Küchengeschichte
Gestern hab ich mein landein, landaus gerühmtes Gemüsecurry gekocht. Nur hab ich statt eines Waldundwiesenchillis einen halben (!) Habanero genommen. Resultat: :J
Sag ich zu meiner Frau: "Glaubst kann man das noch essen?" Sie kostet ein Löffelchen, läuft rot an und sagt: "Mit viel Reis wirds schon gehen."
Hätte meine Frau aber auf einen Messwert zur Schärfe-Abschätzung bestanden, hätten wir ein echtes Problem gehabt. Einfach den Capsaicin-Gehalt bestimmen, sagt der Messtechniker. Aber welchen? Wir können davon ausgehen, dass im Saft (besonders in der öligen Fraktion) mehr Chilli-Wirkstoff enthalten ist als im Zentrum eines kräftigen Melanzani-Stücks. Homogenisieren heißt die Antwort des Naturstoffchemikers. Also ein Püree machen, gut durchrühren, extrahieren und Capsaicin bestimmen.
Gut und schön, nur können wir davon ausgehen, dass dieser Durchschnittswert nur bedingt mit dem zu tun hat, was passiert, wenn das Curry an die Schmerzrezeptoren der Mundschleimhaut kommt. Auch die geschmackliche Sensation wäre ganz anders, wenn wir das Curry im pürierten Zustand probieren würden.
Aber das ist natürlich nicht alles. Der erfahrene Curry-Koch weiß, dass sich die empfundene Schärfe wesentlich durch Zugabe fettiger Zutaten wie Joghurt oder Obers (=Sahne) manipulieren lässt. Eine scharfe Suppe (Thai-Küche!!!) ist bei gleicher Chilli-Menge schwerer auszuhalten als ein cremiges indisches Korma. Wollte ich der empfundenen Schärfe mit einem Messwert beikommen, müsste ich also z.B. auch den Fettgehalt angeben (welche Fette? haben die unterschiedliche Effekte?). Ich müsste Synergien zwischen den Komponenten kennen und ihre Auswirkungen in Testreihen an ausgewählten Probanden quantifizieren und validieren. Es wäre mir dann vielleicht möglich, so etwas wie ein Punktesystem zu entwickeln, mit dem ich mein Curry auf einer Skala zwischen :N über :G zu :J verorten kann.
Worauf ich hinaus will: Es kann verdammt kompliziert sein, ein mit Hilfe der sinnlichen Wahrnehmung leicht zu fällendes Urteil (Curry = :J) mit Messwerten nachzuvollziehen. Und das, obwohl dahinter die simple und gar nicht esoterische Wahrheit "Capsaicin macht das Curry scharf" steht.
lg
reno
Gestern hab ich mein landein, landaus gerühmtes Gemüsecurry gekocht. Nur hab ich statt eines Waldundwiesenchillis einen halben (!) Habanero genommen. Resultat: :J
Sag ich zu meiner Frau: "Glaubst kann man das noch essen?" Sie kostet ein Löffelchen, läuft rot an und sagt: "Mit viel Reis wirds schon gehen."
Hätte meine Frau aber auf einen Messwert zur Schärfe-Abschätzung bestanden, hätten wir ein echtes Problem gehabt. Einfach den Capsaicin-Gehalt bestimmen, sagt der Messtechniker. Aber welchen? Wir können davon ausgehen, dass im Saft (besonders in der öligen Fraktion) mehr Chilli-Wirkstoff enthalten ist als im Zentrum eines kräftigen Melanzani-Stücks. Homogenisieren heißt die Antwort des Naturstoffchemikers. Also ein Püree machen, gut durchrühren, extrahieren und Capsaicin bestimmen.
Gut und schön, nur können wir davon ausgehen, dass dieser Durchschnittswert nur bedingt mit dem zu tun hat, was passiert, wenn das Curry an die Schmerzrezeptoren der Mundschleimhaut kommt. Auch die geschmackliche Sensation wäre ganz anders, wenn wir das Curry im pürierten Zustand probieren würden.
Aber das ist natürlich nicht alles. Der erfahrene Curry-Koch weiß, dass sich die empfundene Schärfe wesentlich durch Zugabe fettiger Zutaten wie Joghurt oder Obers (=Sahne) manipulieren lässt. Eine scharfe Suppe (Thai-Küche!!!) ist bei gleicher Chilli-Menge schwerer auszuhalten als ein cremiges indisches Korma. Wollte ich der empfundenen Schärfe mit einem Messwert beikommen, müsste ich also z.B. auch den Fettgehalt angeben (welche Fette? haben die unterschiedliche Effekte?). Ich müsste Synergien zwischen den Komponenten kennen und ihre Auswirkungen in Testreihen an ausgewählten Probanden quantifizieren und validieren. Es wäre mir dann vielleicht möglich, so etwas wie ein Punktesystem zu entwickeln, mit dem ich mein Curry auf einer Skala zwischen :N über :G zu :J verorten kann.
Worauf ich hinaus will: Es kann verdammt kompliziert sein, ein mit Hilfe der sinnlichen Wahrnehmung leicht zu fällendes Urteil (Curry = :J) mit Messwerten nachzuvollziehen. Und das, obwohl dahinter die simple und gar nicht esoterische Wahrheit "Capsaicin macht das Curry scharf" steht.
lg
reno
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