Hallo longueval und Mark,
ich habe nicht behauptet, dass die LP eine bedeutende Rolle auf dem Musikmarkt einnimmt. Dass Streaming das Musikhören dominiert ist heute eine Binsenweisheit und hauptsächlich Schuld am Niedergang der CD. Dass die LP aber seit ihrer Wiederauferstehung Anfang der 2000'er Jahre eine grandiosen Aufstieg aus dem Umsatzkeller, mit fast permanent zweistelligen Zuwachsraten erlebt, ist ebenso unumstritten. Heute sind die LP Umsätze für die Musiker vermutlich aus finanziellen Gründen wichtiger als die Einnahmen durch das Streaming (das eigentlich einen fast unentgeltlichen kulturellen Diebstahl an den Urhebern/Künstlern darstellt)
Übrigens sind die einst gefürchteten Downloads ebenso die grossen Verlierer gegenüber dem Streaming.

Und nochwas - der Haxen ist der CD nicht von der LP amputiert worden und die LP ist nicht als Gegner zur CD erneut angetreten, sondern als Alternative - sie hätte ihren Siegeszug in bescheidenem Rahmen auch ohne Streaming erlebt.

LG
E.M.

Ja, erstaunlich, dass Vinyl, das fast nur mit uralten Pressmaschinen produziert wird, plötzlich den besseren Datenträger überholt. Wenn ich daran denke, wieviel gute Vinyldreher mit der Insolvenz unserer Firma damals auf dem Müll wanderten.... Über die Ursachen für die wieder aufkeimende Liebe zum Vinyl könnte man ja mal diskutieren, aber ich denke, das ist uns bekannt. Und es gibt ja auch wieder brauchbare Drehteller von TEAC, DUAL, Technics, ProJect und Co. Clearaudio, Räke, Linn und Co habe ich bewusst ausgelassen. Das sind eher Geräte für HighEnd-Freaks. Die sind nicht die Umsatzverursacher für neuens Vinyl.

Mark, soweit ich mich recht erinnere, gibt es bereits ein Start Up mit ganz neu entwickelten Pressmaschinen. Und ist eine LP-Produktion im 3D-Drucker denkbar??
Da wird noch viel passieren, denn die Stückzahlen liegen jetzt auf einem Niveau, wo sich wieder richtige Investitionen lohnen.

LG
E.M.

Hinterher ist man immer schauer - hättest Du die Dinger übernommen für lau oder für den symbolischen Euro... Es ist was dran an der alten posenerischen Mentalität "werfe nie etwas werthaltiges weg, es kommen noch andere Zeiten". Wenn man denn den Stauraum hat...

https://de.statista.com/statistik/da...rmen-weltweit/

umsatz von streaming 63%
umsatz vinyl 5%

produktionskosten bei vinyl bedeutend höher, daher wenig gewinn vergleichsweise
marktanteil streaming mit weniger produktionskosten (presswerk, druckerei, logistik)

Ja, das Pressen von Vinyl, und nur so lassen sich die bekannten, beliebten Scheiben wirtschaftlich produzieren, ist teuer. Noch teurer ist die Produktion von CDs, da dabei z.T. auch Hochreinräume notwendig sind. Gepresst wird aber auch da. Beim Streaming nicht.
Was bedeutet das nun letztendlich? Da auch Download offenbar kaumnoch relevant ist, reicht den Musikhörern das kurzfristige Hören. Das "sammeln" der Musik spielt demnach eine immer kleinere Rolle. Musik wird zum Verbrauchsgut mit kurzer Haltbarkeit. DAS ist es, was mich beschäftigt.

Ich glaube, da gibt es 2 Faktoren:

1. Die alte Generation hängt immer noch an der CD, interessiert sich für Downloads wenig bis gar nicht, warum auch immer, vielleicht denken viele, da wäre weiterhin alles mit DRM "verseucht".
2. Die neue Generation "tickt" anders. Musik ist für sie zur "Commodity" geworden, da alles immer verfügbar. Früher^tm war das Ergattern von Platten, Kopieren von Bändern etc., wie eine Jagd, heute ist alles "fast food", außer vielleicht für echte Kenner rarer Werke, und wie viele sind das?

Tempora mutantur et nos mutamur in illis.

Es gibt diverse Gründe die für die Wiedergabe von analogen Schallplatten sprechen, auch wenn die Tonqualität nicht optimal ist und die Störgeräusche alles Andere als "HiFi-gerecht" sind. Manche sprechen dabei von "Entschleunigung", dazu muss man allerdings ein geeigneter Typ sein (ich bin es eher nicht).

Was ich mir als weiteren Pluspunkt gut vorstellen kann, das ist die Tatsache, dass die analoge Schallplatte der einzige Tonträger ist, wo auch ein technischer Laie versteht wie hier Musik gespeichert wurde und wie man diese wieder "herausholen" kann. Schon mit einem recht einfachen Vergrößerungsglas ist die Musik als solche in den Rillen erkennbar. Das ist beim analogen Rundfunk und beim analogen Tonbandgerät nicht mehr ganz so "offensichtlich" - und "wenn's digital wir", schon gar nicht.

Das ist Schon lange nicht mehr erforderlich. Die Maschine zum Pressen von CDs ist etwas größer als eine normale Haushaltswaschmaschine. Das Teil könnte sich jeder zu Hause in seinen Keller stellen und damit CDs produzieren. Wenn man eine CD mit seiner eigenen Musik herstellen lassen will, schickt man einfach die Musikdaten via Internet an die Pressfirma und die machen dann mal eben in wenigen Tagen die CDs fertig. In einfacher Ausführung, ohne aufwendiges Cover bei Auflagen um die 1000 ist sowas für ca. 30 Cent je Stück zu haben. Wie gesagt, es handelt sich dabei um industriell gepresste, nicht um gebrannte CDs.

Gruß

RD