Zitat von carlinhos
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Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich das erste Mal geflogen bin und dann auch noch in die Tropen. Als ich in Singapur das Flugzeug verließ, glaubte ich, dass die Hitze auf der Gangway (die Fenster waren offen) durch die noch laufenden Turbinen entstand. Erst als ich den klimatisierten Flughafen verließ, bemerkte ich: Nein, diese Hitze entsteht nicht durch die sich abkühlenden Turbinen, es ist das tropische Klima! So machte ich meine erste "Tropen-Erfahrung".
Doch ist die "Singapur/Malaysia-Tropen-Erfahrung" nicht zu vergleichen, mit der "Thailand-Tropen-Erfahrung" oder der "Indien-Tropen-Erfahrung". So geht es mir auch mit meiner "Berg-Erfahrung". Ich empfinde es als vermessen und eine unzulässige Pauschalisierung, von "der" Berg-Erfahrung zu sprechen. Viel mehr ist meine "Alpen-Erfahrung" eine andere als meine "Rocky-Mountains-Erfahrung". Wenn ich den Berg nämlich lediglich als ein "visuelles Phänomen" betrachte, dann wäre wirklich Berg gleich Berg, nur wäre der ein höher als der andere und die Formen wären etwas unterschiedlich.
So geht es mir auch mit der Musik: Wenn ich die Musik nur auf das "Hören" reduzieren, sie nur als ein "auditives Phänomen" betrachten würde, wäre mir das zu pauschal: Ich höre mit den Ohren, meine "Musik-Erfahrung(en)" sind viel umfassender. Schließlich spüre ich den Schalldruckwechsel auf der Haut, die Vibrationen im Körper - das Sehen der Musiker gehört natürlich bei Live-Musik oder Musik-Videos auch dazu. Deshalb ist meine "Kammermusik-Erfahrung" eine andere als meine "Rockmusik-Erfahrung" und die unterscheidet sich wieder erheblich von der "Jazz-Musik-Erfahrung".
Worauf ich hinaus will: Meine Erfahrung mit der Live-Aufführung eines bestimmten Musik-Genres entscheidet, ob ich eine Reproduktion als gelungen oder nicht empfinde. Je mehr sich meine Live-Erfahrung mit der "Musik-Reproduktionserfahrung" deckt, desto stimmiger erscheint mir, eine Musikwiedergabe-Anlage zu sein. Meine Referenz ist also meine Erfahrung, die ich gesammelt habe. Deshalb finde ich es so bedenklich, wenn die "jüngeren Generationen" nur Erfahrungen aus zweiter Hand machen, z.B. nie eine Sinfonie-Aufführung live erlebt haben. Dann ist die "Sinfonie-Erfahrung" eigentlich eher eine "Sinfonie-Reproduktionserfahrung". Ich weiß dann nicht, wie z.B. eine Violine in natura klingt. Meine Referenz ist dann eine Künstliche.
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