AW: Die Quelle zuerst - oder??
@longueval
Eines vorweg: Aussagen in HiFi Zeitschriften interessieren mich "per se" ebenso nicht sonderlich, da haben wir eine Gemeinsamkeit.
Du lässt jedoch bei Deiner Forderung "Lautsprecher an die Wand" einen sehr gewichtigen Umstand aus: Es ist in den meisten Fällen überhaupt nicht möglich, eine "übliche Box" - die den gesamten Tief- und Mitteltonbereich wiedergeben soll - durch "davorstellen" akustisch "in die Wand zu intergrieren".
Denn was noch "merklicher Abstand" oder schon "direkt vor der Wand" ist, das ist immer abhängig von der Schallwellenlänge und damit dem betrachteten Frequenzbereich zu bewerten.
Peter ist darauf oben schon eingegangen - evt. mit anderen Schwerpunkten - und es ist wohl bisher (bei einigen, nicht bei mir ...) "untergegangen". Deshalb derselbe Sachverhalt nun noch einmal aus etwas anderer Sicht evt. auch mit anderer Wortwahl:
Die Tiefenabmessungen einer üblichen "Lautsprecherbox" sind meist nicht klein in Relation zur Höhe und Breite ihrer Schallwand (=Vorderseite der Box, wo üblicherweise die Schallwandler montiert sind). Dies hat erhebliche Konsequenzen für das Vorhaben "Lautsprecher vor Wand":
Setzen wir die Tiefe einer Box z.B. mal willkürlich mit 25cm an, dann entspricht ihre bauliche Tiefe bei 344Hz ca. 1/4 der Wellenlänge (das sind bei 344Hz ca. 1m) und die Verzögerung der Wandreflexion beträgt ca. 1/2 Wellenlänge.
Irgendwo in der Nähe bzw. bereits unterhalb dieses Bereiches um 344Hz (je nach konkreten Schallwandabmessungen der Box) sind dann Störungen durch Wandreflexionen derjenigen Schallanteile zu erwarten, die um den LS herum gebeugt werden: Monopol Boxen mit üblichen Abmessungen von Tieftönern und Schallwand (z.B. "kleine Standbox") haben im oberen Bass bzw. unteren Mittelton noch keine nennenswerte Richtwirkung.
Die Ankunftszeit dieser o.g. Reflexionen von der Frontwand des Raums beim Hörer liegt dann grob im Bereich um 1ms nach dem Direktschall. D.h. ähnlich wie bei Kantendiffraktion (Beugung) direkt am Gehäuse haben wir es hier mit sog. "very early reflections" zu tun, die auf den Signalverlauf einen Einfluß haben, der eher demjenigen von nichtlinearen Verzerrungen ähnelt.
Man hat also Störungen im Tiefton (dort kämen sie bei größeren Wandabständen zu liegen) wo
nun eingetauscht gegen Störungen ab dem oberen Bass bzw. dem unteren Mittelton aufwärts mit geringer Verzögerungszeit wo
Bis dahin: Herzlichen Glückwunsch, denn schlimmer kann man es tatsächlich nicht machen und das zugleich auf mehreren relevanten Ebenen.
Und nun es wurmt es mich etwas, daß ausgerechnet ich genötigt bin zu sagen:
"Nicht alles was HiFi Zeitschriften so schreiben, ist für die Mehrheit der Hörer gleich als Unfug zu sehen."
Es wäre daher m.E. zumindest fair besonders bei "allgemein formulierten Tipps" (u.a. in Foren), grundsätzlich dazu zu sagen, welche Voraussetzungen jeweils erfüllt sein müssten, damit auch ein "gewöhnlicher Anwender" sie tatsächlich schadlos (oder gar vorteilhaft) für sich und seine Situation nutzen könnte, wie z.B.:
Sobald insbesondere eine der beiden ersten Fragen mit "Nein" beantwortet werden muss, wird das m.E. eine sehr "praxisferne" Empfehlung, und das gilt für wesentlich mehr als 9 "gewöhnliche HiFi Hörer" von 10 und ihr individuelles Setup.
_________________
(*) Da die entstehenden Interferenzen zw. Direktschall und den Sekundärschallquellen (Gehäusekanten, Frontwand des Raums ...) sehr stark winkelabhängig sind und jeder elektronische "Kompensationsversuch" nun Störungen in den Energiefrequenzgang einführt, die zuvor nicht da waren ...
Interferenz ist grundsätzlich kein empfehlenswerter Gegenstandsbereich für "Raum- und/oder Lautsprecherkorrektur" durch "externe" DSP-Systeme.
(**) Ersatzweise einer reflexionsarmen Frontwand ab dem oberen Bass (?) ...
Zitat von longueval
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@longueval
Eines vorweg: Aussagen in HiFi Zeitschriften interessieren mich "per se" ebenso nicht sonderlich, da haben wir eine Gemeinsamkeit.
Du lässt jedoch bei Deiner Forderung "Lautsprecher an die Wand" einen sehr gewichtigen Umstand aus: Es ist in den meisten Fällen überhaupt nicht möglich, eine "übliche Box" - die den gesamten Tief- und Mitteltonbereich wiedergeben soll - durch "davorstellen" akustisch "in die Wand zu intergrieren".
Denn was noch "merklicher Abstand" oder schon "direkt vor der Wand" ist, das ist immer abhängig von der Schallwellenlänge und damit dem betrachteten Frequenzbereich zu bewerten.
Peter ist darauf oben schon eingegangen - evt. mit anderen Schwerpunkten - und es ist wohl bisher (bei einigen, nicht bei mir ...) "untergegangen". Deshalb derselbe Sachverhalt nun noch einmal aus etwas anderer Sicht evt. auch mit anderer Wortwahl:
Die Tiefenabmessungen einer üblichen "Lautsprecherbox" sind meist nicht klein in Relation zur Höhe und Breite ihrer Schallwand (=Vorderseite der Box, wo üblicherweise die Schallwandler montiert sind). Dies hat erhebliche Konsequenzen für das Vorhaben "Lautsprecher vor Wand":
Setzen wir die Tiefe einer Box z.B. mal willkürlich mit 25cm an, dann entspricht ihre bauliche Tiefe bei 344Hz ca. 1/4 der Wellenlänge (das sind bei 344Hz ca. 1m) und die Verzögerung der Wandreflexion beträgt ca. 1/2 Wellenlänge.
Irgendwo in der Nähe bzw. bereits unterhalb dieses Bereiches um 344Hz (je nach konkreten Schallwandabmessungen der Box) sind dann Störungen durch Wandreflexionen derjenigen Schallanteile zu erwarten, die um den LS herum gebeugt werden: Monopol Boxen mit üblichen Abmessungen von Tieftönern und Schallwand (z.B. "kleine Standbox") haben im oberen Bass bzw. unteren Mittelton noch keine nennenswerte Richtwirkung.
Die Ankunftszeit dieser o.g. Reflexionen von der Frontwand des Raums beim Hörer liegt dann grob im Bereich um 1ms nach dem Direktschall. D.h. ähnlich wie bei Kantendiffraktion (Beugung) direkt am Gehäuse haben wir es hier mit sog. "very early reflections" zu tun, die auf den Signalverlauf einen Einfluß haben, der eher demjenigen von nichtlinearen Verzerrungen ähnelt.
Man hat also Störungen im Tiefton (dort kämen sie bei größeren Wandabständen zu liegen) wo
- das Gehör für Verfärbungen (gewisse Welligkeit im Frequenzgang) weniger empfindlich ist
- bei ausreichender Verzögerung (größere Wandabstände) der Präzedenzeffekt wirksam werden kann
- bezüglich Modenanregung teils bzw. notfalls auch rel. gute Kompensationsmöglichkeiten per DSP bestehen
nun eingetauscht gegen Störungen ab dem oberen Bass bzw. dem unteren Mittelton aufwärts mit geringer Verzögerungszeit wo
- das Gehör für Verfärbungen wesentlich empfindlicher ist
- die störenden Reflexionen unweigerlich innerhalb der Summenlokalisation liegen
- eine echte "elektronische Kompensation" praktisch unmöglich ist (*)
Bis dahin: Herzlichen Glückwunsch, denn schlimmer kann man es tatsächlich nicht machen und das zugleich auf mehreren relevanten Ebenen.
Und nun es wurmt es mich etwas, daß ausgerechnet ich genötigt bin zu sagen:
"Nicht alles was HiFi Zeitschriften so schreiben, ist für die Mehrheit der Hörer gleich als Unfug zu sehen."
Es wäre daher m.E. zumindest fair besonders bei "allgemein formulierten Tipps" (u.a. in Foren), grundsätzlich dazu zu sagen, welche Voraussetzungen jeweils erfüllt sein müssten, damit auch ein "gewöhnlicher Anwender" sie tatsächlich schadlos (oder gar vorteilhaft) für sich und seine Situation nutzen könnte, wie z.B.:
- Möglichkeit/Fähigkeit die Baffle Step Korrektur seiner Lautsprecher anzupassen (?)
- Möglichkeit/Fähigkeit eine "echte" Wandintegration z.B. mit "akustisch bündig" abschließender Schallwand zwischen LS und Raumwand zu realisieren (?)
- Inkaufnahme bzw. Schaffung eines extrem fixen Hörplatzes und sehr trockener Raumakustik (**) (für Wohnräume meist unrealistisch), falls zur Unterdrückung der zuvor beschriebenen Artefakte ab dem oberen Tiefton bzw. unteren Mittelton nun auf DSP-Korrektur gesetzt werden soll (?)
Sobald insbesondere eine der beiden ersten Fragen mit "Nein" beantwortet werden muss, wird das m.E. eine sehr "praxisferne" Empfehlung, und das gilt für wesentlich mehr als 9 "gewöhnliche HiFi Hörer" von 10 und ihr individuelles Setup.
_________________
(*) Da die entstehenden Interferenzen zw. Direktschall und den Sekundärschallquellen (Gehäusekanten, Frontwand des Raums ...) sehr stark winkelabhängig sind und jeder elektronische "Kompensationsversuch" nun Störungen in den Energiefrequenzgang einführt, die zuvor nicht da waren ...
Interferenz ist grundsätzlich kein empfehlenswerter Gegenstandsbereich für "Raum- und/oder Lautsprecherkorrektur" durch "externe" DSP-Systeme.
(**) Ersatzweise einer reflexionsarmen Frontwand ab dem oberen Bass (?) ...
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