Zitat von Dr. Holger Kaletha
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a) etwas provokativ formuliert und
b) wahrscheinlich ein wenig am Thema vorbei.
Zu letzterem: sorry, ich habe erst bei nochmaligem Lesen des Eingangsthreads mitbekommen, dass Gerhard keine "historischen" Aufnahmen - also solche aus der Schellack und Anfangszeit der Schallplattenaufnahmen meinte - sondern durchaus schon "moderne" aus dem fünziger bis siebziger Jahren. Ob Gerhards Beobachtung stimmt, weiss ich nicht. Ich selber habe bei meinen geschätzt ca. 2000 CD´s mit klassischer Musik nicht sooooviele aus dieser Zeit. Das liegt aber auch daran, dass ich erst seit den achtzigern verstärkt klassische Musik höre (vorher eher Jazz und Rock/Pop).
Ob die Vermutung von Franz zutrifft, dass die Aufnahmen klanglich besser sind, wage ich zu bezweifeln. Es gab und gibt imo zu allen Zeiten gute und weniger gute Aufnahmen. Ich wüßte jetzt auch nicht, wie man das objektiv beurteilen sollte, zumal die bereits die Auffassungen darüber, was eine gute Aufnahme ist, vom subjektiven Hörempfinden abhängen und nur in ganz seltenen Fällen man zu einer übereinstimmenden Wertung kommen dürfte.
Deshalb könnten wir jetzt einfach Schluss machen.
Andererseits bietet das Thema natürlich auch andere Facetten, die du ja angesprochen hast.
Zitat von Dr. Holger Kaletha
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Nein: wahrscheinlich habe ich dann keine feinauflösende Anlage, aber mir bereiten solche Aufnahmen aus den Anfängen der Plattenproduktion kein echtes Vergnügen.
Wahrscheinlich liegt unsere unterschiedliche Empfindung aber auch an den verschiedenen Hörerfahrungen und -erwartungen. Ich würde mich selber als "Genuss"-Hörer bezeichnen, mir sind vergleiche mit anderen Aufnahmen nicht so wichtig - auch wenn ich sie manchmal ganz gerne anstelle. Du gehst mit einem ganz anderen Impetus an die Musik heran, was ja auch dein gutes Recht ist.
Zitat von Dr. Holger Kaletha
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Ich denke, man kann heute getrost gute Musiker mit guter klassischen Musik genießen, ohne die Altvorderen kennen zu müssen. Entscheidend ist letztlich, ob einem die Musik gefällt und dann ist es völlig egal, ob sie bereits vor fünfzig Jahren aufgenommen wurde, oder erst letztes Jahr.
Zitat von Dr. Holger Kaletha
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Aber generell bestätigt das ja meine o.g. Vermutung, dass du aus völlig anderen Motiven und mit einem ganz anderen Hintergrund klassische Musik hörst. Nochmal: das ist ja dein gutes Recht. Man kann es aber nicht verallgemeinern.
Mit einer solchen Meinung verschreckt man imo auch solche Hörer, die gerne klassische Musik hören möchten, aber sich nicht trauen, weil sie meinen, man müsse zumindest ein abgeschlossenes Musikstudium haben, damit man eine theoretische Grundlage bekommt, bevor man die richtigen Vergleiche ziehen kann.
Ich bin froh, dass ich das Buch von Steffen Möller gelesen habe, der betont, dass er zwar ein Instrument gelernt hat, aber seine musiktheoretischen Kenntnisse aus dem fleissigen Lesen von Booklets bezieht und trotzdem gerne - wenn nicht schon übertrieben gerne - klassische Musik hört. Diese Form von Spass-hören finde ich einfach gut !
Zitat von Dr. Holger Kaletha
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Du als Musikhistoriker müßtest doch am ehesten wissen, wie zeitgebunden Interpretationen von Musikwerken sind. Da sollte es doch keine Überraschung sein, dass auch Aufnahmen von Musikwerken die heute noch hochgelobt werden, in naher Zukunft ausser Mode sind. Und das betrifft eigentlich alle Aufnahmen, egal wann sie entstanden sind.
Und ausserdem: auch wenn es diese Aufnahmen gibt, kann ich an einer nicht so guten aus neuerer Zeit wenigstens genauso gut meinen Spass haben ! Mag Hamelin nicht so gut die Sonaten von Chopin eingespielt haben, wie Pollini oder ABM: mir hat es gefallen und gefällt es noch (zum Glück bin ich nicht der einzige; sonst würde ich mir ernstlich Gedanken über meinen - fehlenden - Geschmack machen...).
Aber jetzt sind wir endlich wieder völlig OT, oder ?
Viele Grüße, Bernd
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