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Chopins Klaviermusik - meine Referenzen (II)

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    Chopins Klaviermusik - meine Referenzen (II)

    VIII. Scherzi und Balladen: Artur Rubinstein (RCA) !

    VIII a) Scherzi

    (Nr. 1 h-moll) 1. Benedetti Michelangeli (Mitschnitte aus Bregenz und London, Label Aura). Komposition aus einer depressiven Phase Chopins in Wien -- Krieg mit Polen. ABM fördert wie kein anderer die traumatische Expressivität zutage -- Schmerzausbrüche aus der Tiefe des Unbewußten. Zudem unglaublich textgenau! Die eineinhalb Minuten langsamere Fassung aus London 1990 ist fast noch eindringlicher als die virtuose aus Bregenz! Unvergleichlich!
    2. Vladimir Horowitz (Mitschnitt in: >Horowitz rediscovered<) -- deutlich besser als die DGG-Aufnahme. (Horowitz im Film der DGG: "Für einen alten Mann doch nicht schlecht!" Refrain von Svjatoslav Richter -- "... sagte er zu einer schlechten Einspielung des h-moll Scherzo!")
    3. Maurizio Pollini: Nicht so existentialistisch wie ABM und exzentrisch wie Horowitz, aber mit einem wahrlich ausgesungenen Trio: Chopin mit dem Gesicht Schuberts: wunderschöne >Tropfenmotive<!

    (Nr. 2 b-moll) Benedetti Michelangeli (DGG). Dazu Joachim Kaiser: >Jahrhundertaufnahme des b-moll-Scherzo<! Dem ist nichts hinzuzufügen!

    (Nr. 3 cis-moll) Adam Harasiewicz: Nur er vermag es, durch das Trio mit seinem Choralidiom hindurch die dramatische Spannung aufrecht zu erhalten! Habe ihn mit dem 3. Scherzo in den 70igern im Düsseldorfer Schumann-Saal gehört und schon damals hat mich seine Interpretation sehr beeindruckt!

    (Nr. 4) Vladimir Ashkenazy (Decca, die alte Aufnahme (CD Decca Legends)): Mit virtuosem Eros und Brillanz gespielt! Umwerfend! Nicht minder eindrucksvoll Richters Mitschnitt seines Carnegie-Hall-Konzertes von 1960 (CD >Richter rediscovered<).

    VIII b) Balladen . Krystian Zimermans Aufmahme besticht durch ihre Durchdachtheit und präziose Pianistik. Maßstabsetzend - bis auf die 4. Ballade, die leider in Episoden zerfällt. Ihm fehlt der Sinn für den großbogigen dynamischen Spannungsaufbau -- eine individuelle Eigenart, die man übrigens auch in seiner Interpretation der h-moll- Sonate von Liszt beobachten kann!

    (Nr. 1 g-moll) 1. Benedetti Michelangeli: Die Coda ist gefürchtet. Niemand bewältigt sie technisch so souverän wie ABM - selbst Horowitz >pfuscht< da! Die DGG-Studioaufnahme ist maßstabsetzend, unglaublich ausgefeilt. Den lyrischen Mittelteil spielt kein anderer so betörend. Gegen die dämonische Virtuosität des wahrlich märchenhaften Mitschnitts aus London 1957 (das Konzert (BBC) einen Tag bevor er seine legendäre Aufnahme mit dem Ravel-G-Dur-Konzert und Rachmaninow-Konzert Nr. 4 machte, 2 CD SBT 2088) wirkt diese Studioaufnahme allerdings fast schon asketisch. Sehr spannend auch der Mitschnitt aus Bregenz 1985 (Label Aura). ABMs Spätstil: Emotional ungeheuer vielschichtig mit einem wahren Überschwang an Farbtönungen gespielt, dazu eine ungemein beredte Phrasierung ! Der große Meister kann hier nur sich selber ernsthaft Konkurrenz machen!

    (Nr. 4) 1. Svjatoslav Richter: Die 4. Ballade hat Richter sein Leben hindurch begleitet und er liebte sie besonders -- er spielte sie in seinem ersten privaten und später öffentlichen Konzert sowie beim Vorspiel im Moskauer Konservatorium in Anwesenheit von Heinrich Neuhaus, der anschließend sein Lehrer und Mentor wurde. Es gibt verschiedene Mitschnitte, z.B. aus Italien in den 60igern (DGG). Einfach ideal gespielt -- das Maß aller Dinge!
    2. Vladimir Ashkenazy: ähnlich überzeugend wie Richter, sowohl die alte Aufnahme (Decca Legends) als auch die neue Digitalaufnahme mit ausgewählten Chopin-Stücken. Die dynamische, fast schon symphonische Dramaturgie stimmt, dazu eine sehr intelligent gestaltete Coda!

    IX. Fantasie op. 49

    Benedetti Michelangeli (Fonitcetra, auch als DVD zu haben bzw. Bregens 1985 (Aura)) oder Claudio Arrau (EMI).

    X. Berceuse

    Benedetti Michelangeli (Fonitcetra, CD oder DVD) oder Pollini (DGG)

    XI. Andante Spianato et Grande Pollaca Brillante :

    Rubinstein, Benedetti Michelangeli. Beide haben dieses Virtuosenstück >geadelt< zu einem klassischen Werk. Rubinstein durch die Zurücknahme jeglicher Virtuosität, die Reduktion auf charakterisierende Gestaltung. ABM durch die Vergeistigung des Virtuosen, eine rückhaltlose Ästhetisierung. ABM feuert wahre Leuchtraketen auf dem Flügel ab! Überirdisches, entmaterialisiertes Klavierspiel!

    XIII. Die Klavierkonzerte Nr. 1 u. 2

    Artur Rubinstein (RCA), Claudio Arrau (Philips), Marta Argerich (DGG), Maurizio Pollini (EMI Nr. 1), Emil Gilels (Nr. 1), Vladimir Ashkenazy (frühe Decca-Aufnahme mit David Zinman: Nr. 2).

    XII. Herausragende Einzelplatten :H:H:H:

    1. Bendetti Michelangeli: Chopin (DGG): Mazurken (Ausw.), Ballade g-moll, Scherzo b-moll, Prelude cis-moll. Mazurken ohne jeden Zirkus, ungemein plastisch aber lyrisch-verinnerlicht und wahrlich tiefsinnig, sehr authentisch: Selbst-Bekenntnisse einer vereinsamten Seele. Die letzte Komposition Chopins war bezeichnend eine Mazurka. Die Mazurken sind ja keine Tanzmusiken! Chopin selbst nannte sie immer wieder >meine Atelierbilder<! Jahrhundertaufnahmen der Ballade und des Scherzo, ebenso das unvergleichlich hintergründig melancholisch und zugleich klassisch-schlicht wie hyperfeinsinnig gespielte cis-moll-Prelude!
    2. Horowitz: Horowitz hat immer wieder genialische Chopin-Aufnahmen gemacht, so etwa dämonisch-tänzerische Mazurken. Dokumentiert ist das in den Studioaufnahmen bei CBS/Sony sowie wahrlich berührend in >Horowitz in Moskau<.

    #2
    Nachtrag: Vom 90jährigen (!) Rubinstein gibt es einen Filmmitschnitt des 2. Klavierkonzertes (Dirigent: Andre Previn) auf DVD (DGG), zusammen mit dem Griegkonzert und Nr. 2 von Saint-Saens! Da sieht man, was überragende Technik ist (die Ergonomie, die ihm auch im hohen Alter einen solchen virtuosen Zugriff erlaubt) und vor allem, woher diese Klangfülle kommt! Sehr sehenswert und lehrreich für Pianisten!

    Beste Grüße
    Holger

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      #3
      Hallo Klassikfreunde!

      Hier der Teil II von Holgers wertvollem Chopin Beitrag, sehr empfehlenswert.

      Beste Grüsse

      Gerhard

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        #4
        Die Liste müßte aktualisiert werden. Sehr empfehlenswert und für Rubinstein-Fans ein >Muß<: Die EMI hat eine Rubinstein-Chopin-Box mit 4 CDs herausgebracht (kostet glaube ich nur 14 Euro!) mit seinen kompletten Aufnahmen aus den 30iger Jahren. Rubinstein hatte gerade geheiratet - vielleicht liegt es daran: Ein ungemein elanvolles und sehr beschwingtes Klavierspiel. Wunderschöne Nocturnes und Konzerte. Sehr spannend, seine Entwicklung zu verfolgen. Ich habe noch nicht alles durchgehört.

        Sensationell und ebenso eine denkwürdige Platte: Die Chopin-Aufnahmen (Preludes, Balladen u.a.) des 24jährigen Friedrich Gulda. Das ist eine Seite von ihm, die man gar nicht kennt und auch nicht bei ihm vermutet. Er hat sie auch später sorgsam verdrängt - eine Form von extremer Selbstdistanzierung. Genialisch - Gulda als romantischer Sensualist. Eine unglaubliche Spontaneität. Sein Idol war damals bezeichnend Alfred Cortot! Den Blechacz habe ich im Thread über "Junge Musiker..." besprochen.

        Ebenso noch zu hören habe ich die Platte der hinreißenden Martha Argerich mit der h-moll-Sonate und der g-moll-Ballade, Mazurken u.a. - Rundfunkmitschnitte, erschienen bei der DGG. Darauf freue ich mich schon, es zu genießen!

        Beste Grüße
        Holger

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