Der Heimkino-Wahn

[Christian Böckle]

Heimkino- (und sonstiger)Wahn

Der überaus ansteckende, sog. "Heimkino-Wahn", ist auf den "zeitgeistkonformen Multimedia-Virus" zurückzuführen.

Nach erfolgter Ansteckung durch diesen "Multimedia-Verblödungs-Virus" ist der ursprüngliche Hifi-Altar (der aus einem gerätebestückten Rack bestanden hatte) endgültig vom sog. "Leinwand-Altar" abgelöst worden.

Krankheitsverlauf:

Phase 1:
Das "wohnliche, liebevoll eingerichtete Hörzimmer mit "persönlichem Ambiente"" muß einem kahlen leeren Raum weichen, der zu Beginn eine Akustik aufweist, die (akustisch gesehen) einer Mischung aus "einer Garage und drei Badezimmern" entspricht.
Nach penibelst durchgeführten "raumakustischen Verbesserungsmaßnahmen" ist es dann geschafft:
Das "kahle unpersönliche Ambiente" des Raumes konnte, trotz akustischer Maßnahmen, erhalten werden. :B

Phase 2:

Die Abstumpfung schreitet fort, wodurch die "einlangenden Reize" ständig weiter erhöht werden müssen:
OHNE BILD (welches natürlich mindestens eine Diagonale von drei Metern aufweisen muß), ist der Patient praktisch "völlig taub" geworden, wodurch er (neben seinem "DVD-Film-Arsenal") zusätzlich (hinsichtlich des "Musik-Hörens") von sog. "Konzert-DVDs" abhängig wird.

Phase 3:
OHNE "SUBWOOFER-BATTERIEN" (die aus MINDESTENS vier Dreißig-Zentimeter-Baßlautsprechern bestehen müssen und (zur Rücken-Hirn-Massage) hinter der "Sitzgelegenheit" angebracht sind) ist der Patient praktisch "völlig blind" geworden (Das Bild muß jetzt sozusagen "mit akustischer Unterstützung in seinen Schädel hineingeprügelt" werden.).

Die proklamierte "Hifi-Begeisterung" beginnt zunehmend "aufgesetzt" (also "unecht") zu wirken.

Phase 4:
Die Verkümmerung.
Beim "Musikhören ohne Bild" sitzen die Patienten in einem leeren ungemütlichen Raum vor einer kahlen Leinwand, und versuchen krampfhaft, die "verklärte Körperhaltung des Audiophilen" einzunehmen:
"Entrückter Blick mit halbgeschlossenen Augen, den Kopf leicht nach hinten geneigt, kurzum,...jene Haltung, die der sog. "dekadenten Begattungsstarre des Audiophilen" ähnelt."

Nach einer Abstellfläche für das Wein- (oder Whiskey-Glas) sucht der "Audiophile" vergeblich, da sich nur eine Couch und eine Leinwand im Raum befindet.

Phase 5:
Die von "Subwoofer-Batterien" noch weiter befriedigte "Dynamik-Sucht":
Je "moderner" der "Film", desto größer die Audio-Dynamik:
Sobald die Grundlautstärke SO gewählt wird, daß "filmische Dialoge" "verstanden" werden können, werden diverse Geräusche (meistens: Explosionen) und synchrone "orchestrale dramaturgische Untermalungen", adäquat in den Patienten "hineingeprügelt".

Ich habe es schon "früher" nie verstanden, wie man beim Musikhören ständig vor einer "ausgeschalteten Glotze" sitzen konnte, aber "heute" verstehe ich NOCH WENIGER, wie man beim Musikhören in einem kahlen Raum vor einer riesigen Leinwand sitzen kann (geistiger "Turnsaal ohne Sportgeräte").

Das Abstruse:
Der jeweilige "Stand der TECHNOLOGIE" bestimmt DAS DENKEN der Menschen. In der Gegenwart ist das "Wesen" dieser Technologie "multimedial". Nervosität und gesteigerte Unruhe ist die Folge (Streß).
Und viele Leute "flüchten" nun vor der "gesteigerten inneren Unruhe und Nervosität" in die (dekadente) Abstumpfung oder in die (dekadente) Esoterik.

Es gibt "kein Zurück" mehr, weil die wenigsten Menschen dazu fähig sind "NEIN" zu sagen, sondern ein intensives Konsumentendasein fristen und jeden neuen Müll, der ihnen von der Industrie angeboten wird, sofort (trendkonform) kaufen müssen.

Und es gibt "kein Zurück" mehr, weil "all` diese Dinge" süchtig machen.

Früher:
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Heute:
Der Geist ist schwach, aber das Fleisch ist zäh (genauso zäh, wie die Ansichten der Esoteriker, der Wirtschaftswunder-Apostel und der Dekadenten).

Zeitgeistige Mulimedia-Grüße
Christian

[Markus Berzborn]

Ich habe den Eindruck, dass der Höhepunkt da schon wieder vorbei ist.
Zumindest in meinem Umfeld.
Kaum einer interessiert sich noch für Surround und Home Cinema, dafür wird wieder mehr hochqualitatives Stereo gehört.

Gruß,
Markus

[alex8529]

@Bürger Böckle,

1. falsches Forum !

2. erster Beitrag von Dir, über den ich nicht schmunzeln konnte !

3. was ist an Musik-DVD`s so pervers ?

4. was ist die Moral Deiner Geschichte ?

ansonsten

guten Rusch

Frank

[Speedy]

und versuchen krampfhaft, die "verklärte Körperhaltung des Audiophilen" einzunehmen:
"Entrückter Blick mit halbgeschlossenen Augen, den Kopf leicht nach hinten geneigt,

Das hat doch mit Audiophil nix zu tun, das liegt am THC. ;)

Beste Grüße
Speedy

[schauki]

Ich sehe nicht prinzipiell das Problem!
Eine gute Heimkino-Anlage kann ja auch eine gute Stereo-Anlage sein.

Ich kenne schlechte HK Anlagen, aber genauso kenne ich schlechte Stereo-Anlagen.

Es liegt an der Ausführung und nicht am Prinzip, wobei das Prinzip der Mehrkanal Anlage überlegen ist.

mfg

P.S. ich höre 80% Stereo

[moby dick]

Heimkino nutze ich fast nur für Musik-DVDs, das ist prima.
Bei Filmen ist 5.1 oft nur nervend, dann schalte ich auf 2.1.

Und es ist besser und preiswerter, ins Kino zu gehen.

[alex8529]

Heimkino nutze ich fast nur für Musik-DVDs, das ist prima.
Bei Filmen ist 5.1 oft nur nervend, dann schalte ich auf 2.1.

bei mir ist es genau anders rum

Filme: 5.0

Musik-DVD: 2.0

( x.0 = habe keinen SUB)

[David]

Christian, die meisten Leute haben im Wohnraum abrollbare Leinwände. Das wohnliche Ambiente wird also im Normalfall nicht gestört.

Absolut recht hast du mit der Kritik, was die Lautstärke der Effekte betrifft.

Überhaupt stimmt Vieles was du schreibst, aber es trifft nicht so sehr auf die Leute zu, die - wie auch die meisten meiner Kunden - vor allem guten Klang beim puren Musikhören haben möchten und für die das Heimkino eher nur Nebensache ist.

Anders bei den Leuten, die so etwas wie reine Cineasten sind und die sich einen Actionfilm nach dem anderen reinziehen, egal wie stumpfsinnig er ist. Da geht es dann auch akustisch hauptsächlich nur um Effekte, wobei der Subwoofer zum zentralen Thema wird. Die "Bude muss wackeln", sonst gibt es keinen Spassfaktor.

Trotzdem: eine gut gemachte Musik-DVD und ein gut aufbereitetes großes Bild (jawohl, 2,5 bis 3 Meter Breite sind schon beeindruckend!) im Zusammenhang mit ebenfalls gutem Ton, bieten zusammen ein Live-Erlebnis, das der Realität nicht nur sehr nahe kommt, sondern in mancher Hinsicht sogar noch übertrifft.

Ich kann aber durchaus verstehen, wenn Leute sagen, dass sie kein Bild zum Ton brauchen. So wie es Leute gibt, die lieber ein Buch lesen als dass sie die Verfilmung dazu sehen.

Musik ist für mich aber auch Handwerk und es interessiert mich zu sehen wie sie gemacht wird, bzw. welche Instrumente dabei sind und welchen Klang sie erzeugen. Oder wie der Sänger/die Sängerin aussieht. Oder die Leute vom Chor.

Musik "nur" zu hören ist wie ein Konzertbesuch mit verbundenen Augen (manche Leute schließen diese tatsächlich beim Konzert - jeder wie er will).
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Und noch etwas (habe ich schon oft erwähnt, auch schon vor Jahren, da gab es noch kein Trinaural): Stereo ist Murks! Die Bühnenmitte (meist das Zentrum des Geschehens!) wird nur virtuell zusammengebastelt. Fast nirgends funktioniert das wirklich gut und schon gar nicht, wenn man nicht exakt mittig sitzt.

Das Minimum wären drei Frontkanäle. Allerdings bin ich wenig begeistert davon, dass der Mittenkanal nur simuliert wird. Auf dem Datenträger müsste es drei echte Kanäle geben.

So betrachtet ist das aktuelle Multichannel (Surround) ein echter Fortschritt. Womit wir wieder bei der Musik-DVD wären. Die rückwärtigen Kanäle sind eine weitere Bereicherung, als zwingend notwendig erachte ich sie aber nicht.

Die DVD-Audio und die SACD haben hochwertige mehrkanalige Musikwiedergabe angeboten (ohne Bild). Die (im Grunde genommen) erzkonservativen HiFi-Enthusiasten haben nicht mitgemacht. Sie kratzen noch lieber in Rillen herum.....soll mir auch recht sein.

Gruß
David

[Christian Böckle]

Hallo David :S

Mein Beitrag war natürlich "gesellschaftskritisch" gedacht.

Daß das Format "Stereo" technisch gesehen absoluter (zweidimensionaler) Müll ist, ist natürlich völlig korrekt.
Und natürlich sind auch Schallplatten (technisch gesehen) Sondermüll.

Aber um diese Tatsachen geht es mir eigentlich gar nicht.

Sondern:
Es geht mir DARUM, daß man den Grad der "Reizüberflutung" möglichst wieder in "gesunde Bahnen" lenken sollte, indem man eine gezielte ReizREDUKTION anstrebt.
Auf diese Art und Weise läßt sich der Grad der eigenen Abstumpfung im Laufe der Zeit wieder auf "gesunde Werte" absenken.

Man sollte also danach bestrebt sein, den "Keis des mulimedialen Wahnes" möglichst zu unterbrechen und dem Zeitgeist (soweit möglich) die Stirn zu bieten, damit man die (einfachen, wertvollen) Dinge wieder SO sehen und schätzen kann, "wie sie wirklich sind", und eine innere Zufriedenheit einkehrt.

Wohlgemerkt:
Ich liebe das Format "Stereo" und ich liebe Schallplatten, weil ich diese Dinge mit Phaszination, mit schönen Erinnerungen, mit Ruhe, und mit "Kultur" verbinde.

Und:
In der heutigen Zeit der "inflationären materiellen (Geräte-)Wohlstands-Schwemme", die über den Köpfen der Leute zusammenschwappt und sie unter sich begräbt, ist ja im Grunde sowieso ALLES Müll geworden:
Weil es "zuviel" ist. Von ALLEM vielzuviel.

Rückbesinnung und Bescheidenheit erscheint "angesagt".

Man lese wieder vermehrt Bücher, betrachte unter dem Mikroskop einzellige Lebewesen im (Tümpel-)Wasser (oder Nadeln von Plattenspieler-Tonabnehmersystemen), und reduziere die Benützung des Internets.

Herzlichste Grüße
Christian

[Selfmade-Man]

Ja, Christian, da bist Du nicht der einzige, der sich Gedanken macht über Sinn und Unsinn der neuesten Errungenschaften.
Pausenlos werden wir durch irgendwelche Klang und Bildwolken benebelt. Wer nicht ständig am Handy erreichbar ist, ist out.

Für mich habe ich das jetzt so gelöst:

- Fernseher gibt's nicht mehr weil das Programm überwiegend zu blöde ist.
- 5.1 gibt's nicht mehr weil gutes Stereo besser klingt als schlechtes 5.1
- Telefon hab ich zuhause und in der Firma. Unterwegs leiste ich mir den Luxus nicht erreichbar zu sein. (Ich hab ein Handy für Notfälle...darum meistens ausgeschaltet)
- iPod hab ich nicht weil ich auch gerne mal die Geräusche der Natur höre.

Bin ich nun ein Technik-Verweigerer? Ich seh's doch bei der Arbeit... wenn mal in einer Firma der Computer nicht läuft, dann ist schluss mit Arbeiten. Manche Firmen bleiben komplett stehen weil der Server nicht mehr läuft. Vor 20 jahren hat man dann den Lieferschein eben von Hand ausgefüllt und weiter gings.

Werden wir immer abhängiger von all der Technik? Was würden wir ohne das Internet machen? Kaum vorzustellen....

Ich werde mir also erlauben mit einem Bein noch auf fester Erde stehen zu bleiben und den Bezug zur Natur nicht völlig zu verlieren. Wenn es zwei Möglichkeiten gibt und eine davon mit weniger Technik auskommt, dann wähle ich die zweite.

...und das sage ich als Technikfreak, Elektroniker, Computertechniker. Und ich bin nicht der einzige, der so denkt.

Christian

[Scheller]

Und es ist besser und preiswerter, ins Kino zu gehen.

Obwohl ich auch ganz gerne ins Kino gehe, ist es längst nicht immer "besser".

Preiswerter ist ein Kinobesuch zweifellos, aber im Heimkino hat man u.U. den besseren "Sound" und eine angenehmere Atmosphäre. Besonders dann, wenn Leute laufend kichern, gackern, oder direkt vor mir Platz nehmen und die Sicht einschränken.

Beides hat seine guten Seiten. Schön wenn man beide nutzen kann.

[debonoo]

Hallo Christian Böckle..:Z


man sollte immer mehr Eisen im Feuer haben..

das schreckliche Wetter der vorigen Woche ist vorbei..


die Sonne scheint - es ist heiß - geh doch einmal baden..!!!

Urlaub steht an.. was willst Du mehr..?!

eine Auszeit tut gut...


mfG..:E
Andreas

[RoofManikin]

Selten so einen arroganten Unsinn wie das Eingangs-Posting gelesen. Geh doch zusammen mit dem Prominenten Rockmusiker, der selber Lobeshymnen auf sich in sein Gästebuch schreibt, in den Keller um mal wieder Kind zu sein.