Zitat von Gast
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Geschätzter Gast, ich möchte im Folgenden nur Anmerkungen zu einigen wenigen der oben angeführten Punkte machen.
- Technikhistorie
Als "grundlegend" für den Aufbau auch modernerer dynamischer Lautsprecherchassis wird allg. das Patent von Rice & Kellog
(Anmeldung 1925) angesehen https://patents.google.com/patent/US1707570
- "Massehemmung"
Bei einer sich kolbenförmig bewegenden Membran - auf Partialschwingungen bzw. deren mögliche Nutzung oder Vermeidung
bei Membranen von Schallwandlern gehe ich hier aufgrund der Vielfältigkeit und Komplexität des Themas nicht näher ein - stellt
die Massehemmung per se kein Problem bei der Übertragung von Signalformen dar.
Vielmehr gehört die Massehemmung oberhalb der Eigenresonanz eines dynamischen Lautsprechers mit zu dessen Wirkprinzip:
Vereinfacht nimmt der Membranhub oberhalb der Eigenfrequenz mit einem Faktor 1/4 oder -12dB/Oktave ab.
Bei einem Kolbenstrahler (eingebaut in ein geschlossenes Gehäuse), welcher als klein gegen die abzustrahlenden Schallwellen-
längen angenommen wird, wird dies jedoch ausgeglichen durch die Zunahme des Strahlungswiderstandes mit der Frequenz, so
daß für Frequenzen oberhalb der Eigenresonanz ein im Wesentlichen linearer (Edit: besser: "flacher") Schalldruckfrequenzgang
zustande kommt.
Ein "prinzipieller Schwachpunkt" im Wirkprinzip des dynamischen Lautsprechers ist hier also nicht zu erkennen.
- Linearität des Antriebs
Die Antriebskraft ist beim dynamischen Lautsprecher mit F= B x L x I
F : Eingangskraft der Schwingspule
B : Luftspaltinduktion des Magnetsystems
L : Im Luftspalt des Magneten befindliche Leiterlänge
I : Durch die Schwingspule fließender (Signal-) Strom
grundsätzlich proportional zum Strom durch die Schwingspule.
Nichtlinearitäten können baulich bedingt dadurch auftreten, dass bei größeren Membranhüben die Schwingspule den
homogenen Bereich des Magnetfeldes verlässt.
Geringe antriebsbedingte Verzerrungen zu garantieren ist daher eine Aufgabe beim Entwurf einer geeigneten Motortopologie
(Magnetanordnung und Schwingspulenform), für die es je nach Anwendung eines Lautsprecherchassis vielfältige
Optionen gibt.
Je nach Qualitätsanspruch und tolerierbaren Baukosten können nichtlineare Verzerrungen beim dynamischen Lautsprecher
innerhalb seiner jeweiligen Dynamikgrenzen nachweislich und deutlich unterhalb menschlicher Hörschwellen gehalten werden.
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Die oben angeführten Punkte sollen nicht bedeuten, daß eine bestehende Technik nicht verbessert werden kann.
Ebenso sollen sie nicht bedeuten, daß Schallwandler nach anderen Wirkprinzipien nicht existierten oder nicht denkbar wären.
Die Verbesserung - oder gar der Ersatz - einer bestehenden Technik sollte jedoch vorzugsweise an deren tatsächlich
vorhandenen Schwächen ansetzen, denn sonst ist eine Verbesserung nur schwer zu bewirken.
Daraus erklärt sich auch der international übliche Aufbau von Patentschriften, welcher sich stets mit dem aktuellen Stand
der Technik befassen sollte, bevor ein Entwickler/Erfinder seine konkrete Verbesserung oder Neuerung vorstellt.
Ist der aktuelle Stand der Technik dabei nicht hinreichend recherchiert worden und/oder werden "technische Probleme"
aufgeworfen, welche nicht existieren oder bereits gelöst sind, so kann allein dies zur Ablehnung einer Patentschrift führen
oder ein Patent angreifbar machen, falls es (dennoch) erteilt wurde.
Ich schreibe dies, weil es im oben zitierten Post m.E. wohl eher um "erfinderische Tätigkeit" im Bereich Elektroakustik gehen
soll, als um "Lautsprecherselbstbau" in einem hobbymäßigen Sinne.
Letzte Anmerkung: Dieser Thread handelt ja außerdem von "Lautspecher Selbstbau"
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