Das sind fixe Konzepte in Deinem kopf, nach denen Du etwas einordnest.
Das ist wie ein Dogma.
Westlich vs. asiatisch - Rubbish!
Es sollte doch eigentlich hinreichend klar geworden sein, daß ich gerade solche Schablonen für nicht gebräuchlich halte. Ich wiederhole es nochmals: Globalisierung heißt, die Kulturen gleichen sich an. Du bist es, der auf der Nationalkultur der Chinesen herumgeritten ist ohne irgendwelche konkreten Ausweise zu bringen.
Der Hauptgrund, warum mich die Arbeit der meisten "Starpianisten" nicht interessiert, ist, daß sie nichts zum Aufbau eines breit gefächerten, auf Tonträgern verfügbaren Repertoires beitragen. Am Beispiel Lang Lang: Beethoven, Schumann, Chopin, Rachmaninow. Ja eh. Ein einziges Mal hat er sich mit Tan Dun ein bißchen aus dem Fenster gelehnt, aber den brauche ich halt leider nicht.
Wie himmelweit ist da der Abstand zu Pianisten, die nicht nur "inspiriert" drauflosklimpern, sondern mit musikwissenschaftlich informierten Aufnahmen echte Referenzen schaffen und damit die Verbreitung von Musik über den ephemeren Moment der Starhysterie hinaus garantieren: Paul Badura-Skoda (Beethoven), Siegbert Rampe (Mozart), Miklos Spanyi (C. P. E. Bach), Howard Shelley (Clementi, Liszt), Jürg Hanselmann (Rheinberger), Laurent Martin (Alkan), Nikolaus Lahusen / Rokas Zubovas (Ciurlionis) usw. usf. DAS sind die wahren Klaviergiganten. Nicht die "Stars", die bestenfalls als Zuckerguß auf dem großen Klavier-Kuchen taugen. Damit verklebt man sich schnell den Magen.
An Lang Lang stört mich weniger die Selbstverliebtheit und das manirierte Gehabe, welches auch bei anderen Pianisten zu beobachten ist.
Unverzeihlich finde ich die Tempobrüche und -Wechsel, die er zugunsten von Showeffekten überall einfügt, dh. er spielt Teile am Stück, die eigentlich getrennt gehören, und umgekehrt.
Vermutlich will er damit seine technischen Fähigkeiten demonstrieren.
Manches an seinen Interpretationen gefällt mir auch nicht.
Gerade bei den Rhythmen gefallen mir andere besser.
Da hat Hancock ein paar feine Schmankerl eingestreut ... ;)
Andere Details habe ich auch gestern spannend gefunden.
Manche Passagen hat er mit einer für mich erfrischenden Leichtigkeit gespielt.
LG
Babak
Grüße
:S
Babak
------------------------------ "Alles was wir hören ist eine Meinung, nicht ein Faktum.
Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"
Sein Wissen und seine Fähigkeiten werde ich niemals erreichen.
Vielleicht ist beim kurzen überfliegen unbewusst etwas hängen geblieben, was Deine Einschätzung danach beeinflusst hat.
Noch dazu wenn Holger für Dich eh schon einen Expertenstatus einnimmt.
Leider können wir nicht sagen, wie es gewesen wäre, wenn Holger seine Einschätzung erst nach Deiner abgegeben hätte. ;)
Über den Confirmation Bias will ich mich auch nicht wieder auslassen. ;)
Aber ich freu mich auf jeden Fall für Dich.
:H
Grüße
:S
Babak
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Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"
Danke, den ganzen restlichen Absatz über Tschaikowsky habe ich im Beitrag 144 jedoch beim ersten Lesen komplett ausgelassen, nachdem ich den Namen des Komponisten gelesen hatte.
Der Confirmation Bias trifft deshalb m.E. nicht zu.
der Confirmation Bias trifft zu, sobald du etwas nach Übereinstimmungen mit Deinen eigenen Ansichten untersuchst.
Wie eben besagten Beitrag 144, den du nach eigenen Angaben im Detail analysiert hast.
Der Confirmation Bias bezieht sich nicht auf das erste Überfliegen, wo du auf bewusster Ebene Passagen ausgelassen hast (was auf unbewusster Ebene hängen bleibt, steht auf einem anderen Blatt)
Da hast Du wohl den "Confirmation Bias" anders verstanden.
Macht aber nichts.
Hauptsache Du hast etwas gleich eingeschätzt wie Holger.
LG
Babak
Grüße
:S
Babak
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Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"
Oder meinst Du, Lang Lang sei mit 15 das erste Mal mit Musik in Kontakt gekommen?
Musik hat immer etwas mit Emotion zu tun, mit Interpretation, also mit dem, wie die Person er se ist.
Die Basis davon wird in frühester Kindheit gelegt.
Noch dazu ist die Chinesische Sprache sehr geprägt von Sprachmelodie
So ergeben z.B. unterschiedliche Tonhöhen von Silben ergeben unterschiedliche Bedeutungen.
Es wurde auch neurobiologisch gezeigt, dass das Hirn von menschen mit verschiedenen Sprachtypen (Melodisch, Rhythmisch, etc.) Klänge unterschiedlich verarbeitet.
So wird auch ein Afrikaner immer Rhythmen anders spielen als ein Europäer (Grubinger: "Ich spiele die Djembe halt wie ein Ösi"), und der wieder anders als ein Brasilianer.
Diese Grundlagen werden lange vor der formellen musikalischen Ausbildung gelegt.
DAS ist Sozialisation.
Das heißt für mich: Es gibt eine musikalische Sozialisation unabhängig von der Ausbildung aufgrund einer kulturellen Prägung. Das hast Du nun mal behauptet und dazu solltest Du stehen.
Zuvor hattest Du irgendwo gesagt, daß die chinesischen Musiker die Klassikszene bereichern durch Erfahrungen aus ihrem Kulturkreis.
Das alles sind Behauptungen, die man irgendwo belegen - ausweisen - können muß. Beim Wiener Walzer kann ich sowas noch nachvollziehen aber bei den Chinesen wirds schwierig. Sie spielen ja westliche Musik, also solche, die gar nicht aus ihrem Kulturkreis stammt. Außerdem zeigt das Beispiel des Walzers, daß solche Prägungen sehr lokal sind. China ist ja nun auch sehr groß und es gibt auch da deutliche regionale Unterschiede. Könnte es nicht sein, daß eventuell für einen westlich erzogenen Chinesen aus Shanghai die Gemeinsamkeiten mit einem Londoner oder Pariser größer sind als die mit einem Chinesen aus der Provinz?
Das hast Du nun mal behauptet und dazu solltest Du stehen.
Ich hab das nicht behauptet, sondern das ist DEINE Interpretation ("Das heißt für mich").
Und zu Deiner Interpretation muss ich nicht stehen.
Tu ich auch nicht.
Nochmals:
Genau lesen, korrekt zitieren.
Wie auch auf der Uni üblich.
Zuvor hattest Du irgendwo gesagt, daß die chinesischen Musiker die Klassikszene bereichern durch Erfahrungen aus ihrem Kulturkreis.
Aha, Du meinst, ich hätte irgendwo etwas gesagt.
Und diese Meinung von Dir wird nun zu einem Fakt, auf dem Du irgendwas argumentierst?
Spannend.
Ich dachte, nur der Papst sei unfehlbar, und selbst bei dem habe ich meine Zweifel ...
China ist ja nun auch sehr groß und es gibt auch da deutliche regionale Unterschiede. Könnte es nicht sein, daß eventuell für einen westlich erzogenen Chinesen aus Shanghai die Gemeinsamkeiten mit einem Londoner oder Pariser größer sind als die mit einem Chinesen aus der Provinz?
Genau deshalb habe ich nie behauptet, es ginge um die "Nationalkultur der Chinesen", oder es sei ein "Chinesischer Stil" oder irgend ein ähnlicher Nonsense.
Das alles versucht Du mir in den Mund zu legen (bzw. auf die Tastatur).
Doch so einfach geht es nicht.
Also hör bitte auf damit.
:M
LG
Babak
Grüße
:S
Babak
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Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"
Holger schreibt da etwas zu den absolut unorganischen Tempowechseln, dh. mein Eindruck und der eines Experten stimmen aus meiner Sicht fast überein.
Das freut mich wirklich.
Hallo Beat,
für so was hat der Mensch ein sehr gutes Gespür! Gleich am Anfang ging es ja schon schief. Das Orchester gibt ein Tempo vor und er nimmt es nicht auf, sondern beschleunigt. Richard Wagner fordert in seiner Schrift "Über das Dirigieren" für einen organisch lebendigen Vortrag die "Modifikation des Tempos". Aber: Er sagt, die Tempowechsel müssen immer unmerklich bleiben, sonst wirken sie eben künstlich und unnatürlich. Wer das wirklich perfekt beherrschte, war Wilhelm Furtwängler. Von ihm können die Musiker bis heute wirklich etwas lernen!
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