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Welche Folgen hat Optimierungsstreben?

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    Welche Folgen hat Optimierungsstreben?

    Moin Leute,

    ich greife respice finem vielleicht vor, aber zum Thema Perfektionismus, der gerade vielen von unseren HIFI-Freunden zu immer neuen Experimenten bezüglich Neuanschaffung von UE-Equipment veranlasst, muss der Ökologieaspekt unbedingt betrachtet werden.
    Die Wirtschaft ist bestrebt, ständig Umsatz zu generieren, der Rubel muss rollen, die Produktion gesteigert werden, Anreize für den Neukauf mit immer absorderen Marketingideen geschaffen werden. Und gerade bezüglich allem, was mit moderner Elektronik zu tun hat: der Feind des Guten ist das Bessere!

    Kleine Anekdote aus meinem früheren Werkstattleiterdarsein: ich war an der Quelle, um ohne großem finanziellen Einsatz die besten Geräte zu erhalten. Meine Fernsehgeräte waren lange aus unsrerem großen Inzahlungs- und Verschrottungsfundus. Mein letzter CRT-TV (also mit klassischer Bildröhre) war ein zusammengebastelter Loewe Xelos Media mit 16:9-70cm-Röhre, hochauflösend (nach damaliger Betrachtung). Entstanden aus zwei Schrottgeräten! Einem Kunden wurde sein Media-Xelos von seiner Katze aus zwei Meter Höhe runtergeworfen (war aber auch zu blöd im Regal gestellt > Röhren-TVs sind sehr kopflastig). Er landete genau auf der Röhrenfront, innen war alle zerbrochen, Zeilen- und Netztrafo waren aus der Platine gebrochen ect. Gehäuse auch übel lediert. Ein zweiter Kunde mit ähnlichem Gerät, ein "normaler" Xelos mit der üblichen, üblen W70-Philipsröhre, die, die schnell dank Fertigungsfehler den Geist aufgaben, gab sein Gerät zur Entsorgung mit, da ein Bildrörentausch wirtschaftlich Blödsinn gewesen wäre (für den Kunden). Seltsamerweise war beim zerbrochenen TV ausgerechnet die Bildröhre unversehrt. Ich baute mir deshalb aus zwei Totalschäden einen für mich damals perfekten Farbfernseher, der mir recht lange viel Freude bereitete.
    Nun schrieben wir dann das Jahr 2009 und Flach-TVs machten endlich ein mindestens genau so gutes Bewegtbild wie Röhrengeräte, stehende Bilder waren da eh schon viel besser). Also musste auch ich, ich bekam Neugeräte ja auch zum Einkaufspreis (Loewe, Metz, B&O und Co.) unbedingt, des größeren, schärferen, energiesparsameren Bildes wegen, sowas anschaffen. Und der noch einwandfreie Röhren-Loewe? Tja, der Feind des Guten..... Er ging wie so viele andere Geräte von Kunden Inzahlung genommen, obwohl einwandfrei, zur Verschrottung an den Wertstoffhof. Wir Handwerksbetriebe konnten da kostenlos entsorgen. B&O-Avant (bis zu 10.000 DM teuer gewesen), Loewe Credo, Ergo, Xelos, Aconda..., auch alles Luxusgeräte, gingen in den Müll. Keiner wollte die mehr kaufen, so dass es sich für uns lohnen würde. Nicht vergessen: wir als Profis haften 10 Jahre für unsere Instandsetzungsmaßnahmen und müssen zumindest ein Jahr Gewehrleistung geben, selbst wenn wir unter Selbstkostenpreis weitergeben. Und so gingen dann mehrere Jahre im Schnitt eine VW-Bus-Ladung guter Geräte wöchentlich in den Müll .
    Das betraf dann auch öfter Lautsprecher, Tonbandmaschinen und so viele Kompaktanlagen, Plattenspieler und Stereotürme. Heute würde vieles davon viel Geld einbringen, damals brauchten wir aber Platz und hatten keine Abnehmer dafür. Versucht haben wir es das eine oder andere Mal, eBay gab's da ja schon. Die Stories, die sich daraus ergaben sind ein Thema für sich. Nur soviel: der von uns betriebene Aufwand konnte unmöglich weiter gerechtfertigt werden im Angesichts der Probleme, die sich aus dem Handel damit ergaben.

    Und so finden sich immer Gründe für eine Neuanschaffung, die Wirtschaft sorgt für die Anreize. Und die Müllberge wachsen in den Himmel. Zum Glück ist wenigstens das unseelige "Verklappen" unseres Elektronikmülls nach Afrika nun deutlich reduziert. Was sich da an Elend draus ergab ist mit Beschämend kaum hinreichend beschrieben.
    In Hamburg gibt es die norddeutsche Affinerie, die aus dem Elektronikschrott wieder Kupfer, Platin, Silber und Gold holt. In extremen Mengen. Unter extremem Energieeinsatz > die Affinerie verbraucht Strom, der einer mittelgroßen Stadt entspricht. Immerhin trotzdem weniger, als wenn man es aus Erzen neu gewinnen würde. Und viel des Stromes wird hier mit Windräder gewonnen, die stehen zum Teil sogar in der Nähe der Affinerie.

    Also denkt auch mal ab und an an den Aspekt des Umweltschutzes, wenn ihr optimieren wollt.
    best regards

    Mark von der Waterkant

    #2
    Zitat von Observer Beitrag anzeigen
    ...Und so gingen dann mehrere Jahre im Schnitt eine VW-Bus-Ladung guter Geräte wöchentlich in den Müll...
    Keine Kontakte nach Polen gehabt? Ich bin gerade dabei, einen Sony Trinitron aus dem vergangenen Jahrtausend an dankbare Abnehmer zu verschenken (no shit). Das Teil ist wenig gebraucht, stand bei der Oma hauptsächlich rum. Nun kommt's aufs Dorf, mit einer DVB-T2 Billigbox und ab geht die Luzie. Auch alte Bandmaschinen und Gedöns haben ihre Liebhaber.
    Ich glaube, wer sich jetzt in den eigenen Allerwertesten treten könnte, sind Leute, die gute Plattenspieler entsorgt hatten, nach dem Motto "das kommt nie wieder".

    Ceterum censeo: Das Motto der Posener "wirf nie was Funktionierendes weg" hat was.

    Glauben ist gut, Wissen ist besser, wer lernen will, lernt.
    Wer lieber glaubt, darf glauben - volenti non fit iniuria.

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      #3
      zu #1, ich kann dir da nur zustimmen. Was unsere Wohlstandsgesellschaft an noch z. T. brauchbarer Technik wegwirft ist nicht mehr feierlich, letztlich auch eine gigantische Verschwendung an Resourcen. Aber so funktioniert das System nunmal, das auf immer neuen Kaufanreiz und Absatz von Produkten setzt. Nachhaltig ist das sicher nicht und "neues" ist auch nicht immer automatisch oder persee "besser". - Irgendwie ein Dilemma, man könnte sicher Produkte herstellen die zumindest mehrere Jahre lang State of the art sind und nicht schon kurz nach dem Kauf von der technischen Entwicklung überholt werden, aber das hieße das System zu ändern und nicht wegen jeder kleinen marginalen Änderung neue Produktreihen aufzulegen. Gruß, Joachim

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        #4
        Es ist einer der Gründe, warum ich mich mit Geräten wie z.B. Vincent beschäftige. Kein Mensch käme da auf die Idee einen Vollverstärker von denen nach ein paar Jahren zu entsorgen, blos weil irgendwer meint, dass dreieckige Knöpfe besser klingen als grüne Tomaten. Solche Boliden finden zu jederzeit und jedem Alter einen Zweit- und Drittverwender und eine Reparatur lohnt immer und ist auch möglich. Ein Basis-HiFi-Gerät sollte 30-40 Jahre einsatzbereit bleiben und die digitalen Zuspieler müssen auch nicht gleich entsorgt werden, nur weil der Nachfolger eine bessere Bedienapp bietet, sondern erst, wenn es wirklich handfeste, entscheidende Veränderungen gibt.
        Wir haben unseren Brionvega TV (Diesis 33) 25 Jahre im Einsatz gehabt, bei nur einer Reparatur (Netzschalter) und dann Totalschaden wg. Defekt des Zeilentrafos. Leider traue ich dem Nachfolger von Metz diese Lebensdauer nicht zu und weil sämtl. Smart-Funktionen deaktiviert sind, muss der TV-Mann zu den Updates persönlich auftauchen mit USB-Stick. Von meinen HiFi-Geräten habe ich noch nie eines entsorgen müssen, alles wurde an neue Eigentümer verkauft oder verschenkt zur weiteren Nutzung. Ein ausgemusterter VHS-Rekorder von Sony ging originalverpackt an einen der polnischen Sperrmüllvorverwerter, der mir auch noch 'nen Zehner dafür gab.

        Sorge bereiten mir allerdings zwei Sets neuer originalverpackter aufblasbarer Lautsprecher von Ellula (das gab es wirklich mal und die waren eine kurze Zeit auch ein Verkaufsschlager z.B. als PC-LS oder als Party-Gag) - die will offenbar keiner mehr, so dass die wohl einmal den Weg zum Recycling gehen werden.

        Optimierungsstreben kann auch zum reinen Selbstzweck verkommen - sehr gut zu beobachten in der Automobilbranche, wo die Digitalisierung der Bedienung zu teilweise unbedienbaren Fahrzeugen führt und die Bedienung derart vom Fahren ablenkt, dass ich der Meinung bin, dass diese Entwicklung einen krassen Rückschritt darstellt im Verkehrsgeschehen und der Fahrzeugnutzung, wie wir sie bisher kennen. Die Gründe, die dahinter stecken wären noch einmal ein eigenes Theam im Autothread.

        LG
        E.M.

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          #5
          Ich bin jetzt auch nicht der der gerne elektronische Geräte entsorgt.
          Aber was soll ich mit aus der Zeit gefallener Elektronik.
          Einen 30 Jahre alten Verstärker kann ich durchaus verwenden.
          Aber VHS Recorder, DSR Tuner, Röhrenfernseher, TV Boxen ohne Plattform.

          Aber das was ich habe sollte eigentlich nahezu optimal und wartungsfreundlich funktionieren.
          Ich stecke lieber etwas mehr Zeit rein das gut zu optimieren.
          Als ständig dranrumzubasteln.
          Denn das nervt.

          Ein gutes Beispiel ist mein 3D Drucker.
          Hat etwas gedauert bis ich den so weit hatte das der nahezu Problemlos funktioniert.
          Aber heute geht der wenn ich ihn brauche.

          Oder man muss sich halt einmal die Arbeit machen die TV Boxen und WLAN Repeater über Kabel ins Netzwerk zu bringen.
          Dann funktionieren die auch im ganzen Haus.

          Gruß Frank

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            #6
            Ja, oft kommt man nicht umhin, auf-, nach- oder umzurüsten. Allein schon, weil Kontent auf alten Wegen nicht mehr oder weniger verfügbar ist. Wer immer noch seine ASC 6002 oder Studer PR99 mit Material füttern will, wird zunehmend Schwierigkeiten haben, dafür noch hochwertige "Schnürbänder" zu bekommen, z.B. Maxell XL35 oder BASF LPR35.
            Auch würde ich keinem mehr empfehlen, weiterhin mit Windows 98 ins Internet zu gehen. Ein Messerschmitt-Kabinenroller auf der Autobahn ist auch keine gute Idee.
            Aber der Ansatz, altes Equipment, z.B. VHS-Recorder, Bandmaschinen und CRT-TVs nach Polen, der Ukraine, Kroatien und Co zu exportieren, scheitert oft daran, dass allein der Transport zu teuer ist. Auch ist das Interesse von Seiten der Empfänger mittlerweile recht überschaubar. Wir hatten dafür in unserer damaligen Firma lange einen Serben, der regelmäßig einen alten Leichttransporter mit Altgeraffel von uns voll stopfte und komplett in Ex-Jugoslavien verkaufte, mit samt dem Transporter. Auch für ihn lohnte es sich dann nicht mehr, obwohl er an uns fast nichts zahlen musste. Ne Flasche Sliwowitz oder Vodka reichte uns da oft.

            Ich für mein Teil, meine Werkstatt ist schon vor langer Zeit aufgelöst wurden, verschenke gute Geräte gern an interessierte Liebhaber, die noch was damit anfangen können und freue mich, dass es nicht auf'n Müll landet. Defektes oder Unvollständiges repariere ich soweit, dass Jemand es für sich nutzen kann. So gehen dann schon mal ganze PC-Systeme, Notebooks, Plattenspieler, Receiver ect. in die Hände erfreuter Abnehmer. Geben ist halt seeliger denn nehmen, besonders wenn man genug hat. Vielleicht auch ein Weg, unnötigen Müll zu vermeiden. So hätte ich z.b. auch gern Joachim hier im Forum ein hinreichend aktuellen Rechner zukommen lassen wollen. Was dann aber an Kommunikations- und Transportproblemen scheiterte. Mittlerweile bin ich da fast alles los geworden. Man fühlt sich dann auch befreiter, denn man reist leichter (durchs Leben) mit Leichtgepäck. Können erstaunlicherweise nur recht Wenige nachvollziehen.
            best regards

            Mark von der Waterkant

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              #7
              Zitat von Observer Beitrag anzeigen
              ...Man fühlt sich dann auch befreiter, denn man reist leichter (durchs Leben) mit Leichtgepäck. Können erstaunlicherweise nur recht Wenige nachvollziehen.
              Ich schon. Dennoch lohnt es sich oft, Brauchbares zu behalten, so lange es nicht nervt oder nötigen Platz wegnimmt. Die Frage, die sich jeder selbst beantworten muß, ist, wo endet "rationales Weiterverwenden" und wo beginnt "Messietum"... Die andere Seite der Medaille, mit Minimalismus kann man es auch manchmal übertreiben.

              Aurea mediocritas...
              Glauben ist gut, Wissen ist besser, wer lernen will, lernt.
              Wer lieber glaubt, darf glauben - volenti non fit iniuria.

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                #8
                Teilzitat aus #6 von Mark
                Ja, oft kommt man nicht umhin, auf-, nach- oder umzurüsten. Allein schon, weil Kontent auf alten Wegen nicht mehr oder weniger verfügbar ist. Wer immer noch seine ASC 6002 oder Studer PR99 mit Material füttern will, wird zunehmend Schwierigkeiten haben, dafür noch hochwertige "Schnürbänder" zu bekommen, z.B. Maxell XL35 oder BASF LPR35.

                Ich hatte noch nie Probleme ein LPR 35 oder entsprechenden Nachfolger zu bekommen - der Forums-Lieblingslieferant hat auch immer genug:

                RTM Recording the Masters (RMG) SM900 1/4" 762m Trident, Kunststoff-Spule, Studio Magnetband (Tonband), 26 cm Durchmesser


                Die Maschinen, die auf maxell eingemessen sind (Japaner und Tandberg), kann man doch auf das lieferbare Band von RTM neu einmessen lassen.

                LG
                E.M.

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                  #9
                  Zitat von respice finem
                  Dennoch lohnt es sich oft, Brauchbares zu behalten, so lange es nicht nervt oder nötigen Platz wegnimmt. Die Frage, die sich jeder selbst beantworten muß, ist, wo endet "rationales Weiterverwenden" und wo beginnt "Messietum"...
                  bin da ganz bei dir, behalte auch für mich "Brauchbares", wenn es noch einwandfrei funktioniert...
                  solange Platz da ist und man nicht schon durch die Wohnung stolpert, geht des schon
                  meistens ist es so, dass wenn man was weggibt, des genau brauchen könnte...
                  hab 5l weiße Wandfarbe vor einer Woche verschenkt...jetzt bräucht ich wieder ca. 2Liter...
                  lg
                  alex

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