Die Raumkorrektur und der Bypass-Schalter
Ich muss mal eine wahre Begebenheit zur den Anfängen der Raumkorrektur loslassen, die sich Mitte der 1970er Jahre abspielte. In Berlin in der Nähe des Ku-Damms wurde ein neues Tonstudio eingeweiht, das zu einem Musikverlag gehört. Alles war edel eingerichtet. Der Clou waren zwei große graphische Equalizer mit je 31 Frequenzbändern von je 1/3-Oktave Breite, mit welchem der Raum der "Abhöre", also der Regieraum, am Platz des Toningenieurs ganz penibel von der "TU-Berlin" eingemessen war. Die beiden Equalizer waren auf einem Regal ordentlich in Szene gesetzt, denn Spotscheinwerfer strahlten sie wunderbar an. Damit nicht etwa jemand "aus Versehen" die sorgfältige wissenschaftliche Einmessung verstellt, wurde extra dafür eine Plexiglas Kappe angefertigt und darüber gesetzt und mit einem Sicherheitsschloss versehen. Es wurde an Nichts gespart. Das sah wirklich klasse aus. Der Schlüssel dazu wurde ganz sicher im Tresor aufbewahrt. Toll.
Das Fernsehen kam - die Presse kam. Künstler waren da. Alle staunten, wie schön man jetzt einen Regieraum nach neuesten Erkenntnissen eingemessen konnte. So etwas hatte noch niemand. Da muss man sich gleich mal für die nächste Produktion anmelden.
Einen Monat später kam ich wieder einmal vorbei. Oh, da strahlen mich die beiden graphischen Equalizer an. Schön. Ich ging näher heran und wolle mir mal genauer die EQ-Einstellung ansehen, in welchem Bereich denn die Problemzonen in so einem Regieraum liegen. Was sehe ich - oh Schreck. Der Schalter, der nicht unter der Plexiglasscheibe lag, war auf Bypass-"Ein" geschaltet. Ich machte sofort den Toningenieur auf diesen Irrtum aufmerksam. Ach lass man, sagte der, wir waren alle hier übereinstimmend der Meinung, dass die Mischung ohne diese "Raumkorrektur" viel durchsichtiger und klarer klingt.
So etwas ist wirklich keine "Raumkorrektur", dass ist eine unnötige Amplituden-Frequenzgangkorrektur der Lautsprecher.
Darum freue ich mich immer, wenn es einen Bypass-Schalter gibt und empfehle allen, diesen versuchweise unbedingt einmal einzuschalten.
Wenn wieder jemand bei mir so etwas etablieren möchte, dann ist meine erste Frage: Gibt es auch einen Bypass-Schalter?
Damals war das noch die gemütliche analoge Zeit, da musste jedes Terzfilter mühsam von Hand eingestellt werden, aber heute ist dass alles völlig anders, denn wir haben jetzt die "Digitale automatische Raumkorrektur" auf 24-Bit Ebene.
Viele Grüße ebs
Ich muss mal eine wahre Begebenheit zur den Anfängen der Raumkorrektur loslassen, die sich Mitte der 1970er Jahre abspielte. In Berlin in der Nähe des Ku-Damms wurde ein neues Tonstudio eingeweiht, das zu einem Musikverlag gehört. Alles war edel eingerichtet. Der Clou waren zwei große graphische Equalizer mit je 31 Frequenzbändern von je 1/3-Oktave Breite, mit welchem der Raum der "Abhöre", also der Regieraum, am Platz des Toningenieurs ganz penibel von der "TU-Berlin" eingemessen war. Die beiden Equalizer waren auf einem Regal ordentlich in Szene gesetzt, denn Spotscheinwerfer strahlten sie wunderbar an. Damit nicht etwa jemand "aus Versehen" die sorgfältige wissenschaftliche Einmessung verstellt, wurde extra dafür eine Plexiglas Kappe angefertigt und darüber gesetzt und mit einem Sicherheitsschloss versehen. Es wurde an Nichts gespart. Das sah wirklich klasse aus. Der Schlüssel dazu wurde ganz sicher im Tresor aufbewahrt. Toll.
Das Fernsehen kam - die Presse kam. Künstler waren da. Alle staunten, wie schön man jetzt einen Regieraum nach neuesten Erkenntnissen eingemessen konnte. So etwas hatte noch niemand. Da muss man sich gleich mal für die nächste Produktion anmelden.
Einen Monat später kam ich wieder einmal vorbei. Oh, da strahlen mich die beiden graphischen Equalizer an. Schön. Ich ging näher heran und wolle mir mal genauer die EQ-Einstellung ansehen, in welchem Bereich denn die Problemzonen in so einem Regieraum liegen. Was sehe ich - oh Schreck. Der Schalter, der nicht unter der Plexiglasscheibe lag, war auf Bypass-"Ein" geschaltet. Ich machte sofort den Toningenieur auf diesen Irrtum aufmerksam. Ach lass man, sagte der, wir waren alle hier übereinstimmend der Meinung, dass die Mischung ohne diese "Raumkorrektur" viel durchsichtiger und klarer klingt.
So etwas ist wirklich keine "Raumkorrektur", dass ist eine unnötige Amplituden-Frequenzgangkorrektur der Lautsprecher.
Darum freue ich mich immer, wenn es einen Bypass-Schalter gibt und empfehle allen, diesen versuchweise unbedingt einmal einzuschalten.
Wenn wieder jemand bei mir so etwas etablieren möchte, dann ist meine erste Frage: Gibt es auch einen Bypass-Schalter?
Damals war das noch die gemütliche analoge Zeit, da musste jedes Terzfilter mühsam von Hand eingestellt werden, aber heute ist dass alles völlig anders, denn wir haben jetzt die "Digitale automatische Raumkorrektur" auf 24-Bit Ebene.
Viele Grüße ebs
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