Ich habe nicht so viele Aufnahmen angehört wie Bernd. Aber weil mich die Cello-Suiten immer fasziniert haben, war ich lange auf der Suche nach etwas Besonderem. Mein Zugang zur Musik baut sich auf der emotionalen Ebene auf - die intellektuelle Seite, musikwissenschaftliche, historische Bezüge und aufführungspraktische Aspekte etc, steht für mich im Hinblick auf die Musik nur an zweiter ergänzender Stelle, so interessant das kulturgeschichtlich auch sein kann und egal wie sehr dieses Wissen einen Interpreten beeinflusst.
Mir schweben meist unbestimmte Interpretationsideale vor, ich suche Einspielungen, die mich unmittelbar ansprechen, wobei ich erst nach dem Anhören versuchen kann mir darüber klarzuwerden, warum. Im voraus könnte ich nie sagen, was ich eigentlich erwarte. Es muß differenziert und vielschichtig sein, nicht kompliziert, aber auch nicht schlicht.... Bei der Suche erinnere ich mich z.B. an Bylsma, Casals, Queyras, Pergamenschikow, Rostropovich, Yoyo-Ma, die anderen fallen mir gerade nicht ein. Gefunden habe ich schließlich zwei Aufnahmen, die mir immer wieder Freude machen. Die eine stammt von Thomas Demenga, ist aber leider nie als Box, sondern nur in Einzel-CDs mit allerdings interessanten Kopplungen von Stücken anderer Komponisten erschienen, ein schönes Projekt, das sich über längere Zeit hinzog. Die andere Einspielung, die ich vermutlich noch öfter höre, und sehr empfehle, ist die von Truls Mörk.
...Die eine stammt von Thomas Demenga, ist aber leider nie als Box, sondern nur in Einzel-CDs mit allerdings interessanten Kopplungen von Stücken anderer Komponisten erschienen, ein schönes Projekt, das sich über längere Zeit hinzog. Die andere Einspielung, die ich vermutlich noch öfter höre, und sehr empfehle, ist die von Truls Mörk.
Dem kann ich nur zustimmen. Truls Mørk hat eine sehr schöne Einspielung vorgelegt. :S
Thomas Demenga müßte ich mir noch einmal anhören. Irgendwie hat die bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich wollte schon immer mal sämtliche Suiten der einzelnen CDs zusammenfassen. Sollte ich mal machen.
Viele Grüße,
Bernd
Zuletzt geändert von B. Albert; 24.01.2012, 19:36.
Das Projekt von Demenga litt, wenn ich mich recht erinnere, unter wechselnder spieltechnischer Qualtiät. Man spürte die interpretatorische Absicht, aber es war nicht immer handwerklich gut umgesetzt, er schien mir dann hörbar an manuelle Grenzen zu stoßen. Ich habe ihn angeführt, weil ich seine Lesart, bevor ich die favorisierte Aufnahme von Mörk kennenlernte, trotz der Mängel damals ansprechend fand. Im Nachhinein und im Vergleich zu Mörk erscheint sie mir auch nicht mehr so attraktiv... und wahrscheinlich lohnen sie sich für einen Connaisseur wie Dich noch weniger :-)
heute habe ich mir die Aufnahmen von Thomas Demenga noch mal angehört.
Also so schlecht fand ich sie gar nicht. Aber ich ahne, warum sie bei mir nicht haften geblieben ist. Sie scheint ein wenig belanglos, beliebig zu sein. Mir fehlt eine durchgängige interpretatorische Idee. Demenga scheint sich selbst nicht ganz schlüssig zu sein, wie er sie anlegen soll, eher tänzerisch-emotional oder zurückhaltend-meditativ. Das scheint mir etwas zu schwanken.
Handwerklich-technisch konnte ich jetzt keine großen Mängel hören. Das würde mich bei einem Label wie ECM aber auch wundern, denn die wissen schon, wie man eine gute Aufnahme hinbekommt. Letztlich bin ich aber auch gar nicht in der Lage, so etwas beurteilen zu können, weil ich kein Instrument spielen, ja nicht einmal Noten lesen kann.
Viele Grüße,
Bernd
P.S.: Sein jüngerer Bruder Patrick Demenga hat die Suiten übrigens auch eingespielt; leider ist die Aufnahme nicht mehr im Handel, aber wenn ich mich recht entsinne, war die richtig gut.
was sagst du eigentlich zu den Einspielungen von Yang und von Harnoncourt? Ich hab beide jeweils nur einmal gehört. Yang hat mir sehr gut gefallen, Harnoncourt fand ich ziemlich schlimm. Ist aber viele Jahre her, dass ich das gehört hab. Vielleicht würd ich's heute anders sehen...
Beiden Aufnahmen sind sehr gut, aber die spätere gehört eindeutig zu meinen All-times-favorites. Da spielt er auf einem Niveau, das schon sensationell ist. Die Aufnahme aus 2008 kommt auch in einer wunderschönen Aufmachung, mit 2 DVDs und 2 CDs. Die DVD lohnt sich wirklich. Yang erklärt zwischen den einzelnen Suiten einiges zur Aufführungspraxis, zur Quellenlage etc. Teilweise ist das sehr erhellend.
Harnoncourt soll mit seiner Aufnahme selber nicht zufrieden gewesen sein. Es geht das Gerücht, dass er versucht haben soll, eine Neuveröffentlichung zu verhindern, damit aber gescheitert ist. Besser wär´s wahrscheinlich gewesen, wenn er Erfolg gehabt hätte . Nun gut, für die historische Aufführungspraxis hat er als Dirigent viel geleistet.
Harnoncourt soll mit seiner Aufnahme selber nicht zufrieden gewesen sein. Es geht das Gerücht, dass er versucht haben soll, eine Neuveröffentlichung zu verhindern, damit aber gescheitert ist. Besser wär´s wahrscheinlich gewesen, wenn er Erfolg gehabt hätte . Nun gut, für die historische Aufführungspraxis hat er als Dirigent viel geleistet.
Hallo Bernd,
ich wußte gar nicht, daß Harnoncourt auch Cellist ist! Vielleicht machst Du doch irgendwann mal eine übersichtliche Liste der Aufnahmen mit Kurzkritik? Das ist natürlich viel Arbeit!
1952 trat Harnoncourt als Cellist bei den Wiener Symphonikern ein, die damals von Herbert von Karajan geleitet wurden. Diese feste Anstellung behielt er bis 1969.
1952 schloss er die Akademie mit Auszeichnungen ab und wurde im Herbst desselben Jahres als Cellist bei den Wiener Symphonikern unter Chefdirigent Herbert von Karajan aufgenommen. Die Stelle sollte er bis 1969 innehaben.
sorry, das hab ich falsch verstanden, vielleicht weil ich als "die Wiener" immer die Philharmoniker im Ohr hab. Dass Karajan damals die Symphoniker geleitet hat, war mir nicht mehr so präsent.
Bei derzeit 173 Aufnahmen von 156 Interpreten von Gerda Angermann bis Reiner Zipperling unmöglich !
Hallo Bernd,
das ist ja Wahnsinn! Ungefähr die doppelte Menge meines Chopin-Projekts! Da kannst Du ein Buch draus machen: Die Historie der Aufnahmen der Cello-Suiten. Das fände ich spannend!
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