Wovon leben HiFi-Händler heutzutage?

[David]

Ich frage mich als EX-HiFi Händler immer wieder, wie es heute noch möglich sein kann, vom HiFi-Geräteverkauf zu leben, denn für mich sieht es sehr stark danach aus, dass "HiFi wie ich es noch verkauft habe und wie es damals noch allgemein ein recht aktuelles Thema war, bei jüngeren Menschen nur noch geringes Interesse hervorruft. Das was man unter "Heimkino" versteht vielleicht noch eher, aber "klassisches Stereo"?

Dazu kommt, dass immer mehr Leute ihre Bedarfsartikel über das Internet kaufen. Ich mache es ausschließlich auch nur noch so und das schon seit mehr als 10 Jahren. In ein Geschäft zu gehen, um mir technische Gegenstände zu kaufen, das ist für mich schon zu einem absurden Gedanken geworden. Dazu noch ist die Auswahl im Internet unvergleichlich größer, es gibt Kundenbewertungen und im Falle einer Fehlentscheidung problemlose und diskussionslose Rückgabe. Noch nie hatte ich dabei nur das geringste Problem. Post, Trafiken, andere Geschäfte und sogar unser Lebensmittelgeschäft nehmen diese Rückgaben an. Man kann sogar von zuhause abholen lassen, oft sogar kostenlos (war bei mir vor Kurzen bei Apple so, sogar zweimal hitereinander). "Noch bequemer" geht es kaum noch.

Welchen Grund kann es dann noch geben, in ein HiFi-Geschäft zu gehen? Anhören? Wozu? Plaudern? OK, das mag ja ganz nett sein, aber man spricht dabei mit einer Person, mit subjektiven Ansichten, mit Eigeninteressen und mit "fraglichem Wissen".

Weiß hier wer mehr darüber? Wer war in letzter Zeit in einem derartigen Geschäft? Was hat man dabei erlebt?

[respice finem]

Reine HiFi Händler wie "anno dazumals" gibt es nur noch vereinzelt, und soweit ich weiß leben sie (noch) davon, verhältnismäßig niedrige Selbstkosten zu haben (vor allem eigene Immobilie). Sonst ist das IMHO zur "Liebhaberei" geworden, weil der "Hype" nicht mehr da ist.
Was, so meine Beobachtung jedenfalls, noch gelingt als Lebensunterhalt:

• Online (selbsterklärend)
• AV / Heimkino
• "Multis" - Großmärkte sowieso, aber auch mittlere "Hifi, TV, Kühlschrank und WaMa" Läden. Dort schlummert noch eigene Reparaturkompetenz
• "Boutique HiFi" im "Speckgürtel" von Großstädten.

Generell kann man aber sagen, der Hype ist weg. Das geht/ging vielen Branchen so. Panta rhei...

[David]

Am ehesten könnte ich mir noch vorstellen, dass "so richtig Reiche", die sich von einem Architekten ein neues Haus bauen lassen, dabei auch ein tolles Heimkino in Auftrag geben. Einen Raum rein zum Musik hören, das wird nur ganz selten vorkommen.

Das würde bedeuten, dass so etwas auch aus Prestige-Gründen angeschafft wird und dafür kommen auch nur "edle Produkte" infrage......und alles das muss sozusagen "auf Knopfdruck" funktionieren.

Aber so etwas wie "Studenten-HiFi", wie ich es auch angeboten habe und wofür es fast täglich Interessenten und Kaufabschlüsse gab, das gibt es - glaube ich - nicht mehr.

[longueval]

onlinehandel
und aus

einzige ausnahme
lautsprecher in sarggröße, zustell und aufstellservice

nur
wer braucht, will die
die modularen systeme mit sub, wenns denn sein muss, sind easyier handlebar.
dinosaurierhifi? nicht ärgern, nicht necken, aussterbende gattung ...
aktive lautsprecher sind bei wohnraumüblichen lautsprechern und lautstärken keine tongebirge mehr.

liebhaber tendieren inzwischen überwiegend zu klein und fein.
gibts noch einen hifihändler ohne webauftritt?

[ruedi01]

Es gibt sie noch diese Hifi-Fachhändler. Schluderbacher in Willich oder Pawlak in Essen z.B.. Es gibt also noch einige, die wohl ganz gut davon leben können. Bei beiden Händlern habe ich schon was gekauft.

Ich käme übrigens nie auf die Idee mir ein großes, schweres und empfindliches Hifi-Gerät per DHL und Co. zuschicken zu lassen, sowas hole ich immer persönlich ab. Bei den Nubert A-125 habe ich es mal gewagt, bei so kompakten und robusten Lautsprechern geht das noch.

Gruß

RD

[FrankG]

Einige gibt es die Überlebt haben.
Aber alles anbieten.
Auch Heimkino gehört dazu, und natürlich Online Shop.
Aus meiner alten Heimatstadt.
Auch sinnvolle Kombis für kleinen Geldbeutel anbieten.

https://www.soundbrothers-onlineshop.de/493147/denon_canton_anlage_5_x_135_watt_av-receiver_mit_streaming_klangstarkes_51_lautsprecher-set_farbe_schwarz_schwarz-

Für ein kleines Wohnzimmer sicher ausreichend.
Nicht jeder hat großzügige Wohn Situationen wie viele hier.


Gruß Frank

[ruedi01]

ja, Online Angebote gehören heute zwingend dazu. Von den Leuten, die heute noch persönlich in den Laden kommen und dort kaufen kann keiner mehr leben.

Gruß

RD

[Observer]

Hier in Hamburg gibt es noch reichlich HIFI-Geschäfte, von ganz klein, Einzelunternehmer mit einer Hilfskraft, bis Riesen groß mit YT-Auftritt und den tollsten Geschichten > https://fidelity-hh.de .
Es gibt viele, sehr viele Unkundige, die nicht genau wissen was sie wollen, aber bereit sind, für hochwertige Musikwiedergabe viel Geld auszugeben. Diese Personen suchen Beratung. Und da vertrauen sie eher den Geschichtenerzählern, als den Kistenschiebern von Saturn/MediaMarkt. Der größte Saturnmarkt hier in Hamburg, nähe Hauptbahnhof, ist auch eher ein Monsterrummelplatz denn ein Technikmarkt. Wenn im Innenstadtbereich Jemand HIFI kaufen will, geht er dann auch eher zu Schauland. Wenn er esoterisch angehaucht ist, geht er eventuell auch zu Phonosophie.

Wovon sie leben die HIFI-Händler? Natürlich von hoher Gewinnspanne. Bei typischen bekannten Markengeräten ist die Spanne eher mau, also wird dann doch mehr das eher unbekannte Zeug verkauft, dazu tolle Geschichten, auch die, dass diese ja weniger in Marketing stecken und mehr für Qualität überbleibt..... Und ansonsten helfen immer Zubehörteile, z.B. die ach so wichtigen HighEnd-NF-Kabel, Steckdosenleisten ......

Nein, es gibt noch viele Kunden, die es mit eigenen Ohren hören wollen. Die glauben, sie könnten im Geschäft genau raushören, was gut ist und was nicht. Und der Vorführer wird gaaanz sicher nicht durch gezielte Einstellungen manipulieren wollen.

Und dann gibt es im Internet, bei YT und Co so Plattformen wie den Snake oil Audio Torsten, der z.B. ein Video verfasst hat, das eindeutig von Direktvertrieblern (Nubert, Teufel....) abrät. Nein, man muss doch unbedingt selbst hören, und das geht nur im HIFI-Geschäft. Thomann und Co hat er nicht erwähnt. Profi-Musikwiedergabe scheint ihm unbekannt.

[longueval]

wer schon mal bei thomann angerufen hat, weiß, was service ist,
ich meine dort zu vernehmen, dass da am telefon oft mindestens semiprofi musikanten oder zumindest leute mit homerecording erfahrung sitzen. zeitweise natürlich deutlich mit standardisierten fragekatalogen.
das ist erfrischend und weicht kilometer von geschwurbel ab.
und entwaffnende ehrlichkeit unter dem motto: das weiß ich leider nicht, ich verbinde sie mit dem einschlägigen kollegen.

anderes angenehmes erlebnis, anruf bei lake people.
schlüsselauskunft
wenn sie das so wollen, gerne. aber wirklich brauchen werden sie das nicht. nice to have, wenn ihnen der aufpreis das wert ist.
SO muss beratung.

[E.M.]

Eine schöne informative Fachdiskussion von kompetenten Insidern läuft ja hier. Da halte ich mich als mehrfach Betroffener lieber raus.

LG
E.M.

[David]

Auch sinnvolle Kombis für kleinen Geldbeutel anbieten.

https://www.soundbrothers-onlineshop...hwarz_schwarz-

Nichts ist für mich abstoßender und/oder wirkt inkompetenter, als gleich einmal zum Preis "die Watt" dazu zu schreiben.

[David]

Gerne würde ich wissen, wie es den "noch übrig Gebliebenen" HiFi-Fachgeschäften geht. Solche Geschäfte sind ja nicht gerade klein und die Miete dementsprechend. Dazu kommen die Waren die zur Vorführung eingekauft werden müssen, Energiekosten, Gehälter, Buchhaltung, Firmenautos, Werbekosten, womöglich Kreditrückzahlungen...... Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren soll, denn "so toll" sind die Gewinnspannen auch wieder nicht und der Preisdruck, vor allem über das Internet, ist auch nicht zu unterschätzen.

Ich war "damals" sehr erfolgreich, aber das waren andere Zeiten. Selbst wenn ich noch - sagen wir mal - 30 Jahre jünger wäre und mit meinem heutigen Wissen auf diesem Gebiet, hätte ich nie den Mut, mir das noch einmal anzufangen.

[E.M.]

Zu #12 David

Wäre ich heute im Alter und der Situation der Jahre 2000/01 und wüsste, wie ich mich beruflich weiterentwickeln würde, hätte ich unser Haus ganz anders planen lassen, mit einem gewerblichen Teil zur Strasse und dem privaten Teil nach hinten raus. Und dann wäre vorn ein piekfeiner, perfekter Vorführraum entstanden, bis auf einen Verbindungsgang völlig getrennt von dem privaten Teil und ich hätte einen HiFi-Studio-Betrieb mit festen Öffnungszeiten und neben den Marken, die ich heute führe noch max. zwei oder drei weitere (aber garantiert keine von den Grossen). Und ich bin sicher, dass sich der Betrieb tragen würde, allein schon deshalb, weil ich keine überzogenen Ansprüche an mein Einkommen hätte. Das Internet würde ich überhaupt nicht fürchten, so wenig, wie ich früher kein Problem mit den grossen Billig-Billig-Händlern hatte. Es gibt genug HiFi-Käufer, die Qualität in Arbeitsleistung und Ware schätzen und auch bezahlen und nur mit diesen würde ich mich beschäftigen.
An der Tür wäre ein Schild angebracht "Raucher und Internetinformierte müssen draussen bleiben" .

Das Geschäft mit den Tivoli Audio Produkten würde ich genauso wieder machen, wie ich's getan habe und hätte dann mein Basiseinkommen/Fixum sicher.
Tivoli im HiFi-Studio? Das sind die einzigen Produkte, die ich in diesem Segment akzeptiere, quasi High End der "Küchen/Schlafzimmer- und Gästezimmerradios.

Und wenn dann alters/gesundheitsbedingt nichts mehr ginge, würde ich das Studio in ein Appartement umrüsten lassen und dann dort eine Hilfs/Pflegekraft für unsere Betreuung wohnen lassen.

Ja, ja - was wäre wenn ..............

LG
E.M.

[David]

Naja Edward, wenn die Miete wegfällt, wenn es keine Schulden und keine Angestellten gibt, wenn das Privatauto (zumindest teilweise) auch als Firmenauto verwendet wird und wenn man sich die HP selbst macht - alles das (bis auf die Miete) war bei mir immer so und die Buchhaltung hat meine Frau gemacht - dann sieht die Sache (vielleicht auch heute noch) anders aus. Auch ist es dann recht egal, wenn eine Zeit lang kein Kunde kommt und es keinen Umsatz gibt.
Allerdings, mehr als ein "Körberlgeld" schaut dann dabei auch nicht raus. Ist fast schon wieder als "Hobby" zu sehen. Aber wenn's Spass macht, warum nicht?

An der Tür wäre ein Schild angebracht "Raucher und Internetinformierte müssen draussen bleiben" .

Anfangs habe ich die Leute sogar rauchen lassen, aber als dann alles gestunken hat "wie die Pest", habe ich es auch verboten. Das Internet war damals noch kein großes Thema.

[joerg67]

Wenn man die aktuellen Messen so sieht, läuft das noch sehr gut.

Die Norddeutschen HiFi Tage sollen sehr gut besucht worden sein.

HighEnd in München war grad.

Schaut mal auf YouTube, was da alles angeboten wird. Fehlende Absatzmenge kommt über exorbitante Preise wieder rein.

Bei den Vinyl Liebhabern hört man auch, dass die Preise für die LP‘s in die Höhe schnellen.

Die meisten Händler machen heute aber auch beides. Stationäres Geschäft + Internethandel.

Und, ganz ganz viele wollen das garnicht so machen wie es hier richtigerweise erklärt wird. Die wollen mit den Geräten und Kabeln rumspielen.

Auch wenn viele junge vielleicht anders Musik hören, ist der Markt der 40 - über 80 jährige noch groß.

Und die jüngeren werden auch älter. Haben dann ihr Leben soweit im Griff ( Beruf, Familie, Haus), dass für sowas auch dann Geld über ist, und dann geht es bei denen evtl. auch los.

VG