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    #31
    Zumindest kann man auch in Russland Bücher von Eichendorff und Thomas Mann kaufen. Wenn die niemand lesen würde, würden sie wohl erst gar nicht angeboten.

    Ein Bekannter von mir hat neulich sogar Gedichte von Eichendorff vertont. Ich nehme doch mal an, dass der die vorher auch gelesen hat.

    Gruß,
    Markus

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      #32
      Hallo Markus,

      Ich zitiere mal aus dem Werk von Harold Bloom "Genius":
      "In den Vereinigten Staaten wird heutzutage weder Goethes Faust noch Manns Dr. faustus viel gelesen, obwohl Faust, Der Tragödie zweiter Teil geradezu grotesk erhaben ist und Manns Novelle noch bis etwa zu meinem vierzigsten Lebensjahr (1970) sehr populär war...Goethe gilt nur noch dort als Sinnbild der Kultur, wo Deutsch gesprochen wird...."
      Man mag das bedauern, oder auch nicht. Ausnahmen bestätigen dann eher die Regel. Wie es in Russland ausieht, kann ich nicht beurteilen. Aber im Vergleich zu den großartigen russischen Autoren wie Tolstoj, Dostojewski, Gontscharow, die international enerkannt und gelesen werden, dürften die deutschen Autoren kaum eine vergleichbare Breitenwirkung haben.

      Welche deutschen Autoren werden wohl noch gelesen ? Vielleicht Marx, Freud und Nietzsche. Aber dann wird es auch schon knapp.

      VG, Bernd

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        #33
        Normale Menschen lesen weder Thomas Mann noch Dostojewski. Das kann ich wohl durch praktische Beobachtung bestätigen.
        Natürlich ist anspruchsvolle Literatur immer nur für eine kleine Minderheit - wie alles wirklich Gute.
        Sagt ja schon Jesus: Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt.

        Gruß,
        Markus

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          #34
          Zitat von zatopek Beitrag anzeigen
          Nein, eigentlich nicht. Ich denke, dass Leben ist zu kurz, um es mit solchen Langweilern zu verbringen. Man sollte das eine oder andere von ihnen kennen, aber das reicht dann auch. Es gibt noch genügend andere, bessere und interessantere Autoren als diese in meinen Augen völlig überschätzten "Klassiker" die ausser Germanistikstudenten und Deutschlehrern sowie so keine mehr freiwillig liest. Ausserhalb Deutschlands eh nicht ! Zu Recht, wie ich meine.
          Hallo Bernd,

          das ist wirklich sehr lustig, was Du da schreibst. Meine Frau war in Bulgarien auf einem deutschen Gymnasium. Was hat sie da als Schülerin gelesen? Die Duddenbrocks von Thomas Mann! Davon schwärmt sie noch heute! Und alle anderen, Goethe usw., natürlich auch! Eichendorff, Goethe und Thomas Mann und noch einige andere natürlich - das sind die besten und interessantesten Autoren in Deutschland. Eichendorffs Lyrik war und ist sehr populär, er ist so ziemlich der meistgelesenste Lyriker unter den Klassikern. Goethe kennen viele nicht nur von den Büchern, sondern auch vom Theater. Thomas Manns Romane sind auch sehr populär - werden z.B. immer wieder verfilmt. Das mußt Du mal erklären: Warum kann man Goethes Wahlverwandtschaften oder den Wilhelm Meister nicht lesen? Warum ist der "Tod in Venedig" von Thomas Mann (verfilmt von Visconti!) uninteressant? Und Eichendorffs Novellem wie "Aus dem Leben eines Taugenichts" oder "Das Marmorbild"? Wenn heute ausländische Studenten nach Deutschland kommen mit Stipendien vom DAAD, dann haben sie natürlich Goethe gelesen. Und wenn man ins Ausland kommt, dann würden die betreffenden Nationen sehr befremdet reagieren, wenn sie merken, daß wir unsere großen Klassiker nicht kennen. Jeder halbwegs gebildete Italiener weiß selbstverständlich, wer Dante ist oder der Pole entsprechend kennt Mickiewicz. Das ist bei denen eine Frage des Nationalstolzes, von dem ein bischen zu haben uns hier durchaus nicht schlecht anstehen würde!

          Dann nenne doch mal Autoren, die Deiner Meinung nach besser sind als Goethe oder Thomas Mann! Das wird sicher sehr lustig! :B

          Beste Grüße
          Holger

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            #35
            Zitat von zatopek Beitrag anzeigen
            Man mag das bedauern, oder auch nicht. Ausnahmen bestätigen dann eher die Regel. Wie es in Russland ausieht, kann ich nicht beurteilen. Aber im Vergleich zu den großartigen russischen Autoren wie Tolstoj, Dostojewski, Gontscharow, die international enerkannt und gelesen werden, dürften die deutschen Autoren kaum eine vergleichbare Breitenwirkung haben.

            Welche deutschen Autoren werden wohl noch gelesen ? Vielleicht Marx, Freud und Nietzsche. Aber dann wird es auch schon knapp.
            Marx, Freud und Nietzsche - das sind (mit Ausnahme von Nietzsche!) keine Literaten. Die russische Kultur ist sehr deutschorientiert, die kennen die deutschen Klassiker alle. Von Bulgarien kann ich sagen, daß die Buchhandlungen von bulgarischen Übersetzungen von Goethe, Thomas Mann, Kafka usw. voll sind. Die Bücher werden sehr gerne gekauft und gelesen! Meine Frau kritisiert immer, daß es bei uns im Gymnasium nur das Fach "Deusch" gibt, wo dann nur deutsche Literatur gelesen wird. In Bulgarien heißt das "Literatur" und man liest die zur Weltliteratur gehörenden Klassiker, ob nun Homer, Dante, Voltaire, Goethe oder Kafka. Und die Vorstellung ist schon lustig, daß wer die Lyrik von Grünbein liest, die von Eichendorff nicht kennt. Wer überhaupt ein solches Buch von Grünbein überhaupt ausmacht, der hat selbstverständlich auch die Klassiker gelesen. Die anderen wählen sowieso nur Dreigroschenromane vom Kiosk.

            Beste Grüße
            Holger

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              #36
              Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
              Meine Frau kritisiert immer, daß es bei uns im Gymnasium nur das Fach "Deusch" gibt, wo dann nur deutsche Literatur gelesen wird.
              Das war bei uns in der Schule nicht ganz so.
              Es wurde auch ausländische Literatur behandelt. Ich kann mich z.B. entsinnen, mal ein langes Referat über Flauberts Madame Bovary gehalten zu haben.
              Natürlich wurden diese Werke dann in deutscher Übersetzung gelesen, denn es hatten ja nicht alle Französisch als Fremdsprache gewählt.

              Gruß,
              Markus

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                #37
                Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                Hallo Bernd,
                das ist wirklich sehr lustig, was Du da schreibst. Meine Frau war in Bulgarien auf einem deutschen Gymnasium. Was hat sie da als Schülerin gelesen? Die Duddenbrocks von Thomas Mann!
                Hallo Holger,

                falls man die Namen nicht ins bulgarische übersetzt haben sollte, dessen ich nicht mächtig bin, nehme ich doch an, die meinst die Buddenbrooks - oder?

                Grüße,

                Uwe

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                  #38
                  Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                  Meine Frau kritisiert immer, daß es bei uns im Gymnasium nur das Fach "Deusch" gibt, wo dann nur deutsche Literatur gelesen wird.
                  Hallo Holger,

                  das kann ich nicht nachvollziehen, bei uns waren Voltaire oder Hemingway auch ein Thema.

                  Grüße,

                  Uwe

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                    #39
                    Zitat von UweM Beitrag anzeigen
                    das kann ich nicht nachvollziehen, bei uns waren Voltaire oder Hemingway auch ein Thema.
                    Hallo Uwe,

                    Buddenbrooks muß es natürlich heißen. Bei uns wurde so etwas im Englisch- oder Französischunterricht behandelt, aber nicht in Deutsch! Wenn das bei Euch so war, finde ich das gut!

                    Beste Grüße
                    Holger

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                      #40
                      Unser Deutschleher (der auch Musiklehrer war) war übrigens ein Kommilitone von Stockhausen.
                      Von dem hielt der aber gar nichts.
                      Die "Neue Musik" war für ihn keine Musik mehr.

                      Gruß,
                      Markus

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                        #41
                        Hallo Holger,

                        deine Beispiele beziehen sich auf Deutschschüler. Ich habe nie bestritten, dass im Deutschunterricht die "Klassiker" gelesen werden. Aber danach ? Blooms Beobachtung dürfte - zumindesrt für den angloamerikanischen Bereich - kaum zu widerlegen sein.

                        Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                        Thomas Manns Romane sind auch sehr populär - werden z.B. immer wieder verfilmt.
                        Stimmt ! Zuletzt diese überflüssige Verfilmung der Buddenbrocks. Andere Werke - Der Zauberberg, Dr. Faustus, der Josephsroman - sind schlicht unverfilmbar - was ja nicht gegen die Werke spricht. Ich habe meine eigene Meinung über Th. Mann; ich halte ihn für einen der am meisten überschätzten Autoren deutscher Sprache. Aber das ist meine Meinung, und ich schätze niemanden geringer, wenn er sie nicht teilt.

                        Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
                        Warum kann man Goethes Wahlverwandtschaften oder den Wilhelm Meister nicht lesen?
                        Oh ja, lesen kann man sie durchaus noch. Aber mal Hand aufs Herz: sind sie nicht einfach zum Gähnen langweilig ?

                        Dann nenne doch mal Autoren, die Deiner Meinung nach besser sind als Goethe oder Thomas Mann! Das wird sicher sehr lustig! :B
                        Na, dann will ich dich mal erheitern. Hier die Liste der Autoren, die ich den genannten "Langeweilern" jederzeit vorziehen würde: als deutschsprachige Autoren fallen mir spontan ein Heinrich Heine, E.Th. Hoffmann, Franz Kafka, Hermann Hesse (mit Einschränkungen) Robert Musil und Georg Hermann. Heinrich Mann hat übrigens immer noch bessere Romane geschrieben, als sein Bruder. Aus dem angesächsischen Bereich würde ich Charles Dickens, Jane Austen, Georg Eliot, die Bronte-Schwestern und dann Hemingway, John Steinbeck, Samuel Beckett und Joseph Conrad nennen. Dazu die neueren Autoren wie Thomas Pynchon, Paul Auster, Philipp Roth, Richard Ford und John Updike. Und dann natürlich James Joyce und Flann O´Brien nicht zu vergessen. Erwähnte ich Edgar Allen Poe schon ? Eine Kurzgeschichte gegen den ganzen Faus, teil 1 und 2. Das ist jetzt nur mal eine Auswahl. Dazu kommen dann noch die Franzosen, von Montaigne und Balzac über Victor Hugo, Alexandre Dumas (ja, ja, Belletristik; aber ich behaupte frech, dass "Die drei Musketiere" oder "Der Graf von Monte Christo" noch immer mit Begeisterung gelesen werden, wenn Th. Mann wirklich nur noch in Germanistik-Seminaren stattfindet), Guy de Maupassant und Gustav Flaubert bis Marcel Proust und J.P. Sartre. George Simenon wird als reiner Krimi-Autor häufig unterschätzt; dabei hat er in seinen unzähligen Romanen die Comedie Humaine des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts aufgefächert. Und wenn wir die mehrfach durchhaben - denn bei diesen Autoren lohnt sich das mehrmalige Lesen wirklich und sie werden auch beim dritten, vierten oder fünften Male nicht langweilig, dann steht noch der ganze russische Kontinent zu entdecken mit einem Tolstoj, Dostojewski, Gontscharow bis Alexander Solschenizyn und Wassili Grossmann. Nicht zu vergessen Autoren wie Machado de Assisis, Jose Saramago, Jorge Louis Borges. Last but not least einer meiner Lieblingsautoren: Haruki Murakami.

                        Reicht das ? Ich denke, damit ist man erst einmal beschäftigt. Und erst danach, lange danach kommen vielleicht ein Goethe, Eichendorff oder Thomas Mann.

                        Aber: nur zur Klarstellung: das ist meine persönlichen und völlig subjektive Liste ! Niemand muss sie teilen, alle anderen können sie für völlig doof halten.

                        Übrigens: bei ausländischen Autoren lohnt es sich meiner Meinung nach, deutsche Übersetzungen zu vergleichen, so eine Art "literarischer" Interpretationsvergleich; deshalb habe ich von bestimmten Werken auch verschiedene Ausgaben. Besonders aufgefallen sind mir die unterschiedlichen Qualitäten bei Dickens. Da ist die Meyrink-Übersetzung trotz ihres Alters immer noch unerreicht, so eine Art ABM der Dickens-Übersetzungen ;)

                        VG, Bernd

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                          #42
                          Weil der Name Heinrich Mann gerade fällt: "Der Untertan" war mein Thema in der mündlichen Abiprüfung in Deutsch.
                          Was mich damals gewundert hat: Die städtische Bilbliothek führte ein komplettes Regal an Sekundärliteratur über Thomas Mann, gerade mal zwei Bücher über Heinrich.

                          Das Ungleichgewicht habe ich nie verstanden.

                          Grüße,

                          Uwe

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                            #43
                            Der Umgang mit Sprache, die reine Schönheit der deutschen Sprache ist bei Thomas Mann oft unglaublich.
                            Das findet sich so bei Heinrich Mann nicht, obwohl ich den auch schätze.
                            Z.B. den Doppelband über Henri IV.

                            Gruß,
                            Markus

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                              #44
                              Hallo..:E


                              obwohl ich viele Bücher zuhause habe, die "Klassiker" habe ich noch nicht gelesen,

                              es ist zu 90% Fachliteratur, der Rest ist für meine "Entspannung" sonst wird es gar zu anstrengend.

                              Das Buch, der "Mann ohne Eigenschaften" habe ich erst kürzlich angeschafft, mal sehen wann ich den lese..


                              mfG.:E
                              Andreas
                              Zuletzt geändert von debonoo; 22.05.2009, 16:10.

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                                #45
                                Hallo Bernd,

                                die allermeisten Autoren, die Du da aufzählst, schätze ich auch sehr. Aber für viele - auch in ihrem eigenen Selbstverständnis - ist Goethe eine unverzichtbare Voraussetzung! Z.B. E.T.A. Hoffmann ohne Goethe ist schlicht undenkbar. Ich finde Goethe überhaupt nicht langweilig zu lesen und Eichendorf schon gar nicht. Goethe hat sehr viel geschrieben in verschiedensten Gattungen, man muß selbstverständlich nicht alle Werke gleich spannend finden - das ist natürlich auch eine Frage des Zeitabstandes. Bei jedem anderen Autor ist das aber ganz genau so! Man hat die Wahl! Eichendorfs Traumerzählungen z.B. sind eine Fundgrube für Psychoanalytiker, da war er seiner Zeit weit voraus. Thomas Mann kann man finde ich nicht hoch genug einschätzen. Er ist der letzte, der versucht, Romane zu schreiben, die ein ganzes Zeitalter portraitieren. Der "Doktor Faustus" ist ein ungeheuer vielschichtiges Buch, das versucht, den Wurzeln des Totalitarismus auf den Grund zu gehen. Da kann man unendlich viel über unsere Epoche lernen, weit mehr als in den allermeisten Geschichtsbüchern. Ich würde Dir und Uwe natürlich Recht geben, daß man die anderen Mitglieder der Mann-Familie nicht vernachlässigen sollte. "Der Untertan" von Heinrich Mann ist ein unverzichtbares Buch, die deutsche Tragödie im 20. Jahrundert zu verstehen. Das habe ich wirklich mit großem Interesse gelesen - und es ist auch sehr gut geschrieben! Kafka - den ich auch sehr liebe! - ist in seinem ganzen Stil Antipode zu Thomas Mann - aber davon lebt die Literatur! In der Musik ist das ja nicht anders - Bach und Händel!

                                Beste Grüße
                                Holger

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