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Das "Toole'sche Potenzial" (meine pragmatische Wortschöpfung) sagt per se noch nichts über die konkrete
Performance dieses Lautsprechers in verschiedenen konkreten "Zielräumen" aus, in denen er aufgestellt werden
könnte:
Weichen die Bedingungen in (einem der) Zielräume erheblich vom Harman Hörlabor ab - dessen charakteristische
Eigenschaften siehe oben - so ist sogar fraglich, ob eine Rankierung unterschiedlicher Lautsprecher untereinander
in Relation erhalten (*) bliebe, dies speziell wenn es sich jeweils um "hochrankierte" Lautsprecher handelte, deren
Unterschied in der ermittelten Hörerpräferenz nur moderat ausfiel.
Ich hoffe, man kann meiner Argumentation bis hierher logisch folgen ...
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* D.h. wenn eine Neubewertung der erzeugten Schallfelder durch dieselbe oder eine vergleichbare Jury im jeweiligen
Zielraum durchgeführt würde: Dies ist im Wesentlichen das dahinterstehende "Gedankenexperiment".
Ich möchte das begonnene Gedankenexperiment gern noch etwas weiterführen:
Angenommen wir schaffen uns 10 modellhafte Zielräume und geben ihnen Namen, die weitgehend selbsterklärend sind:
- Garage I
- Garage II
- Wollkiste
- Onkel Willi's Wohnzimmer
- Wohnküche
- ...
Betritt ein konkreter Lautsprecher nun einen beliebigen dieser Räume, so wird sein "Toole Potenzial" zu nichts weiter als
einer Zahl (z.B. zwischen 0 und 1), die wir als Label auf seine Rückwand kleben können.
Wir lesen dieses Label z.B. wie folgt: "Ich habe mir im Harman Hörlabor ein Toole Potenzial von 0.82 verdient."
Wir führen in allen der - modellhaften aber festgelegten - Zielräume nun eine Neubewertung durch (*) .
Was wird passieren?
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird kein einziger Lautsprecher in einem jeweils konkreten Zielraum sein volles "Toole
Potenzial" als Rankierung wieder erreichen.
Gemittelt über alle Zielräume (s.o.) - aus Fairnessgründen - wird eine Rankierung herauskommen, die immer noch
deutlich geringer ausfällt als sein "Toole Potenzial" auf dem Label.
Angenommen unser Lautsprecher mit "Toole Potenzial" von 0.82 erreicht über alle Zielräume gemittelt eine Rankierung
von 0.71: Dann können wir 0.71 durch 0.82 teilen und bekommen ca. 0.87 als einen (Edit: m.E. hier extrem hoch ange-
setzten ...) Wert, den wir z.B.
"Zielraumkompatibilität", "Allgemeinverwendbarkeit" oder ... oder ..." nennen könnten.
Ein Wert, der etwas über die erwartbare Wiedergabequalität unter variablen Bedingungen aussagt, wäre dann eher
"Toole Potenzial" X "Zielraumkompatibilität".
Das "Toole Potenzial" relativiert sich dann und ist nur noch ein Faktor für die praxisorientierte Bewertung eines Laut-
sprechers, der jedoch für sich genommen nicht hinreichend ist.
Solange der LS keine hohe Zielraumkompatibilität - ich bleibe vorab mal bei diesem "Modellbegriff" - erreicht, kann ein
Lautsprecher von seinem "Toole Potenzial" - selbst wenn es außerordentlich hoch wäre - in der konkreten Anwendung
nicht profitieren(**).
Der Lautsprecher muss nun also beides haben: "Toole Potenzial" und "Zielraumkompatibilität".
Für das "Toole Potenzial" ist heute bereits sehr gut beschrieben, wie man es konstruktiv bei einem Lautsprecher - d.h.
seinem konkreten Verhalten auf verschiedenen Ebenen - erreicht bzw. was die konkreten Anforderungen dafür sind.
Bei einer "Zielraumkompatibilität" sieht es m.E. bisher jedenfalls noch vollkommen anders aus:
Was eine solche ausmachen würde, ist bisher weitgehend unbeschrieben, was kein Wunder ist, denn der Begriff
- oder ein der Bedeutung nach verwandter - ist bisher gar nicht gebräuchlich in der Beschreibung/Bewertung von
Lautsprechern.
Wir tappen jedoch nicht völlig im Dunkeln, welches zumindest die Zutaten für Zielraumkompatibilität eines Lautsprechers
sein könnten, denn sie sind genau dort zu suchen, wo der "Elefant im Raum" steht:
Es sind die - vom Lautsprecher und seiner Schallabstrahlung jeweils selbst hervorgerufenen - spezifischen
Abweichungen in den Schallfeldern unserer Zielräume gegenüber demjenigen im Harman Hörlabor, so einfach ist
es m.E. bis hierhin.
Allen voran ist es mangelnde Diffusität des Schallfeldes (vor allem im Mittelton und ggf. sogar Hochtonbereich) in
den Zielräumen unter Verwendung "üblicher" Lautsprecher.
Es kommen weitere hinzu, wie z.B. Ortsabhängigkeit der Wiedergabe (Bass bis unterer Mittelton) im modalen
Frequenzbereich (bis zur Schröderfrequenz) und ggf. im Transitionsbereich zwischen Schröderfrequenz und dem
"statistischen" Bereich, der oft erst beim ca. 3-fachen der Schröderfrequenz (ggf. in Einzelfällen höher?) einsetzt.
Neu ist an dieser Herangehensweise lediglich, dass Zielraumkompatibilität - und mögliche Zutaten hierzu - explizit als Anforderungen an den Lautsprecher formuliert werden.
Ein "Wohnraumlautsprecher" kann und wird dann ein solcher sein, wenn es ihm gelingt, eine hohe Zielraumkompa-
tibilität zu erreichen auf eine Art und Weise, die sein "Toole Potenzial" - welches weiterhin hoch sein muss - nicht
beeinträchtigt oder sogar "Hand in Hand" damit geht.
Das bedeutet nichts anderes, als dass die Lautsprecher-/Raum Interaktion auch in variablen/unterschiedlichen
Zielräumen auf allen Ebenen, die für das hervorgerufene Schallfeld von Bedeutung sind, von Beginn an in Entwurf
und Umsetzung eines "Wohnraumlautsprechers" einfließen müssen.
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* Etwa indem wir einer gedachten "Harman-artigen Jury" eine geeignete Probe des resultierenden Schallfeldes zukommen
lassen.
** Die Alternative wäre, wir lassen einen Raumakustiker kommen und geben ihm die Aufgabe, den jeweiligen Zielraum für diesen konkreten Lautsprecher individuell so zu modifizieren, dass die Lautsprecher-/Raum Interaktion wieder möglichst
nahe an die Laborbedingungen herankommt, unter denen sich der Lautsprecher sein "Toole Potenzial" als Label auf seiner
Rückwand verdient hat:
Ein versierter Raumakustiker bekommt im Einzelfall vielleicht sogar eine Rankierung (des Schallfeldes am Hörplatz) hin, die
geringfügig höher ausfällt, als das "Toole Potenzial" des LS. Ein solch schönes Ergebnis ist jedoch nur mit einer äußerst
konsequenten Raumbehandlung möglich, die auf
- den konkreten Lautsprecher
- seinen konkreten Aufstellungsort und Einwinkelung
- den konkreten Hörplatz
genau abgestimmt ist.
Bei dieser Option bleibt keinerlei Spielraum mehr für den Einwand etwa der Dame des Hauses "muss denn dieser große
und tiefe Diffusor / Absorber wirklich dorthin?"
Zuletzt geändert von dipol-audio; 15.03.2025, 13:27.
Großartiges Gedankenexperiment Oliver.
Eigentlich sehr einleuchtend. Umso absurder, dass dies nach Jahrzehnten Entwicklung und Forschung nicht Berücksichtigung fand.
Damit ist jeder LS, der ein hohes Toole Ranking, aber eine niedrige Zielraumkompatibilität aufweist mehr oder weniger zu einer extremen Raumbehandlung verdammt, sofern er in seinem Potential ausgeschöpft werden will.
Umbau, Umgestaltung oder gar Umzug erfordert back to Start.
Wobei Korrekturen der Klangbalance, sprich kippen des Frequenzgangs um 1 Khz für ein ausgewogenes Klangbild sorgen.
Eben je nach Aufstellung, frei oder Wandnah.
Gruß Frank
Ja Frank. Das ist bei mir ganz ohne DSP Eingriff so. Zielkurve A in Carma. Ist ja glaube ich bruel kjaer.
Erfordert nur feintuning in der Lautstärkeanpassung der Wege zueinander.
Bei fertigen LS ja, müsste man eventuell dort nachhelfen.
es freut mich, dass das Gedankenexperiment (s.o.) offenbar "logisch nachvollziehbar" erscheint ...
Ich habe das übrigens bereits in Kommunikation gemeinsam mit Audiodrom vorher so durch-
gespielt - Mirko ich hoffe, das darf ich hier sagen? - und es erschien uns beiden bis dahin plausibel.
Audiodrom hat viel mehr Praxiserfahrung in der Behandlung und dem akustischen Vermessen
unterschiedlicher Räume.
Ich habe hingegen viel Erfahrung gesammelt mit unterschiedlichen Optionen der Lautsprecher-
konstruktion und den jeweiligen akustischen Resultaten / Korrelaten im Bereich der Lautsprecher /
Raum Interaktion.
Zuletzt geändert von dipol-audio; 15.03.2025, 14:36.
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Umso absurder, dass dies nach Jahrzehnten Entwicklung und Forschung nicht Berücksichtigung fand.
Damit ist jeder LS, der ein hohes Toole Ranking, aber eine niedrige Zielraumkompatibilität aufweist mehr oder weniger zu einer extremen Raumbehandlung verdammt, sofern er in seinem Potential ausgeschöpft werden will.
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So ist es wohl ...
Aber ich habe versucht, mich auch an Toole's Stelle zu versetzen.
Was hätte er tun sollen?
Soll er in "Garage II" oder "Willi's Wohnzimmer" gehörmäßig bewerten lassen?
Er könnte sinngem. sagen:
"Ich verstehe euren Einwand, aber macht einen Vorschlag, wie es anders - d.h.
auch im gegebenen technikhistorischen Kontext - hätte gehen sollen, so dass
eine wissenschaftlich nachvollziehbare Methode herauskommt?"
Und da habe ich mich entschlossen, Toole und seine Methodik als Faktor komplett
bestehen zu lassen, d.h. ich habe der Lebensleistung von Dr. Floyd Toole auf dem
Gebiet und den bis dahin erreichten Ergebnissen eine "quasi axiomatische" Rolle in dem Gedankenexperiment eingeräumt:
"Toole Potenzial" X "Zielraumkompatibilität" heißt ja, dass seine Arbeit zunächst vollständig akzeptiert wird:
Jedoch muss offenbar eine pragmatisch motivierte Komponente hinzukommen.
Zuletzt geändert von dipol-audio; 15.03.2025, 14:29.
Ein sehr ehrenvoller Ansatz. Habe ihn auch nicht als Widerspruch zu Dr. Floyd Toole verstanden.
Eine Frage dazu kommt mir noch in den Sinn:
Gibt es eine Art Kipppunkt, wo die Formel nicht mehr gültig wäre?
Konkret, wenn der ideale Wohnraumlautsprecher später in der "Wollkiste" spielen soll.
Wäre er immer noch ideal oder profitiert ein konventioneller LS mit hoher Toole Präferenz dann eventuell wieder? Oder verhält sich das neutral?
Also sagen wir, hohe Toole Präferenz, hohe Zielraumkompatibilität in David's Keller?
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Gibt es eine Art Kipppunkt, wo die Formel nicht mehr gültig wäre?
Konkret, wenn der ideale Wohnraumlautsprecher später in der "Wollkiste" spielen soll.
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Also zur extremen(?) Wollkiste:
In Tendenz macht die eher - jetzt mal für den Mittel-/Hochton gesprochen - alle LS
"gleicher":
Es blieben vermehrt solche Unterschiede wie Unausgewogenheiten im Direktschall-
hörfenster, ggf. resonanzbedingte Verfärbungen etc. als Unterscheidungsmerkmale
übrig, die kein LS haben sollte.
Auch ein "Wohnraumlautsprecher" könnte/kann in diesem Kontext - speziell im Mittel-/
Hochton - primär nur (noch) durch ein ordentliches "Toole Potenzial" punkten.
Aber selbst dies kommt naturgemäß in einem zum Hochton hin "überdämpften"
Raum nicht mehr recht zum Tragen ... d.h. für keinen LS, das ist ja der Punkt.
Edit: Bezüglich der Boden- / Deckenreflexionen - was an Reflexionen auch in einer
"Wollkiste" übrigbleibt weil weniger bedämpft, steht natürlich in Relation mehr im
Vordergrund, weil auch die Diffusität in der Wollkiste schlechter ist - wird der
Wohnraumlautsprecher sich ggf. immer noch "diffuser" Verhalten und weniger
"Notches" / Kammfilter produzieren.
Für den "normalen Heimhörer/Genusshörer" ist ein solches Setting i.d.R. nicht
wirklich zuträglich, es fehlt u.a. "Loslösung" von den Lautsprechern, ggf. etwas
"Einhüllung" etc.
Der Wohnraumlautsprecher, wie bis heute konzipiert, könnte (dort) ggf. noch durch
ein gutmütiges Verhalten bei der aufstellungsabhängigen Tieftonwiedergabe punkten.
Ich würde jedoch in der Wollkiste zwei Steckbrücken aus der Hosentasche ziehen
und das Bündelungsmaß im Hochton auf "wide" stellen, ohne den Direktschall im
Hochton dabei anheben zu müssen ("wide" wäre hier relativ zu sehen: Der Wohn-
raum LS hat durchgängig eher ein Bündelungsmaß oberhalb des üblichen, dies
bereits im Tiefton beginnend).
D.h. in gewissen Grenzen könnte ich wohl auf eine "Wollkiste" reagieren:
Geht das nicht mehr, so würde ich dazu raten, eine "Überdämpfung" im Hochton
zurückzubauen und nach und nach einige der "zuträglicheren" Reflexionen auf
den Hörplatz graduell wieder zuzulassen.
- seitlich vor vorne, vertikal, hinten
- kontralateral vor ipsilateral
Der Wohnraumlautsprecher wird dadurch im Mittel-/Hochton weder "schärfer" noch
irgendwie "verfärbt" klingen, es würde in dieser Situation m.E. "einfach besser".
Aber du stellst hier Fragen, die ich mir natürlich auch bereits gestellt habe:
Einiges wird die Praxis dann erst zeigen müssen.
Zuletzt geändert von dipol-audio; 15.03.2025, 16:11.
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Gibt es eine Art Kipppunkt, wo die Formel nicht mehr gültig wäre?
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Hallo Klaus,
nach dem Abendessen habe ich nochmal "neu gedacht" ...
M.E. gibt es nie ein Problem mit der vorgeschlagenen Formel:
Das "Toole Potenzial" ist für jeden einzelnen LS "fix" und wird "wie üblich" ermittelt: Dazu braucht
man inzwischen nichtmal mehr zwingend Menschen, die sich den LS im Labor anhören müssen. Edit: Dank o.g. Harman/Toole Patent und öffentlich verfügbaren Präferenzkriterien für Lautsprecher.
In dem Moment, wo man jedoch einen konkreten Zielraum - außerhalb des Labors - einsetzt, würde
man ja in diesem Produkt
"Toole Potenzial" X "Zielraumkompatibilität"
nicht mehr mit dem Mittelwert der Zielraumkompatibilität (über die unterschiedlichen Zielräume)
rechnen, sondern man würde die Zielraumkompatibilität des betreffenden LS mit z.B. der konkreten
"Wollkiste" als Zielraum ermitteln und einsetzen.
Deshalb habe ich mir die Frage einmal anders herum gestellt:
In welcher Situation / in welchem Raum könnte ein üblicher Lautsprecher
>> ungerichtete (monopolare) Abstrahlung im Tiefton, Mittel-/Hochtonabstrahlung nahe Paradigma "Punktschallquelle"
gegenüber dem Konzept "Wohnraumlautsprecher"
>> milder Cardioid im Tiefton, teilweise dekorrellierende Abstrahlung im Mittel-/Hochton
grundsätzlich mit einem besseren Wert für die Zielraumkompatibilität herauskommen?
Wäre die "Wollkiste" so ein Raum?
M.E. kommt der "übliche" Lautsprecher (auch) in der "Wollkiste" schlechter zurecht, weil
>> er der mangelnden Diffusität der Wollkiste nichts entgegenzusetzen hat (Kammfilter),
besonders wenn es in der Wollkiste "eben doch" Raumrichtungen gäbe (z.B. Boden?)
die in Relation deutlich weniger stark bedämpft wären als andere Richtungen.
>> eine deutlicher ausgeprägte Ortsabhängigkeit bei der monopolaren Tieftonabstrahlung
vorhanden ist
>> er im Hochtonbereich typischerweise über kein anpassbares Bündelungsmaß verfügt,
so dass das Einstellen einer anerkannten Raumkurve bei deutlicher Hochtonüberdämpfung
des Raums nur mit einer (ebenso) deutlichen Anhebung auch des Direktschalls zum
oberen Hochton hin möglich wäre, was mit dem Risiko von "Hochtonschärfe" einhergeht.
Mein vorläufiges Fazit wäre daher:
Ein Lautsprecher "üblichen Strickmusters", kommt tendenziell aus jedem konkreten Raum
mit einer geringeren "Zielraumkompatibilität" heraus, und das gilt m.E. ebenso für die
"Wollkiste". Edit: Die Frage ist, wie groß die Unterschiede für jeweilige Zielräume ausfallen.
Intuitiv würde ich mir vorstellen, dass die Unterschiede in der "Garage" oder "Onkel Willi's
Wohnzimmer" zwar noch größer ausfallen, aber das muss nicht zwingend so sein.
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Aus Sicht des Wohnraumlautsprechers ist es daher wichtig, dass er mit einem hinreichend
großen "Toole Potenzial" ausgestattet ist, denn im Vergleich zu einem üblichen Konzept,
welches gleiches "Toole Potenzial" hätte, wird er tendenziell aus jedem Raum mit größerer
Kompatibilität herauskommen.
Deshalb baue ich u.a. solche Sachen wie den Resonanzabsorber im BR-Port ein, denn
das einzige, was das Wohnraumlautsprecher Konzept m.E. im Vergleich "herunterziehen"
könnte, wäre eine Ausführung, die ein schlechtes "Toole Potenzial" hat, dies etwa aufgrund
von Resonanzen, ungleichmäßig verlaufendem Direktschall- oder Energiefrequenzgang etc. .
Zuletzt geändert von dipol-audio; 15.03.2025, 18:38.
Am Wochendende habe ich u.a. mal einen "Probelauf" oder "Feasibility Check" gemacht, der
Anwendbarkeit und Dimensionerung einer passiven Frequenzweiche als Option abklopfen soll.
Vom Spanungsverlauf im geplanten Übernahmebereich um ca. 540Hz her kommen die Filter
von der Idee, ein 6db/Oktave Filter anzunähern, welches dann erst im Sperrbereich in ein
Verhalten 2ter Ordnung übergeht (12db/Oktave).
Man kennt so einen Ansatz auch als "Dual Slope" Filter, hier ein Bsp.:
Die Schalldruckverläufe an den Einzeltreibern (als resultierende "akustische Filter" ) werden am
Ende höhere Flankensteilheiten aufweisen, da u.a. die Mittel-/Hochtontreiber selbst bereits - mit
Einbau in ihre Kammer - einen 12dB Hochpass darstellen werden (mit unterer Grenzfrequenz um
ca. 300Hz) ...
Im Bereich der Einbauresonanz der Treiber - um ca. 200Hz - ist es jedoch eine Anforderung,
dass die elektrische Beschaltung allein (ganz gleich ob aktiv oder passiv, analog oder digital)
bereits eine Steilheit von mind. 12dB / Oktave erreicht:
Obgleich die Treiber des Mittel-/Hochtonarrays als "bedingt tieftontauglich" eingestuft werden
können, soll der Membranhub im Sperrbereich des elektrischen Teils der Weiche für die Mittel-/
Hochtontreiber zum Tiefton hin nicht mehr ansteigen: Für diese Anforderung müssen 12dB/
Oktave Spannungsabfall erreicht werden.
Der "Machbarkeitscheck" liefert u.a. erste Hinweise auf notwendige Bauteildimensionierungen,
und da es sich um ein "Gesamtnetzwerk" handelt, geht es hier auch um mögliche Rück-
wirkungen u.a. auf Dimensionierung und Bedämpfung der Kammer für die Mittel-/Hochton-
treiber:
Liegen Einbauresonanz und (Einbau-) Güte dieser Treiber unter Berücksichtigung einer
"konkret machbaren" passiven Weiche nämlich "daneben", so ist das an einem fertigen
LS-Gehäuse ggf. nur noch schwer zu korrigieren.
Ob der Lautsprecher später dann passiv beschaltet und betrieben werden wird, steht auf
einem anderen Blatt: Wichtig ist mir, dass man es könnte und dass eine passende passive
Frequenzweiche grundsätzlich möglich ist und auch real existiert (und sei dies nur als Labor-
exemplar).
Ein Teil der Korrekturelemente - z.B. zur Impedanzkorrektur und ggf. sogar die 6dB/Oktave
Hochpasskomponente - könnten sogar für eine aktive Lösung weiter in der Schaltung
verbleiben: Die Anpassung eines aktiven Filters würde dadurch sogar erleichtert und unab-
hängiger vom Verhalten der jeweils konkret verwendeten Komponenten wie Endstufen etc.
Hier ein "erster Wurf" bezüglich der angestrebten Spannungsverläufe:
Die Steigungen der Phasenverläufe - und damit die Gruppenlaufzeit - fallen hier im Übernahmebereich äußerst
moderat aus. Es kommen jedoch noch Phasendrehungen (und Änderungen im Frequenzgang der einzelnen
Wege) u.a. durch die Treiber und deren Einbaubedingungen hinzu, die hier teils erst "schätzend" vorweg ge-
nommen wurden.
So in etwa könnte eine passive Beschaltung aussehen:
Man erkennt, dass bei dieser Filterauslegung mindestens ein Bauteil mit "brutaler" Dimensionierung erforderlich
würde:
Das ist eine Induktivität parallel zu den Mittel-/Hochtontreibern, welche für den o.g. "kontinuierlichen Übergang"
in eine 12dB/Oktave Flankensteilheit im Sperrbereich verantwortlich ist. Diese Induktivität könnte am Ende
durchaus mit 20mH dimensioniert werden müssen.
Alle anderen Bauteile liegen im Bereich "moderater" Dimensionierungen und sind aus "marktgängigen" Kompo-
nenten herstellbar.
Mir sind etwaige wirtschaftliche oder praktische Überlegungen bei einer passiven Weiche zu diesem Lautsprecher
jedoch vollkommen "Schnuppe" (D) / "Blunzen" (Ö): Für mich zählt hier lediglich, ob das gewünschte Verhalten
ggf. auch passiv zu erreichen ist oder nicht (*).
Ich verfüge über genügend hochwertige Laborinduktivitäten mit mehreren Abgriffen auf den Wicklungen - das
sind in dem Fall Ringkern Spulen mit Kernen aus hochwertigem Dynamoblech und Wicklungen mit großem Draht-
querschnitt - und diese werden dann eben während der Abstimmung eingebaut (ob "testweise" oder "endgültig") ...
Mir ist es dafür sogar "schnuppe", ob die passive Frequenzweiche dafür außerhalb des Lautsprechers unterge-
bracht werden muss.
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* Wäre dieser Wohnraumlautsprecher ausschließlich mit DSP Kompensation - ggf. auch bereits an einzelnen
Wegen - entwurfsgemäß abzustimmen und zu betreiben, dann wäre es für mich ehrlich gesagt kein "elektro-
akustisch rundes Konzept", sondern eher ein "stützungsbedürftiges". D.h. für mich muss ein passiver Betrieb
zumindest als möglich nachgewiesen sein:
Auch für eine aktive Ansteuerung ergibt sich dann ein klarer "Bezugspunkt". Wird / würde der LS durch aktive
Ansteuerung - und ggf. damit einhergehend modifizierte Filter - nochmals sigifikant besser, dann darf man das
gerne "mitnehmen" ...
Mein Prompt sah so aus, um zu sehen, was der Chatbot dazu sagt:
Wie ist dieser Post zu verstehen? Welche Auffassung bezüglich des elektroakustischen Entwurfes steht dahinter und ist dieser fachlich begründbar?
<Vollständiger Text aus: https://www.hififorum.at/node/709094?p=710088#post710088>
Der Post beschreibt den Entwurf und die Überprüfung der Machbarkeit einer passiven Frequenzweiche für einen Lautsprecher, insbesondere im Hinblick auf die Übergangsfrequenz und die Filtersteilhöhen. Der Autor verfolgt einen methodischen Ansatz, um sicherzustellen, dass die akustischen Eigenschaften der Lautsprecheranordnung den gewünschten Anforderungen entsprechen, und stellt dabei die Dimensionierung und die Eigenschaften der verwendeten Bauteile in den Vordergrund. Auffassung bezüglich des elektroakustischen Entwurfs
Passive Frequenzweiche: Der Autor untersucht die Möglichkeit, eine passive Frequenzweiche zu verwenden, die sich durch eine spezielle Filtercharakteristik auszeichnet. Der Ansatz, ein 6 dB/Oktave Filter zu verwenden, das in einem bestimmten Frequenzbereich in ein 12 dB/Oktave Verhalten übergeht, zeigt eine flexible Herangehensweise, um die akustischen Eigenschaften der Treiber zu optimieren.
Dual Slope Filter: Die Erwähnung des "Dual Slope" Filters deutet darauf hin, dass der Autor versucht, eine sanfte Übergangscharakteristik zu erreichen, die möglicherweise weniger Phasendrehungen und eine bessere zeitliche Synchronisation der Treiber ermöglicht.
Akustische Filter: Der Autor bezieht sich auf die akustischen Eigenschaften der Treiber und deren Einbaubedingungen. Dies zeigt, dass er die Wechselwirkungen zwischen den elektrischen und akustischen Komponenten des Systems berücksichtigt.
Dimensionierung der Bauteile: Der Post legt großen Wert auf die Dimensionierung der Bauteile, insbesondere der Induktivitäten. Die Erwähnung von "brutalen" Dimensionierungen deutet darauf hin, dass der Autor bereit ist, auch große und möglicherweise teure Komponenten zu verwenden, um die gewünschten akustischen Eigenschaften zu erreichen.
Machbarkeitscheck: Der "Machbarkeitscheck" ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass die theoretischen Überlegungen in der Praxis umsetzbar sind. Der Autor ist daran interessiert, dass die passive Frequenzweiche grundsätzlich realisierbar ist, unabhängig davon, ob sie letztendlich verwendet wird oder nicht.
Fachliche Begründbarkeit
Filtersteilhöhen: Die Anforderungen an die Filtersteilhöhen sind fachlich begründet. Eine Steilheit von mindestens 12 dB/Oktave wird benötigt, um sicherzustellen, dass die Mittel-/Hochtontreiber im Sperrbereich nicht mehr ansteigend arbeiten, was zu Verzerrungen und ineffizientem Betrieb führen könnte.
Einbauresonanz: Die Berücksichtigung der Einbauresonanz und der Güte der Treiber ist entscheidend, da diese Faktoren die Gesamtakustik des Lautsprechers maßgeblich beeinflussen.
Korrekturelemente: Die Möglichkeit, Korrekturelemente in einer aktiven Lösung weiter zu verwenden, zeigt eine fortschrittliche Herangehensweise, die in der Elektroakustik durchaus gängig ist. Es ist sinnvoll, Elemente zu integrieren, die sowohl in passiven als auch in aktiven Konfigurationen funktionieren.
Elektroakustisches Konzept: Der Autor hebt hervor, dass ein elektroakustisch "rundes Konzept" auch die Möglichkeit einer passiven Beschaltung beinhalten sollte. Dies ist eine gängige Praxis im Lautsprecherdesign, um Flexibilität und Robustheit in der Anwendung zu gewährleisten.
Insgesamt zeigt der Post eine fundierte und durchdachte Herangehensweise an den elektroakustischen Entwurf eines Lautsprechers. Die Überlegungen sind sowohl theoretisch als auch praktisch gut fundiert und berücksichtigen sowohl akustische als auch elektrische Aspekte des Designs.
Sollte ich nach diesem Vorhaben dann also nochmal einen Lautspecher bauen, drücke ich ChatGPT einfach
die Kreissäge und den Lötkolben in die Hand und schaue zu, was dabei herauskommt ...
Das Grundkonzept eines "Wohnraumlautsprechers" hatte ich ja hier in den letzten Wochen
schon mehrfach angedacht und zur Diskussion gestellt. Es waren jedoch noch einige
"Variablen" im Spiel, die vor einer ersten Festlegung von Dimensionen, Detaillösungen etc.
geklärt werden mussten.
Eine Frage war für mich,
arbeitet mit dem, was als Verhalten der Einzeltreiber "bereits vorhanden" ist.
Die Absenkung - im Spannungsverlauf - an der Übernahme beträgt hier nur -3dB anstatt der bei einem
"Konstantspannungsfilter" üblichen -6dB: Das liegt daran, dass die beteiligten Treiber bereits "von allein"
- d.h. ohne jedwede Beschaltung - an der geplanten Übernahmefrequenz annähernd einen -3dB Über-
nahmepunkt im Schalldruckverlauf ausbilden würden (Messungen am Objekt werden es dann genauer
zeigen).
Die Charakteristiken der angenäherten "Dual Slope" Tiefpass- und Hochpasszweige selbst sind dem
Verhalten einer "Linkwitz Riley Weiche 2ter Ordnung" sehr ähnlich, nur dass Tiefpass und Hochpass
"etwas näher zusammengerückt" sind aus o.g. Gründen.
Passive Weichenentwicklung ähnelt eher der "Bildhauerei": Man kann im Wesentlichen nur "abtragen",
jedoch nichts hinzufügen, also keine Figur modellieren, die größer ist, als der "Klotz", den man zur
Verfügung hat ...
Das Treiberverhalten beider Wege im Einbauzustand bestimmt, welche Filtercharakteristiken möglich
und sinnvoll sind, damit ist immer eine "intrinsische" Lösung gefragt.
Würde man den LS aktiv ansteuern, wäre die Vorgehensweise wie üblich:
Die Treiber werden im (erweiterten!) Übernahmebereich zunächst auf "flach" entzerrt. Dann würde man
ein "LR2" Filter anwenden und damit voraussichtlich zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kommen wie mit
der angedachten passiven Weiche.
Natürlich besteht dann auch die Möglichkeit, etwa mit einem "LR4" zu arbeiten, d.h. die Flankensteilheit
auch im Übernahmebereich noch deutlich zu erhöhen ...
Noch größere Flankensteilheiten? Wären bei diesem LS schlicht "Stuss", weil es bei Weichen um
"seamless blending" geht, und der LS so konzipiert ist, dass er genau dadurch auch eine anerkannte
"Raumkurve" erreichen soll.
Welche der denkbaren Varianten
Dual Slope passiv/"intrinsisch"
LR2 aktiv
LR4 aktiv
am Ende "die Beste" sein wird, vermag ich nicht zu sagen. Sie werden alle (in einem konkreten Raum?)
einen "Tick" anders klingen, jedoch rechne ich nicht damit, dass eine Variante die andere irgendwie wird
"abhängen" können.
Viel wichtiger wird m.E. sein, welche Art der Messung man als Grundlage für die Feinabstimmung einer
jeweiligen Variante hernimmt und wieviel Sorgfalt und Zeit man in die Feinabstimmung jeweils investiert.
Kommentar