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BBC-Reportage "Chaos im Kopf"

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    #16
    Auf ARTE lief vorgestern ein hochinteressanter Film über Autismus. Es gibt da Zusammenhänge mit der Darmflora, hat man herausgefunden. Da war das Beispiel eines Kindes, das bekam als Kleinkind zu viel Antibiotika. Das hat die Darmflora zerstört und zur Vermehrung von Chlostridien geführt, die Antibiotika resistent sind. Durch die Behandlung mit einer besonderen Antibniotika-Sorte gingen diese Bakterien zurück und der Autismus auch merklich. Den hielt man bis dahin für eine irreversible Krankheit. Der Zusammenhang: Diese Chlostridien produzieren eine Fettsäure, die das Gehirn schädigt. Mit Ratten hat man das überprüft und die Bestätigung gefunden. Impft man sie mit diesem Stoff, dann werden diese sehr sozialen Tiere autistisch. Wenn sich diese Fettsubstanz abgebaut hat, verhalten sie sich wieder normal. Eigentlich erschreckend, daß die Medizin solche Forschungen lange einfach ignorierte. Es paßte nicht in das Denkschema. Die Darmflora als Ursache für psychische Erkrankungen...

    Beste Grüße
    Holger

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      #17
      Zitat von Mike Beitrag anzeigen
      Die Reportage "Chaos im Kopf" hat den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen, Kreativität und dem Botenstoff Dopamin zum Inhalt.
      Der hoch begabte Pianist Nick van Bloss leidet unter dem Tourette-Syndrom. In der Hoffnung einen möglichen Zusammenhang von seiner Begabung und der Krankheit zu finden, fliegt er in die USA und trifft dort auf sehr kreative Menschen, die ebenfalls unter verschiedenen Krankheiten leiden. Van Bloss versucht, Gemeinsamkeiten zwischen sich und den anderen ausfindig zu machen. Das Thema Musikalität durchwirkt die gesamte Reportage. Das ist der Grund, weshalb ich den Link hier poste.

      http://www.youtube.com/watch?v=B6cOpIYDH4E
      Hallo Michael,

      das schaue ich mich nachher an! :F

      Beste Grüße
      Holger

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        #18
        Sehr lesbarer, interessanter thread.:M

        Gruß
        Franz

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          #19
          @Holger
          Du bist damit am "Puls der Zeit"! Ein wirklich hochinteressantes Thema, der Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Darmflora.

          Myriaden Mikroben helfen bei der Verdauung und unterstützen das Immunsystem. Forscher haben eine kühne Vermutung: Die Darmflora beeinflusst vielleicht auch das Verhalten.


          Dort tut sich gerade eine ganz neue Welt und damit eine neue Weltsicht auf. Die Darmflora scheint nicht nur ein "Symbiont" zu sein, sondern ein wirklicher Teil des menschlichen Körpers. Es sieht so aus, dass der Darm das am meisten unterschätzte Organ des Körpers ist. Er bietet plötzlich eine Fülle von neuen Forschungsmöglichkeiten.

          Hier noch ein sehr witziger und kurzweiliger Film dazu:

          http://facebook.com/WissensMagazin ... Science Slam Berlin: Giulia Enders von der Goethe-Universität Frankfurt mit ihrem Vortrag über Darm und Anus: "Das Dar...


          @Franz
          :M :S

          @David
          Ist so etwas schon je wissenschaftlich bestätigt worden?
          Nein, meines Wissens nach nicht. Sonst hätte James Randy seine eine Millionen Dollar an diesen Menschen herausrücken müssen.
          Beste Grüße,
          Mike

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            #20
            Zitat von Dezibel Beitrag anzeigen
            .... oder der Typ der sich 98% von dem was er liest für immer merkt. Noch dazu wo er Doppelseiten links/rechts gleichzeitig mit je einem Auge liest :G

            Grüße, dB

            Meinst wahrscheinlich Kim Peek, der als Vorbild für "Rain Main" diente. Der ist übrigens schon vor 3 Jahren verstorben. Peek hat ca. 8 Sekunden gebraucht, um eine Doppelseite zu "lesen" und hat täglich mehrere Bücher verschlungen.

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              #21
              Zitat von Dr. Holger Kaletha Beitrag anzeigen
              Auf ARTE lief vorgestern ein hochinteressanter Film über Autismus. Es gibt da Zusammenhänge mit der Darmflora, hat man herausgefunden. Da war das Beispiel eines Kindes, das bekam als Kleinkind zu viel Antibiotika. Das hat die Darmflora zerstört und zur Vermehrung von Chlostridien geführt, die Antibiotika resistent sind. Durch die Behandlung mit einer besonderen Antibniotika-Sorte gingen diese Bakterien zurück und der Autismus auch merklich. Den hielt man bis dahin für eine irreversible Krankheit. Der Zusammenhang: Diese Chlostridien produzieren eine Fettsäure, die das Gehirn schädigt. Mit Ratten hat man das überprüft und die Bestätigung gefunden. Impft man sie mit diesem Stoff, dann werden diese sehr sozialen Tiere autistisch. Wenn sich diese Fettsubstanz abgebaut hat, verhalten sie sich wieder normal. Eigentlich erschreckend, daß die Medizin solche Forschungen lange einfach ignorierte. Es paßte nicht in das Denkschema. Die Darmflora als Ursache für psychische Erkrankungen...

              Beste Grüße
              Holger
              Für diejenigen, die es interessiert - hier ist der Link zu der ARTE-Sendung, die Holger beschreibt:



              Schaue ich mir jetzt an. Bin gespannt.
              Beste Grüße,
              Mike

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                #22
                So, ich habe die ARTE-Reportage gesehen. Danke, für Deinen Tipp, Holger! :F

                Ich finde es geradezu schockierend, wie epidemieartig sich der Autismus verbreitet. Das war mir bisher nicht bekannt. Wenn ich mich noch richtig an die Zahlen erinnere, lag eine übliche Auftretenswahrscheinlichkeit von frühkindlichem Autismus in der Normalbevölkerung bei 1:10.000. In den letzten zwanzig Jahren hat sich das Verhältnis von Autisten zu Nicht-Autisten dramatisch verändert. Es liegt derzeit in Europa bei 1:138, in Südkorea bei 1:38 und in Nordamerika bei 1:90. Ein Forscher rechnet hoch, dass in Nordamerika in 25 bis 30 Jahren die Rate der Autisten die Rate der Nicht-Autisten überwiegen wird.

                Ich stelle mir jetzt noch intensiver die Frage, wie wichtig Ernährung auf das Wohlbefinden der Menschen ist. Und natürlich auch der recht "sorglose" Umgang mit Antibiotika.

                Aber eines scheint evident: Ernährung hat eine große Auswirkung auf die Hirnentwicklung. Und andere Erkrankungen könnten ebenfalls auf Fehlernährung z.B. durch "Junk-Food" begünstigt werden: Affektive Störungen, ADHS und auch vielleicht einige soziale Störungsbilder. Es wird Zeit für einen Paradigmenwechsel: Der Körper - und somit auch die Psyche- wird nur in seiner Gesamtheit verständlich und nicht zergliedert in seine Bestandteile.
                Beste Grüße,
                Mike

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                  #23
                  Ich möchte jetzt einen Bogen zu unserem Anfangsthema schlagen:
                  Wie in der ARTE-Dokumentation gezeigt wird, hat der "durchschnittliche" Autist kaum etwas mit einem Savant gemein. Auch zeigt die Dokumentation, wenn man sich nochmals die Bilder aus den anderen Reportagen vor Augen führt, wie breit das autistische Spektrum reicht. Es reicht von schwersten motorischen Störungen, durch die z.B. ein Klavierspiel unmöglich wird bis hin zu leichten Einschränkungen in der sozialen Interaktion.
                  Wenn ich alle Informationen zusammentrage, erscheint mir eine Hypothese schlüssig: Je nachdem welche Hirnregion(en) geschädigt sind, sind auch die Symptome unterschiedlich. Das ist eigentlich trivial. Interessant sind aber die Auswirkungen, wenn man diese Hypothese genauer betrachtet: Sind Hirnareale, die als Filter für Reize fungieren, geschädigt, kommt es zu einer Reizüberflutung. Funktioniert das Gehirn dann auch noch besonders effizient - z.B. durch eine erblich bedingte besonders dicke Myelin-Beschichtung von Nervenzellen -, kann so etwas wie Hochbegabung in einem oder mehreren Gebieten entstehen. Das Gehirn nimmt ungewöhnlich viele Reize auf, die es besonders schnell und komplex verarbeitet.

                  Das ist u.a. dem Phänomen geschuldet, dass nicht "nicht gedacht" werden kann, sondern dass Gedanken nur in ihrer Umsetzung gehemmt werden können. Beispiel: "Denke nicht an einen rosa Elefanten!" Das funktioniert nicht. Man MUSS an den rosa Elefanten denken.
                  Ähnlich ist es mit Gewaltgedanken: Ein Mensch, der mich beleidigt, lässt bei mir vielleicht den Gedanken entstehen, dass ich ihn schlagen möchte. Diesen Gedanken kann ich nicht verhindern. Was ich aber verhindern kann, ist die Umsetzung. Ich kann mich also dagegen entscheiden, dem anderen Gewalt anzutun.

                  So ist das auch mit den Außenreizen: Manche Menschen haben stärkere Filterfunktionen, die Außen- aber auch Körperreize nicht bewusst werden lassen. Der Reiz wird sensorisch aufgenommen, kann durchaus bewusstseinsfähig sein, wird aber nicht bewusst gemacht. Ein Beispiel, das wir wahrscheinlich alle kennen: Plötzlich summen wir abends eine Melodie, von der wir nicht wissen, woher wir sie haben. Aber - nach einigem Nachdenken - fällt uns plötzlich ein, dass wir in einem Kaufhaus waren. In dem Kaufhaus wurde leise Musik gespielt. Wir waren aber mit unseren Gedanken beim Einkauf. So wurde das Lied zwar unbewusst wahrgenommen, ist aber nicht bewusst geworden. Abends nervt uns dann der "Ohrwurm", ohne zu wissen warum - bis wir dann darüber nachdenken.

                  Manche Autisten und "Asperger" haben diesen Filter nicht: Sie nehmen jedes Lied, jede Schlagzeile, jeden Menschen, jedes Auto, Autokennzeichen, Farbe usw. wahr. Und einige von ihnen, z.B. Kim Peek, haben noch nicht einmal die Möglichkeit, "zu vergessen". Bei ihm scheint weder die Vorfilterung der Sinneswahrnehmungen, noch der "Sinnfilter" oder "Bedeutungsfilter" zu funktionieren. Er kann sich an alles erinnern, ob es für ihn sinnhaft ist oder nicht.

                  Das ist übrigens ein wichtiger Unterschied zwischen einem Menschen mit einer solchen Begabung und einem Genie/kreativen Menschen. Ein kreativer Mensch produziert aus einem gewöhnlichen Ereignis etwas Neues bisher Unbekanntes. Oder er verbindet Ereignisse/Daten, die gewöhnlich für getrennt und unterschiedlich wahrgenommen werden, etwas Neues, etwas Drittes. Die Savants reproduzieren, wie ich weiter oben geschrieben haben, während die Genies Neues erschaffen.
                  Beste Grüße,
                  Mike

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                    #24
                    Zitat von Mike Beitrag anzeigen
                    So, ich habe die ARTE-Reportage gesehen. Danke, für Deinen Tipp, Holger! :F

                    Ich finde es geradezu schockierend, wie epidemieartig sich der Autismus verbreitet. Das war mir bisher nicht bekannt. Wenn ich mich noch richtig an die Zahlen erinnere, lag eine übliche Auftretenswahrscheinlichkeit von frühkindlichem Autismus in der Normalbevölkerung bei 1:10.000. In den letzten zwanzig Jahren hat sich das Verhältnis von Autisten zu Nicht-Autisten dramatisch verändert. Es liegt derzeit in Europa bei 1:138, in Südkorea bei 1:38 und in Nordamerika bei 1:90. Ein Forscher rechnet hoch, dass in Nordamerika in 25 bis 30 Jahren die Rate der Autisten die Rate der Nicht-Autisten überwiegen wird.

                    Ich stelle mir jetzt noch intensiver die Frage, wie wichtig Ernährung auf das Wohlbefinden der Menschen ist. Und natürlich auch der recht "sorglose" Umgang mit Antibiotika.

                    Aber eines scheint evident: Ernährung hat eine große Auswirkung auf die Hirnentwicklung. Und andere Erkrankungen könnten ebenfalls auf Fehlernährung z.B. durch "Junk-Food" begünstigt werden: Affektive Störungen, ADHS und auch vielleicht einige soziale Störungsbilder. Es wird Zeit für einen Paradigmenwechsel: Der Körper - und somit auch die Psyche- wird nur in seiner Gesamtheit verständlich und nicht zergliedert in seine Bestandteile.


                    Hallo Mike,

                    das sind höchst interessante Entwicklungen. Die Zusammenhänge mit der Ernährung habe ich auch schon von einer befreundeten Fachärztin für Neurologie mehrmals gehört. Junk-Food und vor allem überhöhter Zuckerkonsum (vor allem in Form von Getränken und Süssigkeiten) sind demnach bei Kindern verantwortlich für ADHS. Es gab Untersuchungen, in der Schulen mit Getränkeautomaten verglichen wurden mit Schulen, in denen diese durch Wasserspender (die Dinger, wie sie oft bei Ärzten usw. stehen) ersetzt wurden. Bei den Schülern an den "Nur-Wasser-Schulen" gingen ADHS, soziale und psychische Probleme signifikant zurück und die Leistungen wurden besser.

                    Aus deinen Angaben ragt Südkorea mit einem Verhältnis von 1:38 heraus. Südkorea erzielt regelmäßig Spitzenwerte bei den PISA-Tests. Südkoreanische Eltern fordern, dass auch in den Ferien von den Schulen Unterricht, Nachhilfe etc. (also keine Feriencamps u. ä. eher lustvoll orientierte Veranstaltungen) angeboten werden. Schulen, die das verweigern, stürzen in den Rankings ab und bekommen weniger Schüler. In China ist der Druck ähnlich hoch, die Selbstmordrate unter Schülern erreicht dafür Rekordwerte.

                    Wie hoch veranschlagst du den Anteil des gesellschaftlichen Leistungsdrucks (Eltern, Schule, ...) an diesem extrem hohen Autistenanteil, und welchen Anteil hat Junk-Food im Vergleich dazu?

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                      #25
                      Hallo Karl,
                      sehr interessant, was Du schreibst. Auch über den Zusammenhang von kohlenhydratreicher Ernährung und dem Versuch, Wasserspender einzusetzen. Das Ergebnis erstaunt mich keinesfalls.

                      Wie hoch veranschlagst du den Anteil des gesellschaftlichen Leistungsdrucks (Eltern, Schule, ...) an diesem extrem hohen Autistenanteil, und welchen Anteil hat Junk-Food im Vergleich dazu?
                      Diese Fragestellung trifft meines Erachtens nach in den Kern des Problems: Er ist ein komplexes Phänomen, das im Zusammenhang mit der Entwicklung der "modernen/postmodernen" Gesellschaft entsteht.
                      Auf der einen Seite steht ein Prof. Gerald Hüther, der nicht müde wird, über die Gefahren einer einseitigen, sprich: unkreativen Hirnnutzung und dem Problem der emotionalen Vernachlässigung zu referieren. Emotionale Vernachlässigung von Kindern bedeutet nicht nur, dass sich die Eltern nicht genügend um ihren Nachwuchs kümmern. Viel gefährlicher empfinde ich die latente, die passive emotionale Vernachlässigung, die dadurch entsteht, dass sich Kinder und Jugendliche nicht mehr sozial betätigen, weil sie "Junk-Food für's Hirn" (TV, Computer) als viel reizvoller empfinden. So entsteht ein soziales Defizit. Seinen Ausdruck kann es u.a. in Hyperaktivität, Gewaltbereitschaft, mangelnder Impulskontrolle und mangelnder Empathie finden. Denn wenn ich nicht gelernt habe, dass andere Menschen ebensolche Gefühle haben wie ich, wenn ich nicht gelernt habe, wie "vernünftige" soziale Interaktion aussieht und wenn ich nicht gelernt habe, mein Gehirn schöpferisch - sprich: kreativ -, zu gebrauchen, kann ich all das nicht wissen und anwenden.

                      Dann kommen dazu Variablen wie Leistungsdruck und Zukunftsangst. Leistungsdruck muss nicht unbedingt schlecht sein. Wird Leistungsdruck als eine Herausforderung erlebt, kann er zu Wachstum führen. Dazu benötige ich aber das Bewusstsein: "Das schaffe ich!" Wird er als etwas erlebt, das ich nur verzweifelt hinterher rennen kann und jederzeit befürchten muss, abgehängt zu werden, wird sich Angst einstellen: Angst vor der Zukunft. Und ein Gefühl der Minderwertigkeit: "Das schaffe ich nicht!" Meiner Ansicht nach entstehen dadurch eher die typischen Krankheitsbilder wie Depression und vielleicht auch narzisstische Störungen. Für die Entwicklung eines Autismus' kommt der Leistungsdruck "zu spät". Der entwickelt sich in der Regel viel früher - ca. im dritten Lebensjahr.

                      Aber der Leistungsdruck der Eltern könnte zum Autismus führen: Eltern, die permanent und Stress stehen, werden wohl öfters auf Junk-Food zurück greifen. Es ist schließlich einfach, kurz mal zu McDonald's zu gehen oder eine Pizza in den Backofen zu werfen. So etwas ist billig und spart Zeit und der Nachwuchs dankt es sogar einem noch zusätzlich. Kinder mögen solch Essen meistens gerne. Hier entsteht dann die "Kohlenhydratspirale". Die Kinder werden auf kohlenhydratreiche Nahrung konditioniert - Chips, Flips, übersüßte Eiscreme, Pommes frites, Limonade etc. Offenbar schadet das - zumindest in der frühen Kindheit - der Darmflora nachhaltig.

                      Meiner Ansicht nach könnte man ein Kontinuum von Zivilisationskrankheit erstellen: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Bluthochdruck, Autismus, Depression, Persönlichkeitsstörungen (insbesondere dissoziale, emotional-instabile, narzisstische) usw. Jede dieser Krankheiten wird wohl im Kindesalter begründet sein, aber in bestimmten Lebensaltern ausbrechen. Natürlich ist es auch konstituionsabhängig: Manche Menschen sind kardio-vaskulär robuster als andere und andere sind dafür robuster, wenn es um psychische Erkrankungen geht. Wahrscheinlich spielt die genetische Ausstattung eine wichtige Rolle, wenn es um Anfälligkeiten und Resilienzen geht.

                      Kurz: Je mehr negative Variablen vorhanden sind, desto eher wird ein Organismus mit einer für sein genetisches Profil "geeigneter" Krankheit reagieren.
                      Beste Grüße,
                      Mike

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                      Hier steht keine Signatur...

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                        #26
                        Zitat von Mike Beitrag anzeigen
                        Kurz: Je mehr negative Variablen vorhanden sind, desto eher wird ein Organismus mit einer für sein genetisches Profil "geeigneter" Krankheit reagieren.
                        ... na dann ein dreifach Hoch auf Johannes Heesters.
                        "Mein Mann ist Obergefreiter, seine Leute haben es gut bei ihm."

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                          #27
                          Hallo Michael,

                          ich habe den Film gesehen! Beeindruckend fand ich Nick van Boss, wie er die Krankheit annimmt und als Teil seiner Persönlichkeit betrachtet. Ein sehr ambivalentes Verhältnis, aber er versucht sich da zurecht zu finden. Warum macht er es nicht wie Glenn Gould und spielt vor der Kamera und vor dem Mikrophon? Seinen Bach fand ich wirklich berührend. Ein sehr guter Pianist!

                          Dieses Phänomen des Wegfalls des Selektionsfilters ist schon bemerkenswert. Es gab mal eine andere Dokumentation, wo ein Autist glaube ich über Rom mit dem Hubschrauber flog und nachher wirklich hundert Prozent exakt alles aufzeichnete, was er sah.

                          Die Zahlen über die Zunahme von Autismus und auch über die Kinder in Schulen (Karl) sind ja geradezu alarmierend. Es zeigt doch, daß wir in unserer Kultur grundsätzlich über unsere Ernährungsgewohnheiten nachdenken müssen. Das ganze System ist krank, in dem wir leben. Aber zum Umdeknen brauchen wir leider immer zu lange. Es muß erst die Katastrophe da sein!

                          Beste Grüße
                          Holger

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                            #28
                            @Mike

                            Danke für die sehr aufschlußreichen Erkenntnisse!

                            Kommentar


                              #29
                              Hi,

                              "Die Zusammenhänge mit der Ernährung habe ich auch schon von einer befreundeten Fachärztin für Neurologie mehrmals gehört. Junk-Food und vor allem überhöhter Zuckerkonsum (vor allem in Form von Getränken und Süssigkeiten) sind demnach bei Kindern verantwortlich für ADHS. Es gab Untersuchungen, in der Schulen mit Getränkeautomaten verglichen wurden mit Schulen, in denen diese durch Wasserspender (die Dinger, wie sie oft bei Ärzten usw. stehen) ersetzt wurden. Bei den Schülern an den "Nur-Wasser-Schulen" gingen ADHS, soziale und psychische Probleme signifikant zurück und die Leistungen wurden besser."

                              Tja, bei uns in der Familie und an der Schule gibt es weder Junk-Food noch Soft-Drinks.
                              Essen wird immer frisch gekocht, Getränke sind überwiegend Wasser.
                              Und trotzdem hat mein Sohn ADHS.
                              Und das hat er von mir geerbt, ich wiederum von meiner Mutter und deren Familienvorfahren.

                              Ganz so einfach ist es dann doch nicht mit Erklärungen.
                              ADHS´ler und ADS´ler sind anfällig für Drogen-und Glücksspielmißbrauch.
                              Und gerade Junk-Food und Soft-Drinks haben nunmal ein goßes Suchtpotential.
                              Insofern würde ich deren hohen Konsum eher als Folge der Erkrankung sehen und nicht als deren Verursachung.

                              Gruss Stefan

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                                #30
                                Hallo Stefan,
                                vollkommen richtig: So einfach ist es in der Tat nicht. Es gibt Menschen wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der Kettenraucher ist und trotzdem die 90 locker überschritt. Es gibt aber auch Menschen, wie meine Großmutter, die nie rauchte, kaum einmal Alkohol trankt und sich sehr gesund ernährte - und mit 62 an Krebs starb.

                                Immer und immer wieder: Die genetische Disposition spielt eine große Rolle, ebenso wie Coping-Strategien, die oft eine "Familientradition" darstellen. In manchen Familien werden Probleme mit Alkohol gelöst. Und manche Menschen haben auch noch eine genetische Dispostion für alkoholische Wirkungen. Es ist ebenso bei der Schizophrenie: Früher glaubte man, dass "schizophrenogene Mütter" die Wurzel des Übels waren. Heute weiß man, das dieses nicht zutrifft. Es gibt eine genetische Disposition für Schizophrenie. Aber ob diese Krankheit ausbricht, wird durch das soziale Umfeld (z.B. Kommunikationsstrukturen in der Familie) stark beeinflusst.

                                Warum sollte das beim ADHS anders sein? Oder bei einer Depression? Auch die "Anfälligkeiten für..." sind rein statistische Werte und sagen zunächst einmal nichts über den Einzelnen aus. Ob und warum eine Krankheit ausbricht, ist im Einzelfall NICHT vorherzusehen. Es ist eine statistische WAHRSCHEINLICHKEIT vorhanden, die besagt, in wie fern ein Risiko für den Ausbruch einer Krankheit besteht. Dieser kleine aber feine Sachverhalt wird in der Boulevard-Presse gerne vernachlässigt und damit nicht in die Bevölkerung hinein getragen.

                                Du sprichst Ursache und Wirkung, Henne und Ei an: Kohlenhydratreiche Nahrung als Folge oder als Ursache von ADHS. Wenn eine Untersuchung zeigt, dass Menschen mit einem ADHS mehr Kohlenhydrate zu sich nehmen als Menschen, die kein ADHS haben, ist das zunächst eine Korrelation, die nichts über eine Wirkungsrichtung aussagt. Sie besagt lediglich, dass es einen Zusammenhang gibt, besagt aber nichts über Ursache und Wirkung.
                                Es ist aber - zumindest im Falle des Autismus - keine gewagte Hypothese mehr, wenn man bemerkt, dass mit der Zunahme von Magen-Darm-Erkrankungen auch die Wahrscheinlichkeit zunimmt, an Autismus zu erkranken. In den Fällen erscheint es plausibel, dass die Gabe von Antibiotika und die Zufuhr kohlenhydratreicher Nahrung, zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit führt, Autismus zu erkranken. Das muss natürlich weiter erforscht werden, schließlich steht die Wissenschaft dort noch ganz am Anfang.

                                Bei Dir und Deiner Familie sieht es durchaus so aus, dass die genetische Komponente für das gehäufte Auftreten von ADHS eine tragende Rolle spielt. Aber, wie ich es oben erwähnt habe, spielt sicherlich auch das soziale Miteinander in Deiner Familie ebenfalls mit hinein, ob ADHS zur Ausprägung kommt oder nicht. Genetische, soziale und gesellschaftliche Faktoren bilden ein Kontinuum, in dem Phänomene, wie z.B. bestimmte Erkrankungen zur Ausprägung kommen KÖNNEN oder eben nicht. Ernährung ist wiederum sehr stark mit den genetischen (Vorlieben), sozialen (wie und was in der Familie gegessen wird) und gesellschaftlichen (Stress, Zeitdruck) Faktoren korrelliert.
                                Beste Grüße,
                                Mike

                                ____________________
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