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Valentina Lisitsa

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    #31
    Besprechung Lisitsa Etudes Teil 2 Schumann Symphonische Etüden

    Hier möchte ich einmal nicht gleich mit allzu penibler Einzelkritik einsteigen. Ich sage es einfach frei heraus: Ihr Schumann gefällt mir! Das ist Schumann gespielt mit viel Poesie, mit Zügen kreislerianischer Phantastik in der Horowitz-Tradition und mit viel virtuoser Bravour! Technisch hat sie wirklich (fast) unbegrenzte Möglichkeiten, bewältigt alle pianistischen Gemeinheiten Schumanns, als wäre es die leichteste Sache der Welt. Sicher, die gewisse „Russifizierung“ deutscher Romantik spürt man gleich zu Beginn. Lisitsa spürt vor allem den Melodiezügen nach, wunderbar ausgesungen, aber auch etwas sehr breit (Rachmaninow ante portas) und streng betrachtet zu wenig prägnant für ein Variationsthema. Schumann als Komponist hat zwei Gesichter: Da ist einmal der von E.T.A. Hoffmann geprägte Romantiker mit seiner virtuosen Phantastik und musikalischen Exzentrik. Dafür steht exemplarisch eine Komposition wie die „Kreisleriana“. Die andere Seite ist der deutsch-ernste, intellektuelle Grübler, wozu auch Humor und Ironie gehören, das Spiel mit Formen und Masken. Dieses kommt vor allem im „Carnaval“ zum Vorschein. In den Symphonischen Etüden sind beide Seiten vereinigt, und je nach Interpretation kann die Gewichtung nach der einen oder anderen Seite hin ausfallen. Bei Lisitsa ist es die „intuitive“, phantastische Seite. So vermisst man manches Mal ein wenig die Innerlichkeit, den grüblerischen Ernst, die Gedankenversunkenheit und auch formale Strenge. Aus dem Finale macht sie ganz ungeniert ein Bravourstück – die gewisse orchestrale Fülle, die Würde einer gotischen Kathedrale, die hier aus Schumann spricht, lässt sie als verstaubte Romantik einfach hinter sich. Aber sie macht das eben mit Bravour, mit einer gewissen jugendlichen Frechheit, womit sie auch den kritischen Hörer letztlich gefangen nimmt. Da meldet sich ein musikalischer Freigeist ohne große Skrupel, mit erfrischender emotionaler Ehrlichkeit, aber einer, der Gefühl und Einfühlungsvermögen hat, bei aller bravourösen Virtuosität Fingerfertigkeit nie zum Selbstzweck macht, zur selbstgefälligen Zurschaustellung pianistischer Potenz werden lässt. Es ist erfrischend und erfreut das Herz, diesen Lisitsa-Schumann zu hören!


    Schöne Grüße
    Holger

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      #32
      AW: Valentina Lisitsa

      Hallo Holger !

      Danke für diese vorzügliche Rezession :A
      Meine Frage bezieht sich aber jetzt auf eine andere Dame u. zwar hab ich dieses Werk bei mir daheim ausgiebig gehört :



      Schon einmal von dieser Dame gehört ?! Gefällt mir persönlich sehr gut diese Zusammenstellung :B

      LG pinzga

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        #33
        AW: Valentina Lisitsa

        Lieber Pinzga,

        ich kenne sie tatsächlich - habe nämlich mal das Rachmaninow-Lied "Lilacs" mit ihr gehört bei Youtube. Was es doch für junge Talente gibt...

        Schöne Grüße
        Holger

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          #34
          AW: Valentina Lisitsa

          Hallo Holger,

          danke für deine Einschätzung der Schumann-Aufnahme. Da steigt die Vorfreude. Noch schöner wär´s, gäbe es die Aufnahme auch auf Vinyl ... aber man kann nicht alles haben.

          :R Apropos Schumann: ich habe die Aufnahme mit den Werken "Papillions", "Fantasiestücke" und "Carnaval" von Marc-André Hamelin kürzlich erworben. Gefiel mir sehr gut. Vll ein wenig nüchtern und sachlich.

          Viele Grüße

          Bernd

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            #35
            AW: Valentina Lisitsa

            Lieber Bernd,

            das war mir völlig entgangen, dass Hamelin den Schumann aufgenommen hat! Du hörst wieder mit dem alten Plattendreher und nicht mit dem neumodischen PC?

            Schöne Grüße
            Holger

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              #36
              AW: Valentina Lisitsa

              Zitat von Holger Kaletha Beitrag anzeigen
              ... Du hörst wieder mit dem alten Plattendreher und nicht mit dem neumodischen PC?
              Mein Plattenspieler dreht sich fleißig; hat kürzlich einen neuen Riemen bekommen und was soll ich sagen, der war sogar bezahlbar :B

              Ein PC kommt mir nicht in´s Wohnzimmer. Streaming ja, aber manchmal muss es Vinyl sein. Schon aus haptischen Gründen.

              Leider ist die Verkaufspolitik der großen Labels alles andere als konsequent und ich habe es nicht selten erlebt, dass neue Aufnahmen erst auf CD und nach einem halben Jahr auf Vinyl erschienen. Das ist sehr ärgerlich, wenn man die CD schon hat. Am besten ist es natürlich, wenn man eine Schallplatte kaufen kann, mit der Möglichkeit des Downloads. Aber das ist leider noch immer die Ausnahme.

              Viele Grüße

              Bernd

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                #37
                AW: Valentina Lisitsa

                Lieber Bernd,

                ich habe noch einige Platten aus Nostalgie aufbewahrt. Das ich sowieso keinen Plattenspieler mehr anschaffen werde, könnte ich Dir da einiges abtreten, wenn Du Interesse hast (beim Umzug ist die Gelegenheit, sich von Sachen zu trennen, die man eh nicht mehr braucht!) z.B. habe ich die Chopin-Preludes (DGG, alte Aufnahme) mit Pollini, von Horowitz die Beethoven- und Scarlatti-Sonaten (CBAS), zwei oder drei Richter-Platten und die kompletten Scriabin-Sonaten mit Igor Shukov, die alte Aufnahme, die es gar nicht mehr gibt. Die rücke ich aber nur raus, wenn Du sie mir digitalisierst, so dass ich sie dann auf CD habe!

                Schöne Grüße
                Holger

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                  #38
                  AW: Valentina Lisitsa

                  Hallo Holger,

                  interessantes Angebot. :F Das müßte ich mir mal überlegen.

                  Viele Grüße

                  Bernd

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                    #39
                    AW: Valentina Lisitsa

                    Tach,

                    vom Youtube Star zur gereiften Pianistin, so könnte man den Werdegang von Valentina Lisitsa beschreiben. Nach zwie CDs mit Solowerken von Nyman und Glass hat sich nun einiger Stücke von Scriabin angenommen:


                    amazon

                    Lisitsa Website


                    Scriabin Wikipedia


                    Es handelt sich überwiegend um Frühwerke des Komponisten, die sich noch durch eine deutliche Nähe zu Chopin oder Bach auszeichnen und noch nicht so "fortschrittlich" sind, wie sein Spärtwerk (das dürfte nur etwas für Spezialisten sein). Insgesamt hat sie eine sehr schön anzuhörende Aufnahme vorgelegt. Die Stücke sind recht melodisch und eher kurz, nette Geschichte.

                    VG Bernd

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                      #40
                      AW: Valentina Lisitsa

                      Lieber Bernd,

                      die Hörschnipsel habe ich mir auch angehört. Mir fehlt da doch ein wenig das Verwegen-Dämonische und Überspannte von Scriabins Spätromantik. Das ist mir alles doch viel zu harmlos - lyrischer Sensualismus und mehr nicht. Besonders offenkundig ist das finde ich beim Nocutrne für die linke Hand. Was da ein Alexis Weissenberg Atemberaubendes aus diesem Stück macht (Youtube-Video, siehe Link), ist einfach von ganz anderem Kaliber:



                      Schöne Grüße zum Wochenende
                      Holger

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                        #41
                        AW: Valentina Lisitsa

                        Hallo Holger,

                        die Hörschnipsel sind meiner Meinung nach nicht sehr aussagekräftig. Und über die Art der Interpretation kann man kaum streiten.

                        VG Bernd

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                          #42
                          AW: Valentina Lisitsa

                          Zitat von B. Albert Beitrag anzeigen

                          die Hörschnipsel sind meiner Meinung nach nicht sehr aussagekräftig. Und über die Art der Interpretation kann man kaum streiten.
                          Hallo Bernd,

                          wenn ich die Hörschnipsel hier höre:



                          dann reicht das völlig aus, dass ich weiß: Das ist schlicht eine Sensation - ein Scriabin-Ereignis ersten Ranges und ich bestelle die CD sofort. Bei Lisitsa kann ich konstatieren: interessante Programmzusammenstellung mit frühen Werken, natürlich auch gut gespielt - aber muß ich die CD unbedingt haben? Mit Maria Lettberg habe ich eine sehr gute Aufnahme desselben Repertoires und noch etliche andere. Wenn die CD mal günstig zu bekommen ist, nehme ich sie wohl mit....

                          Schöne Grüße
                          Holger

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