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realitätsnah?

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    Zitat von HiFi-Selbstbau Beitrag anzeigen
    Das sehe ich ganz anders. Der Mensch muss niemals in einer Oper gewesen sein, um feststellen zu können ob sich eine solche Oper über die Anlage unrealistisch anhört.
    Natürlich darf man das anders sehen, dennoch ist es meine Erfahrung, dass Menschen, die nur Ihre Tralla kennen, mit realer akustischer Musik nicht zurecht kommen. Alleine Stimmen sind ein weitreichendes Thema, aber auch der Klang eines Instruments. Ich meine damit nicht den typischen Klang, sondern die Feinheiten, die durch die Instrumente selbst entstehen, Bespannung, Material, Spiel, etc.

    Es mag sein, dass man total falsch auf Anhieb entscheiden kann, aber was Musik real ausmacht, kann man m.E. nur real erleben, muss man real erleben um zu verstehen. Jede andere Einschätzung halte ich für eine Fehleinschätzung. Und wie schwer diese Realität überhaupt einzufangen ist, zeigen die unzähligen mehr oder weniger schwachen Aufnahmen, die so verkauft werden.

    Nach der Aufnahme ist die heimatliche Anlage drann und hier gibt es auch m.E. massive Unterschiede.

    Zitat von HiFi-Selbstbau Beitrag anzeigen
    Unrealistisch ist es schon allein daher weil das Gehirn einem "sagt": dieser Raum passt doch gar nicht in mein Wohnzimmer!
    Die Wiedergabe darf und soll je einen Raum zeichnen, der nicht meinem Wohnzimmer entspricht. Es macht die Aufnahme aus, wenn ich mir den Raum damit gar vorstellen kann.

    Zitat von HiFi-Selbstbau Beitrag anzeigen
    Aber wirklich JEDER, außer die armen Menschen die nichts hören können, haben im Ohr wie eine Stimme zu klingen hat.
    Wie gesagt, für eine grobe Aussage reicht das sicherlich, aber für die feinen Unterschiede m.E. garnicht. Ist sicherlich eine Frage, welches Maß man für sich selbst gewinnt.

    Zitat von HiFi-Selbstbau Beitrag anzeigen
    Wir stimmen unsere Lautsprecher z.B. vorwiegend mit Gesangsaufnahmen ab und man staunt, wie zielsicher man damit einen Lautsprecher tonal richtig hin bekommt. Der Rest ist dann wie automatisch auf der sicheren Seite.
    Ich kennen Anbieter, die Stimmen Ihre Anlage mit der Musik ab, die diese in dem Raum selbst eingespielt haben. Wieviel besser das ist, als mansches Teil von der Stange, das ist für mich bezeichnend...

    Zitat von HiFi-Selbstbau Beitrag anzeigen
    Wer z.B. das Lied Abschied nehmen von Xavier Naidoo hört, hat von "ganz nett" bis Tränen in den Augen, je nach Anlage alle Möglichkeiten zu erfahren was realitätsnahe Wiedergabe ist.
    Die CD finde ich wirklich sehr schön, aber das hat auch viel mit meinem Musikgeschmack zu tun. Xavier hat auch live und unverstärkt eine sehr schöne Stimme in meinen Ohren.

    "Wo willst Du hin" finde ich allerdings eher 'Gänsehautwürdig'.

    Ciao DA

    Kommentar


      Dann kommen wir doch mal nach den österlichen Ausflügen in die Ästhetik zum Thema zurück!

      Was ist realitätsnah an einer Wiedergabe? Ich würde die Frage ursprünglicher so stellen: Wie erwirbt man die Fähigkeit, etwas als möglicherweise realitätsnah zu beurteilen?

      Meine Antwort: durch möglichst vielfältige Erfahrungen: ins Konzert gehen, verschiedene Aufnahmen auf verschiedenen Anlagen hören, die eigene Anlage verändern.

      Mein ehemaliger Klavierlehrer hat zuletzt Aufnahmen in einem Saal gemacht, der praktisch keinen Hall hat. Schon im Konzert ist die Akustik nicht ganz unproblematisch. Der Flügel ist allerdings brandneu und deswegen ist dieser Aufführungsort für ihn attraktiv. Er hat mir dann die Aufnahmen zuhause von der Anlage vorgespielt: Sinnlicher Schubert ganz unsinnlich, pulvertrocken ohne jeden Hall. So klingt das tendentiell im Saal (Konzerte mit diesem Programm hat er dort zuvor gegeben und ich war natürlich dabei!), mein verehrter Lehrer schafft es aber auf bewundernswerte Weise, den Flügel trotz dieser schwierigen Umstände zum Klingen zu bringen. Aufgenommen wirkt das dann aber doch sehr ungeschminkt, ein ausgetrocknet puristischer Klang. Das kann man so als CD jedenfalls nicht produzieren, auch wenn das "realistisch" ist in Bezug auf den Saal. Da wird der Tontechniker Hall zumixen müssen, was er eigentlich nicht mag.

      Das Problem ist, wenn man nun überhaupt nichts von solchen Dingen weiß und die Aufnahme von der CD klingt z.B. trocken, daß man - genervt über die Unzulänglichkeiten der Technik - zur falschen Einschätzung kommt: Mit meiner verfluchten Anlage stimmt etwas nicht! Nein, das muß nicht so sein. Man sollte also einmal verschiedene Saalakustiken kennenlernen: in einem Rundsaal z.B. gibt es keinen Hall, im Concertgebouw in Amsterdam (ein recheckiger Raum mit Hall) etwa sitzen die Musiker leicht ansteigend wie in einem Hörsaal. Das ergibt eine ganz besondere Räumlichkeit auch bei Aufnahmen natürlich. Es ist also durchaus ratsam, mal in den Klappentext der CD zu schauen: Wo ist die Musik aufgenommen?, um den Klang einschätzen zu können und die Ursache, weswegen man eventuell unzufrieden ist, annähernd richtig zu benennen.

      Ein weiterer Punkt ist die verschiedene Klangästhetik bei der Aufnahme: Decca-Platten aus den 80igen klingen oft etwas "fülliger" in den Streichern besonders, alte CBS-Platten aus den 60igern und 70igern eher schlank und durchsichtig. Nun kann es sein, daß eine Platte auf einer bestimmten Anlage besonders gut klingt, z.B. eine Decca-Platte, die auf allen anderen Anlagen leicht diffus rüberkommt, auf einmal beglückend sauber und durchsichtig klingt. Die Frage ist dann: Was ist eigentlich richtig? Es kann durchaus sein, daß eine "analytische" Anlage das Original durchsichtiger erscheinen läßt als es in Wahrheit ist. Auch das ist schwer abzuschätzen, da braucht man einfach viel Erfahrung mit Vergleichen. Es ist ja so, daß sich die Gewichte geringfügig verschieben, was "auffällig" wird an vorhandenen Klangeigenschaften und was nicht. Das ist sehr subtil, und einen absoluten, 100% verläßlichen Maßstab gibt es da nicht.

      Fazit: Man sollte Erfahrungen sammeln so viele wie möglich und die selber für sich auswerten und anwenden. Mit der Zeit entwickelt man einen bestimmten Kriterienkatalog, wie z.B.: Eine Anlage sollte die Verschiedenheiten - auch die unschönen Härten - der Aufnahmetechnik nicht kaschieren, sie sollten vielmehr deutlich nachvollziehbar sein. Dann finde ich es durchaus spannend, wenn andere Leute eben andere Kriterien entwickelt haben. So kann man die eigenen Erfahrungen überprüfen, so daß man wiederum Urteilsfähigkeit gewinnt. Dieser Lernprozeß ist eigentlich nie zuende! Gott sei dank!

      Beste Grüße
      Holger

      Kommentar


        Hallo Holger!
        Klingt alles sehr plausibel was du dazu schreibst.

        Und das halte ich für besonders wichtig:
        Es ist also durchaus ratsam, mal in den Klappentext der CD zu schauen: Wo ist die Musik aufgenommen?, um den Klang einschätzen zu können und die Ursache, weswegen man eventuell unzufrieden ist, annähernd richtig zu benennen.
        Aber auch das:
        Man sollte Erfahrungen sammeln so viele wie möglich und die selber für sich auswerten und anwenden. Mit der Zeit entwickelt man einen bestimmten Kriterienkatalog, wie z.B.: Eine Anlage sollte die Verschiedenheiten - auch die unschönen Härten - der Aufnahmetechnik nicht kaschieren, sie sollten vielmehr deutlich nachvollziehbar sein. Dann finde ich es durchaus spannend, wenn andere Leute eben andere Kriterien entwickelt haben. So kann man die eigenen Erfahrungen überprüfen, so daß man wiederum Urteilsfähigkeit gewinnt. Dieser Lernprozeß ist eigentlich nie zuende! Gott sei dank!
        Die Raumakustik ist immer das Allerwichtigste, weil sie sowohl der originalen Darbietung als auch der Wiedergabe einen Stempel aufdrückt.

        Eigentlich ein Wunder, dass wir sofort erkennen, welches Instrument (welche Instrumente) spielt (spielen), denn der originale Instrumentenklang wird bis zur Wiedergabe zu Hause gewollt oder ungewollt ganz schlimm verstümmelt.
        Gruß
        David


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        Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
        Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
        Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
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        Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
        Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

        Kommentar


          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Fazit: Man sollte Erfahrungen sammeln so viele wie möglich und die selber für sich auswerten und anwenden.
          Mein Reden, 100%ige Zustimmung.

          Ciao DA

          Kommentar


            Hallo

            Zitat von Dragonsage Beitrag anzeigen
            Es mag sein, dass man total falsch auf Anhieb entscheiden kann, aber was Musik real ausmacht, kann man m.E. nur real erleben, muss man real erleben um zu verstehen. Jede andere Einschätzung halte ich für eine Fehleinschätzung. Und wie schwer diese Realität überhaupt einzufangen ist, zeigen die unzähligen mehr oder weniger schwachen Aufnahmen, die so verkauft werden.
            Ich sehe das ähnlich.

            Da zitiere ich wieder einmal Rupert Riedl, seines Zeichens evolutionärer Erkenntnistheoretiker:
            "Erkennen heißt immer Wieder-Erkennen."

            Kurzum:
            Wir müssen erst eine innere Referenz haben, bevor wir etwas gleichartiges erkennen oder gar bewerten.

            Darum ist die Hörerfahrung extrem wichtig.
            Es ist ja auch bekannt, dass diverse Hörleistungen sehr früh erlernt werden: Lokalisation, Raum hören, Klangfarben, Rhythmen, Obertöne, Grundtöne, etc.

            Da funktioniert jedes Gehör anders, keiner hört wie der andere.



            Zitat von Dragonsage Beitrag anzeigen
            Die Wiedergabe darf und soll je einen Raum zeichnen, der nicht meinem Wohnzimmer entspricht. Es macht die Aufnahme aus, wenn ich mir den Raum damit gar vorstellen kann.
            Das passt auch zu einem anderen Thread ...

            Auch hier stimme ich vollommen zu.


            Manche Leute hören mehr auf Räumlichkeit, andere weniger.
            Das ist auch in der Architektur bekannt:
            Manche Personen hören auch den Raum und bewerten ihn danach.
            Anderen ist es egal.

            Ich sehe es wie DA.
            Auch ich will, dass das System einen anderen Raum zeichnet als den meinigen, und zwar den Aufnahmeraum.

            Bei Systemen, die das nicht tun, wirkt die Wiedergabe wie in einer Schaubude, wie in einem Puppentheater.
            Alles spielt sich innerhalb eines engen Rahmens zwischen den LS ab.

            Für mich ist das nichts.
            Andere bevorzugen es so.


            Zitat von Dragonsage Beitrag anzeigen
            Ist sicherlich eine Frage, welches Maß man für sich selbst gewinnt.
            Das ist das Fazit.

            LG

            Babak
            Grüße
            :S

            Babak

            ------------------------------
            "Alles was wir hören ist eine Meinung, nicht ein Faktum.

            Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"


            Marcus Aurelius

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