AW: Minimumtonne / Minimumgesetz
@David
Zum einen würde ich viele Hörer diesbezüglich nicht unterschätzen: Ein gewisser Teil der HiFi Interessierten wäre durchaus für "grundsätzliche Systematik" offen, jedenfalls erlebe ich das so.
Zum anderen: Wer sagt denn, daß bei Dingen, die etwas mit Begeisterung oder gar Leidenschaft zu tun haben, der Verstand ausgeschaltet werden muss und man gleichzeitig auch damit aufhört, sich relevante Informationen zumindest versucht zu beschaffen ?
Ich vemisse bei vielen, die ziellos herumprobieren und meist dadurch weder zu ansprechenden noch zu 'preiswürdigen' Ergebnissen kommen (ganz gleich in welchem Bereich das Budget jeweils liegt) oft viel eher ein 'echtes' Interesse, sich mit den Dingen wirklich zu befassen.
Begeisterung bzw. Leidenschaft in Hinblick auf ein ansprechendes klangliches Ergebnis kann auch als Motivation dienen, sich etwas intensiver (und gern auch etwas systematischer) mit Faktoren auseinanderzusetzen, die hörbare Qualität mit ausmachen, so jedenfalls sehe ich es ...
@bugatti66
Das ist ein Einwand, den ich gern sehe. Warum ?
Es ist der einzige Einwand, der prinzipiell gegen eine systematische Vorgehensweise sprechen würde und dieser Einwand kann in etwa verkürzt werden auf die Formel:
"Es hört ohnehin jeder ganz anders, daher kann man über Qualitätsfaktoren im HiFi Bereich gar keine Aussagen treffen."
(@bugatti: Mir ist bewusst, daß Du diesen Standpunkt nur anführst, dir diesen jedoch nicht zwingend zu eigen machst.)
Nehmen wir den von dir genannten Hörer aus dem mp3 Vergleich. Dieser Hörer ist offenbar kein 'Normalhörer', d.h. er hat durch einen - wie du es beschreibst - 'Hörschaden' vermutlich ein funktionales Defizit seines Gehörs, was jedoch dazu führt, daß auch bestimmte Annahmen (die sonst für Normalhörer sinnvoll sind) als Grundlage der mp3 Kodierung für diesen konkreten Hörer nicht mehr ganz zutreffen ...
So etwas kann es geben !
Grundsätzlich ist jedoch der 'Normalhörende', d.h. ein Hörer dessen audiometrische Daten sich innerhalb einer normalen Marge bewegen, das 'Maß der Dinge.'
Der 'normale' Hörer in diesem Sinn ist dabei kein 'schlechter' Hörer, das wird oft missverstanden: Er ist vielmehr ein Hörer, der auf den vollen Funktionsumfang seines Gehörs zurückgreifen kann.
Ein Beispiel aus dem Bereich HiFi - Musikwiedergabe:
Wenn wir für niederfrequente FM Modulation (wie sie für die meisten Arten von Gleichlaufschwankungen analoger Geräte typisch ist, die älteren unter uns kennen es noch u.a. vom 'Leiern' einer Musikkassette unter best. Umständen) eine u.a. von der Lautstärke (mit) abhängige Hörschwelle ermitteln, dann wird es immer auch gewisse Unterschiede zw. einzelnen Versuchspersonen geben.
Bei vielen dieser Parameter lässt sich jedoch ein ziemlich eindeutiger 'menschlicher' Bereich möglicher Sinneswahrnehmung feststellen: Eine extreme Abweichung - etwa zum Empfindlicheren hin - ist unter Nomalhörern kaum denkbar.
Mögliche (inter-) individuelle Streuungen wird man im besten Fall auf der technischen Seite durch Sicherheitsmargen abbilden, um zu gewährleisten, daß eine bestimmte Verzerrungsart (wie die oben beispielhaft beschriebene) nicht hörbar wird. Dies ist um so wichtiger, als daß viele Verzerrungarten auch durch mehrere Komponenten in der (Aufnahme/Wiedergabe) Kette erzeugt werden können.
Es besteht jedoch durch diese Überlegungen stets auch eine 'Vernunftsgenze' innerhalb der techn. Umsetzung (Entwurf, Konstruktion, Fertigung, ...), wo man die oft exponentiell anwachsenden Kosten für eine weitere Verbesserung (einer bestimmten Eigenschaft bzw. dessen Gütekriteriums bildlich als 'Daubenhöhe') meidet, und die gegebenen Ressourcen - übrigens selbst dann, wenn sie sehr großzügig bemessen sein sollten (!) - lieber (und besser) "zum Erhöhen einer anderen Daube" verwendet, die evt. (aktuell noch) näher an einer Hörschwelle liegt, oder deren Gütemaß sogar deutlich unterhalb des Geforderten (und des technisch Möglichen) liegt.
Das Schöne daran aus meiner Sicht: Eine solche Daube gibt es tatsächlich meistens ...
Viele HiFi Setups - oftmals (und gerade !) auch sehr teure - bauen solche 'Minimumtonnen', bei denen einzelne Dauben zwar "in den Himmel ragen", der Füllstand des Fasses aber trotzdem 'Knietiefe' nicht überschreitet, weil andere elementare Dinge (andere Dauben der Minimumtonne, um im Bild des Eingangspost #1 zu bleiben) vernachlässigt wurden.
Zitat von David
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Zum einen würde ich viele Hörer diesbezüglich nicht unterschätzen: Ein gewisser Teil der HiFi Interessierten wäre durchaus für "grundsätzliche Systematik" offen, jedenfalls erlebe ich das so.
Zum anderen: Wer sagt denn, daß bei Dingen, die etwas mit Begeisterung oder gar Leidenschaft zu tun haben, der Verstand ausgeschaltet werden muss und man gleichzeitig auch damit aufhört, sich relevante Informationen zumindest versucht zu beschaffen ?
Ich vemisse bei vielen, die ziellos herumprobieren und meist dadurch weder zu ansprechenden noch zu 'preiswürdigen' Ergebnissen kommen (ganz gleich in welchem Bereich das Budget jeweils liegt) oft viel eher ein 'echtes' Interesse, sich mit den Dingen wirklich zu befassen.
Begeisterung bzw. Leidenschaft in Hinblick auf ein ansprechendes klangliches Ergebnis kann auch als Motivation dienen, sich etwas intensiver (und gern auch etwas systematischer) mit Faktoren auseinanderzusetzen, die hörbare Qualität mit ausmachen, so jedenfalls sehe ich es ...
Zitat von bugatti66
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Das ist ein Einwand, den ich gern sehe. Warum ?
Es ist der einzige Einwand, der prinzipiell gegen eine systematische Vorgehensweise sprechen würde und dieser Einwand kann in etwa verkürzt werden auf die Formel:
"Es hört ohnehin jeder ganz anders, daher kann man über Qualitätsfaktoren im HiFi Bereich gar keine Aussagen treffen."
(@bugatti: Mir ist bewusst, daß Du diesen Standpunkt nur anführst, dir diesen jedoch nicht zwingend zu eigen machst.)
Nehmen wir den von dir genannten Hörer aus dem mp3 Vergleich. Dieser Hörer ist offenbar kein 'Normalhörer', d.h. er hat durch einen - wie du es beschreibst - 'Hörschaden' vermutlich ein funktionales Defizit seines Gehörs, was jedoch dazu führt, daß auch bestimmte Annahmen (die sonst für Normalhörer sinnvoll sind) als Grundlage der mp3 Kodierung für diesen konkreten Hörer nicht mehr ganz zutreffen ...
So etwas kann es geben !
Grundsätzlich ist jedoch der 'Normalhörende', d.h. ein Hörer dessen audiometrische Daten sich innerhalb einer normalen Marge bewegen, das 'Maß der Dinge.'
Der 'normale' Hörer in diesem Sinn ist dabei kein 'schlechter' Hörer, das wird oft missverstanden: Er ist vielmehr ein Hörer, der auf den vollen Funktionsumfang seines Gehörs zurückgreifen kann.
Ein Beispiel aus dem Bereich HiFi - Musikwiedergabe:
Wenn wir für niederfrequente FM Modulation (wie sie für die meisten Arten von Gleichlaufschwankungen analoger Geräte typisch ist, die älteren unter uns kennen es noch u.a. vom 'Leiern' einer Musikkassette unter best. Umständen) eine u.a. von der Lautstärke (mit) abhängige Hörschwelle ermitteln, dann wird es immer auch gewisse Unterschiede zw. einzelnen Versuchspersonen geben.
Bei vielen dieser Parameter lässt sich jedoch ein ziemlich eindeutiger 'menschlicher' Bereich möglicher Sinneswahrnehmung feststellen: Eine extreme Abweichung - etwa zum Empfindlicheren hin - ist unter Nomalhörern kaum denkbar.
Mögliche (inter-) individuelle Streuungen wird man im besten Fall auf der technischen Seite durch Sicherheitsmargen abbilden, um zu gewährleisten, daß eine bestimmte Verzerrungsart (wie die oben beispielhaft beschriebene) nicht hörbar wird. Dies ist um so wichtiger, als daß viele Verzerrungarten auch durch mehrere Komponenten in der (Aufnahme/Wiedergabe) Kette erzeugt werden können.
Es besteht jedoch durch diese Überlegungen stets auch eine 'Vernunftsgenze' innerhalb der techn. Umsetzung (Entwurf, Konstruktion, Fertigung, ...), wo man die oft exponentiell anwachsenden Kosten für eine weitere Verbesserung (einer bestimmten Eigenschaft bzw. dessen Gütekriteriums bildlich als 'Daubenhöhe') meidet, und die gegebenen Ressourcen - übrigens selbst dann, wenn sie sehr großzügig bemessen sein sollten (!) - lieber (und besser) "zum Erhöhen einer anderen Daube" verwendet, die evt. (aktuell noch) näher an einer Hörschwelle liegt, oder deren Gütemaß sogar deutlich unterhalb des Geforderten (und des technisch Möglichen) liegt.
Das Schöne daran aus meiner Sicht: Eine solche Daube gibt es tatsächlich meistens ...
Viele HiFi Setups - oftmals (und gerade !) auch sehr teure - bauen solche 'Minimumtonnen', bei denen einzelne Dauben zwar "in den Himmel ragen", der Füllstand des Fasses aber trotzdem 'Knietiefe' nicht überschreitet, weil andere elementare Dinge (andere Dauben der Minimumtonne, um im Bild des Eingangspost #1 zu bleiben) vernachlässigt wurden.
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