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    #61
    Zitat von Spalatro Beitrag anzeigen

    Komponist vs. Interpret: Egal, was man dazu vorbringen kann - ich sehe die Arbeit der Interpreten nicht als schöpferische Tätigkeit im eigentlichen Sinn an. Sie arbeiten nach Vorlage und sollen gefälligst machen, was man ihnen der Notentext sagt, also Tempi einhalten, dynamische Vorgaben beachten etc. Wo diese fehlen, wie z.B. bei alter Musik, wünsche ich mir musikwissenschaftlich informierte Spezialkenntnisse zur möglichst originalgetreuen Wiederherstellung des ursprünglichen Klangbildes. Für interpretatorische Selbstverwirklichung gebe ich keinen müden Cent aus.
    Sehr seltsam. Interpreten üben keine "schöpferische" Tätigkeit aus? Was soll das heißen? Kann wohl nur bedeuten: Sie reproduzieren nur, äffen den Notentext nach, wie ein Papagei sein Vorbild imitiert. Dann wird aber gesagt, sie sollen reproduzieren, sich an den Notentext halten, weil sie es nicht immer tun. Also sind sie doch schöpferisch, nur ist das nicht erwünscht, weil es der Verfasser dieser Zeilen nicht will. Notenpositivismus treiben und nur den spärlichen Textvorgaben folgen - das kann auch ein Computer. Was dabei herauskommt, ist aber leider keine Musik für Menschen, d.h. sie ist "untot". Und woher soll denn die Musikwissenschaft ihre Erkenntnisse gewinnen, wenn sich der Komponist auf eine Aufführungspraxis stützt, die er als bekannt voraussetzt und entsprechend bestimmte Dinge nicht notiert, die dann aber leider verloren geht? Dann muß auch der Musikwissenschaftler interpretieren. Musikwissenschaft ist alles andere als ein interpretationsfreier Raum. Das ist eine abenteuerlich naive und natürlich grotesk falsche Vorstellung. Ich weiß das, ich habe schließlich mit dieser Zunft von Berufs wegen zu tun.

    Für was gibst Du denn Geld aus? Alle wirklich guten Interpretationen machen doch das, was Du "Selbstverwirklichung" nennst - was natürlich eine Verdrehung der Wahrheit ist. Nur wenn eine Intepretation eigenschöpferisch ist, wird sie überhaupt dem Werk gerecht. Da braucht man sich ja nur die Komponisten anzuhören, die selber Intepreten ihrer eigenen Werke sind, um das ohne besondere Mühe einzusehen.

    Beste Grüße
    Holger

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      #62
      Hallo Holger,

      Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
      Sehr seltsam. Interpreten üben keine "schöpferische" Tätigkeit aus? ...
      Ich fürchte, es hat keinen Zweck. Spalatro kennt klassische Musik und ihre Bedeutung nur vom Hörensagen, sonst würde er nicht solchen Unfug verbreiten.

      Viele Grüße,

      Bernd

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        #63
        Die Diskussion ist sowieso völlig unrealistisch und praxisfern.
        Selbst bei extrem determinierten Werken wie etwa der seriellen Musik der 50er und frühen 60er Jahre von Stockhausen oder Boulez unterscheiden sich die Interpretationen noch.

        Gruß,
        Markus

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          #64
          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Also sind sie doch schöpferisch, nur ist das nicht erwünscht, weil es der Verfasser dieser Zeilen nicht will.
          OK, darauf können wir uns einigen.

          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Notenpositivismus treiben und nur den spärlichen Textvorgaben folgen - das kann auch ein Computer. Was dabei herauskommt, ist aber leider keine Musik für Menschen, d.h. sie ist "untot".
          Das kratzt mich nicht, meine Vorstellung vom idealen Interpreten ist sowieso der Welte-Mignon. Schade, daß nicht schon Bach sowas hatte.

          Gems: Sentimental Me (And Romantic You); On WithThe Dance; Manhattan # B-7211 released 11/25 (Rodgers)


          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Dann muß auch der Musikwissenschaftler interpretieren. Musikwissenschaft ist alles andere als ein interpretationsfreier Raum.
          Nobody is perfect, leider.

          Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
          Für was gibst Du denn Geld aus? Alle wirklich guten Interpretationen machen doch das, was Du "Selbstverwirklichung" nennst
          Solange ich es nicht merke, ist's ja kein Problem. Aber wer z.B. ohne guten Grund eine Wiederholung ausläßt, hat schon verloren.

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            #65
            Zitat von Markus Berzborn Beitrag anzeigen
            Selbst bei extrem determinierten Werken wie etwa der seriellen Musik der 50er und frühen 60er Jahre von Stockhausen oder Boulez unterscheiden sich die Interpretationen noch.
            Außer in den Fällen, wo der Interpret von vornherein ganz aus dem Spiel genommen wurde. - Mit Absicht, nehme ich an.

            Auf YouTube findest du die angesagtesten Videos und Tracks. Außerdem kannst du eigene Inhalte hochladen und mit Freunden oder gleich der ganzen Welt teilen.

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              #66
              Die Frage der Absicht stellte sich gar nicht, da ein solches Werk mit den damaligen technischen Mitteln überhaupt nicht live-elektronisch realisiert werden konnte.

              Gruß,
              Markus

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                #67
                Zitat von Spalatro Beitrag anzeigen
                meine Vorstellung vom idealen Interpreten ist sowieso der Welte-Mignon.
                Das ist kein Interpret, sondern die Wiederholung einer interpretatorischen Momentaufnahme. Nichts anderes, als was eine Schallplatte oder ein Tonband macht.

                Gruß,
                Markus

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                  #68
                  Zitat von Markus Berzborn Beitrag anzeigen
                  Das ist kein Interpret, sondern die Wiederholung einer interpretatorischen Momentaufnahme. Nichts anderes, als was eine Schallplatte oder ein Tonband macht.
                  Schlau erkannt, aber ich glaube, du weißt, was ich meine ;-)

                  Und damit danke ich allen Diskussionsteilnehmern fürs Mitmachen und verabschiede mich mit einem schon leicht verblaßten Stück sozialistischer Maschinenmusik - vermittelt leider nur durch einen recht herkömmlichen Apparat aus menschlichen Musikern, aber in den Dreißigern waren die technischen Mittel halt noch sehr begrenzt. Wenigstens haben sie es mit dem Interpretieren nicht übertrieben.

                  This cacophonous piece by Alexander Mossolov, which is also known as the "Iron Foundry," was an example of 'Soviet Socialist Realism' in music and required s...

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                    #69
                    Mossolow ist kein gutes Beispiel, fürchte ich. Ich habe seine Sonaten gespielt. Abgesehen davon, dass sie technisch wirklich schwer sind, hat der Interpret da sehr große Freiheiten.

                    Ich denke, Du wolltest mit dem Klavierrollen-Beispiel wohl sagen, dass wenn ein Komponist selber eine solche Rolle eingespielt hat (wie es ja auch bisweilen der Fall war), dies die definitive Interpretation ist, die man als Referenz heranziehen soll oder muss.
                    Dem ist aber nicht so. Denn selbst Komponisten haben ihre Stücke mal so und mal so gespielt. Und waren auch mit ihren eigenen Interpretationen mal mehr und mal weniger zufrieden (wobei sich diese Meinung auch im Laufe der Jahre ändern konnte). Da gibt es genügend Beispiele. Daran hat sich prinzipiell bis heute nichts geändert.

                    Gruß,
                    Markus

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                      #70
                      Zitat von Markus Berzborn Beitrag anzeigen
                      Ich denke, Du wolltest mit dem Klavierrollen-Beispiel wohl sagen, dass wenn ein Komponist selber eine solche Rolle eingespielt hat (wie es ja auch bisweilen der Fall war), dies die definitive Interpretation ist, die man als Referenz heranziehen soll oder muss.
                      Auch ein überlegenswerter Gedanke, aber eigentlich wollte ich nur einen provokanten Satz hinschreiben, an dem man sich ein bißchen reiben kann. Nichts für ungut und gute Nacht!

                      P.S.: Alles andere halte ich natürlich aufrecht.

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                        #71
                        Wir haben hier ein sehr interessantes Museum in Monschau für mechanische Musikinstrumente, die haben auch hunderte, wenn nicht tausende von Klavierrollen da, das würde Dir bestimmt gefallen.
                        Besonders faszinierend sind die Kompositionen, die direkt für dieses Medium entstanden sind, d.h. von einem Pianisten aus technischen Gründen gar nicht gespielt werden können.

                        Gruß,
                        Markus

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                          #72
                          Zitat von Spalatro Beitrag anzeigen
                          Komponist vs. Interpret: Egal, was man dazu vorbringen kann - ich sehe die Arbeit der Interpreten nicht als schöpferische Tätigkeit im eigentlichen Sinn an. Sie arbeiten nach Vorlage und sollen gefälligst machen, was man ihnen der Notentext sagt, also Tempi einhalten, dynamische Vorgaben beachten etc.
                          tut mir leid - dazu wurde zwar schon alles gesagt - aber da hauts mir fast den vogel raus.
                          aber ohne in irgendeiner weise überzeugen zu wollen - bringt ja sowieso nix - zitier ich mal aus dem gedächtnis mich selbst aus einem gespräch mit einem freund, der selbst musiker ist:
                          anlässlich des hörens einer cd eines gitarristen meinte ich spontan und sinngemäß, dass es für mich unglaublich wäre, welch großer unterschied - und das abseits der rein technischen fähigkeiten, die viele besitzen - besteht in den empfindungen, die musiker auslösen. es gibt handwerker - wieder mal - und künstler.
                          die einen machen nix falsch - die anderen haben einfach ein besseres timing, weitaus mehr gefühl für rhythmus und sinnzusammenhang, das quentchen "schmäh" oder was auch immer, das aus einem alltagsprodukt kunst macht.
                          das ist nachzuvollziehen und macht sich auch körperlich bemerkbar, wenn plötzlich gänsehaut auftritt.
                          die kommt ja nicht von ungefähr.
                          oder bach von gould oder gulda - wenn man da nix wahrnimmt, sollte man bei schiff bleiben und gut is - mein ich halt als nichtklassikexperte. die unterschiede hör sogar ich.
                          gruß alex

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                            #73
                            Das was @Spalatro dazu gesagt hat, sehe ich nicht als komplett verkehrt an. Man kann hier Klassik und Pop (gilt ebenso für Jazz) nicht vergleichen. Alleine schon die Tatsache, dass bei Klassik praktisch immer ein Dirigent und/oder Konzertmeister dabei ist der das Sagen hat (und der auch die Interpretation bestimmt), macht den großen Unterschied.

                            Wenn man es ganz vereinfacht ausdrückt (dafür werde ich jetzt sicher virtuell gesteinigt!;)), könnte man die Leute eines Klassikorchesters auch als so etwas wie "Hilfsarbeiter" bezeichnen, die nur das zu tun haben was der Dirigent verlangt.

                            Das gilt sicher nicht oder kaum für die Solisten, aber durchaus für die "Begleitmusiker", also Mitglieder der Streicher oder Bläsersektion.

                            Der Ordnung halber sage ich gleich dazu, dass ich von klassischer Musik nur wenig verstehe, sie spricht mich nicht sehr an. Aber keine Frage, dass das hochwertige und schwierige Musik ist.
                            Gruß
                            David


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                              #74
                              Aber gerade an der Funktion des Dirigenten sieht man doch, dass Interpretation wichtig ist bzw. Interpretationsbedarf besteht in Bezug auf Partituren.

                              Denn wenn es wirklich so wäre, dass eine Partitur so eindeutig und determiniert ist, dass sie alle erforderlichen Angaben erhält und man daher einfach nur spielen muss, was in der Partitur steht, müssten alle Orchester mit dem gleichen Werk absolut gleich klingen. Dass diese Vorstellung abwegig ist, dürfte unmittelbar einleuchten.

                              Gruß,
                              Markus

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                                #75
                                im falle eines orchesters ist dieses das instrument.
                                und wenn man mal eine probe von harnoncourt z.b. erleben DURFTE, dann kann ich das aus meiner sicht nur als geschenk bezeichnen. seele und inspiration, im prinzip das selbe, hat mit seelenloser reproduktion absolut nix zu tun.
                                den unterschied macht auch das verständnis aus. das ist auch ein kreativer prozess und nie etwas automatisches.
                                aber manchen menschen reicht auch ein lochstreifenklavier. auch in ordnung.
                                gruß alex

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