener (aktuell ist ja da einer von Ramstein im Gespräch) oder ist die Gesellschaft da grosszügiger?
              War Wagner "nur" Antisemit in seiner Anschauung oder hätte er auch die Vernichtung* gutgeheissen? Könnte man das Eine noch durchgehen lassen und das Andere nicht?

              Da die Grenze dessen, was gesellschaftlich noch akzeptabel ist (z.B. billiges Fleisch essen und dafür Tierleid in Kauf nehmen) oder nicht (Mord aus Habgier oder Drängeln auf der Autobahn) fliessend sind, muss jeder für sich selbst entscheiden, was Übel ist. Das ist aber dann der Punkt, wo ich meine, dass das Werk eines Künstlers von seinem Tun abgekoppelt betrachtet werden kann (nicht muss - kann jeder enger sehen).
              Wenn nicht, müsste vor jedem Kunstgenuss erst abgeklärt werden, ob der Künstler*in "sauber" ist - ein Ding der Unmöglichkeit.
              Auf der anderen Seite verändert sich doch der empfundene Wert einer Kunst absolut gesehen nicht, wenn der Betrachter irgendwann einmal erfährt, was ein Künstler ausgefressen hat, oder?

              LG
              E.M.

              *Da der allgemein übliche Begriff dafür automatisch zensiert wurde, verwende ich dieses Wort.

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                #8
                Zitat von E.M. Beitrag anzeigen

                Oliver Shanti, Ramstein
                kenne weder noch



                zuviel Wissen macht Kopfweh

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                  #9
                  Zitat von Micha L Beitrag anzeigen
                  Was ist übel? Darüber gibt es ganz verschiedene Ansichten. Moral ist keine absolute Kategorie.
                  Das ist an sich richtig - vor allem weiß man nicht unbedingt wirklich, wie derjenige "innerlich drauf" ist/war.
                  Es ist aber kaum möglich, sich anhand des "medial Vermittelten" Wissens (seltener, eigener Kenntnis) von jeglicher Wertung zu distanzieren. Deswegen cave: Framing.

                  Ich habe außerdem den Eindruck (oder ist es meine Restnaivität), daß richtig großartige Künstler keine "Luder" sind ("Charakterviecher" dagegen schon).
                  Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein - sprachs und verschwand unter dem Steinehaufen
                  Glauben ist gut, Wissen ist besser, wer lernen will, lernt.
                  Wer lieber glaubt, darf glauben - volenti non fit iniuria.

                  Kommentar


                    #10
                    unterscheide moral vs ethik

                    moral ist eher sitte(mos) und damit dem wandel unterworfen und damit relativ.
                    ALSregel: besser man kann mehr, als man macht, als man macht mehr, als man kann. (brecht)

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                      #11
                      Wobei, auch Ethik ist nicht losgelöst von dem gewissen Zeitgeist, sozusagen, und abhängig von einem gewissen Wertekanon. Dasselbe Tun derselben Person werden verschieden "geprägte" Ethiker manchmal unterschiedlich bewerten. Die Quelle allen Menschengemachten ist der Mensch selbst, und damit alle Bewertung relativ, wie er selbst.
                      https://de.wikipedia.org/wiki/Ethik Noch komplizierter als "Kabelklang"... oder, man macht es sich ganz einfach:
                      "was Du nicht willst, daß man Dir tut, das tut bestimmt den Anderen gut"
                      (sorry habe heute schon wieder einen Clown gefressen).

                      Nebenbei: Der Threadtitel "fragt" nach Moral.
                      Zuletzt geändert von respice finem; 05.07.2023, 20:04.
                      Glauben ist gut, Wissen ist besser, wer lernen will, lernt.
                      Wer lieber glaubt, darf glauben - volenti non fit iniuria.

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                        #12
                        Ich wuerde des ganze dann noch etwas weiterfassen.......





                        Manche moegen denken dass ich mit dem obigen off topic bin aber fuer mich gehoerts halt zusammen...lohnt sich auch die naechsten 3 Folgen dieser BBC Produktion anzuschauen)....

                        War Caravaggio wirklich schwul und ist des Portrait von Jesus deshalb ambiguous, sex wise, wie die Kinder behaupten in obigen verlinkten Film, .....?

                        Gruss
                        LowIQ

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                          #13
                          E.M. obiges, #14, im ersten Film bzw Kapitel, hat damit zu tun was die Erfindung der Photografie und des Films etc mit Gemaelden gemacht hat, 1:1 uebertragbar auf Musik und die Heimwiedergabe derselben ueber Maschinen jedweder Art.......

                          Dann, um auf Beitrag #1 @ E.M zurueckzukommen, moecht ich mit dem Mensch in einen Raum zusammensein..? Live Concert..?

                          In dem Zusammenhang moecht ich auch gern auf des Milgram Eperiment hinweisen....



                          und von da des Zitat

                          Eine Variation betraf die Nähe zwischen „Lehrer“ und „Schüler“. Dabei wurden folgende vier experimentelle Bedingungen gestellt: die Versuchsperson konnte den „Schüler“ weder sehen noch hören, sie nahm nur einen Schlag an die Wand bei dem Erreichen der 300-Volt-Grenze wahr („Fernraum“),
                          Link hier....

                          Gruss
                          LowIQ



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                            #14
                            Ich kanns dann auch umdrehen....Strange Fruit konnt ich mir problemlos anhoeren....seit ich aber des Englischen einigermassen maechtig muss I scho zweimal schlucken und mich Fragen ob ich mir des jetzt geb...wegen der Lyrics waers....also auf a Art von hinten aufgezaeumt des Ross von #1....



                            Gruss
                            LowIQ

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                              #15
                              Irgendwie kann ich John Berger hier nicht wirklich einordnen. Er ist vergleichsweise elitär bevorteilt und lebte ein alternatives Leben, so wie es bei Künstlern öfter vorkommt. Ich kann seine Werke schätzen und sehe keine Diskrepanz mit seinem Leben, seiner Ethik.... Auch bei anderen Schriftstellern, z.B. Charles Bukowski, Ernest Hemingway, Jean Paul Sartre.... kann ich die Werke schätzen,obwohl ich das Leben der Autoren z.T. kritisch betrachte. Anders bei Günter Grass und z.B. Joseph Conrad, deren Werke für mich mal sehr bedeutend waren, bei denen ich aber schlucken musste, als ich mehr über die Autoren und deren Leben erfuhr..... Auch hier wieder, Bauchgefühl statt Verstand.
                              best regards

                              Mark von der Waterkant

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