Auflösungswunder oder Klangglattbügelung?

[Markus Berzborn]

Geht jetzt auch hier die Küchenradio-Diskussion los? :J

Vielleicht sollte man lieber gleich den entsprechenden Thread im OEF verlinken, das würde einige Mühe sparen. :D

Gruß,
Markus

[schauki]

Ich habe auch, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, noch andere Dinge zu tun als alle Hifi-Foren zu lesen.

mfg

P.S: Auto-Foren, Moped-Foren, Radl-Foren, PC-Foren,.....

[olf]

Hallo,

seit kurzem beschäftigt mich die "Klangregelung". Aufmerksam bin ich darauf in dem Thread, "ich vermisse Loudness", gemacht worden.

Im speziellen interessiere ich mich für die "SPL VITALIZER".

Völlig anders ist das bei einers hochwertigen Wiedergabeanalge, die womöglich noch in einem Raum spielt, der nach klanglichen Gesichtspunkten optimiert wurde. Da werden die schlechten Aufnahmen dramatisch schlecht und bei den sehr guten geht die sprichwörtliche "Sonne" auf.

Dadurch, dass die Scheiben nach verschiedenen Gesichtspunkten "erstellt" werden, der Hörraum eine wichtige Rolle spielt und natürlich auch die aktuelle Gemütsfassung, finde ich es zurzeit prinzipiell gut, einen Klangregler einzuschleusen.

MfG

PS: Habe diesbezüglich noch keine Erfahrungen, aber ich arbeite daran...;)

[David]

Gegen gut gemachte Klangregler habe ich nichts. Aber sie bringen meist weniger als man erwartet. Man kann damit nur ein bisschen die Klangbalance verbessern. Schlechte Aufnahmen werden dadurch bestenfalls nicht mehr ganz so schlecht.

Gruß
David

[Markus Berzborn]

Hallo David,

Ich würde wirklich mal gerne rein aus Interesse erfahren, welche Aufnahmen Du für besonders schlecht hältst. 4, 5 Albentitel würden ja schon reichen.

Gruß,
Markus

[David]

Hallo Markus!
Eigentlich ist es wesentlich leichter, die außergewöhnlich guten zu nennen und das habe ich schon getan.

Allerdings scheint das bei Klassik ganz anders zu sein und auch bei Jazz (habe ich auch schon geschrieben).

Die alten Aufnahmen klingen mehr oder weniger alle schlecht. Es fehlt die Durchsichtigkeit und Breitbandigkeit. Die Stimmen sind dünn und flach, es gibt nur wenig Dynamik. Alles klingt irgendwie topfig.

Ich habe nur eine Erklärung dafür und die ist, dass meine private Anlage einfach nach oben hin viel weiter öffnet als üblich. Die qualitative Limitierung liegt anscheinend wesentlich höher als sonst und dementsprechend dramatisch ist dann der Rückschritt.

Aber vielleicht bin ich auch nur betriebsblind oder gehörgeschädigt. Demnächst kommen Tom (er hat die Gehäuse konstruiert und hergestellt) und Jürgen (er bekommt fast das Gleiche) zu mir hören. Bin schon gespannt, was die dazu sagen. Sie werden hier auf alle Fälle so neutral und ehrlich wie möglich berichten. Ich möchte keinesfalls, dass hier etwas beschönigt wird.

Gruß
David

[Markus Berzborn]

Original von Hifiaktiv
Die alten Aufnahmen klingen mehr oder weniger alle schlecht. Es fehlt die Durchsichtigkeit und Breitbandigkeit. Die Stimmen sind dünn und flach, es gibt nur wenig Dynamik. Alles klingt irgendwie topfig.

Ich würde Dir gerne mal das Gegenteil vorführen. Dazu müsstest Du allerdings einen guten Plattenspieler anschließen.
Denn wirklich gelungene CD-Reissues der alten Aufnahmen sind tatsächlich dünn gesät.

Gruß,
Markus

[freedie]

War das Thema nicht auf die Elektronik bezogen?

Alle sprechen hier von Aufnahmen!?!

Ging es nicht darum, ob NAIM/Phonosophie oder doch nicht? Oder besser gleich ganz billig ohne klangliche Auflösung?

[Mike]

@ Freedie

War das Thema nicht auf die Elektronik bezogen?

Alle sprechen hier von Aufnahmen!?!

Ging es nicht darum, ob NAIM/Phonosophie oder doch nicht? Oder besser gleich ganz billig ohne klangliche Auflösung?

Gut, will ich hier mal ansetzen:
für mich ist es unmöglich, nur die Aufnahme oder die Elektronik zu betrachten. Aber nur auf die Elektronik beschränkt, kann ich für mich behaupten, dass mir mindestens 80% aller Aufnahmen über ein gutes Wiedergabesystem gehört, mehr Spaß machen. Und damit bin ich eigentlich auch schon wieder bei der Aufnahme und den verschiedenen Musik-Genres angelangt.

Was heißt für mich hier Spaß?
Beispiel Klavier: ich habe diverse Interpretationen von Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert. Die eine ist etwa 70 Jahre alt, mit Rachmaninoff selbst am Klavier und - ich glaube - Seiji Ozawa als Dirigenten. Eine schauderhafte Monoaufnahme. Aber: egal auf welcher Hifi-Anlage ich sie höre, sie treibt mir vor Vergnügen regelmäßig eine Gänsehaut den Rücken 'rauf und runter. Dann habe ich eine Aufnahme mit David Helfgott am Klavier - aus den '70ern. Aufnahmetechnisch gesehen kaum vergleichlich mit der aus den 30ern - aber für mich unmöglich zu hören, so grottenschlecht finde ich die Interpretation, egal wie hochwertig die Anlage auch sein mag. Die dritte Aufnahme stammt von Yevgeny Kissin. Brillant aufgenommen und gekonnt interpretiert. Für mich allerdings noch immer Lichtjahre von Rachmaninoffs Interpretation entfernt. Diese Aufnahme genieße ich am liebsten über meine Linn-Anlage. Über die Zweitanlage macht sie mir einfach weniger Spaß...

Das kann ich mit Filmen vergleichen: der hochglanzpolierte Film "Titanic" hat für mich trotz der grandiosen Effekte nur einen Gähnfaktor - egal ob im Kino oder auf dem Fernseher. Ich werde einfach nicht in die Geschichte "gesaugt". Ich bleibe außen vor - auch emotional. Wohingegen ich Hitchcocks "Psycho" auch zum 20. Mal gebannt verfolge und mit dem Film "verschmelze" - selbst auf einem tragbaren SW-Fernseher.

Beispiel Rock/Pop: die erste Platte der "Doors" klingt für mich auf jeder Anlage. Aber mit meiner Hauptanlage bin ich "drin" - in der Musik. Jeder Beckenschlag, jeder Klang, Morrisons Stimme alles ist da, oder besser: hier! Genauso geht es mir mit "Sgt. Pepper's Hearts Club Band". Die Aufnahme ist wirklich nicht soooo hochwertig - aber live! Gute Elektronik, gute Live-Atmosphäre.
Pink Floyds Album "Wish you were here" finde ich hervorragend aufgenommen. Und da geht's mir wie bei Sgt. Pepper's: eine gute Anlage verstärkt den Genuss.

Das Gegenteil bei Subway to Sallys "Nord Nord Ost": über die Linn-Anlage zum weglaufen! Habe ich sofort aus dem Karik entnommen und über die Surround-Anlage im Nebenzimmer gehört, freilich mit DSP-Einstellung - ahhh, gerettet!

Mein Fazit: Musik, die mich mitzureißen vermag, mit der ich "eins" werden kann, kann ich überall hören - eine hochwertige Elektronik aber setzt dem i das Tüpfelchen auf. Manche hervorragend aufgenommene Musik "ertrage" ich nur über eine gute Anlage, weil ich dann auf den Klang und nicht auf die Interpretation achten kann. Musik die ich relativ gut finde, die aber wirklich grottenschlecht aufgenommen wurde, mag ich viel lieber über eine schlechtere Anlage hören, am besten mit eingeschaltetem DSP. Da liegt daran, dass ich emotional nicht so involviert bin und deshalb viel Zeit habe über die Aufnahmequalität nachzudenken. Wie eingangs erwähnt, bedeutet eine gute Hifi-Analage für mich 80% Spaß und 20% Spaßbremse. Bei einer schlechten Anlage ist die Verteilung eher 50-50, je nach Musik.


Gruß,
Mike

[David]

Schöner Beitrag, Mike. Ich kann das alles sehr gut verstehen.
Aber wenn ich mich in meinen Keller setze um Musik so richtig intensiv zu genießen, muss einfach alles passen, auch die Tonqualität. Geht es mir ausschließlich um die Musik, muss ich diesen Aufwand nicht betreiben.

Gruß
David

[Hermann]

Hallo David

Was nützt die schönste Tonqualität wenns nicht auch künstlerisch gut ist, sprich auch Emotion, hat.? :M
Für mich gehört die künstlerische Qualität das Kriterium, wenns dann auch noch eine gute Tonqualität hat, dann ist´s auch gut.
Im diesem Sinne Prost. :S

Freundlichste Grüße

[Markus Berzborn]

Original von Mike
Die eine ist etwa 70 Jahre alt, mit Rachmaninoff selbst am Klavier und - ich glaube - Seiji Ozawa als Dirigenten.

Das war Eugene Ormandy.
Ozawa war da gerade mal 5 Jahre alt. :D

Gruß,
Markus

[Markus Berzborn]

Original von Mike
Genauso geht es mir mit "Sgt. Pepper's Hearts Club Band". Die Aufnahme ist wirklich nicht soooo hochwertig - aber live!

Es ist genau umgekehrt.
Die Aufnahme ist NICHT live (wie auch, bei den ganzen Sound- und Tapeeffekten).
Aber hochwertig!
Höre Dir mal die japanische MFSL-Pressung davon an.

Gruß,
Markus

[Höhlenmaler]

Original von neukolln
Ihr habt Probleme, die möchte ich nicht haben:
Alte Aufnahmen von Charlie Parker und Duke Ellington klingen natürlich nicht nach ECM ...

it don't mean a thing if it ain't got that swing ...

dabei können gerade diese Aufnahmen, so alt sie auch sind, überragend gut klingen !.Wenn Miles Davis seine Einsätze beginnt ... thats it! Das ausserordentliche musikalische Talent von Charlie Parker kommt, wenns obenrum nicht übertrieben wird, zumindest in meinen Ohren mit der einen oder anderen Aufnahme einer quasie Offenbarung gleich. Was nützt da überhaupt ein besserer, als ein guter Lautsprecher?
Von Duke Ellington habe ich mir bei Emusic verschiedene Aufnahmen gedownloaded, O.K. als LP wäre das vielleicht geiler, aber auch mit 192kbps ist das unglaublich, auch weil ich sonst gar nicht die Möglichkeit hätte, mir alles anzuhören und genau das zu finden, was mich umhauen kann.
Also, Duke Ellington in seinen Uralten Aufnahmen und eine Anlage die gut ist,da kommt heute genau diese Stimmung wenigstens einigermassen rüber, die seine live gespielte Musik auszeichnet hat.

Obwohl alt, schimmert und funkelt es, nicht der Raum öffnet sich in einem Audiophilen Sinne, sondern der Spirit der Musik kann offenbar werden, der dieser Musik innewohnt. Sowas möchte ich mir doch nicht mit gnadenlos auflösenden Lautsprechern kaputtmachen. Wer alte wertvolle Möbel oder andere Gegenstände solange putzt, bis sie sauber sind - Hahaha - Bitte sehr.

Moderne Klänge, gut, dann können die Massstäbe höher gelegt werden, aber wenn ich dann die alte Musik nicht mehr hören könnte, weil es in den Ohren wehtut. Soviel gutes bringen moderne Produktionen auch nicht hervor, wage ich mal zu behaupten. Viele Variationen, immer ähnlicher werdende Soundvisionen. Sicher ist dann vieles sehr gut produziert, mit den allerbesten Absichten, aber die Musiker bleiben eben auch nur Menschen. Da kommen eben nicht jeden Tag Johann Sebastian Bachs oder Charlie Parkers daher - und auch keine Beatles. Was gibts denn neues?
Ach Moment mal, da war doch was, aus Köln: irgendwas mit Elektronik und Jazz? Habe den Namen vergessen. Müsste in Gerds Lade stehen.
Sowas mag ich dann natürlich auch, wenns die Darstellungsqualität der Lautsprecher immer neue Einblicke gewährt.
Aber man kann nicht alles haben, ich jedenfalls nicht.
Mir müssen die alten, die Uralten Sachen gefallen können. Nicht, daß mir diese alten Musikaufnahmen wegen Verwendung gnadenloser Lautsprecher verschlossen blieben. Das wäre ja vollkommen Irre.
Achtung:
Die Lautsprecher sind so gut, dass Gute Musik un-anhörbar wäre!

Aber da die Geschmäcker verschieden sind und darüber zu streiten Quatsch ist, sollte doch jeder Lautsprecher finden können, die den Hörgewohnheiten eine Art höheren Genuss bereiten.

[Höhlenmaler]

Original von neukolln
. ... Dubreggae gehört, da sehen die Scheiben oft schon aus, als hätten sie eine erste Karriere als Frühstücksbrettchen erlebt. Da ist der ungehobelte Charakter eines Denon DL 103 genau die richtige Preislage Tonabnehmer mit schön aufgeblähten Bässen und nicht überanalytische Höhen, also für den Spaß genau das Richtige!

:B

Habe ich zufällig mit Dir vor dreissig Jahren high irgendwo
'Ornette on Tenor' hören können? :W


Hahaha