AW: Man diskutiert und dreht sich im Kreis.....
"Kompetente erkennen Kompetentes kraft Kompetenz."
Dieser Satz bringt mich dazu, einige abschließende Bemerkungen zu machen. Der oben zitierte Satz ist nicht nur eine Tautologie, sondern er läuft auf eine Meinungs-Diktatur von Experten und selbsternannten Experten hinaus. Der Arzt kann immer sagen zum Patienten: Du hast keine Medizin studiert und bist entsprechend nicht kompetent, um meine Therapie zu bewerten. Also musst Du mir bedingungslos in medizinischen Fragen gehorchen (und auch noch androhen, wenn das staatlich sanktioniert würde, dass er anderenfalls keine Finanzierung seiner Therapie von der Krankenkasse mehr bekommt sondern seine Behandlung, weil er nicht den "Kompetenten" und deren Weisheit bedingungslos folgt, selber bezahlen dürfte). Genauso könnte das der Fachjurist, wenn er gegen das Kirchenasyl sagt: So etwas ist illlegitim, weil diejenigen Menschen, die sich hier auf ein bloßes Rechtsgefühl berufen, keine kompetenten Fachjuristen sind. Und in Glaubensfragen könnten die Theologen kommen und sagen: Ihr Gläubigen dürft in den entscheidenden Glaubensfragen nicht mitreden, weil ihr keine Theologie und Philosophie studiert habt und den Augustinus nicht im Original lesen könnt. Genau das wird aber bezeichnend - und völlig zu Recht - von der Gesellschaft nicht akzeptiert, weil eine solche Haltung antidemokratisch ist.
Um das mal am Beispiel der Homöopathie zu erläutern: Es gibt heute konventionelle studierte Mediziner, die alternative Medizin und auch Homöopathie als Alternative durchaus akzeptieren, wenn sie dem Patienten hilft. Und es gibt andere konventionelle studierte Mediziner, die Homöopathie und alternative Methoden strikt ablehnen, weil sie sie für unwissenschaftlich halten. Wenn nun ein konventioneller Mediziner kommt und dem Patienten sagt: Mediziner, die Homöopathie akzeptieren, sind nicht kompetent weil unwissenschaftlich und deshalb auch keine "richtigen" Mediziner und deshalb hätte der Patient ihnen zu folgen weil "Kompetente erkennen Kompetentes kraft Kompetenz", dann ist das reine Kompetenzanmaßung. Der Patient hat nämlich das Recht, selber zu entscheiden, wessen Kompetenz er mehr oder weniger schätzt und welchem Rat er gerade auch nach seinem laienhaften Urteilsvermögen und seiner persönlichen Erfahrung mit diversen Therapien eher zu folgen geneigt ist. Ihm dieses Recht abzusprechen ist schlicht die Anmaßung einer Kompetenzdiktatur und sonst nichts.
Genauso laufen hier aber die Diskussionen über Verstärkerklang und Kabelklang: Da erklären selbsternannte Kompetente die Kollegen Techniker, die anderer Meinung sind als sie, für inkompetent (als "Voodoisten-Techniker" und dergleichen wie die Homöopathen-Mediziner), sie seien also gar keine richtigen Techniker, und berufen sich darauf, dass nur ihr Urteil allein wissenschaftlich bewiesen sei. Entsprechend wird den "Laien" ständig ihre Inkompetenz vorgehalten, sie hätten gar kein Recht, sich selber zu entscheiden, welcher Technikerfraktion sie mehr glauben dürften (denen, die sogenannten Kabel- und Verstärkerklang für möglich halten und denen, die das kategorisch ausschließen), denn da gehe es letztlich nur um eine Entscheidung zwischen Kompetenz und Inkompetenz, und die könnten die Laien als Inkompetente ja gar nicht treffen, sondern nur die, die sich für einzig kompetent halten und die andere Techniker-Fraktion für inkompetent erklären kraft der "Wissenschaftlichkeit" ihrer Kompetenzentscheidung solus ipse und den Laien sozusagen kraft ihrer exklusiven Kompetenz, die nur sie besitzen, ihre Kompetenzentscheidung dann verbindlich vorschreiben. Liebe Leute, das ist haarsträubend, nun wirklich absolut indiskutabel weil antidemokratisch und ein totalitäres Denken.
Auch wird hier nicht begriffen, was ein wissenschaftliches Evaluationssystem ist. Irgendwelche Grundkenntnisse in Elektrotechnik zu haben ist noch keine evaluierte Meinung. Selbst ein Fachwissenschaftler ist nicht in jedem Teil seines Fachgebietes evaluiert. Sich auf irgendwelche Kenntnisse von Basics zu berufen, ist nichts als Kompetenzanmaßung. Und es ist letztlich auch egal, denn die Glaubwürdigkeit ist nicht etwas, was man durch ein Studium und eine Diplomurkunde verbrieft bekommt, die muss man sich in der Diskussion erwerben. Wer für eine Meinungs-Expertendiktatur plädiert und die "Laien" entmündigen will, der hat seine Glaubwürdigkeit von vornherein verspielt.
Wo die Reise hingeht in diesem Forum, zeigt sich hier:
Ich habe das schon länger behauptet, nun ist es manifest. Es wird eine gewisse Auffassung als Forenrichtlinie festgelegt. Damit wird dieses Forum zum Weltanschauungsforum. Gegenmeinungen sind deshalb tendenziell unerwünscht und auch ernsthafte "Diskussionen" mit Gegenmeinungen, denn es gibt ja auch keinen ernsthaften Diskussionsbedarf mit Positionen, die man nicht Ernst nimmt.
Der Forenbetreiber (also David) hat natürlich das Recht, so etwas als Linie festzulegen. Es gibt aber auch andere Beispiele. Ich nenne das Tamino-Klassikforum von Alfred Schmidt. Alfred Schmidt ist ein ziemlich fundamentalistischer Gegner des sogenannten "Regietheaters". Er hat aber dafür gesorgt durch eine paritätische Besetzung der Moderation, dass diese seine Auffassung nicht zur Auffassung des Forums wird. Denn dann würden nämlich auch viele Mitstreiter, die sich gar nicht für Oper und die Diskussionen dort interessieren, das Tamino-Forum nur noch als Propaganda-Plattform gegen Regietheater wahrnehmen und sich abmelden - ich natürlich auch.
Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen, mich an keiner inhaltlichen Diskussion über Hifi in diesem Forum mehr zu beteiligen. Ich werde es nur noch nutzen für die Nachfrage von praktischen Dingen wie die von Bernd etwa nach einem Stecker, der Störungen beseitigt. Wenn ich das sage, meine ich das auch Ernst. Ich sehe keinen Sinn darin, an Diskussionen teilzunehmen, die nicht ernsthaft geführt werden, weil man die eine Seite der dort vertretenen Meinung überhaupt nicht Ernst nimmt. Dann pendeln solche Diskussionen nämlich - das zeigt die Erfahrung ja nun überdeutlich - zwischen den Polen der Polemik und Veralberung. Das kann ich mir aber nun wirklich sparen.
Auf jeden Fall wünsche ich dem Forum hier aber interessante Diskussionen, die es - das streite ich gar nicht ab - durchaus gibt. Nur nicht zu den eigentlich strittigen Themen, darüber zu streiten, über solche Streitthemen, ist einfach mangels Streitkultur hier nicht der richtige Ort.
Schöne Grüße
Holger
Zitat von Unregistriert
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Dieser Satz bringt mich dazu, einige abschließende Bemerkungen zu machen. Der oben zitierte Satz ist nicht nur eine Tautologie, sondern er läuft auf eine Meinungs-Diktatur von Experten und selbsternannten Experten hinaus. Der Arzt kann immer sagen zum Patienten: Du hast keine Medizin studiert und bist entsprechend nicht kompetent, um meine Therapie zu bewerten. Also musst Du mir bedingungslos in medizinischen Fragen gehorchen (und auch noch androhen, wenn das staatlich sanktioniert würde, dass er anderenfalls keine Finanzierung seiner Therapie von der Krankenkasse mehr bekommt sondern seine Behandlung, weil er nicht den "Kompetenten" und deren Weisheit bedingungslos folgt, selber bezahlen dürfte). Genauso könnte das der Fachjurist, wenn er gegen das Kirchenasyl sagt: So etwas ist illlegitim, weil diejenigen Menschen, die sich hier auf ein bloßes Rechtsgefühl berufen, keine kompetenten Fachjuristen sind. Und in Glaubensfragen könnten die Theologen kommen und sagen: Ihr Gläubigen dürft in den entscheidenden Glaubensfragen nicht mitreden, weil ihr keine Theologie und Philosophie studiert habt und den Augustinus nicht im Original lesen könnt. Genau das wird aber bezeichnend - und völlig zu Recht - von der Gesellschaft nicht akzeptiert, weil eine solche Haltung antidemokratisch ist.
Um das mal am Beispiel der Homöopathie zu erläutern: Es gibt heute konventionelle studierte Mediziner, die alternative Medizin und auch Homöopathie als Alternative durchaus akzeptieren, wenn sie dem Patienten hilft. Und es gibt andere konventionelle studierte Mediziner, die Homöopathie und alternative Methoden strikt ablehnen, weil sie sie für unwissenschaftlich halten. Wenn nun ein konventioneller Mediziner kommt und dem Patienten sagt: Mediziner, die Homöopathie akzeptieren, sind nicht kompetent weil unwissenschaftlich und deshalb auch keine "richtigen" Mediziner und deshalb hätte der Patient ihnen zu folgen weil "Kompetente erkennen Kompetentes kraft Kompetenz", dann ist das reine Kompetenzanmaßung. Der Patient hat nämlich das Recht, selber zu entscheiden, wessen Kompetenz er mehr oder weniger schätzt und welchem Rat er gerade auch nach seinem laienhaften Urteilsvermögen und seiner persönlichen Erfahrung mit diversen Therapien eher zu folgen geneigt ist. Ihm dieses Recht abzusprechen ist schlicht die Anmaßung einer Kompetenzdiktatur und sonst nichts.
Genauso laufen hier aber die Diskussionen über Verstärkerklang und Kabelklang: Da erklären selbsternannte Kompetente die Kollegen Techniker, die anderer Meinung sind als sie, für inkompetent (als "Voodoisten-Techniker" und dergleichen wie die Homöopathen-Mediziner), sie seien also gar keine richtigen Techniker, und berufen sich darauf, dass nur ihr Urteil allein wissenschaftlich bewiesen sei. Entsprechend wird den "Laien" ständig ihre Inkompetenz vorgehalten, sie hätten gar kein Recht, sich selber zu entscheiden, welcher Technikerfraktion sie mehr glauben dürften (denen, die sogenannten Kabel- und Verstärkerklang für möglich halten und denen, die das kategorisch ausschließen), denn da gehe es letztlich nur um eine Entscheidung zwischen Kompetenz und Inkompetenz, und die könnten die Laien als Inkompetente ja gar nicht treffen, sondern nur die, die sich für einzig kompetent halten und die andere Techniker-Fraktion für inkompetent erklären kraft der "Wissenschaftlichkeit" ihrer Kompetenzentscheidung solus ipse und den Laien sozusagen kraft ihrer exklusiven Kompetenz, die nur sie besitzen, ihre Kompetenzentscheidung dann verbindlich vorschreiben. Liebe Leute, das ist haarsträubend, nun wirklich absolut indiskutabel weil antidemokratisch und ein totalitäres Denken.
Auch wird hier nicht begriffen, was ein wissenschaftliches Evaluationssystem ist. Irgendwelche Grundkenntnisse in Elektrotechnik zu haben ist noch keine evaluierte Meinung. Selbst ein Fachwissenschaftler ist nicht in jedem Teil seines Fachgebietes evaluiert. Sich auf irgendwelche Kenntnisse von Basics zu berufen, ist nichts als Kompetenzanmaßung. Und es ist letztlich auch egal, denn die Glaubwürdigkeit ist nicht etwas, was man durch ein Studium und eine Diplomurkunde verbrieft bekommt, die muss man sich in der Diskussion erwerben. Wer für eine Meinungs-Expertendiktatur plädiert und die "Laien" entmündigen will, der hat seine Glaubwürdigkeit von vornherein verspielt.
Wo die Reise hingeht in diesem Forum, zeigt sich hier:
Ich habe das schon länger behauptet, nun ist es manifest. Es wird eine gewisse Auffassung als Forenrichtlinie festgelegt. Damit wird dieses Forum zum Weltanschauungsforum. Gegenmeinungen sind deshalb tendenziell unerwünscht und auch ernsthafte "Diskussionen" mit Gegenmeinungen, denn es gibt ja auch keinen ernsthaften Diskussionsbedarf mit Positionen, die man nicht Ernst nimmt.
Der Forenbetreiber (also David) hat natürlich das Recht, so etwas als Linie festzulegen. Es gibt aber auch andere Beispiele. Ich nenne das Tamino-Klassikforum von Alfred Schmidt. Alfred Schmidt ist ein ziemlich fundamentalistischer Gegner des sogenannten "Regietheaters". Er hat aber dafür gesorgt durch eine paritätische Besetzung der Moderation, dass diese seine Auffassung nicht zur Auffassung des Forums wird. Denn dann würden nämlich auch viele Mitstreiter, die sich gar nicht für Oper und die Diskussionen dort interessieren, das Tamino-Forum nur noch als Propaganda-Plattform gegen Regietheater wahrnehmen und sich abmelden - ich natürlich auch.
Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen, mich an keiner inhaltlichen Diskussion über Hifi in diesem Forum mehr zu beteiligen. Ich werde es nur noch nutzen für die Nachfrage von praktischen Dingen wie die von Bernd etwa nach einem Stecker, der Störungen beseitigt. Wenn ich das sage, meine ich das auch Ernst. Ich sehe keinen Sinn darin, an Diskussionen teilzunehmen, die nicht ernsthaft geführt werden, weil man die eine Seite der dort vertretenen Meinung überhaupt nicht Ernst nimmt. Dann pendeln solche Diskussionen nämlich - das zeigt die Erfahrung ja nun überdeutlich - zwischen den Polen der Polemik und Veralberung. Das kann ich mir aber nun wirklich sparen.
Auf jeden Fall wünsche ich dem Forum hier aber interessante Diskussionen, die es - das streite ich gar nicht ab - durchaus gibt. Nur nicht zu den eigentlich strittigen Themen, darüber zu streiten, über solche Streitthemen, ist einfach mangels Streitkultur hier nicht der richtige Ort.
Schöne Grüße
Holger
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