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    Zitat von Gerhard Beitrag anzeigen
    Um noch einmal auf die Bilder einer Ausstellung in der Klavierfassung zurück zu kommen. Kennt jemand von Euch die Einspielung von Lazar Berman? Derzeit auf DG Eloquence günstig erhältlich. Ist die gut?
    Hallo Gerhard,

    ja natürlich (habe ich)! Es ist eine Schande, daß die DGG es immer noch nicht geschafft hat, Bermans komplette Aufnahmen in einer Box herauszubringen.

    Beste Grüße
    Holger

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      Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
      Ich spekuliere bis heute, dass ABM von der Preludeseinspielung Zimermans geradezu verstört wurde, sie insgeheim bewunderte und er schmerzlich empfunden haben mag, hier auf ureigenstem Feld klaviertechnisch und interpreatorisch übertroffen worden zu sein. Er versuchte vermutlich nicht umsonst danach am gleichen Aunahmeort wie Zimerman, der Bielefelder Oetkerhalle, den 2. Band dem Jüngeren noch entgegenzustellen, Jahrzehnte nach der Einspielung des 1. Buchs.
      Das gehört noch dazu, die Aufnahmedaten zu nennen: Michelangeli 1987 und Zimerman 1993. Also erst kam die Aufnahme von ABM, dann 6 Jahre später erst die von Zimerman!

      Beste Grüße
      Holger

      Kommentar


        Hallo Holger!

        Vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Ich überlege zwischen der Ashkenazy/Decca Aufnahme und Berman/DG eloquence. Die Decca Aufnahme hätte den Vorteil der besonderen orchestrierten Version, bei Berman ist Karajan in der Orchesterversion drauf, Karajan intressiert mich weniger. Zu welcher Aufnahme würdest Du raten?

        Beste Grüße

        Gerhard

        Kommentar


          Zitat von Gerhard Beitrag anzeigen
          Vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Ich überlege zwischen der Ashkenazy/Decca Aufnahme und Berman/DG eloquence. Die Decca Aufnahme hätte den Vorteil der besonderen orchestrierten Version, bei Berman ist Karajan in der Orchesterversion drauf, Karajan intressiert mich weniger. Zu welcher Aufnahme würdest Du raten?
          Hallo Gerhard,

          zu Ashkenazy. Ashkenazys Orchesterversion ist sehr hörenswert (für die von Ravel würde ich mir Celibidache besorgen) und die Klavierfassung eine der besten. Ashkenazy spielt völlig ohne Mätzchen, absolut treffsicher in der Charakterisierung mit der Souveränität eines Dirigenten am Klavier - der dynamische Aufbau und die Abstufung am Flügel ist mustergültig, eine seiner großen Stärken, der Klavierklang hat Substanz, er kann richtig "zulangen" und die Aufnahmetechnik ist auch sehr gut.

          Beste Grüße
          Holger

          Kommentar


            Hallo Holger!

            Besten Dank für Deine prompte und hilfreiche Antwort. Dann werde ich die Ashkenazy CD besorgen. Bin schon gespannt!

            Herzliche Grüße

            Gerhard

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              From the Library of J.S. Bach eines der Alben welche ich immer wieder gerne auflege, eine schöne Zusammenstellung von J. S. Bachs Werken.

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                @Holger schrieb:
                Wenn ich diese Liste meinem Lehrer Franz-Josef Birk zeigen würde, könnte der sich wahrscheinlich vor Lachen nicht mehr halten...
                Ach, diese rührende, unfreiwillig komische Art zur Bestätigung Deiner Urteile gerne Dir persönlich bekannte lustig klingende Namen ins Feld zu führen, von Käthe Meyer-Drawe bis zu Franz-Josef Birk, die, natürlich völlig unabhängig, Deine Ansichten teilen, von deren absolutem und unbestechlichen Urteil aber Normalsterbliche leider keine Ahnung haben (sondern vermutlich nur zahlende Schüler :-) - da kann ich mich manchmal vor Lachen kaum halten. Angesichts Deiner großen musikwissenschaftlichen Kenntnisse und Deiner Fähigkeiten sie zu vermittlen wirkt dieser Bestätigungseifer fast schon kindlich - das hättest Du doch gar nicht nötig. Damit werden Dein rein persönlicher Geschmack und Deine Verehrung und Verklärung um nicht zu sagen die Anbetung historischer Größen oder Deiner Lehrer für andere vielleicht besser nachvollziehbar - aber für Liebhaber und Kenner mit eigenständigem Urteil werden Deine Ansichten dadurch keinen Deut zwingender, fast schon eher im Gegenteil.

                Deine Verabsolutierungen unbestreitbar großer Interpreten wirken auf mich wie ein unbegründetes Nachtrauern und Verklären längst vergangener Zeiten. Wie ein Liebhaber, der nur noch für Antiquitäten einen Blick hat, sie emsig aufpoliert, nichts anderes daneben gelten lassen will, und mit seinem historisch geprägten Geschmack für das nicht weniger großartige intelligente und moderne, zeitgenössische Design kein Auge hat. Es dient ihm höchstens dazu es vergleichsweise abzuwerten, um seinen historischen Geschmack umso intensiver unvergleichlich überlegen finden zu können. Warum auch nicht. Und nichts gegen Antiquitäten. Aber auf mich wirkt so etwas immer auch - ein bisschen armselig. Umso mehr, je belesener und kenntnisreicher jemand ist. Es macht mich traurig zu erleben, wenn Eifer nach dem vermeintlich Höchsten Besten immer tiefer in eine rückwärtsgewandte Verblendung führt, und wenn manche darüber zusehends unfähiger werden, das zu hören, wertzuschätzen und bereichernd zu empfinden, was großartige Zeitgenossen Neues mitzuteilen haben. Und wenn sie dann auch noch vehement beanspruchen mit ihrem Urteil allen anderen die Leviten lesen zu müssen, weil sie es wagen, absolute persönliche historische Referenzen von einem in Wahrheit gar nicht existierenden, sondern rein privat errichteten Thron zu stoßen.

                Es gibt also Dutzende Gilels, Richters und Michelangelis.
                In der Tat, bei der heutigen Vielfalt im interpretatorischen Angebot der Werke könnte man jeden der von mir dagegengestellten Namen für bestimmte Werke mit musikwissenschaftlichen Argumenten genauso gut verabsolutieren, wie Du das mit Deinen Idolen tust. Man braucht nur deren charakteristische Eigenarten ihres Spiels bei der Bewertung umzukehren. Statt in Zimermans Preludes den Spieldrang gemessen an ABM für "zu ungestüm" zu halten, kann man ihn genauso gut positiv als Ausdruck flammend introvertierter schwer gezügelter Leidenschaft interpretieren, im Vergleich zu dem man ABMs ruhige und arg abgemessene Interpretation plötzlich als zu steril, steif und starr empfinden kann - und schon schon hat sich die Reihenfolge umgekehrt. Du beklagst bei Zimerman einen Pointilismus, bei dem angeblich die Zusammenhänge zerfielen, den man aber stattdessen genauso gut als typisches und stilbildendes Element impressionistischer Farb- und Bildgebung deuten kann, und der dann als Vorzug erscheint, weil die Zusammenhänge sich bewusst lockern, was sie den Hörer vielgestaltiger, mehrdeutiger und neu kombinierbar erleben lässt, viel weniger statisch. Usw.

                Das gehört noch dazu, die Aufnahmedaten zu nennen: Michelangeli 1987 und Zimerman 1993. Also erst kam die Aufnahme von ABM, dann 6 Jahre später erst die von Zimerman!
                Richtig, mein Fehler, das hatte ich ganz falsch in Erinnerung. Was mag ABM angesichts Zimermans Wahl des gleichen Aufnahmeortes und angesichts der fabelhaften "Pianistik" des Jüngeren gedacht haben, hat er es als Herausforderung erlebt? Zimerman ist zu diesem Zeitpunkt rein manuell ABM überlegen, was sich im Detail ohne Probleme nachweisen lässt. Aber für Fans und Anhänger gilt eben was nicht sein darf das nicht sein kann. Zimermans Aufnahme ist für meine Begriffe völlig zu recht mit Preisen überhäuft worden, sie ist schon quantitativ und absolut betrachtet nicht von ungefähr eine der am meisten ausgezeichneten Klavieraufnahmen weltweit und überhaupt. Wer aber im eigenen akustischen Antiquitätenkabinett hockt, wird natürlich sofort erkennen, wie sich hier alle Juroren und das Publikum weltweit irren, die überschätzen neumodisches Zeug maßlos, haben nur Verkaufsinteressen und vor allem keine Ahnung, wo die echten Kunstschätze begraben liegen:

                ABMs Aufnahme der Prelude Heft 2 ist für mich die erste und einzige, welche dem Rang dieser Musik als ein Spätwerk und Meilenstein der Musik des 20. Jahrhunderts wirklich gerecht wird.
                Was sie für Dich ist, ist Dir ja völlig unbenommen. Mir sind (inzwischen, nicht damals) bei den Gesamtaufnahmen Zimerman, Parakivesco oder sogar Osborne lieber. Und bei Heft 1 finde ich bis heute Pollinis Einspielung unübertroffen, vor ABM und Zimerman. Live hat er manche Stücke sogar noch besser hingekriegt, man höre diese Debussy-Zugaben nach einem Japankonzert: anders geht immer, besser m.E. nicht:

                Pollini plays 2 preludes by Debussy as encores in Japan:La cathedrale engloutie et ce qu'a vu le vent d'ouest.


                Auf YouTube findest du die angesagtesten Videos und Tracks. Außerdem kannst du eigene Inhalte hochladen und mit Freunden oder gleich der ganzen Welt teilen.


                (Aber das ist meine nicht verabsolutierende Privatmeinung. Wem helfen schon Verabsolutierungen? Ein Jammer, dass Pollini den 2. Band nicht eingespielt hat, ein Jammer auch, dass er sich nie für Mussorgsky, Scriabin oder Ravel interssiert hat, ein Jammer dass er immer zuviel gequalmt hat und nun das physische Vermögen, seine sicher interessante Altersweisheit auch interpretatorisch umzusetzen, unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden dürfte.)

                Drücken wir es mal in der Fußballsprache aus: ...
                Oh nein, nicht diese Vergleiche vom Sport bis hin zu Autorennen, wo es ja nach Zahlen angeblich immer glasklar eindeutige Gewinner und Verlierer gibt - auch wenn in vielen Fällen der nackte Zufall oder bloß Glück und besondere Umstände im Spiel sind. Um Deine unsägliche Einteilung, die für meine Begriffe völlig wertlos ist, mal exemplarisch zu entkräften:
                Demidenko hat schon früh eine Einspielung mit Chopins Scherzi herausgebracht, mit der er ABMs Version locker das Wasser reichen konnte - anders gespielt, aber kein Jota schlechter interpretiert. Aber das ist für Dich ja nur 3. Liga. Weiter geht's, man vergleiche Anderszewskis Faschingsschwank aus Wien bei seinem Carnegiehall-Debut mit ABMs Einspielungen. Das ist keine Deut schlechter, schon gar nicht rein klaviertechnisch, es ist nur anders gespielt und packt das Publikum, wie man an den Beigeisterungstürmen nach dieser Live-Aufnahme hören kann, sicher nicht weniger. Aber Anderszewski spielt ja nur in der 2. Kaletha-Liga.

                Und, mal umgekehrt, die Pires, eine fraglos ehrwürdige großartige Interpretin technisch nicht allzu schwerer Stücke gehört in die 1. Kaletha-Liga, obwohl sie schon rein manuell manche Gipfel der Klavierliteratur gar nicht erklimmen könnte? Was sie natürlich auch nicht muß, und ihr auch nicht vorzuwerfen ist - Was daran aber angeblich oberste Leistungsklasse sein soll, wenn man überhaupt in solchen technischen Kategorien denken will, die mir bei Musik nie in den Sinn kämen, erscheint mir doch vergleichsweise willkürlich und von Deinem persönlichem Geschmack und absoluten Wertungsbedürfnis motiviert.

                Er hat dem Klavierspiel eine Dimension gegeben, die unvergleichlich ist. Und es gibt eine Reihe von Aufnahmen von ihm, die singulär und in diesem Sinne unerreichbar sind.
                Dieses Gerede von anderen Dimensionen und Unerreichbarkeit ist für mich völlig unverständlich. Es verleiht Menschen eine Aura des Übermenschlichen, die es in Wahrheit gar nicht gibt, nur weil sie mehr oder weniger zufällig die Ersten waren, die etwas Bleibendes hinterlassen haben. (Man darf nicht vergessen, dass die Klavierbaukunst und noch mehr die Schallaufzeichnugn erst in der Ära der von Dir so Bewunderten passable Dokumente erlaubten, angesichts des damaligen technischen Aufwandes aber nur in kleiner Zahl. Die Ersten auf einem neuen Feld stehen im Nachhinein immer größer und prägender da, als sie es eigentlich verdient haben: einfach weil sie die Ersten waren, an denen die Nachfolgenden gemessen werden.) Ich bewundere große historische Künstler deswegen nicht weniger, aber ich bilde mir ein klar zu erkennen, das alle, ausnahmslos alle nur mit demselben Wasser kochen. Und das tun sie bis heute, da ist keine irgendwie anders geartete besondere Dimension der Unerreichbarkeit verloren gegangen.

                Jeder, der mal einen eigenen Blick in Notenpartituren geworfen hat und selbst das Instrument spielt, kann erkennen, dass die unendlich viele Aspekte eines Notentextes interpretatorisch überzeugend auf so unendlich verschiedende Weise hervorgehoben oder abgeschwächt und verändert werden können, das auch für zahllose neue, und eben nicht "unerreichbare Dimensionen" der Interpretationskunst beliebig viel Luft bleibt. Die wird man aber nur entdecken und für sich erleben können, wenn man nicht ständig an die Unerreichbarkeit der historischen Anfänge aufgezeichneter Interpretationskunst gemahnt und in deren Rezeption gedanklich verhaftet bleibt.

                @ Gerhard
                die Berman Aufnahme der Bilder würde mich auch interessieren, berichte mal, wenn Du sie hast. Ich habe von Berman und Berman nur eine einzige Aufnahme, die aber fabelhaft ist: da spielen Vater und Sohn live auf irgendeinem Festival in Frankreich 1992 Violinsonaten von Mozart, Prokofiew und Beethoven. Packender geht's nicht.
                Zuletzt geändert von Gast; 09.10.2012, 19:33.

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                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Die rührende, unfreiwillig komische Art zur Bestätigung Deiner Urteile immerzu die Meinung Dir persönlich bekannter Namen ins Feld zu führen ... da kann ich mich manchmal vor Lachen nicht halten.
                  Der Spaß sei Dir gegönnt. Wenn man wie ich mit Musikern zu tun hat, dann macht man die Erfahrung, daß sie sehr unduldsam sind und nur das Beste vom Besten gelten lassen. Ich streite mich übrigens des öfteren mit ihnen, weil ich durchaus in vielen Dingen anderer Meinung bin.

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Deine Verabsolutierungen unbestreitbar großer Interpreten wirken auf mich wie ein völlig unbegründetes Nachtrauern und Verklären längst vergangener Zeiten. Wie ein Liebhaber, der nur noch für Antiquitäten einen Blick hat, sie emsig aufpoliert, nichts anderes daneben gelten lassen will, und mit seinem historisch geprägten Geschmack für das nicht weniger großartige intelligente und moderne, zeitgenössische Design kein Auge hat.
                  Du argumentierst ständig mit pauschalierenden Unterstellungen und Behauptungen die durch nichts begründet sind und impliziten anderen Annahmen, die auf wackligen Füßen stehen. Was, wo und wie definierst Du denn "modernes, zeitgenössisches Design" und was ist "historisch geprägter Geschmack"? Das ist doch alles lauter Wackelpudding, unpräzise und höchst vage Vorstellungen. Es scheint mir so, als sei Dein Kriterium der Kalender. Eine Aufnahme von 1987 ist wohl für Dich "historisch" und eine von 2012 "zeitgenössisches Design". Das braucht man nicht weiter zu kommentieren. Chronologien sagen hier überhaupt nichts. Eine Aufnahme von 1930 kann weit "moderner" sein als eine von 1960.

                  Ich wiederhole mich: Man befrage nur die namhaften Interpreten von heute und es kommt ziemlich genau das heraus, was ich als Meinung über Gilels, Richter, ABM usw. vortrage.

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  In der Tat, bei der heutigen Vielfalt im interpretatorischen Angebot der Werke könnte man jeden der genannten Namen für bestimmte Werke mit musikwissenschaftlichen Argumenten genauso gut verabsolutieren, wie Du das mit Deinen Idolen tust. Man braucht nur deren charakteristische Eigenarten ihres Spiels bei der Bewertung umzukehren. Statt in Zimermans Preludes den Spieldrang gemessen an ABM für "zu ungestüm" zu halten, kann man ihn genauso gut positiv als Ausdruck flammend introvertierter schwer gezügelter Leidenschaft interpretieren, im Vergleich zu dem man ABMs ruhige und arg abgemessene Interpretation plötzlich als steif und erstarrt empfinden kann - und schon schon hat sich die Reihenfolge umgekehrt. Du beklagst bei Zimerman einen Pointilismus, bei dem angeblich die Zusammenhänge zerfielen, den man aber stattdessen genauso gut als typisches und stilbildendes Element impressionistischer Farb- und Bildgebung deuten kann, und der dann als Vorzug erscheint, weil die Zusammenhänge sich bewusst lockern, was sie den Hörer vielgestaltiger, mehrdeutiger und neu kombinierbar erleben lässt. usw. usw.
                  Debussy hat über seine Preludes gesagt, sie seien zu spielen wie "Musik unter vier Augen" - also privat und intim. Wenn jemand daraus einen extrovertieren Liszt machen will, dann ist das jedenfalls von Debussys Auffassung dieser Musik meilenweit entfernt. Wieder mal redest Du sehr allgemein und völlig unkonkret über die Dinge. Ich pflege solche Aussagen zu belegen anhand der Analyse des Notentextes und kann das sehr gut - außerdem habe ich etliche dieser Preludes selber gespielt, kenne diese Musik also "von innen".

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Richtig, mein Fehler, das hatte ich ganz falsch in Erinnerung. Was mag ABM angesichts Zimermans Wahl des gleichen Aufnahmeortes und angesichts der fabelhaften "Pianistik" des Jüngeren gedacht haben, hat er es als Herausforderung erlebt? Zimerman ist zu diesem Zeitpunkt rein manuell ABM überlegen, was sich im Detail ohne Probleme nachweisen lässt.
                  Das halte ich für einen schlechten Witz, mit Verlaub gesagt. ABMs Aufnahmen setzen gerade bei Debussy Maßstäbe an Perfektion und Beherrschung des Flügels in Extrembereichen, an denen sich alle anderen seither zu messen haben. Und in dieser Zeit hat ABM ja auch noch andere Aufnahmen als Debussy gemacht, wo er auch wieder Maßstäbe gesetzt hat.

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Was sie für Dich ist, ist Dir ja völlig unbenommen. Mir sind (inzwischen, nicht damals!) bei den Gesamtaufnahmen Zimerman oder sogar Osborn lieber. Und beim ersten Band finde ich bis heute Pollinis Einspielung unübertroffen, vor ABM und Zimerman. Live hat er manchmal sogar noch besser hingekriegt, man höre diese Debussy-Zugaben nach einem Japankonzert: anders geht immer, besser für meine Begriffe nicht:

                  Pollini plays 2 preludes by Debussy as encores in Japan:La cathedrale engloutie et ce qu'a vu le vent d'ouest.


                  http://www.youtube.com/watch?v=U7EWimFSD9M
                  Das ist Deine Meinung, die ist Dir unbenommen. Die teile ich nicht. Pollinis Einspielung finde ich auch ganz hervorragend, aber ABM bleibt für mich an erster Stelle. Über die Gründe dafür müßte ich jetzt eine ziemlich lange Ausführung machen.

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Demidenko hat schon früh eine Einspielung mit Chopins Scherzi herausgebracht, mit der er ABMs Version locker das Wasser reichen konnte - anders gespielt, aber kein Jota schlechter interpretiert. Aber das ist für Dich ja nur 3. Liga.
                  Nö! Halte ich für eine maßlose Überschätzung von Demidenko. ABM hat zudem die kompletten Scherzi nie aufgenommen.

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Weiter geht's, man vergleiche Anderszewskis Faschingsschwank aus Wien bei seinem Carnegiehall-Debut mit ABMs Einspielungen. Das ist keine Deut schlechter, schon gar nicht rein klaviertechnisch, es ist nur anders gespielt und packt das Publikum, wie man an den Beigeisterungstürmen nach dieser Live-Aufnahme hören kann, sicher nicht weniger. Aber Anderszewski spielt ja nur in der 2. Kaletha-Liga.
                  Anderszewskis Aufnahmen haben einfach nicht diese zwingende Konsequenz, welche die ganz "Großen" vorweisen können - jedenfalls die, welche er bislang vorgelegt hat. Sein Schumann ist wahrlich hörenswert, aber "absolut" betrachtet kommt er bei der Humoreske einfach nicht an Horowitz heran und beim Faschingsschwank nicht an ABM.

                  Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                  Ich bewundere große historische Künstler deswegen nicht weniger, aber ich bilde mir ein klar zu erkennen, das alle, ausnahmslos alle nur mit demselben Wasser kochen. Und das tun sie bis heute, da ist keine irgendwie anders geartete besondere Dimension der Unerreichbarkeit verloren gegangen.
                  Das habe ich mal gesperrt gedruckt. Dieses Credo erklärt nämlich all Deine Beiträge hier. Das ist eine Art von Skeptizismus, der die Kategorie "Größe" nicht gelten lassen will. Und wer es tut - wie auch immer - dem wird dann vorgehalten, sich ein Idol zu schaffen. Das ist ein Selbstläufer - eine skeptizistische Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Auch hier spricht eindeutig dagegen, daß die Künstler von heute immer wieder solche Größen benennen und als ihre Vorbilder wählen. Ich hatte einige Beispiele genannt. Nach Deiner Meinung sind Horowitz und ABM Idole von Pogorelich und Rubinstein ist das Idol von Yundi Lee und Yuja Wang... Ich halte es da einfacher: Sie haben gute Gründe und es ist ihr gutes Recht, diese Klaviertitanen zu bewundern.

                  Philosophisches Schlußwort: Es gibt eine wirklich sehr lesenswerte Schrift von Friedrich Nietzsche "Vom Nutzen und Nachteil der Hostorie für das Leben". Er unterscheidet dort monumentalische, antiquarische und kritische Historie. Der Mensch braucht eine gesunde Mischung von allen dreien, sonst geht das Leben schief. Du möchtest offenbar gerne die monumentalische Historie komplett streichen - die Bewunderung für das "Große" und Exemplarisch-Bleibende.

                  Beste Grüße
                  Holger

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                    Du argumentierst ständig mit pauschalierenden Unterstellungen und Behauptungen die durch nichts begründet sind und impliziten anderen Annahmen, die auf wackligen Füßen stehen.
                    "Ständig", natürlich. Durch "nichts" begründet, klar. Und bloße "Annahmen", die auf wackligen Füßen stehen. (Stimmt sogar - Zimermans Debussy ist in Kassel eingespielt, nicht in Bielefeld, wo er die Chopin-Balladen aufnahm, noch eine Erinnerungslücke von mir). Und auf solche (etwa nicht pauschalen?) Vorwürfe Deinerseits soll ich nun dezidiert antworten?
                    Ich wiederhole mich: Man befrage nur die namhaften Interpreten von heute und es kommt ziemlich genau das heraus, was ich als Meinung über Gilels, Richter, ABM usw. vortrage.
                    Ja und? Wer würde nicht schon aus purer Höflichkeit den Altvorderen seine Reverenz erweisen, deren Einspielungen "man" selbstverständlich kennt und das nicht viel lieber tun, als zeitgenössische Kollegen loben, mit denen man im Konzertbetrieb konkurriert? Es ist außerdem ein altbekanntes Faktum, dass etablierte Größen ab einem bestimmten Punkt durch die Nachwelt noch immer größer gemacht werden, als sie es ohnehin waren. De mortem nihil nisi bene, wußten schon die alten Römer. Werden deren Verdienste aber wie von Dir verabsolutiert und ihre Anerkennung ständig eingefordert, droht ihrer Wertschätzung durch das Einzementieren die Versteinerung.
                    Debussy hat über seine Preludes gesagt, sie seien zu spielen wie "Musik unter vier Augen" - also privat und intim. Wenn jemand daraus einen extrovertieren Liszt machen will, dann ist das jedenfalls von Debussys Auffassung dieser Musik meilenweit entfernt.
                    Erstens finde ich, hat die Auffassung eines Komponisten, wie und unter welchen Umständen man sein Werk zu spielen hätte, niemals verbindlichen Charakter. Debussy hat auch gesagt, Klaviermusik sollte nur für Bechstein-Instrumente geschrieben werden - also weg mit allen Steinwayeinspielungen, oder was? Zweitens kann man auch im privaten und intimen extrovertiert sein, manche vielleicht nur und gerade dort. Drittens kann niemand wissen, ob eine Komponistenmeinung unter anderen Umständen in anderen Zeiten nicht ganz anders ausfiele. Und außerdem gibt es viertens bedeutende Einspielungen, die sich einen Kuckuck um historische Spielanweisungen scheren, aber trotzdem legendär geworden sind. Es ist für eine Interpretation deshalb m.E. ziemlich schnuppe, wie weit man sich dabei von der vermeintlichen Auffassung des Komponisten oder den historischen Umständen der Werkentstehung entfernt.
                    Wieder mal redest Du sehr allgemein und völlig unkonkret über die Dinge. Ich pflege solche Aussagen zu belegen anhand der Analyse des Notentextes und kann das sehr gut -
                    Ich kann nicht erkennen, wo Du hier den Notentext analysiert hättest. Aber werden wir mal ganz konkret und vergleichen zwei Stücke aus der von Dir so unerreichbar gerühmten Einspielung des 2.Hefts von ABM mit der von Zimerman. Nehmen wir das 11. und 12. Prelude, an denen man auch die manuelle Überlegenheit Zimermans leicht hören kann:
                    Das halte ich für einen schlechten Witz, mit Verlaub gesagt. ABMs Aufnahmen setzen gerade bei Debussy Maßstäbe an Perfektion und Beherrschung des Flügels in Extrembereichen, an denen sich alle anderen seither zu messen haben.
                    Während ABM die "tierces alternées" ganz nett aber mit Bedacht und auf Nummer sicher und Kontrolle vorführt, in recht gemäßigtem Tempo - schafft es Zimerman in diesem "Extrembereich" die Sache erregt vibrieren zu lassen weil er fingerfertiger ist, und die Wechsel schneller und trotzdem akkurat hinkriegt. Das lebt und pulsiert, es ist brilliant und es flirrt nur so, im Vergleich dazu wirkt ABM manuell regelrecht müde und bemüht.

                    Und dann das Feuerwerk "Feux d'artifice", ein weiterer Extrembereich, das muß funkeln, da müssen Kontraste kommen, gleißende Raketen in bunten Farben vor nachtschwarzem Himmel emporschießen... Zimerman kann überwältigen, bei ABM davon kaum eine Spur, man steht nicht staunend unter dem blitzenden Feuerwerk, das sich über einem wölbt, sondern erahnt seinen matten Glanz allenfalls in der Ferne am Horizont. ABM pedalisiert häufig - wie auch bei den "tierces alternées - er legt einen Teppich aus und überdeckt damit (notgedrungen?) über weite Strecken, was Zimerman im Pianissimo-Hintergrund mit seiner famosen manuellen Technik noch an feinsten Strukturen farbig aufschimmern lassen kann. Ich könnte wetten, dass ABM davon mehr als beeindruckt war... aber zugegeben, es bleibt Spekulation. Ich kann nur empfehlen, sich das mal vergleichend anzuhören, jeder dürfte die Unterschiede hörend nachvollziehen können.

                    Kommen wir vergleichend zum b-moll Scherzo Chopins:
                    Halte ich für eine maßlose Überschätzung von Demidenko. ABM hat zudem die kompletten Scherzi nie aufgenommen.
                    Sein Repertoire war eben schmal, und verglichen mit dem was Pianisten heute anbieten müssen wirkt es noch schmaler, aber sei's drum. Vergleichen wir konkret, auch wenn ich bezweifle, dass Du Demidenkos Aufnahme kennst, stattdessen aber eine ganze Latte von diversen wenig divergierenden Mitschnitten des Altmeisters hast. Während Demidenko einen wunderbaren geschlossenen Zug in das Ganze, famos heterogene Werk, bringt, es also vermag, mit großem Atem einen weiten architektonischen Bogen zu spannen, finde ich davon bei ABM nichts. Seine gestauten Rubati, seine berühmte Kunst drängender Verzögerung lässt hier im Vergleich das Werk in Einzelabschnitte zerfallen, viele Rubati kommen mir außerdem einfach zu schmachtvoll daher. Man gelangt wie mit dem Zeigestock von schöner Stelle zu geschönter Stelle, aber die Verbindung zu einem erlebten Ganzen will nicht recht gelingen, es wirkt beinahe verklemmt, künstlich um besonderen Ausdruck bemüht. Von "zwingender Konsequenz der Großen" spüre ich da nicht viel, bei Demidenko ist das dagegen durchgängig zu erleben. Ich kann nur empfehlen, auch hier vergleichend zu hören, besonders, wenn man ABMs Grenzen kennenlernen möchte. Grenzen freilich auf allerhöchstem pianistischen Niveau.
                    "absolut" betrachtet kommt er bei der Humoreske einfach nicht an Horowitz heran und beim Faschingsschwank nicht an ABM.
                    Ja absolut betrachtet - wer will hier immer wieder pauschal und absolut urteilen? Wer kann überhaupt absolute Urteile über Interpretationen abgeben? Was für Anmaßungen stecken dahinter, und was für ein (Über-)menschenbild? (Etwa das von Leuten wie Nietzsche, Wagner, oder philosophischen Schwurblern wie Heidegger und Steiner, die nicht umsonst dem nationalsozialistischen Größenwahn mit ihrem elitären Menschenbild Vorschub leisteten? Aber das gehört nicht hierher). Nichts gegen Horowitz, sein Spiel ist in der Tat singulär, aber Anderszewkis Auffassung der Humoreske ist gar nicht vergleichbar, sie ist einfach anders, aber nicht schlechter. An wievielen Stellen liest und deutet er den Notentext überraschend, und doch pianistisch gekonnt. Völlig verschieden, aber gleichrangig und neu. Wenn das keine große Kunst ist, dann weiß ich es nicht besser. Aber Du Holger, weißt es auch nicht besser. Es ist Dir nur ein Bedürfnis so zu tun als ob.
                    Das ist eine Art von Skeptizismus, der die Kategorie "Größe" nicht gelten lassen will.
                    Nein, ich billige "Größe" nur wesentlich mehr Leuten zu, und auch gerne Zeitgenossen, die noch auftreten.
                    Philosophisches Schlußwort: Es gibt eine wirklich sehr lesenswerte Schrift von Friedrich Nietzsche "Vom Nutzen und Nachteil der Hostorie für das Leben". Er unterscheidet dort monumentalische, antiquarische und kritische Historie. Der Mensch braucht eine gesunde Mischung von allen dreien, sonst geht das Leben schief. Du möchtest offenbar gerne die monumentalische Historie komplett streichen - die Bewunderung für das "Große" und Exemplarisch-Bleibende.
                    Ich kenne den Text nicht und glaube auch kaum, dass das Leben schief geht, wenn man Nietzsches (oder Deine?) Empfehlung mißachtet. Wer ist der, der überhaupt wüßte was "der Mensch" schlechthin alles braucht? Das anderen auch noch vorzugeben sind für mich unverschämt hochtrabende, aber hohle Ansprüche. Ich kenne jedoch Alfred Einsteins (ein Vetter) wunderbaren Essay über "Größe in der Musik", wo es allerdings nicht um Interpreten als Vermittler, sondern um Komponisten als Schöpfer geht. Und da wird nicht mit angeblich notwendigen Ansprüchen aufs Monumentale hochtrabend philosophiert, sondern tief, gründlich und differenziert über den Begriff nachgedacht, und zwar ausdrücklich ohne damit den in Wahrheit unmenschlichen und intoleranten Anspruch zu stellen, den Besten unter den Besten, den kompositorischen Übermenschen oder das vermeintlich Bleibende küren zu wollen. Sondern es wird klar, wie zeitgenössisch beschränkt solche Ansprüche notwendig immer bleiben werden, und wie dumm solcher Fanatismus im Grunde ist.

                    Enthusiasmus in Ehren - aber wenn man ihn wie Du (oder die o.g. Propheten des Übermenschentums) mit Deutungshoheit und Absolutheitsansprüchen, also Extremismus verknüpft, dann führt das zu leicht zu schauerlicher, wie ich finde widerwärtiger, Intoleranz und Abwertung anderer. Wer es nötig hat, sich an so was autoritätsgläubig zu berauschen, bei dem, finde ich jedenfalls, könnte viel eher das ganze Leben schiefgehen. Und er könnte sich dabei womöglich auch noch anmaßen, die Meinung, die Leistung oder das Leben ganz anderer Menschen aus seiner intellektuellen Schieflage heraus undifferenziert aber absolut aburteilen zu dürfen. Wer diese Dinge nur mit blinder Leidenschaft betrachten kann, lässt eben auch leidenschaftlich schnell manche Leistungen über seine private schiefe Ebene abwärtsrutschen, in die dritte Liga oder tiefer. Und wirft anderen sicher ums so leidenschaftlicher Pauschalurteile vor, ...oder?:H
                    Zuletzt geändert von Gast; 10.10.2012, 04:02.

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                      Spät aber doch (ich lese hier ehrlich gesagt schon lange nicht mehr mit, was ich als Admin aber sollte - ) reagiere ich jetzt darauf:

                      Nach zwei Bierchen sage ich mal etwas angeheitert : Das mit dem Akustikmüll ist der größte Blödsinn, den David seit langem von sich gegeben hat.
                      Holger, wenn du damit diverse "Nebengeräusche" meinst, die nicht auf Notenblättern stehen, so lasse ich das gelten, weil es Geschmacksache ist (ich kann gerne darauf verzichten).

                      Wenn du damit aber den Akustikmüll meinst, von dem ich spreche (den im Ultraschallbereich), dann solltest du mit derartigen Aussagen vorsichtiger umgehen, denn dieses Thema gehört ins technische Bereich und davon verstehst du definitiv nichts. Abgesehen davon kannst du den (falls vorhanden) mit deinen Lautsprechern gar nicht hören.
                      Gruß
                      David


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                      Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
                      Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
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                      Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
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                        Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                        Zimermans Debussy ist in Kassel eingespielt, nicht in Bielefeld, wo er die Chopin-Balladen aufnahm, noch eine Erinnerungslücke von mir).
                        Alsa Aufnahmeort ist vermerkt (Klappentext): "Oetker-Halle Bielefeld".

                        Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                        Ja und? Wer würde nicht schon aus purer Höflichkeit den Altvorderen seine Reverenz erweisen, deren Einspielungen "man" selbstverständlich kennt und das nicht viel lieber tun, als zeitgenössische Kollegen loben, mit denen man im Konzertbetrieb konkurriert? Es ist außerdem ein altbekanntes Faktum, dass etablierte Größen ab einem bestimmten Punkt durch die Nachwelt noch immer größer gemacht werden, als sie es ohnehin waren. De mortem nihil nisi bene, wußten schon die alten Römer. Werden deren Verdienste aber wie von Dir verabsolutiert und ihre Anerkennung ständig eingefordert, droht ihrer Wertschätzung durch das Einzementieren die Versteinerung.
                        Keine Frage, daß es solche Erscheinungen gibt. Aber nur der Skeptizist verwechselt diese mit der wahren Erscheinung von Größe - weil er Größe als Phänomen nicht akzeptiert. Im historischen Urteil schwankt die Wertschätzung von Goethe oder Hölderlin. Aber unabhängig davon steht fest, daß sie Größe haben. Die muß man nur erkennen.

                        Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                        Erstens finde ich, hat die Auffassung eines Komponisten, wie und unter welchen Umständen man sein Werk zu spielen hätte, niemals verbindlichen Charakter. Debussy hat auch gesagt, Klaviermusik sollte nur für Bechstein-Instrumente geschrieben werden - also weg mit allen Steinwayeinspielungen, oder was? Zweitens kann man auch im privaten und intimen extrovertiert sein, manche vielleicht nur und gerade dort.
                        Die "Diskretion" des Ausdrucks gehört zur Ästhetik des Symbolismus, dessen Anhänger Debussy ist. Das zeigen nun wirklich eindeutig seine ästhetischen Schriften, seine Wagner-Kritik z.B. Nicht jede Äußerung eines Komponisten ist gleich bedeutsam, sondern sie haben unterschiedliches Gewicht. Dazu muß man natürlich den Kontext heranziehen, wie es ein Hermeneut tut.

                        Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                        Ich kann nicht erkennen, wo Du hier den Notentext analysiert hättest. Aber werden wir mal ganz konkret und vergleichen zwei Stücke aus der von Dir so unerreichbar gerühmten Einspielung des 2.Hefts von ABM mit der von Zimerman. Nehmen wir das 11. und 12. Prelude, an denen man auch die manuelle Überlegenheit Zimermans leicht hören kann:
                        Während ABM die "tierces alternées" ganz nett aber mit Bedacht und auf Nummer sicher und Kontrolle vorführt, in recht gemäßigtem Tempo - schafft es Zimerman in diesem "Extrembereich" die Sache erregt vibrieren zu lassen weil er fingerfertiger ist, und die Wechsel schneller und trotzdem akkurat hinkriegt. Das lebt und pulsiert, es ist brilliant und es flirrt nur so, im Vergleich dazu wirkt ABM manuell regelrecht müde und bemüht.
                        Hier in der Tat nicht. Aber genau diese Preludes habe ich sehr ausführlich analysiert.

                        Vorbemerkung: Du fabrizierst hier einen Mythos über ABMs angeblich nachlassende Technik. In dieser Zeit hat er alle seine alten "Schlachtrösser" gespielt wie die Paganini-Variationen oder Gaspard de la nuit. Mit dem "Scarbo" wollte Ravel bekanntlich sämtliche Höchstschwierigkeiten der Klavierliteratur übertrumpfen. Ich habe ABM mit diesem Stück 1986 gehört - unter den Zuhörern im Saal waren Martha Argerich und Nelson Freire - ein Vortrag, da kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Preludes von Debussy dagegen kann jeder gute Amateur spielen - und zwar alle Nummern. Das ist bei Ravels "Mirroirs" und "Gaspard..." völlig undenkbar. Die Preludes schüttelt sich ein ABM klaviertechnisch aus dem Handgelenk - zum Aufwärmen gewissermaßen. Die hohen und höchsten Anforderungen liegen bei Debussy ganz woanders. Die Singularität von ABMs Technik wird bezeichnend bei den vermeintlich leichtesten Stücken handgreiflich nachvollziehbar wie "Childrens Corner" - die kann man fast alle vom Blatt spielen. Aber einmal von ABM gehört erscheinen sie einem unspielbar - eine schier unglaubliche Anschlagsakkuratesse.

                        Die alternierenden Terzen - das Stück klingt fast überall wie eine verirrte Klavieretüde. Nur ABM gibt diesem Stück endlich Gewicht, indem er nämlich den Terzen so etwas wie Körper verleiht - das Stück wird zu einem abstrakten, kubistischen Gemälde. Erst bei ABM kann man den Titel des Stückes so richtig nachvollziehen: Alternierende Terzen. Wenn das alles wie ein Sommernachtstraum vorbeihuscht wie bei Zimernan und anderen, dann ist das nicht mehr als ein Stimmungsbildchen. Das alles ist bei ABM hyperpräzise gespielt (und so gewollt!) - man höre nur mal im Vergleich Gulda mit seiner Wiener Schlampigkeit (Gulda war freilich auch ein großer Techniker, hatte hier aber offenbar keine Lust zum Üben).

                        Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                        Und dann das Feuerwerk "Feux d'artifice", ein weiterer Extrembereich, das muß funkeln, da müssen Kontraste kommen, gleißende Raketen in bunten Farben vor nachtschwarzem Himmel emporschießen... Zimerman kann überwältigen, bei ABM davon kaum eine Spur, man steht nicht staunend unter dem blitzenden Feuerwerk, das sich über einem wölbt, sondern erahnt seinen matten Glanz allenfalls in der Ferne am Horizont. ABM pedalisiert häufig - wie auch bei den "tierces alternées - er legt einen Teppich aus und überdeckt damit (notgedrungen?) über weite Strecken, was Zimerman im Pianissimo-Hintergrund mit seiner famosen manuellen Technik noch an feinsten Strukturen farbig aufschimmern lassen kann. Ich könnte wetten, dass ABM davon mehr als beeindruckt war... aber zugegeben, es bleibt Spekulation. Ich kann nur empfehlen, sich das mal vergleichend anzuhören, jeder dürfte die Unterschiede hörend nachvollziehen können.
                        Die Schlußnummer - das Feuerwerk - hört sich spektakulärer an als es eigentlich ist. Klaviertechnisch kann selbst ein Stümper wie ich das spielen - der Klaviersatz ist ziemlich einfach. Hier sollte man ABMs Aufnahme zur Pflicht an jedem Konservatorium machen. Das Stück wird nämlich seit Generationen als Virtuosennummer mißbraucht (ist ja auch leicht, weil satztechnisch nicht schwierig, nur das Publikum ist verblüfft vom virtuosen Effekt) - und Debussys detaillierte Angaben im Notentext werden souverän mißachtet. ABM tut nichts anderes, als sich strikt an den Notentext zu halten und er hat es wahrlich nicht nötig, seine überlegene Technik zu demonstrieren oder zur Schau zu stellen. Er hat, besonders auf den letzten vier Seiten, die eklatanten Textlesefehler, die sich Generationen von Pianisten leisten (Zimerman eingeschlossen), beseitigt. Es ist kaum zu fassen: Selbst in Aimards neuester Aufnahme tauchen sie wieder auf! Bezeichnend ist Svjatoslav Richters furiose Aufnahme. Das ist alles viel, viel zu schnell. Er muß dann an einer bestimmten Stelle, wo Debussy "a tempo" vorschreibt, das Tempo nahezu halbieren. Debussy schreibt nämlich ein mäßiges Tempo vor ("Moderement anime") - aber wenn man sich daran hält, dann klingt es eben nicht so effektvoll. Und dann der Schluß: Debussy fordert dort sogar, daß sich das an sich schon mäßige Tempo noch einmal verlangsamen (!) soll. Genau daran hält sich ABM. Nur in diesem langsamen Tempo werden dann die rhythmischen Strukturen in der linken Hand - ungemein spannende Minidramen in den musikalischen Mikrostrukturen - überhaupt hörbar, über die Zimerman und Co. in ihrem furiosen Gestus alle hinwegspielen. ABM hat zudem eine äußerst kluge Dramaturgie, wie er den Höhepunkt am Schluß aufbaut, während alle anderen ihr Feuerwerkspulver viel zu früh bereits verschossen haben. In der Stuttgarter Aufnahme wird das finale Glissando zu einem Eklat und "Schock" geradezu - so kann man das in einer Studioaufnahme natürlich nicht machen, das geht nur im Konzert. (Das war noch längst nicht alles, nur ein Ausschnitt aus meiner Analyse.)
                        Zuletzt geändert von Gast; 10.10.2012, 11:26.

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                          Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                          Kommen wir vergleichend zum b-moll Scherzo Chopins:

                          Während Demidenko einen wunderbaren geschlossenen Zug in das Ganze, famos heterogene Werk, bringt, es also vermag, mit großem Atem einen weiten architektonischen Bogen zu spannen, finde ich davon bei ABM nichts. Seine gestauten Rubati, seine berühmte Kunst drängender Verzögerung lässt hier im Vergleich das Werk in Einzelabschnitte zerfallen, viele Rubati kommen mir außerdem einfach zu schmachtvoll daher.
                          Joachim Kaiser schrieb zu ABMs Aufnahme: "Jahrhundertaufnahme des b-moll Scherzo". Wo Kaiser Recht hat, hat er Recht. Ein Meisterstück ist ABMs Aufnahme, mit italienischem Formgefühl arbeitet er den architektonischen Aufbau so zwingend und schlüssig heraus wie niemand sonst. Meine Ohren hören das jedenfalls. Und schmachtende Rubati erlaubt er sich keine - das ist ein ideal gelungenes Rubatospiel wie es nur ganz, ganz wenige große Chopin-Spieler zeigen können. Vor dieser Aufnahme kann man sich nur ehrfurchsvoll verneigen - und ich bin wahrlich nicht der einzige, der das tut.

                          Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                          Ja absolut betrachtet - wer will hier immer wieder pauschal und absolut urteilen? Wer kann überhaupt absolute Urteile über Interpretationen abgeben? Was für Anmaßungen stecken dahinter, und was für ein (Über-)menschenbild? (Etwa das von Leuten wie Nietzsche, Wagner, oder philosophischen Schwurblern wie Heidegger und Steiner, die nicht umsonst dem nationalsozialistischen Größenwahn mit ihrem elitären Menschenbild Vorschub leisteten? Aber das gehört nicht hierher).
                          Über Philosophie solltest Du Dich besser nicht äußern, das ist nur mehr als peinlich. Selbst einem Jürgen Habermas, nun wahrlich ein Antipode von Heidegger, bestreitet den singulären Rang von Heideggers "Sein und Zeit" für die Philosophie des 20. Jahrhunders nicht. Und das mit dem "Übermenschen" ist auch daneben. Ich habe auf eine Frühschrift von Nietzsche hingewiesen, wo es diese Kategorie noch gar nicht gibt - das ist später Nietzsche.

                          Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                          Nichts gegen Horowitz, sein Spiel ist in der Tat singulär, aber Anderszewkis Auffassung der Humoreske ist gar nicht vergleichbar, sie ist einfach anders, aber nicht schlechter. An wievielen Stellen liest und deutet er den Notentext überraschend, und doch pianistisch gekonnt. Völlig verschieden, aber gleichrangig und neu. Wenn das keine große Kunst ist, dann weiß ich es nicht besser. Aber Du Holger, weißt es auch nicht besser. Es ist Dir nur ein Bedürfnis so zu tun als ob.
                          Nein, ich billige "Größe" nur wesentlich mehr Leuten zu, und auch gerne Zeitgenossen, die noch auftreten.
                          Die Hervorhebung von singulären Aufnahmen hat einzig und allein den Zweck, die Maßstäbe zurecht zu rücken. Es bedeutet mitnichten, daß alles unterhalb des "Höchsten" nichtig wäre. Gerade deshalb kann man es schätzen, wenn es z.B. dem Ideal schon recht nahe kommt - näher als andere mittelmäßge Produkte, von denen es sich dann um so deutlicher abhebt. Über Anderszewski streite ich nicht weiter - es hat keinen Zweck, über Musik nur zu reden statt wirklich zu hören.

                          Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                          Ich kenne den Text nicht und glaube auch kaum, dass das Leben schief geht, wenn man Nietzsches (oder Deine?) Empfehlung mißachtet. Wer ist der, der überhaupt wüßte was "der Mensch" schlechthin alles braucht? (...) Sondern es wird klar, wie zeitgenössisch beschränkt solche Ansprüche notwendig immer bleiben werden, und wie dumm solcher Fanatismus im Grunde ist.
                          Es gibt in der Tat Menschen, die leben ganz gut ohne Bücher und ohne Musik. Auch da vergreifst Du Dich im Ton ("Fanatismus"). Wie jeder gute Therapeut darf auch der Philosoph Empfehlungen geben für Bücher, die manchen Menschen vielleicht weiter helfen, ihre Lebensprobleme zu bewältigen. Das ist ein Angebot - niemand ist dazu gezwungen. Bildung kann man nicht erzwingen - wie schon Sokrates lehrte.

                          Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
                          Enthusiasmus in Ehren - aber wenn man ihn wie Du (oder die o.g. Propheten des Übermenschentums) mit Deutungshoheit und Absolutheitsansprüchen, also Extremismus verknüpft, dann führt das zu leicht zu schauerlicher, wie ich finde widerwärtiger, Intoleranz und Abwertung anderer.
                          Au weia! Das Glas Wasser ist entweder halb leer oder halbvoll. So ist es auch mit der Messung am Ideal. Abwertend ist das nur, wenn man wie Du nichts anderes als das halb leere Glas siehst. Du solltest nicht so leicht von Dir auf andere schließen.

                          Beste Grüße
                          Holger

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                            Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                            Wenn du damit aber den Akustikmüll meinst, von dem ich spreche (den im Ultraschallbereich), dann solltest du mit derartigen Aussagen vorsichtiger umgehen, denn dieses Thema gehört ins technische Bereich und davon verstehst du definitiv nichts. Abgesehen davon kannst du den (falls vorhanden) mit deinen Lautsprechern gar nicht hören.
                            David, Meßdiagramme kann ich glaube ich schon lesen. In Karls Thread gibt es das Beispiel des gezupften Kontrabasses mit Peaks u.a. bei 17 Hz. Ob ich das mit meinen Lautsprechern reproduzieren kann, spielt keine Rolle bzw. das Diagramm zeigt, daß mein LS in diesem Punkt außerstande ist, ein solches Zupfen "realistisch" wiederzugeben.

                            P.S.: Die Äußerung ist wirklich einer Bierlaune entsprungen und mit Humor gesagt- also bitte nicht zu Ernst nehmen! Bei einem netten Bierchen ließen sich vieles sicher leicht klären! Nichts für Ungut!

                            Beste Grüße
                            Holger

                            Kommentar


                              Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                              P.S.: Die Äußerung ist wirklich einer Bierlaune entsprungen und mit Humor gesagt- also bitte nicht zu Ernst nehmen! Bei einem netten Bierchen ließen sich vieles sicher leicht klären! Nichts für Ungut!
                              Da tust Du Dir bei einem Antialkoholiker wie David schwer ...
                              :S

                              LG
                              Babak
                              Grüße
                              :S

                              Babak

                              ------------------------------
                              "Alles was wir hören ist eine Meinung, nicht ein Faktum.

                              Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"


                              Marcus Aurelius

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                                In Karls Thread gibt es das Beispiel des gezupften Kontrabasses mit Peaks u.a. bei 17 Hz.
                                Ich bezweifle die nicht einmal (alles zwischen 1-40Hz wird irgendwie vorkommen), fragt sich nur mit welchem Pegel und wie lange diese Frequenzen jeweils andauern (in jedem Fall sehr, sehr kurz).
                                Somit bezweifle ich ganz stark die Hörbarkeit.

                                Gehört aber nicht hier her, denn bald ist schon jeder Thread damit belastet.

                                Die Äußerung ist wirklich einer Bierlaune entsprungen und mit Humor gesagt- also bitte nicht zu Ernst nehmen! Bei einem netten Bierchen ließen sich vieles sicher leicht klären! Nichts für Ungut!
                                Volles Verständnis und Null Problem damit.

                                :S
                                Gruß
                                David


                                WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
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                                Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
                                Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
                                Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                                Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
                                Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

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