Der Tipp ist völlig OT, weil es in dem Buch weder um HiFi noch um Musik geht. Trotzdem wage ich den Versuch, einen heute zu Unrecht fast völlig vergessenen Schriftsteller bekannt zu machen:
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Albert Vigoleis Thelen kommt aus der Nähe meiner Heimatstadt, nämlich aus Süchteln, wurde dort 1908 geboren und starb 1989 in Dülken, einer kleinen Stadt, die ebenfalls am Linken Niederrhein - dem Herz Deutschlands, wie Hanns Dieter Hüsch zu sagen pflegte - liegt.
Das Buch schildert seine Jahre von 1931 bis 1936, die er mit seiner späteren Frau Beatrice auf Mallorca verbrachte und schildert seine pitorresken und schier unglaublichen Erlebnisse dort. Auf Grund der Wirren der Vorkriegszeit oft am Hungertuch nagend schlägt sich das Paar als Übersetzer, Privatlehrer und Fremdenführer durch das seltsame mediterrane Leben.
Thelen, dessen zweiter Vorname - de er sich selbst zulegte - eine Verballhornung des Namens Wigalois ist, schrieb das Buch erst Jahre später in den Niederlanden. Das Buch erschien Anfang der 50ger Jahre in Deutschland, wurde in der Kritik sehr positiv aufgenommen, aber von der Literaturkritik erstmal eher abschlägig beschieden. In der Gruppe 47 fiel Thelen durch. Was allerdings mehr über die mangelnde Kompetenz dieser selbsternanten Literaturhüter aussagt, als über die Qualität des Buches.
Worum es wirklich in dem Buch geht, was seinen besonderen Reiz ausmacht, dazu zitiere ich am besten mal aus dem klugen Nachwort von Jürgen Pütz:
Vor allem ist dieses über 900 Seiten dicke Buch eines nie: langweilig ! Ich - bekennder Vielleser - habe eine Woche dafür gebraucht. Und noch eines ist es: ein wahres Füllhorn an Wortschöpfungen, die in der deutschen Sprache wohl einmalig sind. Kleine Kostprobe: Zusammenbüffler, Unflughuhn, Bettgetäusche, Firlefanzerei, Habenichtsigkeit, Giftsponde, Wortstoff, Wissenschaftelei....
Ich muss unbedingt, als Zeugnis der Sprachmächtigkeit, noch eine kurze Passage zitieren:
Was ich eigentlich ganz selten mache: ich habe mir das Buch sofort ein zweites Mal - diesmal als Hardcover - bestellt, weil mein Taschenbuchexemplar jetzt nach dem intensiven Lesen zu sehr mitgenommen ist und ich es gleich noch einmal lesen werde. Und das ist nicht die letzte Bestellung, weil ich es ab heute zu jeder möglichen Gelegenheit im Freundes- und Bekanntenkreis verschenken werden. Vegesst Thomas Mann, vergesst Siegfried Lenz und Günter Grass: lest Thelen ! Mehr braucht kein Mensch...
Viele Grüße,
Bernd
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Albert Vigoleis Thelen kommt aus der Nähe meiner Heimatstadt, nämlich aus Süchteln, wurde dort 1908 geboren und starb 1989 in Dülken, einer kleinen Stadt, die ebenfalls am Linken Niederrhein - dem Herz Deutschlands, wie Hanns Dieter Hüsch zu sagen pflegte - liegt.
Das Buch schildert seine Jahre von 1931 bis 1936, die er mit seiner späteren Frau Beatrice auf Mallorca verbrachte und schildert seine pitorresken und schier unglaublichen Erlebnisse dort. Auf Grund der Wirren der Vorkriegszeit oft am Hungertuch nagend schlägt sich das Paar als Übersetzer, Privatlehrer und Fremdenführer durch das seltsame mediterrane Leben.
Thelen, dessen zweiter Vorname - de er sich selbst zulegte - eine Verballhornung des Namens Wigalois ist, schrieb das Buch erst Jahre später in den Niederlanden. Das Buch erschien Anfang der 50ger Jahre in Deutschland, wurde in der Kritik sehr positiv aufgenommen, aber von der Literaturkritik erstmal eher abschlägig beschieden. In der Gruppe 47 fiel Thelen durch. Was allerdings mehr über die mangelnde Kompetenz dieser selbsternanten Literaturhüter aussagt, als über die Qualität des Buches.
Worum es wirklich in dem Buch geht, was seinen besonderen Reiz ausmacht, dazu zitiere ich am besten mal aus dem klugen Nachwort von Jürgen Pütz:
"Was aber ist Die Insel des zweiten Gesichts, wenn sie viel mehr ist, als ein Mallorcaroman in Form eines Reiseberichts ? Sie ist ein Kosmos des Lebens. Sie ist ein Sammelbecken von Figuren und Ereignissen, ein Sprachschatz und vor allemist sie, was Freidrich Schlegel von jedem Kunstwerk fordert, ein "Kontinuum unendlicher Reflexion". Sie steckt so sehr voller schillernder Figuren und Geschichten, dass man auch nach wiederholter Lektüre der Meinung ist, noch nicht alle Geschichten gelesen zu haben. Deshalb verbraucht sich das Buch auch nicht, und deshalb ist es schier unmöglich seinen Inhalt wiederzugeben."
Ich muss unbedingt, als Zeugnis der Sprachmächtigkeit, noch eine kurze Passage zitieren:
(Thelen beschreibte eine Geliebte des Bruders seiner Lebensgefährtin)"Wie viele hochgezüchtete Frauen, bevorzugte auch Konákis die Männer mit einem starken Höhlengeruch. Auch sie wollte ergriffen und mit haariger Schimpansenfaust ins Gestrüpp geworfen werden, wollte über sich einen gewaltigen Brustkorb gebeugt sehen, in dessen Haarwald Erdklümpchen kleben, die man einzeln herausziehen kann: "er liebt mich, er liebt mich nicht"; doch bereitet der Wüstling solcher Depilation ein schauerlich erschauerndes Ende."
Viele Grüße,
Bernd
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