Gestern in der Matineevorstellung hier mit dem hiesigen städtischen Symphonieorchester gab es erst drei Orchesterlieder von Anton Webern und dann die riesige 7. Symphonie von Mahler. Das war schon ein Kontrast: Bei Mahler die Riesenbesetzung und beim Webern (3 Orchesterlieder) zu Beginn verloren sich dann ein paar Musiker zwischen lauter leeren Stühlen - eine kammermusikalisch intime Besetzung! Webern finde ich immer wieder beeindruckend: diese unglaublich intensive Sparsamkeit und Ausdrucksstärke. Und die junge schwedische Sängerin hier vom Stadttheater war auch sehr gut!
Dann der Mahler! Man muß diese Riesensymphonie wirklich im Konzert erleben um nachzuvollziehen, wie unendlich schwierig sie ist! Die 7. ist vielleicht die schwerste aller Mahler-Symphonien. Es gab hinterher sehr enthusiastischen Beifall - es ist schon bemerkenswert, daß ein Provinzorchester diese Probentortur auf sich nimmt und das Risiko eingeht, daß etwas eben nicht so ganz >glatt< geht!
Die Schwierigkeit ist einmal die Orchesterbalance - z.B. im letzten Satz droht der übermächtige Bläserapparat die Streicher zu ersticken. Da hat dieses Orchester einfach Grenzen! Und der 1. Satz ist interpretatorisch wirklich so etwas wie eine Quadratur des Kreises: einerseits sehr romanhaft, so etwas wie eine Schlegelsche Novellenkette, wo man aber trotzdem eine symphonische Entwicklung erkennen können muß. Und da ist der Dirigent hier gescheitert! Da war überhaupt kein Zusammenhang, keine "Form" mehr erkennbar, die Höhepunkte der Entwicklung nicht richtig gesetzt.
Und dann ein weiterer Mangel: Diese gewisse "Nachtstimmung" muß man treffen, die Bläser müssen so eine Patina haben! Da wurde mit einer positivistischen Direktheit gespielt ohne jeden Tief- und Hintersinn, ohne romantische Atmosphäre und Aura. In einer Konzertaufführung merkt man dann sehr schnell die Klippe: Der Satz wirkt, wenn er so derb gespielt wird, einfach fürchterlich lärmig. Überhaupt fand ich die Musiker heute ziemlich uninspiriert. Kein Schmelz, diese gewisse wienerische Selbstverliebtheit in den Schönklang- nichts da. Das klang alles irgendwie bieder und trocken!
Auch in der schönen ersten Nachtmusik kam keine Nachtstimmung auf - und der Hormist hat sich kräftig verblasen! Das kafkaeske Scherzo war gut - und das Finale hatte die schon angedeuteten Schwächen!
Darauf habe ich mir dann zuhause von der CD Neumann und Abbado angehört. Das ist schon etwas anderes: Da gibt es in der Einleitung des 1. Satzes eine dynamische Entwicklung, einen "märchenhaften" und großen Bläserton. Toll bei Neumann: Die Rhythmik, man hört einen trägen Marsch, der sich daherschleppt. Die 1. Nachtmusik finde ich bei Abbado am besten, sehr organisch, die Tempi bei Neumann sind da etwas unorganisch wacklig! Neumann hat seine Sternstunde in der 2. Nachtmusik, wieder diese Rhythmik, die Musiker sind unglaublich engagiert. Dagegen wirkt Abbado ein wenig langweilig! Im Finale wirkt die Tschechische Philharmonie vielleicht ein bischen zu enthusiastisch undiszipliniert. Man glaubt, die Musiker wollen dem Dirigenten >weglaufen<. Was andererseits aber wieder toll ist...
Auf jeden Fall war das ein nachhaltig beeindruckendes Erlebnis. Mahler im Konzert - wann darf man das schon erleben! Und man sollte die Musik eben nicht nur von der CD kennen! :H
Beste Grüße
Holger
Dann der Mahler! Man muß diese Riesensymphonie wirklich im Konzert erleben um nachzuvollziehen, wie unendlich schwierig sie ist! Die 7. ist vielleicht die schwerste aller Mahler-Symphonien. Es gab hinterher sehr enthusiastischen Beifall - es ist schon bemerkenswert, daß ein Provinzorchester diese Probentortur auf sich nimmt und das Risiko eingeht, daß etwas eben nicht so ganz >glatt< geht!
Die Schwierigkeit ist einmal die Orchesterbalance - z.B. im letzten Satz droht der übermächtige Bläserapparat die Streicher zu ersticken. Da hat dieses Orchester einfach Grenzen! Und der 1. Satz ist interpretatorisch wirklich so etwas wie eine Quadratur des Kreises: einerseits sehr romanhaft, so etwas wie eine Schlegelsche Novellenkette, wo man aber trotzdem eine symphonische Entwicklung erkennen können muß. Und da ist der Dirigent hier gescheitert! Da war überhaupt kein Zusammenhang, keine "Form" mehr erkennbar, die Höhepunkte der Entwicklung nicht richtig gesetzt.
Und dann ein weiterer Mangel: Diese gewisse "Nachtstimmung" muß man treffen, die Bläser müssen so eine Patina haben! Da wurde mit einer positivistischen Direktheit gespielt ohne jeden Tief- und Hintersinn, ohne romantische Atmosphäre und Aura. In einer Konzertaufführung merkt man dann sehr schnell die Klippe: Der Satz wirkt, wenn er so derb gespielt wird, einfach fürchterlich lärmig. Überhaupt fand ich die Musiker heute ziemlich uninspiriert. Kein Schmelz, diese gewisse wienerische Selbstverliebtheit in den Schönklang- nichts da. Das klang alles irgendwie bieder und trocken!
Auch in der schönen ersten Nachtmusik kam keine Nachtstimmung auf - und der Hormist hat sich kräftig verblasen! Das kafkaeske Scherzo war gut - und das Finale hatte die schon angedeuteten Schwächen!
Darauf habe ich mir dann zuhause von der CD Neumann und Abbado angehört. Das ist schon etwas anderes: Da gibt es in der Einleitung des 1. Satzes eine dynamische Entwicklung, einen "märchenhaften" und großen Bläserton. Toll bei Neumann: Die Rhythmik, man hört einen trägen Marsch, der sich daherschleppt. Die 1. Nachtmusik finde ich bei Abbado am besten, sehr organisch, die Tempi bei Neumann sind da etwas unorganisch wacklig! Neumann hat seine Sternstunde in der 2. Nachtmusik, wieder diese Rhythmik, die Musiker sind unglaublich engagiert. Dagegen wirkt Abbado ein wenig langweilig! Im Finale wirkt die Tschechische Philharmonie vielleicht ein bischen zu enthusiastisch undiszipliniert. Man glaubt, die Musiker wollen dem Dirigenten >weglaufen<. Was andererseits aber wieder toll ist...
Auf jeden Fall war das ein nachhaltig beeindruckendes Erlebnis. Mahler im Konzert - wann darf man das schon erleben! Und man sollte die Musik eben nicht nur von der CD kennen! :H
Beste Grüße
Holger
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