Moinsen
Es steht völlig außer Frage, daß niemand von uns eine genau zutreffende Prognose wird treffen können. Selbstverständlich kann es auch sein, daß ich schon jetzt zu den "Antiquierten" mit dazu gehöre, deren Ansichten als rückwärts gewandt gelten und allgemein als nicht mehr praxisrelevant verworfen werden müssen.
Ein schöner und für mich durchaus angenehmer Rollenwechsel, den ich die nächsten Jahre möglichst ergebnisoffen gestalten werde.
--Am Rande--
Drehe ich mal meine eigene "Zeitmaschine" um 14 Jahre zurück, so habe ich etwa 1998/1999 damit begonnen mich mit datenkomprimierter Musik zu beschäftigen und war mehr als überrascht, was damals schon ging.
- ich hab auf meinem AMD K6-300er meine ersten Gehversuche mit MPEGplus und MP3 gesammelt, teilweise in Echtzeit kodieren müssen.
- Später dann war MP3 per se illegal, weil die Konzerne die Medien entsprechend manipuliert haben aber trotzdem jeder kannte Napster ;-)
- 2003 habe ich dann zusammen mit Frank Bicking eine Plattform für hochwertige und archivierungswürdige Erstellung von Audio-CD-Kopien gegründet.
Die Plattform wird sogar heute noch genutzt, nächstes Jahr ist 10-jähriges
Zusammenfassung:
Wir waren damals mit unserer Homepage/unserem Forum zig Jahre voraus.
Heute relativiert sich das, zum Glück.
--Am Rande --
Beobachtet habe ich aber doch einiges (subjektiv):
- Konsumenten haben weitreichend keinen Bock auf jede Art von Kopierschutz und Digitales Rechtemanagement und "verdongelte Downloads als Ware", sowie in ihrer Nutzung eingeschränkte Hard-/Software die ihre "digitale Bewegungsfreiheit" einschränkt.
Der Absatz an Downloads und bei den Streaming-Anbietern nahm erst an Fahrt auf, nachdem man teilweise auf mp3 umstellte und auf DRM verzichtete und sich mit Wasserzeichen begnügte. Selbst die Default-Einstellung des Windows Media Players verzichtet heute darauf wohlgemerkt alle selbst erstellten Kopien der eigenen Sammlung fix zu verschlüsseln und an nur PC zu binden.
- Die CD gibt es immer noch, LP dümpelt trotz einiger "Revivals" immer noch weit unter der 2%-Hürde herum, die MC und MD sind nun komplett verschwunden, das UKW wurde verbal schon zigmal abgestellt.
- MP3 ist nicht mehr illegal und der am weitesten verbreitete Konsens, neben der CD
- das Wissen wie man die richtigen Einstellungen wählt um mit mp3 glücklich wird hat ebenso die Masse erreicht, denn nicht das Format sondern die Erstellung macht den Klang
- verlustfreie Formate wie etwa FLAC und ALAC beim MAC werden angesichts der geringen Kosten für Speicherplatz breit akzeptiert
- das mir aus den 80ern bekannte Hifi hat die Surround-Welle nicht wirklich unbeschadet überlebt
- die sich schon damals immer mehr auf immer weniger Anbieter konzentrierende Medienindustrie hat sich in ihren teilweise doch abstrusen Ansichten nach der UhG-Novelle in 2003 kaum bis gar nicht weiterentwickelt, nur noch weiter durch weitere Aufkäufe fast schon im Marxschen immer weiter akkumuliert. Wenn heutzutage fusioniert wird oder ein Aufkauf eines Konkurses ansteht, so ist nahezu immer auch erstmal das Kartellamt unterwegs um die entstehenden Verflechtungen aus Mobilfunk, Unterhaltungsindustrie, privatem Rundfunk und was weiß ich noch zu begutachten und dann erst zu genehmigen.
Im Ergebnis:
Es scheint mir eher so, daß es ein natürliches Misstrauen gegenüber der Willkür der Konzerne gibt, aber auch der "Sammeltrieb" und "etwas in der Hand zu haben" dafür sorgen werden, daß die CD nicht aussterben wird.
Das mißfällt allem voran Sony und Phillips, denn es fliessen für diese Formate keine Lizenzgebühren. Das freut nicht nur das Presswerk sondern auch den Verbraucher.
Nachfolgende Formate wie etwa
- MD
- HDCD
- XRCD
- SACD
gewannen ja nie wirklich die Bedeutung und Verbreitung der Audio-CD.
An der Audio-CD ist ja auch erstmal nichts auszusetzen, wenn man nach der Logik verfährt sich nur andere Formate zulegen, die auch einen Mehrwert beeinhalten.
"Lieber die eigene bereits im Schrank "gebunkerte" CD rauszuholen, anstatt sich eine vermeintlich "höherbittige" Neuauflage mit unbekannten Eigenschaften erneut zuzulegen!"
Bei vielen vielen Produktionen lohnt es sich auch wirklich nicht wenn zB. nach dem damaligen Besitz der in die CD investiert wurde und man heute den "ollen Schiss" nochmals etwas aufpeppt mit unbekanntem Ergebnis und man wieder dafür blechen soll.
Eric Clapton und Mark Knopflers Dire Straits genügen mir auf CD, so hochwertig war der ganze Kram nun wirklich nicht aufgenommen.
Bei neueren/aktuellen Produktionen muss man natürlich andere Überlegungen anstellen, zB. daß der Trend zu Blue Ray Disk soviel Platz zur Verfügung stelt, daß man hochwertige Musik mit Video mischen kann. Mit Video auf einem Tonträger ergibt sich für mich teilweise wieder ein Mehrwert.
Die Aufnahmen des Woodstock-Konzertes aber, dafür genügte schon eine LP/MC.
Nunja, vom stinkendfaulen Gelegenheits-Filesharer, der andere die Arbeit machen läßt, über Leute die noch immer die Beste "OneClick"-Lösung suchen bis hin zu Leuten die akribisch sogar ihre LPs digitalisieren findest Du die volle Bandbreite.
"Überforderung" kann ich sogar nachvollziehen, bei Leuten die mehrere hundert oder gar fünfstellige CD-Sammlungen haben.
Völlig richtig.
Aber eine zweischneidige Erkenntnis.
Falsch getaggte oder zuordnete Daten gibt es auch in einer Cloud. Wer schonmal so wie ich vor vielen Jahren versucht hat einen nachweisbar falschen FreeDB-Eintrag löschen/ändern bekommt so erst Kontakt zu den Entwicklern und dann eine Antwort, daß das schlicht nicht mehr möglich ist und nie vorgesehen war. Die Wege in einer Cloud dürften nicht viel anders verlaufen. ;-P
Hinzu kommt, daß es eigentlich nie falsch sein kann wenn sog. Expertenwissen breit in der Öffentlichkeit verteilt wird, ob man es nutzt ist etwas anderes, verfügbar und leicht erreichbar angeboten sollte es werden.
Ob es zur Nutzung eines Musikwerkes, bzw. einer Veröffentlichung jedweder Art nötig ist auch "immer und überall" Daten über Entstehung, den Künstler, Labelinformationen und die verschiedenen Releasedaten zur Verfügung zu haben bleibt jedem überlassen. Wenn jedoch die Möglichkeit besteht, dann hätte ich das gern.
Hi Reno
Du hast sehr schön das Thema "Freier Zugang zu meinem eigenen Kram" zusammengefasst. erweitern wir das technische Problem welches Du erwähnst um alle möglichen Arten von zuständekommenden unvorteilhaften Zuständen in der Geschäftsbeziehung in der ein Konsument/Benutzer zu einem Anbieter stehen kann, sei es denn DRM oder ausstehende Zahlungen etc. so ist man immer im Vorteil wenn man seinen Kram gepflegt vor Ort auf den eigenen Servern hat.
Wenn man nur an Eigenleistungen wie selbsterstellte Playlisten und ähnliches denkt, so entehen da Abhängigbeziehungen, die man auch erst gar nicht erst eingehen möchte.
Schon heute gibt es in der Rechtsprechung genügend Urteile und Verfahren wo Leute mit ihren Onlinegames Charaktere "hochspielen" und dann von den Anbietern von ihrer Eigenleistung abgeschnitten oder gar gänzlich und auf Dauer ausgesperrt wurden.
Immer dann, wenn mir ein Anbieter nur Nutzungsrechte über die Dauer eines Vertrages zubilligt, da winke ich schon ab. Die Kalkulation meiner Nutzung wird einfach zu aufwendig.
Wenn ich für etwas bezahle, dann will ich nach dem Download auch machen können was ich will.
(Wäre ich ein DJ, dann würde ich sogar die Nutzung von Samples und Ausschnitten in meine Kaufüberlegungen miteinbeziehen müssen.)
Zitat von Lynyrd
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Ein schöner und für mich durchaus angenehmer Rollenwechsel, den ich die nächsten Jahre möglichst ergebnisoffen gestalten werde.
--Am Rande--
Drehe ich mal meine eigene "Zeitmaschine" um 14 Jahre zurück, so habe ich etwa 1998/1999 damit begonnen mich mit datenkomprimierter Musik zu beschäftigen und war mehr als überrascht, was damals schon ging.
- ich hab auf meinem AMD K6-300er meine ersten Gehversuche mit MPEGplus und MP3 gesammelt, teilweise in Echtzeit kodieren müssen.
- Später dann war MP3 per se illegal, weil die Konzerne die Medien entsprechend manipuliert haben aber trotzdem jeder kannte Napster ;-)
- 2003 habe ich dann zusammen mit Frank Bicking eine Plattform für hochwertige und archivierungswürdige Erstellung von Audio-CD-Kopien gegründet.
Die Plattform wird sogar heute noch genutzt, nächstes Jahr ist 10-jähriges
Zusammenfassung:
Wir waren damals mit unserer Homepage/unserem Forum zig Jahre voraus.
Heute relativiert sich das, zum Glück.
--Am Rande --
Beobachtet habe ich aber doch einiges (subjektiv):
- Konsumenten haben weitreichend keinen Bock auf jede Art von Kopierschutz und Digitales Rechtemanagement und "verdongelte Downloads als Ware", sowie in ihrer Nutzung eingeschränkte Hard-/Software die ihre "digitale Bewegungsfreiheit" einschränkt.
Der Absatz an Downloads und bei den Streaming-Anbietern nahm erst an Fahrt auf, nachdem man teilweise auf mp3 umstellte und auf DRM verzichtete und sich mit Wasserzeichen begnügte. Selbst die Default-Einstellung des Windows Media Players verzichtet heute darauf wohlgemerkt alle selbst erstellten Kopien der eigenen Sammlung fix zu verschlüsseln und an nur PC zu binden.
- Die CD gibt es immer noch, LP dümpelt trotz einiger "Revivals" immer noch weit unter der 2%-Hürde herum, die MC und MD sind nun komplett verschwunden, das UKW wurde verbal schon zigmal abgestellt.
- MP3 ist nicht mehr illegal und der am weitesten verbreitete Konsens, neben der CD
- das Wissen wie man die richtigen Einstellungen wählt um mit mp3 glücklich wird hat ebenso die Masse erreicht, denn nicht das Format sondern die Erstellung macht den Klang
- verlustfreie Formate wie etwa FLAC und ALAC beim MAC werden angesichts der geringen Kosten für Speicherplatz breit akzeptiert
- das mir aus den 80ern bekannte Hifi hat die Surround-Welle nicht wirklich unbeschadet überlebt
- die sich schon damals immer mehr auf immer weniger Anbieter konzentrierende Medienindustrie hat sich in ihren teilweise doch abstrusen Ansichten nach der UhG-Novelle in 2003 kaum bis gar nicht weiterentwickelt, nur noch weiter durch weitere Aufkäufe fast schon im Marxschen immer weiter akkumuliert. Wenn heutzutage fusioniert wird oder ein Aufkauf eines Konkurses ansteht, so ist nahezu immer auch erstmal das Kartellamt unterwegs um die entstehenden Verflechtungen aus Mobilfunk, Unterhaltungsindustrie, privatem Rundfunk und was weiß ich noch zu begutachten und dann erst zu genehmigen.
Im Ergebnis:
Es scheint mir eher so, daß es ein natürliches Misstrauen gegenüber der Willkür der Konzerne gibt, aber auch der "Sammeltrieb" und "etwas in der Hand zu haben" dafür sorgen werden, daß die CD nicht aussterben wird.
Das mißfällt allem voran Sony und Phillips, denn es fliessen für diese Formate keine Lizenzgebühren. Das freut nicht nur das Presswerk sondern auch den Verbraucher.
Nachfolgende Formate wie etwa
- MD
- HDCD
- XRCD
- SACD
gewannen ja nie wirklich die Bedeutung und Verbreitung der Audio-CD.
An der Audio-CD ist ja auch erstmal nichts auszusetzen, wenn man nach der Logik verfährt sich nur andere Formate zulegen, die auch einen Mehrwert beeinhalten.
"Lieber die eigene bereits im Schrank "gebunkerte" CD rauszuholen, anstatt sich eine vermeintlich "höherbittige" Neuauflage mit unbekannten Eigenschaften erneut zuzulegen!"
Bei vielen vielen Produktionen lohnt es sich auch wirklich nicht wenn zB. nach dem damaligen Besitz der in die CD investiert wurde und man heute den "ollen Schiss" nochmals etwas aufpeppt mit unbekanntem Ergebnis und man wieder dafür blechen soll.
Eric Clapton und Mark Knopflers Dire Straits genügen mir auf CD, so hochwertig war der ganze Kram nun wirklich nicht aufgenommen.
Bei neueren/aktuellen Produktionen muss man natürlich andere Überlegungen anstellen, zB. daß der Trend zu Blue Ray Disk soviel Platz zur Verfügung stelt, daß man hochwertige Musik mit Video mischen kann. Mit Video auf einem Tonträger ergibt sich für mich teilweise wieder ein Mehrwert.
Die Aufnahmen des Woodstock-Konzertes aber, dafür genügte schon eine LP/MC.
Zitat von Lynyrd
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"Überforderung" kann ich sogar nachvollziehen, bei Leuten die mehrere hundert oder gar fünfstellige CD-Sammlungen haben.
Zitat von Lynyrd
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Aber eine zweischneidige Erkenntnis.
Falsch getaggte oder zuordnete Daten gibt es auch in einer Cloud. Wer schonmal so wie ich vor vielen Jahren versucht hat einen nachweisbar falschen FreeDB-Eintrag löschen/ändern bekommt so erst Kontakt zu den Entwicklern und dann eine Antwort, daß das schlicht nicht mehr möglich ist und nie vorgesehen war. Die Wege in einer Cloud dürften nicht viel anders verlaufen. ;-P
Hinzu kommt, daß es eigentlich nie falsch sein kann wenn sog. Expertenwissen breit in der Öffentlichkeit verteilt wird, ob man es nutzt ist etwas anderes, verfügbar und leicht erreichbar angeboten sollte es werden.
Ob es zur Nutzung eines Musikwerkes, bzw. einer Veröffentlichung jedweder Art nötig ist auch "immer und überall" Daten über Entstehung, den Künstler, Labelinformationen und die verschiedenen Releasedaten zur Verfügung zu haben bleibt jedem überlassen. Wenn jedoch die Möglichkeit besteht, dann hätte ich das gern.
Zitat von Reno Barth
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Du hast sehr schön das Thema "Freier Zugang zu meinem eigenen Kram" zusammengefasst. erweitern wir das technische Problem welches Du erwähnst um alle möglichen Arten von zuständekommenden unvorteilhaften Zuständen in der Geschäftsbeziehung in der ein Konsument/Benutzer zu einem Anbieter stehen kann, sei es denn DRM oder ausstehende Zahlungen etc. so ist man immer im Vorteil wenn man seinen Kram gepflegt vor Ort auf den eigenen Servern hat.
Wenn man nur an Eigenleistungen wie selbsterstellte Playlisten und ähnliches denkt, so entehen da Abhängigbeziehungen, die man auch erst gar nicht erst eingehen möchte.
Schon heute gibt es in der Rechtsprechung genügend Urteile und Verfahren wo Leute mit ihren Onlinegames Charaktere "hochspielen" und dann von den Anbietern von ihrer Eigenleistung abgeschnitten oder gar gänzlich und auf Dauer ausgesperrt wurden.
Immer dann, wenn mir ein Anbieter nur Nutzungsrechte über die Dauer eines Vertrages zubilligt, da winke ich schon ab. Die Kalkulation meiner Nutzung wird einfach zu aufwendig.
Wenn ich für etwas bezahle, dann will ich nach dem Download auch machen können was ich will.
(Wäre ich ein DJ, dann würde ich sogar die Nutzung von Samples und Ausschnitten in meine Kaufüberlegungen miteinbeziehen müssen.)
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