Lautsprecherhersteller in den Niederlanden

[Reno Barth]

Das sieht heute ganz anders aus...da verlangt ein Hersteller einen UVP von 599;- € für eine nagelneues Gerät...da ist es noch garnicht verfügbar, da bietet es der erste Internethändler bereits für 589,- oder 579,- an. Drei Wochen Später fährt der Blaue Riese oder der Blödmarkt eine Aktion für 499,- €. Wo sich Amazon und Co. natürlich umgehend dranhängen...und nochmal 10, 15 € günstiger anbieten.

Genau. Deshalb darf man sowas auch nicht angreifen.

lg
reno

[ruedi01]

Ja, die Großmärkte haben in den frühen 80er Jahren angefangen, die selbstständigen Händler, und das waren nicht nur ganz Kleine, kaputtzumachen mit ihrer aggressiven Preispolitik. Das war die Strategie dieser Konzerne. Jeder einzelne Laden hatte die Erlaubnis die Preise selbständig zu gestalten, mit dem Ziel die günstigsten Preise der umliegenden Mitwettbewerber zu unterbieten. Egal ob dabei Verlust entsteht. Und so haben die Elektromärkte bis Mitte/Ende der 90er Jahre den Selbstständigen praktisch flächendeckend in Deutschland den Gar ausgemacht...die konnten natürlich mit ihrer dünnen Kapitaldecke nicht mehr dagegenhalten in diesem ruinösen Wettbewerb.

Heute haben MM und Saturn ein ganz anderes Problem. Die haben selber die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Mittlerweile nehmen die Internetversender denen immer mehr die Butter vom Brot und selber bekommen sie das Geschäft über das Web seit Jahren nicht in Gang. Dabei drücken die hohen Fixkosten für die viel zu vielen Läden schwer auf das Betriebsergebnis...

Ich erwarte in den nächsten Jahren ein massenweises 'Sterben' der großen Elektrofachmärkte...vielleicht ist das dann wieder eine neue Chance für kleine und kompetente selbstständige Händler.

Gruß

RD

[ruedi01]

Genau. Deshalb darf man sowas auch nicht angreifen.

...was meinst Du mit 'angreifen'?!?:Y

Gruß

RD

[Gast]

Ich erwarte in den nächsten Jahren ein massenweises 'Sterben' der großen Elektrofachmärkte...vielleicht ist das dann wieder eine neue Chance für kleine und kompetente selbstständige Händler.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schweinezyklus :S

[ruedi01]

...ja, so kann man das beschreiben...

Mittlerweile gibt es so viele Media Märkte und Saturn-Läden - die gehören ja zu ein und dem selben Unternehmen - dass die sich gegenseitig die Kunden wegnehmen. Die Grenzen des Wachstums sind da offensichtlich erreicht.

Gruß

RD

[Reno Barth]

...was meinst Du mit 'angreifen'?!?:Y

in den Laden nehmen.

lg
reno

[Gast]

Du meinst, man darf dort (Blödmarkt, Amazon) nicht kaufen (?)

[ruedi01]

...ich verstehe das immer noch nicht...bitte Klartext...:C

Gruß

RD

[Reno Barth]

Ich meine, dass man sich als Händler keine Produkte in den Laden nehmen sollte, die so verkauft werden. Sowas kommt ja nicht überraschend. Die Hersteller und Vertriebe, die sowas machen, sind bekannt. Daher gibt es diese Produkte bei mir nicht. Wer sowas will, muss eben in den Blödmarkt gehen.

lg
reno

[ruedi01]

...ok, jetzt ist das verstanden...:E

Aber dabei hast Du dann natürlich ein großes Problem. Die Masse kauft diese Produkte. Damit geht der weitaus größte Teil des Marktes an Dir vorbei. Du musst Dir die Kunden suchen, die bereit sind, zumindest hohe 4-stellige Summen für Hifi-Kram auszugeben. Diese Leute gibt es natürlich, die muss man aber erst mal finden und in den Laden locken. Und da setzt dann wieder das Thema Werbung und Marketing ein...dazu muss man Trends frühzeitig (aber nicht verfrüht!) erkennen und nutzen. ein schmaler Grad...

Du bist ein reiner Nischen-Händler. Davon gibt es durchaus eine ganze Menge. Aber - wie ich weiter oben schon gesagt habe - gibt es diese Händler meistens nicht sehr lange. Alleine bei uns in Oberhausen haben in den letzten 15 Jahren ein gutes halbes Dutzend solcher Händler versucht Fuß zu fassen. Davon ist heute kein einziger mehr am Leben...

Ein kleiner Händler hat in unserer Stadt Anfang der 90er Jahre versucht mit Mehrkanal und Heimkino sein Geschäft aufzuziehen. Leider war er damit zu früh dran. Der Boom kam erst später mit der DVD. Nach wenigen Jahren musste er seinen Laden dicht machen.

Gruß

RD

[David]

Du bist ein reiner Nischen-Händler. Davon gibt es durchaus eine ganze Menge. Aber - wie ich weiter oben schon gesagt habe - gibt es diese Händler meistens nicht sehr lange. Alleine bei uns in Oberhausen haben in den letzten 15 Jahren ein gutes halbes Dutzend solcher Händler versucht Fuß zu fassen. Davon ist heute kein einziger mehr am Leben...

Man kann sogar damit "überleben", aber alleroberstes Gebot ist, die Spesen so gering wie möglich zu halten (in der nähe von Null). Und ich gehe einmal davon aus, dass das bei diesen Händlern nicht der Fall war. Hohe Mietpreise, hohe Energiespesen, tolle Ausstattung, ein paar Angestellte, Autos, Service, womöglich noch Printwerbung......das funktioniert heute bei so wenigen High-Endern nicht mehr. 80-90% des Tages ist kein Kunde da, aber die Spesen laufen unerbittlich weiter.

Das meine ich, wenn ich sage, dass man sämtliche Bücher und Berechnungen knicken kann. Der logische Menschenverstand und nüchternes Denken reichen.

So habe ich mein Geschäft begonnen (bereits in schwierigen Zeiten) und ich war über 15 Jahre damit total erfolgreich. Irgendwelche "Berechnungen" habe ich nicht ein einziges Mal angestellt. Mich haben nur zwei Zahlen interessiert: der Gesamtumsatz und die realisierte Spanne über's Jahr (steht beides in der Jahresbilanz). Daraus lässt sich kinderleicht der Gewinn errechnen.
Es gab Superjahre und nicht ganz so gute Jahre, aber immer einen Gewinn, der mich hat ruhig schlafen lassen.
Hätte ich an diesem Ort mein Geschäft weitergeführt, wäre es nach wie vor eines der allerbesten in der Szene geblieben. Nur mit mir drinnen, ich hatte nie einen Angestellten (viel zu teuer und nur Ärger damit).

Ich schreibe das nicht zur Selbstbeweihräucherung, sondern nur um aufzuzeigen, wie sinnlos irgendwelche (meist völlig unrealistischen) Berechnungen sind.

Ist man als Person eine Niete, helfen sämtliche Berechnungen der Welt nichts. Diese "Variable" scheint aber in keiner Formel auf.

[David]

Habe den Threadtitel korrigiert.

[Reno Barth]

Man kann sogar damit "überleben", aber alleroberstes Gebot ist, die Spesen so gering wie möglich zu halten (in der nähe von Null). Und ich gehe einmal davon aus, dass das bei diesen Händlern nicht der Fall war. Hohe Mietpreise, hohe Energiespesen, tolle Ausstattung, ein paar Angestellte, Autos, Service, womöglich noch Printwerbung......das funktioniert heute bei so wenigen High-Endern nicht mehr. 80-90% des Tages ist kein Kunde da, aber die Spesen laufen unerbittlich weiter.

seh ich ganz genauso. Ich denke sogar, dass man als kleiner Händler heute nur mehr in Nischen überleben kann (das aber auch recht gut). Sowas geht aber auch nicht überall. Oberhausen ist z.B. sicher ein sehr schwieriges Pflaster. Strukturschwache Gegend und Holland (wo es einige sehr aktive Händler gibt) praktisch in Gehweite. Dort würde ich mir auch zweimal überlegen, einen Laden aufzumachen. Im Übrigen finde ich scheitern ja nichts verwerfliches. Da kommt es halt auch drauf an, wie man das macht. Wenn man alles unter Kontrolle hat, macht man einen Abverkauf und den Laden mit +/- 0 wieder zu. Wenn man sich mit dem Blödmarkt anlegen will, muss man ordentlich Geld in die Hand nehmen (womöglich fremdes) und kann dann so richtig gegen die Wand knallen.

lg
reno

[neffets]

Das meine ich, wenn ich sage, dass man sämtliche Bücher und Berechnungen knicken kann. Der logische Menschenverstand und nüchternes Denken reichen.

Durchaus. Aber man darf ein Buch auch nicht mit einer Bedienungsanleitung verwechseln ;) Insbesondere Bücher, die erfolgreiche Konzepte vorstellen/auseinandernehmen sind durchaus dazu geeignet die eigene Kreativität zu fördern.

Daher auch mal zwei Buchtipps:

http://www.amazon.de/Siegermarken-anders-machen-Andreas-Buchholz/dp/3430115795

http://www.amazon.de/Die-Strategie-St%C3%A4rke-Al-Ries/dp/3430177731/ref=sr_1_sc_1?s=books&ie=UTF8&qid=1343815504&sr=1-1-spell

Wirklich gute Bücher, überwiegend kurzweilig - vor Allem 50 Jahre näher am Jetzt als die hier vorgestellten "Nachkriegskalkulationsmodelle" ;)

[Reno Barth]

vor Allem 50 Jahre näher am Jetzt als die hier vorgestellten "Nachkriegskalkulationsmodelle" ;)

für Einzelhändler sind diese Kalkulationsmodelle aber immer noch am sinnvollsten. Vor allem darf man amerikanische Verhältnisse nicht so einfach auf Europa umlegen. Die USA haben nämlich ein deutlich anderes Konkursrecht. Bei uns kann man sich viel leichter und nachhaltiger ruinieren.

lg
reno