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Der Neubau meiner Anlage

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    AW: Der Neubau meiner Anlage

    Zitat von dipol-audio Beitrag anzeigen
    Und je "spezifischer" dieser Eigenklang - in jeweils "üblichen" Hörräumen - ist, desto schlechter ist der jeweilige Lautsprecher (hier speziell: Heimlautsprecher).

    Gute Lautsprecher "verschwinden" im Idealfall: Sie klingen jedenfalls nicht "nach Lautsprecher".

    Lautsprecher sind bezüglich einer[I] Idealvorstellung in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von Musikinstrumenten (*).
    Naja, in der Praxis ist aber ein LS nicht die Realisierung eines Idealfalls, sondern - auch kostenmäßig bedingt - ein mehr oder weniger gelungener Kompromiss. Der ideale Lautsprecher ist eigentlich sowas wie die eierlegende Wollmilchsau, die es nicht gibt. Und da bewertet dann der Hörer doch bestimmte Eigenschaften, welche den spezifischen Kompromiss ausmachen. Ein Elektrostat klingt wunderbar frei und schlackenlos, aber er ist auch ein bisschen substanzlos im Bass. Ein Lautsprecher kann besser auflösen als ein anderer, aber nicht so homogen klingen. Er kann ein breiteres Abstrahlverhalten haben aber nicht so auflösen. Meiner hat - schon beim ersten Hören bemerkt, einen außergewöhnlich guten Mitten-Hochtonbereich, klar und hochauflösend, dazu eine Abmischung, die ihn oben herum nie lästig oder harsch klingen lässt. Das ist einfach außergewöhnlich in der Kombination dieser Eigenschaften und nicht selbstverständlich. Dafür ist er aber aufstellungskritischer als mein alter - ihn musste ich einmessen für die Wandaufstellung, was ich beim alten nicht brauchte. Das ist schon mit einem Musikinstrument vergleichbar. Auf einem Steinway kann man ebenso alles spielen wie auf einem Bösendorfer. Beim Steinway muss man aber einen etwas schlanken Bass in Kauf nehmen, der aber dafür auch Biss hat. Dafür ist der Bösendorfer unten herum satter, klingt wärmer, aber hat eben nicht diesen Obertonreichtum, den nur der Steinway hat. Wir hören letztlich immer individuell und entsprechend hat auch die hifi-Komponente für uns einen individuellen Klang. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch ich bevorzuge klangneutrale Lautsprecher. Nur bezieht sich diese Neutralität auf ganz bestimmte Eigenschaften wie, dass er die spezifische Aufnahmetechnik und Räumlichkeit wiedergeben soll. Das kann mein neuer LS besser als mein alter - aber beide sind "neutrale" Lautsprecher. Es gibt eben Dinge, die dazu kommen wie Homogenität, Lebendigkeit, eine angenehme und nicht "anstrengende" Abstimmung. Und da gibt es eine Grauzone der Bewertung - auch im Bereich des "Neutralen". Ich kann ja auch eindeutig die Klangcharakteristik eines elektrostatischen Kopfhörers von einem dynamischen unterscheiden. Die ist systembedingt. Beide sind aber "neutral" auf ihre Weise - wenn sie denn gut bzw. sehr gut sind. Mein neuer Focal klingt deutlich anders als mein alter Stax SR-5 Gold - aber sie unterscheiden sich gerade nicht dadurch, dass der eine KH "neutraler" im Klang wäre als der andere.

    Schöne Grüße
    Holger

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      AW: Der Neubau meiner Anlage

      Zitat von Holger Kaletha Beitrag anzeigen
      ...
      Ein Elektrostat klingt wunderbar frei und schlackenlos, aber er ist auch ein bisschen substanzlos im Bass.
      ...

      @Holger

      Das ist sowohl bezogen auf "alle Elektrostaten" als auch (in gedachter Umkehrung der postulierten "klanglichen Eigenschaften") bezogen auf "alle anderen LS" eher ein ziemlich plattes Vorurteil ...

      Oder anders ausgedrückt:

      Einige der von Dir "klanglich als 'Elektrostaten' typisierte LS" sind keine Elektrostaten.

      (Es gibt nach dieser klanglichen 'Typisierung' übrigens auch Elektrostaten, die keine 'Elektrostaten' sind ...)



      Und:

      Je nach Setting (konkreter LS, Raum, Aufstellung, Hörplatz...) hat man auch schon Elektrostaten - oder ggf. auch andere "Flächenstrahler" - gehört, die im Bass sogar deutlich "zu fett" klangen.


      Es fällt mir auf, was ich zuvor schon konstatiert habe:

      Du suchst förmlich nach "instrumentenhaften Kategorisierungen" bei Lautsprechern.

      Geht man jedoch diesen Weg, dann sind zwangsläufig Pauschalierungen und "Halbwahrheiten" die Folge, welche weder dem Thema "im Ganzen" noch dem jeweiligen Einzelfall gerecht werden können.


      Man braucht m.E. kein HiFi Forum, um "Aussagen" (die keine sind) zu finden wie:

      "Elektrostaten klingen so und so ..."

      "Hornlautsprecher klingen so und so ..."

      "Bassreflex Lautsprecher klingen so und so ..."

      "aktiv geregelte Lautsprecher klingen so und so ..."

      "dynamische Breitbandlautsprecher klingen so und so ..."

      "Basswiedergabe unter Verwendung von Subwoofern klingt so und so ..."

      ... etc.


      Aussagen der Form

      (*) <willkürliche Lautsprecherkategorie> "klingt" <Liste an Eigenschaften>

      sind so jedenfalls nicht möglich und wenn sie dennoch getroffen werden i.d.R. "entbehrlich" in ihrer Aussagekraft.

      Sie weisen m.E. eher auf eine mangelnde Hörerfahrung in diesem Bereich (unterschiedliche Lautsprecher, Hörsituationen, ...) hin.

      _______________________

      (*) Oft handelt es sich bei solchen Aussagen um eine Kategorisierung anhand nur eines einzigen "augenscheinlich gemeinsamen" Konstruktionsmerkmals bei Lautsprechern.

      Zuletzt geändert von dipol-audio; 04.02.2020, 16:22.
      Grüße aus Reinheim, Oliver Mertineit

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        AW: Der Neubau meiner Anlage

        Lieber Holger,

        vielen Dank für Deinen Aufsatz, der für manch einen Leser sicher wertvolle Information enthält.
        Dein Musikbeispiel mit Rachmaninovs 2. Sonate kann ich leider nicht nachhören, da nicht in meinem Musikarchiv vorhanden (HiFi-Streaming geht hier z.Z. noch nicht wg. mangelhafter Datenrate).
        Allerdings kann man an die Grenzen (und deutlich darüber hinaus) einer üblichen HiFi-Anlage auch mit Mussorgskys
        "Bilder einer Ausstellung" (Klavierfassung) gelangen. Auch eine meiner Lieblings (Test) Sonaten von Beethoven (op. 27 Nr. 1) beginnt ja sehr leise, wird dann noch leiser, um dann im nächsten Augenblick einen riesigen Dynamiksprung zu vollführen - da muss man mit dem Anfangspegel auch vorsichtig sein oder dann eben schnell genug zurückregeln.

        Heute nachmittag werden meine neuen LS einer ersten ernsthaften Hörprobe* unterzogen, nachdem ich den Eindruck habe, dass die Töne jetzt völlig losgelöst vom LS auf der imaginären Bühne zwischen ihnen entstehen. Hier möchte ich mich nicht weiter oder näher über das Einspielen von LS äussern aber Du weisst, was ich meine.

        Zum Thema Monitor-LS:
        Als ich geheiratet habe (1981) hatten wir recht grosse Stand-LS von Arcus (TL 200), die mussten weichen, als uns ein Kätzchen zugelaufen ist und die LS mit einem Kratzbaum zu verwechseln schien. Da sind wir einfach auf Kompakt-LS auf Stativen umgestiegen, Celestion SL 600, später 700, dann Rogers LS 3/5 und schlussendlich über viele Jahre Rogers LS 5/9. Die beiden Rogers sind BBC lizensierte Rundfunkmonitore und werden bis heute angeboten (allerdings nicht mehr von Rogers - diesen renommierten Namen nutzt derzeit offenbar irgendein chinesicher Hersteller). Die LS 5/9 war für uns einfach perfekt und für alle Musikrichtungen geeignet und dass sie "untenherum" nicht viel zu bieten hatte, wurde durch die übrigen Qualitäten leicht ausgeglichen. Ersetzt haben wir die Rogers später durch Burmesters "LEO" und nach Umzug in unser eigenes Haus, trauten wir uns dann wieder einen grossen Stand-LS anzuschaffen und sind dann dabei geblieben, nachdem wir feststellten, dass die (inzwischen) drei Miezen kein Interesse an den LS hatten. Ich denke, dass man im HiFi-Bereich durchaus auch LS mit den Qualitäten eines Studiomonitors finden kann, doch das ist nicht einfach, wenn man bedenkt, dass nach wie vor ca. 200 verschiedene Hersteller mit über 2500 verschiedenen LS-Typen am Markt vertreten sind.


        *Darüber werde ich berichten, bevor der erste offizielle Testbericht veröffentlicht wird - mal sehen ob da dann Übereinstimmung oder Gegensätzliches zu lesen ist. Dann teile ich auch mit, um welchen LS es sich handelt.

        LG

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          AW: Der Neubau meiner Anlage

          Zitat von dipol-audio Beitrag anzeigen
          @Holger

          Das ist sowohl bezogen auf "alle Elektrostaten" als auch (in gedachter Umkehrung) bezogen auf "alle anderen LS" eher ein ziemlich plattes Vorurteil ...
          Nö! Ich meine konkret einen Quad-Elektrostaten z.B. Deswegen hat ja eine Martin Logan dann einen "normalen" Bass, weil der bei einem solchen "reinen" Elektrostaten sehr schlank ausfällt.

          Die Wertung "neutral" ist eben auch ein Konstrukt und eine Bewertung und nicht einfach eine Objektivität. Neutral ist nicht z.B. einfach gleich "langweilig". (Es gibt neutrale Lautsprecher, die nicht aus sich heraus kommen und langweilig klingen.) Ein Lautsprecher sollte eine gewisse Lebendigkeit haben. Wann ich diese "Lebendigkeit" als übertrieben empfinde und damit nicht mehr "neutral" ist eine Einschätzung. Da gibt es also keine Eindeutigkeit. Da geht es um Tendenzen, Gewichtungen - und die bestimmen dann auch die Hörpräferenzen.

          Schöne Grüße
          Holger

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            AW: Der Neubau meiner Anlage

            vorher:

            Zitat von Holger Kaletha Beitrag anzeigen
            ...
            Ein Elektrostat klingt wunderbar frei und schlackenlos, aber er ist auch ein bisschen substanzlos im Bass.
            ...


            nachträglich:

            Zitat von Holger Kaletha Beitrag anzeigen
            Nö! Ich meine konkret einen Quad-Elektrostaten
            ...

            @Holger

            dann ist das nun eine "nachträgliche Einschränkung", in diesem Fall auf einen bestimmten Hersteller, noch nicht jedoch auf ein konkretes Modell ...


            Bei deinem vorangehenden Post, war keine derartige Einschränkung vorhanden.


            Zur Taxonomie:


            Lautsprecher > Elektrostatischer Lautsprecher > Hersteller: "QUAD" > Typ: ... (?)


            Ich habe von Quad bisher folgende Modelle in unterschiedlichen Umgebungen gehört:

            ESL 57, ESL 63, ESL 989


            Klingen sie "alle gleich" ?

            Ist der Tiefton per se "substanzlos", wie Du es schreibst (bei allen Modellen ? In allen Hörumgebungen ?) ?

            Ich äußere mich dazu (zu meiner eigenen "Auffassung" hierzu) ganz bewusst nicht, will nur zeigen, daß wir auch durch Deine "nachträgliche Einschränkung" nicht unbedingt "weiter" sind.
            Zuletzt geändert von dipol-audio; 04.02.2020, 16:41.
            Grüße aus Reinheim, Oliver Mertineit

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              AW: Der Neubau meiner Anlage

              @ Oliver

              Es gibt aber doch einfach den spezifischen "Elektrostatenklang". War auch nur ein Beispiel.

              Wie bewertet man denn "Neutralität"? Man kann doch nicht einfach die Neutralität eines Lautsprechers so ablesen wie das Grün von der Ampel. Man braucht Kriterien. Und da gibt es Deutungsspielräume. Auch neutrale Lautsprecher haben eine Eigencharakteristik. Das klingt paradox, ist aber die Realität!

              Schöne Grüße
              Holger

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                AW: Der Neubau meiner Anlage

                Zitat von Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                @ Oliver

                Es gibt aber doch einfach den spezifischen "Elektrostatenklang".

                @Holger

                Gibt es den ?

                Ich könnte damit evt. etwas "assoziieren", aber meinen wir dann beide das Gleiche ?

                Meine Erfahrung ist, daß (auch) diese Kategorie in sich ein recht breit gefächertes klangliches Ergebnis liefern kann, je nach konkretem Modell und Abhörbedingungen.



                Zitat von Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                ...
                Wie bewertet man denn "Neutralität"? Man kann doch nicht einfach die Neutralität eines Lautsprechers so ablesen wie das Grün von der Ampel. Man braucht Kriterien. Und da gibt es Deutungsspielräume. Auch neutrale Lautsprecher haben eine Eigencharakteristik. Das klingt paradox, ist aber die Realität!
                ...
                @Holger

                Da kann ich Dir jetzt wirklich nicht widersprechen, woran Du hoffentlich erkennst, daß es mir nicht (jedenfalls nicht primär ... ) darum geht, mich mit Dir zu "kabbeln" ... :M



                Nur um es anhand Deiner vorigen Äußerungen für mich einzuschätzen:

                Du würdest also einen LS der "in etwa klingt wie ein Quad Elektrostat" - nur mit "etwas substanzvollerem" Bass - ziemlich gut finden ?

                Zuletzt geändert von dipol-audio; 04.02.2020, 17:14.
                Grüße aus Reinheim, Oliver Mertineit

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                  AW: Der Neubau meiner Anlage

                  @ Oliver

                  Ich schätze ja den Elektrostatenklang sehr! Bevor ich mir überhaupt meinen ersten Lautsprecher kaufte, hätte ich einen Stax - das berühmte Set SR 44. Der elektrostatische Kopfhörer war für mich der Maßstab von Neutralität. Ich würde da auch vornehmlich die eine Reihe von positiven Eigenschaften hervorheben: Der völlig entschlackte Klang. So ein Quad-Elektrostat ist eindrucksvoll - aber man muss diesen Klang auch mögen.

                  Ich will das jetzt nicht technisch erklären. Die vielleicht neutralsten Lautspecher die ich kenne, ist das Hornsystem von Lutz. Es ist aber eine Sisyphusarbeit, die so neutral abzustimmen, wie Du sicher weißt. Hörner können ganz schön verfärben.

                  Letztlich ist so ein Lautsprecher eine klangliche Balance zwischen "Harmonie" und "Neutralität". Und weil hier zwei Kriterien im Spiel sind, wird eben auch die Neutralität zu einer nicht-eindeutigen Bewertungsfrage. Man kann so nicht so leicht sagen, dass eine Abstimmung wie die der B&Ws nicht neutral ist. Die Harmonie stimmt, aber mir als einem Hörer mit Schwerpunkt Klaviermusik rundet der Hochtonbereich ein bisschen. Die Bewertung fällt aber bei einem Hörer mit anderen Schwerpunkten eventuell anders aus. Zudem hat jeder Hörer seine Kriterien, die ihm wichtig sind. Es ist nicht so ganz einfach, genau den Lautsprecher zu finden, der zur Anlage passt, wenn sie zuvor sehr harmonisch abgestimmt war und man sich damit Jahrzehnte reingehört hat. Ich habe meine Neutralitätskriterien, die muss aber nicht Jedermann teilen. Damit will ich nicht sagen, dass sie subjektiv beliebig sind. Sondern die Synthese von Harmonie und Neutralität beurteilt jeder bedingt durch seine Hörgeschichte anders.

                  Schöne Grüße
                  Holger
                  Zuletzt geändert von Gast; 04.02.2020, 19:31.

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                    AW: Der Neubau meiner Anlage

                    Hallo Holger,


                    ja, die Hornanlage mit den aktiven Bässen und der Audionet-Elektronik ist mit das beste, was ich bisher hören durfte. Ich würde es auch als möglichst neutral bezeichnen. Hier hatte ich mal dazu einen Hörbericht geschrieben: https://www.open-end-music.de/vb3/fo...esuch-bei-lutz


                    Wirst du wahrscheinlich schon kennen.


                    Gruß
                    Franz

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                      AW: Der Neubau meiner Anlage

                      Danke für die Verlinkung, ist interessant. Geht mir wie Wonneproppen, auf Messen hat mich das nicht so überzeugt. Aber da kann man natürlich nicht akribisch auf den Raum einstellen, und die Zuhörerzahl schwankt etc...

                      Auch interressant, dass eine digitale Frequenzweiche von Sitronik zum Einsatz kommt.

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                        AW: Der Neubau meiner Anlage

                        Zitat von Franz Beitrag anzeigen
                        Hallo Holger,


                        ja, die Hornanlage mit den aktiven Bässen und der Audionet-Elektronik ist mit das beste, was ich bisher hören durfte. Ich würde es auch als möglichst neutral bezeichnen. Hier hatte ich mal dazu einen Hörbericht geschrieben: https://www.open-end-music.de/vb3/fo...esuch-bei-lutz

                        Wirst du wahrscheinlich schon kennen.
                        Ja, lieber Franz, das habe ich nochmals gerne gelesen! Deine Anlage ist aber auch Top - eine der allerbesten, die ich je gehört habe! :N Für so eine Anlage von Lutz muss man natürlich einen riesen Aufwand treiben, den nötigen Raum haben und dazu auch noch jede Menge Zeit investieren. Bei diesen Hörnern hat man alle Vorteile einer resonanzfreien Wiedergabe ohne "Boxenklang", die Flächenstrahler haben, aber ohne jegliche Dynamikbegrenzung. Es ist schon aufregend, was man da für Details hört. Aber so eine Anlage ist auch gnadenlos. Und dann sind wir wieder beim Problem der "wohltemperierten" Stimmung nach Gehör. Linear eingemessen klingen dann die Deutsche Grammophon-Aufnahmen nicht, weil sie für Lieschen Müllers unperfekte Regalböxchen abgestimmt sind. Dann hatte ich Lutz immer wieder am Telefon, dass er mir erzählte über ein Jahr, wie er die Abstimmung veränderte. Und in einer Sache ist auch so eine Anlage gewöhnungsbedürftig. Die riesige Bühne ist beeindruckend, das ist wahrlich wie im Konzertsaal. Nur wenn man dann alte Mono-Aufnahmen hört, klingen die richtig mickrig und eng. Es wird der Unterschied zu Neuaufnahmen, die großräumiger sind, bei dieser Riesenbühne ins Drastische verstärkt. Die höre ich diese historischen Aufnahmen dann doch lieber über meine sehr bescheidene Anlage!

                        Bei mir war es eine Entscheidung in eine ganz andere Richtung: Reduktion auf das Wesentliche. Das geht auch nur, wenn man ein Leben Hifi-Hörerfahrung gesammelt hat, dass man weiß ganz genau, was man braucht und was man nicht braucht, worauf es einem wirklich ankommt. So geht es auch - man kann auf einem verdammt guten Niveau Musik hören auch ohne diesen Riesenaufwand wie bei Lutz zu treiben. Neutral sind sowohl Deine Anlage, die von Lutz und meine. Trotzdem gehört zu einer Anlage immer das gewisse Etwas, so dass man sagen kann: Damit höre ich sehr gerne! Wenn man an einer Dynaudio betonen kann, dass sie neutral-ehrlich ist, dann eben deshalb, weil sie neutraler ist als andere neutralen LS. Ich habe auch mal die Manger-Biegewellenwandler gehört. Das sind sehr gute Lautsprecher - auch absolut neutral. Nur gefallen haben sie mir nicht - die waren mir zu technisch kühl. Ich bin sehr zufrieden und immer zufriedener, je länger ich höre mit meinen Dynaudios - wenn ich dann z.B. die ausschwingenden Töne bei ABM entdecke, die ich mit meinen alten LS bei manchen Aufnahmen noch gar nicht entdeckt hatte. :Z

                        Schöne Grüße
                        Holger
                        Zuletzt geändert von Gast; 05.02.2020, 07:48.

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                          AW: Der Neubau meiner Anlage

                          Ja, die Beschränkung auf das Wesentliche, darauf kommt es an. Und daß man die richtigen Kompromisse findet, denn die muß man immer machen. Ich habe ja nun nicht den großen Raum wie Lutz und bin auch nicht so der "Lauthörer", deshalb kann ich mit einem anderen Konzept auch sehr gut leben.
                          Hab in der Zwischenzeit auch einiges wieder verändert, die Anlage wurde in vielen Punkten weiterentwickelt, geblieben ist allerdings die Lautsprechermarke. Silbersand ist bei mir gesetzt, etwas anderes möchte ich nicht mehr, obwohl es auch andere ganz hervorragende Lautsprecher gibt. In ein paar Wochen werden diese Lautsprecher dann bei mir stehen, konnte sie probeweise schon mal in meinem Hörraum hören für eine Zeit. Und danach wollte ich dann doch nochmal aufrüsten. Falls du mal in meiner Nähe bist, bist du natürlich wieder herzlich eingeladen zum Musikhören:





                          Gruß
                          Franz

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                            Stax und Focal im Vergleich - Abstimmung des Lehmann-KH-Verstärkers

                            Vor einigen Wochen schon hatte ich – im Zusammenhang der richtigen Lautspärkeanpassung beim Lehmann-KH-Verstärker – ausführlich beide Kopfhörerketten im Vergleich gehört und kann sagen: Die Qualität der Stax-Kombi ist ganz hervorragend – aber an das alles überragende Niveau der „Nobel“-Kette Focal/Lehmann/AVM kommt sie sehr deutlich nicht heran!

                            Was mich zuletzt beschäftigte, war die richtige Abstimmung. Beim Lehmann Audio Linear hat man die Möglichkeit, die Lautstärke anzupassen. Werksmäßig sind 0 db eingestellt – womit ich auch zunächst gehört hatte. Der Klang ist mit 0 db sehr angenehm warm – vor allem aber wird es nie unangenehm, auch bei großen Lautstärken nicht. Bei vielen Kopfhörern muss man ja ständig den Lautstärkeregler betätigen, weil das Leise zu leise und das Laute zu (in den Ohren schmerzend) laut ist. Dann stellte ich jedoch nach einer längeren Einhörphase fest, dass in dieser 0 db-Einstellung die Dynamik doch etwas bedämpft ist. Beim schönen Cembalokonzert von Adriano klingt das Soloinstrument sehr anspringend lebendig über Lautsprecher – über den Kopfhörer jedoch eher wie ein Instrument für die kleine Kammer. Zudem hat man den Eindruck, dass man im Konzertsaal in der letzten Reihe sitzt. Emil Gilels haut ganz am Schluss in „Heimwärts“ aus den „Lyrischen Stücken“ von Edvard Grieg mit seiner Virtuosenpranke zu – auch das klang einfach ein bisschen zu „gemütlich“ harmlos! Es fehlte der gewisse „Biss“ des Steinway. Zudem ist diese Klavier-Solo-Aufnahme wie andere auch sehr leise – der Lautstärke-Regler steht zwischen 15 und 16 Uhr. In der Bedienungsanleitung steht, dass man nur dann die Lautstärke erhöhen soll – das geht in drei Stufen plus 10, plus 18 und plus 20 db mit drei winzig kleinen, aber bequem zu bedienenden Schaltern auf dem Gehäuse-Boden – wenn der Regler auf Rechtsanschlag ist! Auf der Lehmann-Webseite ist die Auskunft schon differenzierter. Da heißt es, im oberen Regelbereich sei der Regler rauschärmer – der Lehmann ist aber schlicht rauschfrei, da hört man nichts. Und der wahre Grund wird auch genannt: Die unvernünftigen Zeitgenossen sollen nicht so laut aufdrehen können. Ich habe zunächst auf 10 und dann auf 20 db erhöht – schließlich mit 10 db die ideale Einstellung gefunden. Der Kopfhörer klingt so einfach großräumiger und freier (hier hilft der Vergleich zu dem in dieser Hinsicht unbestechlichen Stax) – und der nötige Biss ist da. Zudem stimmt die Balance von Höhen-Helligkeit und Bass. Man sollte sich die Mühe der Abstimmung also schon machen. Jeder Kopfhörer ist da wohl anders.

                            Nun also ist die Probier- und Einstellphase abgeschlossen – und ich kann mich ganz dem Musikhören widmen. Vor allem aber habe ich auch Klarheit gewonnen, was meine „Nobel“-Kopfhörer-Kombi wirklich kann! Der Stax beeindruckt zunächst zu Beginn von Dvoraks 9. (Aufnahme Supraphon, Vaclav Neumann, Tschechische Philh.) mit einem sehr durchsichtigen Klang und einer schon beeindruckend differenzierten, trockenen Basswiedergabe bei den Paukenschlägen. Doch den Focal Clear aufgesetzt öffnet sich eine neue Welt: Was Elektronikklang-Leugner nicht wahrhaben und gerne wegreden wollen: Die Qualität von High End zeigt sich nicht im Lauten, in der Grobdynamik, sondern im Leisen und ganz Leisen, in der Fähigkeit zur feindynamischen Abstufung. (Ein hoch auflösender Kopfhörer kann sein Potential letztlich nur im Zusammenspiel mit einer Top-Verstärkerelektronik ausspielen, das ist auch bei den Stax-Kombis hörbar so – die Qualität der CD-Wandlung kommt dann noch hinzu. Alles zusammen gibt das überragende Ergebnis.) Die Streicher (und auch das Klavier) klingen mit der Kette Stax/Yamaha/Marantz zwar sauber, aber auch ein bisschen steif und steril – um nicht zu sagen: ein wenig langweilig. Nicht nur spielen die Streicher mit der Kette mit Focal/Lehmann/AVM gehört sinnlicher, satter, die Bläser klingen runder, strahlender und voll tönender. Vor allem fehlt der Stax-Kombi das feindynamisch Subtile der Focal-Kette, was das kontinuierliches „Gleiten“ der Streicherbögen hören lässt, wo Härte gar nicht erst aufkommt, ein flexibles, lebendiges An- und Abschwellen des Tons und damit eine lebendige Artikulation, wo ein Ton wirklich „lebt“ und eine Phrase atmet, so dass man wie gebannt meint, der Tonerzeugung „im Entstehen“ beizuwohnen.

                            Atemberaubend ist der Kontrast zwischen den Kopfhörer-Ketten bei Aufnahmen, wo es gilt, ein komplexes und durch den Hall beeinflusstes Klanggeschehen wiederzugeben wie „Sirènes“ aus Debussys Nocturnes für Orchester (Aufnahme Claudio Abbado, Boston SO). Da lichten sich die Nebelschwaden mit der Kombi Focal/Lehmann/AVM. Hier wird die Stax-Kombi deklassiert – so deutlich muss man es sagen. So greifbar, so klar, das ist ein eindrucksvoller Klanggewinn! Man „hört“ zudem mit dem Focal den Raum, der einer Aufnahme Atmosphäre zu geben vermag, wo es mit der Stax-Kombi eher stumpf klingt. Feinste Nuancen kommen heraus im Pianissimo bei Debussy Le Martyre de Saint Sebastien (Daniel Barenboim, Orchestre de Paris). Die sind nicht nur vage erahnbar, sondern greifbar. Das erste von Debussys zweitem Heft der Préludes heißt „Nebel“ (Aufnahme mit ABM, DGG). Über den Stax sind das in den Figuren der rechten Hand wirklich nur Nebelschwaden, mit dem Focal lösen sich die einzelnen Töne heraus. Das ist einfach atemberaubend „realistisch“.

                            In einem Test schreiben sie wohlwollend über den Lehmann Audio Linear, dass seine überragende Qualität unbestreitbar, aber Lehmann typisch eine sehr (vielleicht zu sehr) substanzreiche Basswiedergabe sei, die aber wiederum vorteilhaft schwachbrüstigen Kopfhörern auf die Sprünge helfe. Dazu kann ich einmal aus meiner Erfahrung sagen, dass die Frage der Neutralität letztlich eine der richtigen Abstimmung ist. Wenn man meint, es sei eine Unausgewogenheit festzustellen, sollte man sich also erst einmal bemühen und die nötige Zeit in die Feinabstimmung investieren sprich die Lautstärke anpassen. Auch die Wahl des Kabels spielt eine Rolle – und des passenden Eingangs am Vorverstärker. Bei mir muss ich unbedingt den festen und nicht variablen Anschluss nehmen. Es stimmt freilich, was die Tendenz angeht – im Vergleich mit der Stax-Kombi haben die Pauken, die Klavierbässe mit der Kette Focal/Lehmann/AVM deutlich mehr Körper. Aber es ist meinem Probehören zufolge richtig und keineswegs irgendwie übertrieben! In Rubinsteins letzter Stereo-Aufnahme des Ersten der Chopin Nocturnes (RCA) kann man so trotz der helleren älteren CD-Abmischung den typischen, sehr saftig dunklen und unten herum wuchtigen RCA-Bassklang vernehmen, so wie er bei dieser Aufnahme einfach korrekt ist! Alles zahlt sich übrigens aus. Ich habe vor Jahren eine CD-R gebrannt und zunächst von meinem Marantz CD 80 das Digitalsignal überspielt und anschließend mit dem AVM CD 1-Laufwerk. Ich war verblüfft: Das AVM-Laufwerk liefert einen deutlich runderen, substanzreicheren Klang. Natürlich hört man so ein Laufwerk nie isoliert. Aber in der Kette summiert sich das. Auch das Kabel hat am überragend klaren und sauberen, dabei angenehm warmen Gesamtklang dieser Nobel-Kombi seinen Anteil. Da hat sich die Investitution einfach gelohnt – sonst verschenkt man eben etwas von dem Potential, was in so einem Spitzen-Kopfhörer steckt! Klanglich ist er so kombiniert mit Elektronik und Kabeln ein Traum. :Z



                            Schöne Grüße
                            Holger

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                              AW: Der Neubau meiner Anlage

                              Welcome back, Holger. Und das gleich mit einem formidablen Hörbericht. Wünsche dir mit deiner Kombi weiterhin viel Hörvergnügen. Ich bin leider kein "Kopfhörer", kann mich aber gut hineinversetzen, wie es dir dabei geht.:S Es ist die Feindynamik in ihren Abstufungen, die das Gute vom Besseren trennt. Bei Direktvergleichen und Musikstücken, die man sehr gut kennt, merkt man das auch.

                              Gruß
                              Franz

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                                AW: Der Neubau meiner Anlage

                                Zitat von Franz Beitrag anzeigen
                                Welcome back, Holger. Und das gleich mit einem formidablen Hörbericht. Wünsche dir mit deiner Kombi weiterhin viel Hörvergnügen. Ich bin leider kein "Kopfhörer", kann mich aber gut hineinversetzen, wie es dir dabei geht.:S Es ist die Feindynamik in ihren Abstufungen, die das Gute vom Besseren trennt. Bei Direktvergleichen und Musikstücken, die man sehr gut kennt, merkt man das auch.

                                Danke, Franz! So ist es! :S


                                Dir einen schönen Sonntag wünschend
                                Holger

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