Hallo allerseite,
eigentlich war das Thema für mich mit meiner letzten zusammenfassenden Stellungnahme beendet, da ich den Eindruck hatte, dass die Argumente ausgetauscht sind und wir langsam beginnen, uns im Kreis zu drehen.
Da man mir jedoch Verschiedendes vorgeworfen hat, möchte ich mich vielleicht doch noch einmal äußern.
1. Ich kenne die Noten nicht und selbst wenn ich sie hätte, würde mir das herzlich wenig nützen, da ich keine Noten lesen kann. Gleichohl war ich bisher der Auffassung es bestünde zumindest darüber Einigkeit, dass Gould nicht alle Reprisen spielt. Nun, das zumindest wäre eine Eingriff in die Komposition (abgesehen davon, dass Gould auch auf dem falschen Instrument spielt, weil in der Erstausgabe ein Cembalo mit zwei Manualen vorgesehen ist).
Aber davon ganz abgesehen geht es hier nicht darum, ob er vom Notentext abweicht, sondern ob er sich in dem, was nicht notiert ist, noch im Rahmen einer Interpretaion hält, die irgendetwas mit Bach oder Barock-Musik zu tun hat. Nach meiner Auffassung ist das nicht der Fall. Und das sage ich jetzt als interessierter - wenn auch vielleicht fehlinformierter - Laie. Mag sein, dass ich mich irre.
Aus meiner Beschäftigung mit anderen Stücken Bachs ist mir klar, dass er längst nicht alles notiert hat, was man heute vielleicht notieren würde. Ich weiss auch, dass die Problem der Bachinterpretation bereits mit der oft unklaren Quellenlage anfängt. Aber, um nicht missverstanden zu werden: ich bin nicht der Auffassung, dass ausschließlich eine historische Aufführungspraxis berechtigt ist. Ich denke nur, es gibt auch bei einer "modernen" Aufführung einen Auslegungsrahmen, innerhalb dessen man noch von einer sinnvollen Interpretation des Werkes sprechen kann. Wir dieser Rahmen überschritten, so haben wir es meines Erachtens mit einem neuen Werk zu tun. Und in diesem Sinne meinte ich, dass Gould letztlich seine Interpretation spielt uns sich von dem erk Bachs eigentlich entfernt. Auch eine solche Überschreitung der Grenzen ist imo nicht per se abzulehnen; daraus können viele spannende Dinge entstehen. Ob das aber der Fall ist, hängt von meinem eigenen Urteil ab. Und da kann ich nur sagen, dass mir Goulds Einspielungen nicht gefallen, auch nicht als eigenes Werk.
2. Was die Bedeutung seiner Einspielung angeht: Ich gebe zu, ein Pianist, der sich selbst an den Goldberg-Variationen versucht, wird nicht umhinkommen, sich auch mit den "Gouldberg"-Variationen auseinander zu setzen. Es würde mich aber schon interessieren zu erfahren, ob er sich gerade diese Einspielung als Vorbild oder als Massstab nimmt. Ich denke ganz einfach, seine Einspielung ist so singulär, dass sie ein Kuriosum bleiben und wenige Nachahmer finden wird. Was nun den Wert seiner Einspielung für das Nachvollziehen der Strukturen angeht: ob eine musikalische Struktur nachvollziehbar ist oder nicht hängt meines Erachtens nicht zuletzt auch von der Hörerfahrung des Zuhörers ab. Das Urteil, eine Struktur sei deutlich und mühelos nachvollziehbar ist mithin ebenfalls subjektiv. Mir etwa fällt es leichter, den einzelnen Stimmen zu folgen, wenn die Variationen auf einem Cembalo gespielt werden in einer einigermaßen gleichen Lautstärke.
VG,
Bernd
eigentlich war das Thema für mich mit meiner letzten zusammenfassenden Stellungnahme beendet, da ich den Eindruck hatte, dass die Argumente ausgetauscht sind und wir langsam beginnen, uns im Kreis zu drehen.
Da man mir jedoch Verschiedendes vorgeworfen hat, möchte ich mich vielleicht doch noch einmal äußern.
1. Ich kenne die Noten nicht und selbst wenn ich sie hätte, würde mir das herzlich wenig nützen, da ich keine Noten lesen kann. Gleichohl war ich bisher der Auffassung es bestünde zumindest darüber Einigkeit, dass Gould nicht alle Reprisen spielt. Nun, das zumindest wäre eine Eingriff in die Komposition (abgesehen davon, dass Gould auch auf dem falschen Instrument spielt, weil in der Erstausgabe ein Cembalo mit zwei Manualen vorgesehen ist).
Aber davon ganz abgesehen geht es hier nicht darum, ob er vom Notentext abweicht, sondern ob er sich in dem, was nicht notiert ist, noch im Rahmen einer Interpretaion hält, die irgendetwas mit Bach oder Barock-Musik zu tun hat. Nach meiner Auffassung ist das nicht der Fall. Und das sage ich jetzt als interessierter - wenn auch vielleicht fehlinformierter - Laie. Mag sein, dass ich mich irre.
Aus meiner Beschäftigung mit anderen Stücken Bachs ist mir klar, dass er längst nicht alles notiert hat, was man heute vielleicht notieren würde. Ich weiss auch, dass die Problem der Bachinterpretation bereits mit der oft unklaren Quellenlage anfängt. Aber, um nicht missverstanden zu werden: ich bin nicht der Auffassung, dass ausschließlich eine historische Aufführungspraxis berechtigt ist. Ich denke nur, es gibt auch bei einer "modernen" Aufführung einen Auslegungsrahmen, innerhalb dessen man noch von einer sinnvollen Interpretation des Werkes sprechen kann. Wir dieser Rahmen überschritten, so haben wir es meines Erachtens mit einem neuen Werk zu tun. Und in diesem Sinne meinte ich, dass Gould letztlich seine Interpretation spielt uns sich von dem erk Bachs eigentlich entfernt. Auch eine solche Überschreitung der Grenzen ist imo nicht per se abzulehnen; daraus können viele spannende Dinge entstehen. Ob das aber der Fall ist, hängt von meinem eigenen Urteil ab. Und da kann ich nur sagen, dass mir Goulds Einspielungen nicht gefallen, auch nicht als eigenes Werk.
2. Was die Bedeutung seiner Einspielung angeht: Ich gebe zu, ein Pianist, der sich selbst an den Goldberg-Variationen versucht, wird nicht umhinkommen, sich auch mit den "Gouldberg"-Variationen auseinander zu setzen. Es würde mich aber schon interessieren zu erfahren, ob er sich gerade diese Einspielung als Vorbild oder als Massstab nimmt. Ich denke ganz einfach, seine Einspielung ist so singulär, dass sie ein Kuriosum bleiben und wenige Nachahmer finden wird. Was nun den Wert seiner Einspielung für das Nachvollziehen der Strukturen angeht: ob eine musikalische Struktur nachvollziehbar ist oder nicht hängt meines Erachtens nicht zuletzt auch von der Hörerfahrung des Zuhörers ab. Das Urteil, eine Struktur sei deutlich und mühelos nachvollziehbar ist mithin ebenfalls subjektiv. Mir etwa fällt es leichter, den einzelnen Stimmen zu folgen, wenn die Variationen auf einem Cembalo gespielt werden in einer einigermaßen gleichen Lautstärke.
VG,
Bernd
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