Sind Raumreflexionen grundsätzlich und immer "ift" für die Stereo-Wiedergabe ?
Bei einem "trinauralen" System mit genau passendem Hörplatz, mag das zutreffen: Hier können zumindest stabile (auch genau mittige ) Phantomquellen für hohe Frequenzen und "dauertonartige" Signale (mit weichen Hüllkurven) hergestellt werden.
Bei Stereo Lautsprechern lässt sich hingegen "jederzeit beweisen" und ist auch bewiesen, daß Stereofonie oberhalb 2Khz eigentlich gar nicht mehr funktioniert:
Ich empfehle jedem, der sich als "Purist" ("keine Reflexionen im Hörraum") empfindet, u.a. diesen Artikel zu lesen und sich allgemein mit der Physik und der Wahrnehmungspsychologie des räumlichen Hörens zu befassen.
Vgl. Fig.5, S. 318
Ich habe bis in die "frühen 40er" meines Lebens auch zu dieser Art "Puristen" gehört und war sehr von diesem Standpunkt überzeugt, bis ich ihn zumindest modifiziert habe. Diese vorgenannte Art von m.E. falsch motiviertem Purismus leugnet die erheblichen Einschränkungen der Stereofonie oberhalb ca. 1.6Khz. Diese rühren aus Artefakten der Wiedergabeanordnung und dem Wechsel der gehörmäßigen Lokalisationsstrategie oberhalb ca. 1.6Khz her: Stereo und menschliches Gehör sind bei hohen Frequenzen - zumindest für Signale mit weichen Hüllkurven - inkompatibel. Dieser Befund scheint u.a. auch aus den Arbeiten von Blauert zur Lokalisation bei zwei Lautsprechern deutlich durch: Spätestens im Kilohertzbereich ist die Lokalisation von Phantomschallquellen bei klassischer stereofoner LS-Anordnung schon fast als chaotisch zu bezeichnen.
Das fällt nur deshalb nicht auf, weil wir beim stereofonen Hören genug Lokalisationshinweise aus dem oberen Bass und dem gesamtem Mittelton ziehen können, wenn Aufnahme und Wiedergabebedingungen hier stimmen: Meistens tun sie das aufgrund von defizitärer LS/Raum Interaktion leider hier schon nicht.
Es ist aber nicht notwendig, sich zu streiten: Bis in den Mittelton hinein - und nur bis hierhin funktioniert Stereofonie zumindest auch für "dauertonartige" Signale mit weichen Hüllkurven - befürworte ich ein relativ hohes Bündelungsmaß. Die meisten Lautsprechersysteme stellen dies nicht bereit und/oder können können das Bündelungsmaß nicht konstant halten.
Auch für den Hochton bevorzuge ich eine bisher "unübliche" Richtcharakteristik: Es geht mir keinesfalls
um "einfach nur breit", aber das würde jetzt hier ausufern.
Deshalb lohnt es sich für mich in den meisten Fällen nicht, über den Hochton überhaupt zu reden: Richtwirkung im Hochton ist jedenfalls billig zu haben, wenn man sie will: Sie kostet so gut wie nichts in der Herstellung, deshalb kann man es so schön zum Thema machen.
Systeme mit konstanten Bündelungsmaßen >4 dB im Bass und Mittelton sind hingegen eine Herausforderung, ganz besonders für den Heimbereich:
- in technischer Hinsicht
- in wirtschaftlicher Hinsicht (Herstellungskosten)
- im Hinblick auf den Platzbedarf
Wenn wir eine Art von Wellenfeldsynthese hätten, würde ich auch gerne auf Hörraum-Reflexionen im Hochton verzichten, das könnt ihr mir glauben. In der Praxis verfügen aber die meisten Hörer über einen "normalen Wohnraum" (@Jacky: Genau so ist es!), daher stellt sich die Frage nach "reflexionsarmen" Bedingungen gar nicht und etwas Besseres als Stereofonie hat auch kaum jemand zur Verfügung. Ein Verzicht auf (die hilfreichen, dafür gibt es Voraussetzungen ...) Reflexionen im Hochton durch Hochtonsysteme mit äußerst geringem Raumanteil, betont hier eher die Probleme, zumal die meisten Hochtonsysteme - auch und gerade solche mit "hoher Richtchtwirkung" - eben keinen ausgewogenen Energiefrequenzgang aufweisen und daher spektral stark verfärbte Reflexionen an den Seitenwänden hervorrufen (auch da wo "CD" draufsteht, ist meist nicht wirklich "Constant Directivity" drin ...) .
Im Falle der Stereofonie werden (hinreichend "dressierte") Hörraum-Reflexionen als "Reparaturkit" benötigt, um die Defizite der Stereofonie auszugleichen. Es geht eben nicht darum, eine "Räumlichkeit" zu schaffen, welche nicht der Aufnahme entspräche oder gar darum "den Hörraum selbst erfahrbar zu machen." Hier besteht zwischen den beiden scheinbar unversöhnlichen Lagern ein Missverständnis.
@David:
Das ist jetzt nicht bös' gemeint, aber die meisten Liebhaber von akustischer Musik und Konzerthallen wirst Du nicht davon überzeugen können, daß sie daheim mit richtenden Hochtonsystemen in einem reflexionsarmen Raum stereofon hören sollen: Die schütteln da nur den Kopf ...
Sicher kann man "lernen" auch unter solchen Bedingungen eine räumliche Abbildung als "realistisch" oder "natürlich" zu empfinden. Das geht aber nur, wenn der letzte Konzertbesuch schon etwas zurückliegt oder man ganz radikal den "Hörmodus" wechselt. Genau das tun ja auch Tonschaffende:
Für die Arbeit werden oft "reflexonsärmere" Bedingungen bevorzugt, für das "Genusshören" werden mehr (seitliche) Reflexionen (im Hochton) gewünscht.
Diese Zusammenhänge bezüglich Hörpräferenzen, Richtwirkung von LS und Grenzen der Stereofonie sind m.E. zu gut und an zu vielen Stellen beschrieben, um sich darüber zu streiten.
Wer hauptsächlich "elektroakustische Musik" hört, evt. selbst gelegentlich auf der Bühne oder in Proberäumen steht, zuhause diese Musik in O-Lautstärke hört, der entwickelt hier u.U. andere Präferenzen.
Ich kann aber in meinem Hörraum zwei Systeme vorführen, die besonders im Hochton ziemlich konträr sind: "Richtkanone" vs. "quasi Omni", ansonsten sind beide Systeme im Bass bis Mittelton vergleichbar, sie bringen es auch beide auf einen einigermaßen ausgewogenen Energiefrequenzgang.
Sowohl erfahrene Hörer als auch "naive" bevorzugen das Vorhandensein von Reflexionen im Hochton und attestieren dem betreffenden System sogar höhere "Klarheit" und auch "Neutralität".
Es gibt bestimmte elektroakustische und elektronische Musik, bei der ich auch "die Richtkanone" reizvoll finde. Aber im Sinne einer "realitätsnahen" oder "natürlichen" Wiedergabe besonders von Kammermusik und Orchesteraufnahmen hält sie nicht stand: Weder für mich, noch für die meisten anderen Hörer, die mal zu Besuch sind.
Zitat von HiFiAktiv
Bei Stereo Lautsprechern lässt sich hingegen "jederzeit beweisen" und ist auch bewiesen, daß Stereofonie oberhalb 2Khz eigentlich gar nicht mehr funktioniert:
Ich empfehle jedem, der sich als "Purist" ("keine Reflexionen im Hörraum") empfindet, u.a. diesen Artikel zu lesen und sich allgemein mit der Physik und der Wahrnehmungspsychologie des räumlichen Hörens zu befassen.
Vgl. Fig.5, S. 318
Ich habe bis in die "frühen 40er" meines Lebens auch zu dieser Art "Puristen" gehört und war sehr von diesem Standpunkt überzeugt, bis ich ihn zumindest modifiziert habe. Diese vorgenannte Art von m.E. falsch motiviertem Purismus leugnet die erheblichen Einschränkungen der Stereofonie oberhalb ca. 1.6Khz. Diese rühren aus Artefakten der Wiedergabeanordnung und dem Wechsel der gehörmäßigen Lokalisationsstrategie oberhalb ca. 1.6Khz her: Stereo und menschliches Gehör sind bei hohen Frequenzen - zumindest für Signale mit weichen Hüllkurven - inkompatibel. Dieser Befund scheint u.a. auch aus den Arbeiten von Blauert zur Lokalisation bei zwei Lautsprechern deutlich durch: Spätestens im Kilohertzbereich ist die Lokalisation von Phantomschallquellen bei klassischer stereofoner LS-Anordnung schon fast als chaotisch zu bezeichnen.
Das fällt nur deshalb nicht auf, weil wir beim stereofonen Hören genug Lokalisationshinweise aus dem oberen Bass und dem gesamtem Mittelton ziehen können, wenn Aufnahme und Wiedergabebedingungen hier stimmen: Meistens tun sie das aufgrund von defizitärer LS/Raum Interaktion leider hier schon nicht.
Es ist aber nicht notwendig, sich zu streiten: Bis in den Mittelton hinein - und nur bis hierhin funktioniert Stereofonie zumindest auch für "dauertonartige" Signale mit weichen Hüllkurven - befürworte ich ein relativ hohes Bündelungsmaß. Die meisten Lautsprechersysteme stellen dies nicht bereit und/oder können können das Bündelungsmaß nicht konstant halten.
Auch für den Hochton bevorzuge ich eine bisher "unübliche" Richtcharakteristik: Es geht mir keinesfalls
um "einfach nur breit", aber das würde jetzt hier ausufern.
Deshalb lohnt es sich für mich in den meisten Fällen nicht, über den Hochton überhaupt zu reden: Richtwirkung im Hochton ist jedenfalls billig zu haben, wenn man sie will: Sie kostet so gut wie nichts in der Herstellung, deshalb kann man es so schön zum Thema machen.
Systeme mit konstanten Bündelungsmaßen >4 dB im Bass und Mittelton sind hingegen eine Herausforderung, ganz besonders für den Heimbereich:
- in technischer Hinsicht
- in wirtschaftlicher Hinsicht (Herstellungskosten)
- im Hinblick auf den Platzbedarf
Wenn wir eine Art von Wellenfeldsynthese hätten, würde ich auch gerne auf Hörraum-Reflexionen im Hochton verzichten, das könnt ihr mir glauben. In der Praxis verfügen aber die meisten Hörer über einen "normalen Wohnraum" (@Jacky: Genau so ist es!), daher stellt sich die Frage nach "reflexionsarmen" Bedingungen gar nicht und etwas Besseres als Stereofonie hat auch kaum jemand zur Verfügung. Ein Verzicht auf (die hilfreichen, dafür gibt es Voraussetzungen ...) Reflexionen im Hochton durch Hochtonsysteme mit äußerst geringem Raumanteil, betont hier eher die Probleme, zumal die meisten Hochtonsysteme - auch und gerade solche mit "hoher Richtchtwirkung" - eben keinen ausgewogenen Energiefrequenzgang aufweisen und daher spektral stark verfärbte Reflexionen an den Seitenwänden hervorrufen (auch da wo "CD" draufsteht, ist meist nicht wirklich "Constant Directivity" drin ...) .
Im Falle der Stereofonie werden (hinreichend "dressierte") Hörraum-Reflexionen als "Reparaturkit" benötigt, um die Defizite der Stereofonie auszugleichen. Es geht eben nicht darum, eine "Räumlichkeit" zu schaffen, welche nicht der Aufnahme entspräche oder gar darum "den Hörraum selbst erfahrbar zu machen." Hier besteht zwischen den beiden scheinbar unversöhnlichen Lagern ein Missverständnis.
@David:
Das ist jetzt nicht bös' gemeint, aber die meisten Liebhaber von akustischer Musik und Konzerthallen wirst Du nicht davon überzeugen können, daß sie daheim mit richtenden Hochtonsystemen in einem reflexionsarmen Raum stereofon hören sollen: Die schütteln da nur den Kopf ...
Sicher kann man "lernen" auch unter solchen Bedingungen eine räumliche Abbildung als "realistisch" oder "natürlich" zu empfinden. Das geht aber nur, wenn der letzte Konzertbesuch schon etwas zurückliegt oder man ganz radikal den "Hörmodus" wechselt. Genau das tun ja auch Tonschaffende:
Für die Arbeit werden oft "reflexonsärmere" Bedingungen bevorzugt, für das "Genusshören" werden mehr (seitliche) Reflexionen (im Hochton) gewünscht.
Diese Zusammenhänge bezüglich Hörpräferenzen, Richtwirkung von LS und Grenzen der Stereofonie sind m.E. zu gut und an zu vielen Stellen beschrieben, um sich darüber zu streiten.
Wer hauptsächlich "elektroakustische Musik" hört, evt. selbst gelegentlich auf der Bühne oder in Proberäumen steht, zuhause diese Musik in O-Lautstärke hört, der entwickelt hier u.U. andere Präferenzen.
Ich kann aber in meinem Hörraum zwei Systeme vorführen, die besonders im Hochton ziemlich konträr sind: "Richtkanone" vs. "quasi Omni", ansonsten sind beide Systeme im Bass bis Mittelton vergleichbar, sie bringen es auch beide auf einen einigermaßen ausgewogenen Energiefrequenzgang.
Sowohl erfahrene Hörer als auch "naive" bevorzugen das Vorhandensein von Reflexionen im Hochton und attestieren dem betreffenden System sogar höhere "Klarheit" und auch "Neutralität".
Es gibt bestimmte elektroakustische und elektronische Musik, bei der ich auch "die Richtkanone" reizvoll finde. Aber im Sinne einer "realitätsnahen" oder "natürlichen" Wiedergabe besonders von Kammermusik und Orchesteraufnahmen hält sie nicht stand: Weder für mich, noch für die meisten anderen Hörer, die mal zu Besuch sind.
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