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Rolf Lislevand: "Nuove musiche"

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    Rolf Lislevand: "Nuove musiche"

    Anfang des 17.Jahrh. gab es in Florenz eine Gruppe von - zumeist adligen - Philosophen, Schritstellern und auch Musikern, die, ganz im Sinne dessen, was wir heute die Renaissance nennen, eine große Bewunderung für die Antike hegten und eines Tages "beschlossen", dass die Polyphonie - also die Mehrstimmigkeit - in der Musik nichts zu suchen habe. Antike Musik sei einstimmig gewesen, also solle auch die gegenwärtige Musik einstimmig sein. Sie nannten diese Musik "Nuove musiche". Zu den Musikern, die diese Gedanken aufgriffen und umsetzten gehörten Frescobaldi, Pellegrine und Kapsberger. Sogar Monteverdi wird dazu gerechnet, so dass letztlich die "Erfindung" der Oper auf diesen Kreis zurückgeführt werden kann. Meine Quellen für diese Einleitung sind im Wesentlichen wikipedia und das Booklet der CD.

    Der norwegische Lautenist und Gitarrist Rolf Lislevand - Mitglied des Ensembles "Hesperion XXI" von Jordi Savall - hat bereits 2005 Musik im Stil der "Nuove Musiche" von Kapsberger, Pellegrini u.a. bei ECM eingespielt. Begleitet wird er von spanischen Harfenistin und Sopranistin Arianna Savall (Schwester von Jordi Savall), dem Percussionisten Pedro Estevan, dem Bassisten Bjorn Kjellemyr, dem Organisten Guido Morini, Marco Ambrosini (Nycklharpa) und dem Gitarristen Thor-Harald Johnsen.



    Für mich ist diese CD ein Glanzstück der Renaissance-Musik und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich sie erst kürzlich durch Zufall entdeckt habe. Die Musik ist umwerfend "modern", was auch daran liegt, dass die Musiker auf eine historisch korrekte Spielweise verzichten. Das hat der Aufnahme den Vorwurf eingetragen, sie erlaube sich ein beliebiges Crossover. Meines Erachtens geht dieser Vorwurf fehl, denn das Ergebnis spricht klar für die Richtigkeit des Ansatzes, erst gar nicht nach einer "richtigen" Interpretation zu suchen, sondern die Kompositionen für sich sprechen zu lassen und kompositorische Freiräume für Improvisationen zu nutzen. So ist eine historisch inkorrekte aber wunderschöne CD entstanden.

    Es gilt, was Kurt Tucholsky zu sagen pflegte: "Wer zwei Hosen hat, mache eine zu Geld und kaufe diese CD". Derzeit günstig bei amazon.

    VG, Bernd

    #2
    Ergänzung

    Es gibt bei ECM einen informativen kleinen Artikel über die Aufnahme:

    http://www.ecmrecords.com/Background...und_1922de.php

    VG, Bernd

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      #3
      Hallo Bernd,

      herzlichen Dank für Deine "Promotion" für die wirklich viel zu sehr vernachlässigte (auch von mir, muß ich zu meiner Schande gestehen!) Renaissance-Musik und die toll geschriebene Erläuterung! Auch finde ich den Ansatz erfrischend, mal nicht "historisierend" mit Alter Musik umzugehen. Da kann man sich ja wirklich fragen, ob das immer der Verbreitung förderlich ist, oder nicht eher Hemmschwellen aufbaut. Es kommt ja auch niemand auf die Idee, Beethoven oder Mozart nur auf dem Hammerflügel zu spielen! Und Tucholsky als CD-Käufer, eine wirkliche Entdeckung!

      Beste Grüße
      Holger

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