AW: Wie billig müssen Klassik-CDs eigentlich noch werden?
Dann weiß ich nicht warum Dir die Verhältnisse an unseren Schulen offenbar nicht bekannt sind. Aber keine Sorge, ich kann Dir da weiter helfen, aus der Praxis, für die Praxis...
In der Dritten Klasse bekam meine Kröte ihren ersten Musikunterricht. Der beschränkte sich auf zwei Wochenstunden. Viel mehr als auf einem Xylophon und diversen Rhythmusinstrumenten rumzuklappern war das nicht. Eines Tages gab es eine Einladung für die Städtische Musikschule. Man muss wissen, diese ist bei uns in einem kleinen ehemaligen Werkstattgebäude mitten in einem Industriegebiet untergebracht. In diesen vollkommen unzureichenden Räumlichkeiten, die den Charme einer Autowerkstatt hat konnten sich die Kinder dann an diversen Musikinstrumenten ausprobieren und sollten innerhalb eines Tages das für sie geeignete Instrument aussuchen. Natürlich ohne größere Anleitung durch Fachpersonal. Immerhin fiel dann die Wahl auf eine Querflöte, warum auch immer.
Es wurden individuelle Übungsstunden angeboten, einmal die Woche, natürlich mussten wir diese Stunden selber bezahlen, was noch tragbar war. Das Instrument konnten wir auch kostenfrei leihen. Darüber hinaus jedoch, nix, nothing. Keine gemeinsamen Proben mit anderen Kindern, keine weitere Betreuung oder Vertiefung in der Gruppe, in der Schule oder sonstwo. Natürlich verlohr sie nach gut einem Jahr dann die Lust an der Sache und hat hingeschmissen.
So sieht öffentliche musische Bildung bei uns ganz praktisch aus. wenn das nicht traurig ist...:K
Deshalb noch mal meine Bitte, geh' raus und guck' Dir die Wirklichkeit an!
Anderes Thema, bitte nicht ablenken, hier geht es nur um Kultur und Musik.
Es ist zunächst mal vollkommen unerheblich wie die Organisationen strukturiert sind. Die grundsätzlichen Gegebenhaiten und ökonomischen Zwänge sind immer die Gleichen. Denn Opernhäuser und Theater funktionieren grundsätzlich alle nach den selben Arbeitsprinzipien. Wie gesagt sind da vor allem die Personalkosten, dann die direkten Raumkosten und die Energiekosten und noch eine Reihe andere Dinge, die nicht umsonst zu haben sind. Die Personalkosten nehmen sicher den Löwenanteil ein. Und das Ganze kann durch die Kartenerlöse alleine niemals komplett erwirtschaftet werden, deshalb die staatlichen Subventionen. Bei einigen Theatern kommen noch private Spender (z.B. Stiftungen) dazu, die einen Teil der Kosten tragen. Und noch einmal, gegen Subventionen aus dem städtischen Kulturetat habe ich grundsätzlich nichts.
Man darf aber mal fragen ob satte 8,3 Millionen € direkte städtische Förderung für das Stadttheater Oberhausen (gem. Haushaltsplan 2015) angesicht der oben geschilderten Situation bei der musischen Bildung der Kinder in unserer Stadt noch vermittelbar ist.
Und wie viele Bühnen wurden seit dem neu eröffnet, zum Teil auch in privater Trägerschaft?!? Natürlich hat sich die Ostdeutsche Kulturlandschaft seit der Wende komplett verändert (nicht nur die). Weg von einer ineffektiven politisch zensierten Planwirtschaft hin zu einem freien aber leider auch kostenorientierten Betrieb. Bitte das ganze Bild zeichnen und Fakten auf den Tisch. Denn sonst, sorry, bleibt Dein Geschwafel auf Stammtischniveau..
Gruß
RD
Ich bin ausgebildeter Pädagoge mit Hospitationserfahrung an Schulen. Was Du da alles erzählst, kenne ich zu Genüge und weiß es besser aus eigener Anschauung.
In der Dritten Klasse bekam meine Kröte ihren ersten Musikunterricht. Der beschränkte sich auf zwei Wochenstunden. Viel mehr als auf einem Xylophon und diversen Rhythmusinstrumenten rumzuklappern war das nicht. Eines Tages gab es eine Einladung für die Städtische Musikschule. Man muss wissen, diese ist bei uns in einem kleinen ehemaligen Werkstattgebäude mitten in einem Industriegebiet untergebracht. In diesen vollkommen unzureichenden Räumlichkeiten, die den Charme einer Autowerkstatt hat konnten sich die Kinder dann an diversen Musikinstrumenten ausprobieren und sollten innerhalb eines Tages das für sie geeignete Instrument aussuchen. Natürlich ohne größere Anleitung durch Fachpersonal. Immerhin fiel dann die Wahl auf eine Querflöte, warum auch immer.
Es wurden individuelle Übungsstunden angeboten, einmal die Woche, natürlich mussten wir diese Stunden selber bezahlen, was noch tragbar war. Das Instrument konnten wir auch kostenfrei leihen. Darüber hinaus jedoch, nix, nothing. Keine gemeinsamen Proben mit anderen Kindern, keine weitere Betreuung oder Vertiefung in der Gruppe, in der Schule oder sonstwo. Natürlich verlohr sie nach gut einem Jahr dann die Lust an der Sache und hat hingeschmissen.
So sieht öffentliche musische Bildung bei uns ganz praktisch aus. wenn das nicht traurig ist...:K
Deshalb noch mal meine Bitte, geh' raus und guck' Dir die Wirklichkeit an!
Das habe ich doch gesagt. Und solche Prestigeprojekte sind keineswegs nur Theater, sondern auch teure Bahnhöfe, Rathäuser usw.
Zu solchen falschen Beurteilungen kommt man, wenn man über spärliches ökonomisches Grundwissen hinaus keine Kenntnisse von Organisationsstrukturen und der betreffenden Kultur hat. Es gibt eben sehr verschiedene Arten von Opernhäusern, die völlig anders funktionieren, gerade auch ökonomisch, und nicht miteinander zu vergleichen sind. Bei dem Typ, wie er bei uns vorherrschend ist, ist die Vorstellung der Finanzierung allein durch die Eintrittskarten von vornherein unsinnig.
Man darf aber mal fragen ob satte 8,3 Millionen € direkte städtische Förderung für das Stadttheater Oberhausen (gem. Haushaltsplan 2015) angesicht der oben geschilderten Situation bei der musischen Bildung der Kinder in unserer Stadt noch vermittelbar ist.
Seit der Wende 1989 haben im Osten mehr als die Hälfte aller Theater dicht gemacht.
Gruß
RD
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