Zitat von longueval
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Ich stimme da zu. Wie anderswo schon geschrieben, bewegt man sich ab wenige hundert Hz im Bereich der "Lautsprecherkorrektur",
weil das Konzept der "Raumkorrektur" (hörplatzbezogenen Kompensation) sich bereits im oberen Tiefton / unteren Mittenbereich in
"Wohlgefallen" auflöst.
Um zu beurteilen, ob DSP Eingriffe oberhalb wenige hundert Hz tatsächlich mögliche Fehler der Lautsprecher zu adressieren und zu
kompensieren in der Lage sind, müsste man u.a. lautsprecherseitige Abweichungen im Direkschallfrequenzgang bzw. im Energiefrequenz-
gang danach separieren können, ob z.B.
- Fehlauslegungen (etwa durch Kombination der Treiber bedingt, "Sprünge" im Bündelungsmaß über der Frequenz, Auslegung der Frequenzweiche, Bündelungsverhalten der Schallwand, ...)
- Resonanzerscheinungen (etwa durch Treibermembranen, Gehäuse- oder Treiberkammern) oder
- Störungen durch Interferenz (etwa zwischen Treibern oder durch Kantenbeugung am Gehäuse)
jeweils die Ursache sind. Manche dieser Fehler wären sinnvoll kompensierbar (auch durch "über alles" Eingriff an einem passiven oder
aktiven LS) andere hingegen nicht (*). Messungen am Einzelhörplatz in einem Wohnraum allein helfen da nicht weiter und übliche Software
mit Zielstellung "Raumkorrektur" hilft dem "gewöhnlichen Heimanwender" auch - aus sich heraus - nicht dabei, diese Ursachenfindung zu
leisten.
Echten "Lautsprecherfehlern" kommt man nur durch Messungen ohne Raumeinfluss und unter Winkeln auf die Spur. Wenn kein
reflexionsarmer Raum vorhanden ist, bedeutet das, man kann nur mit zeitlich "gefensterten" Messungen - unter Winkeln und geringen
Abständen, jedoch bereits im Fernfeld der LS (**) - arbeiten und ist auf den Mittel-/Hochtonbereich beschränkt.
Im Mittel-/Hochton "Geschmackseinstellungen" vorzunehmen - d.h. ohne schmalbandige Eingriffe - ist sicherlich für den Heimhörer
weniger kritisch zu sehen, aber da bewegt man sich in einem Bereich der prinzipiell auch mit einer altbackenen "Klangeregelung" bereits
seit vielen Jahrzehnten zu leisten war und ist.
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(*) D.h. (durch den Raum motivierte?) Kompensationsversuche können hier de Facto (teils erhebliche) Fehler in die Lautsprecher "einbauen",
die zuvor nicht da waren. Das betrifft u.a. auch eine (ggf. herstellerseitig vorhandene ?) Paarsymmetrie der Lautsprecher bezüglich des
Direktschalls.
Bei üblicher Intensitätsstereofonie kann man davon ausgehen, dass sich die Abbildung von Phantomschallquellen hauptsächlich auf den
Bereich wenige hundert Hz (Raumeinfluss bedenken) bis (ganz grob) 2,5 Khz stützt (der Bereich darüber liefert bei üblicher Intensitäts-
stereofonie insbesondere bei mittigen Phantomschallquellen keine "verlässliche" Richtungsinformation mehr). D.h. bei der Stereoabbildung
kommt es u.a. auch auf die Paarsymmetrie der Lautsprecher im Bereich weniger Oktaven vom oberen Tiefton bis in den unteren Hochton
an. Wenn bei guten Lautsprechern hier (ohne Grund s.o.) eingegriffen wird, hat man schlicht "mit Zitronen gehandelt".
Ein ausgewogener Hochton bis in den oberen Khz Bereich ist dennoch wichtig, denn die "Glaubhaftigkeit" (subjektiv) von Phantom-
schallquellen kann u.a. auch dadurch gestört werden, dass ein Lautsprecher durch "Hochtonschärfe" jedweder Art auf sich aufmerksam
macht.
(**) Wo beginnt das Fernfeld bei meinem konkreten LS in einem konkreten Frequenzbereich?
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