Bündelungsmaß: Dipole, Kardioide, Schallwände, Wandintegration
Um darauf - nachdem ich mich abgeregt habe - etwas genauer einzugehen:
- Sowohl Kardioide als auch Dipole haben ein Bündelungsmaß von 4.8dB.
- Schallwandeinbau(*) eines bündelungsfreien Treiber erreicht ein Bündelungsmaß von 3dB.
Dipole und Kardioide erzeugen - bei freier Aufstellung - also sogar noch weniger Raumanteil als LS, welche in eine Wand eingebaut sind, oder eine eigene "schallwandbasierte" Bündelung aufweisen.
Ob Kardioid oder eher Dipol in Frage kommen, hängt u.a davon ab, aus welcher Raumrichtung man Reflexionen primär unterdrücken möchte und ob hinreichend Platz zur Frontwand hergestellt werden kann:
- Ein Dipol benötigt Abstand zur Frontwand und kann Reflexionen aus seitlicher Richtung vermindern (aber auch von Boden und Decke).
- Ein Kardioid unterdrückt durch seine "Rückwärtsdämpfung" Reflexionen von der Frontwand sehr deutlich. In merklichem Umfang werden auch Reflexionen von seitlich, Boden, Decke reduziert.
Stellt man den Kardioid näher an die Frontwand, so wird sich sein "auf Achse" Frequenzgang kaum verändern: Die Interaktion mit der Frontwand im Rücken des LS ist sehr gering. Jedoch kommt es bei großer Nähe zur Frontwand zu einer graduellen Annäherung an den "Wandeinbau" Zustand.
Der Kardioid reagiert im allgemeinen am gutmütigsten auf veränderte Aufstellung im Raum, das gilt auch im Tiefton für die Anregung von Raummoden.
Ich würde scherzhaft sagen, da der Kardioid sowohl eine "Druckkomponente" (wie eine "gewöhnliche Box") als auch eine "Schnellekomponente" (wie ein Dipol) aufweist, kann er in der Raumakustik als das "Muli" unter den verschiedenen Richtcharakteristiken gelten. Besonders ab dem Tiefton oberhalb der Schröderfrequenz bis in den Mittelton, gibt es m.E. kaum Bedingungen, die man mit einem Kardioid nicht in den Griff bekommt.
Edit: Noch eine Anmerkung ...
Kardioide können vor allem im Tief- und Mittelton innerhalb von Wohnräumen das halten, was Hörner versprechen:
Das Grundmuster der Abstrahlcharakteristik ist beim Kardioid der Abstrahlung von vielen Hörnern sehr ähnlich. Ein "freier" und "dynamischer" Klang, wie er guten Hörnern zugeschrieben wird, geht hauptsächlich auf einen erhöhten Direktschallanteil und graduell verminderte frühe Reflexionen im Raum zurück.
Ein Kardioid liefert die gleichen Klangeigenschaften, jedoch ohne die Artefakte, welche prinzipbedingt oder oft durch unterdimensionierte Hörner (Hörner nach "Idealmaßen" würden selbst für den mittleren Bassbereich in kaum einen Wohnraum passen) entstehen wie:
- Eigenmoden durch Mündungsreflexionen im tieffrequenten Grenzbereich des Horns
- HOMs (Higher Order Modes)
Bei hinreichender Dimensionerung - den Wirkungsgrad von Hörnern erreicht ein sehr viel kleinerer Kardioid nicht - bietet der Kardioid die "positiv klangentscheidenden Eigenschaften" eines Horns, jedoch ohne dessen praktische Nachteile und unerwünschte Artefakte.
Selbst ein "praktisch kompromisslos" konstruierter Kardioid - z.B. mit 60Hz unterer Grenzfrequenz - kann im Gegensatz zu einem Tiefton-Horn problemlos in nahezu jedem Wohnraum aufgestellt und betrieben werden: Er muss dazu je nach Anwendung nicht größer sein als eine "etwas dickere" Regalbox ...
Der PA-Bereich macht hier übrigens im gesamten Bassbereich vor, wo die Reise technisch hingeht.
________________
(*) Quasi "unendliche Schallwand", immer in Relation zur Wellenlänge zu sehen ...
Zitat von ellesound
Um darauf - nachdem ich mich abgeregt habe - etwas genauer einzugehen:
- Sowohl Kardioide als auch Dipole haben ein Bündelungsmaß von 4.8dB.
- Schallwandeinbau(*) eines bündelungsfreien Treiber erreicht ein Bündelungsmaß von 3dB.
Dipole und Kardioide erzeugen - bei freier Aufstellung - also sogar noch weniger Raumanteil als LS, welche in eine Wand eingebaut sind, oder eine eigene "schallwandbasierte" Bündelung aufweisen.
Ob Kardioid oder eher Dipol in Frage kommen, hängt u.a davon ab, aus welcher Raumrichtung man Reflexionen primär unterdrücken möchte und ob hinreichend Platz zur Frontwand hergestellt werden kann:
- Ein Dipol benötigt Abstand zur Frontwand und kann Reflexionen aus seitlicher Richtung vermindern (aber auch von Boden und Decke).
- Ein Kardioid unterdrückt durch seine "Rückwärtsdämpfung" Reflexionen von der Frontwand sehr deutlich. In merklichem Umfang werden auch Reflexionen von seitlich, Boden, Decke reduziert.
Stellt man den Kardioid näher an die Frontwand, so wird sich sein "auf Achse" Frequenzgang kaum verändern: Die Interaktion mit der Frontwand im Rücken des LS ist sehr gering. Jedoch kommt es bei großer Nähe zur Frontwand zu einer graduellen Annäherung an den "Wandeinbau" Zustand.
Der Kardioid reagiert im allgemeinen am gutmütigsten auf veränderte Aufstellung im Raum, das gilt auch im Tiefton für die Anregung von Raummoden.
Ich würde scherzhaft sagen, da der Kardioid sowohl eine "Druckkomponente" (wie eine "gewöhnliche Box") als auch eine "Schnellekomponente" (wie ein Dipol) aufweist, kann er in der Raumakustik als das "Muli" unter den verschiedenen Richtcharakteristiken gelten. Besonders ab dem Tiefton oberhalb der Schröderfrequenz bis in den Mittelton, gibt es m.E. kaum Bedingungen, die man mit einem Kardioid nicht in den Griff bekommt.
Edit: Noch eine Anmerkung ...
Kardioide können vor allem im Tief- und Mittelton innerhalb von Wohnräumen das halten, was Hörner versprechen:
Das Grundmuster der Abstrahlcharakteristik ist beim Kardioid der Abstrahlung von vielen Hörnern sehr ähnlich. Ein "freier" und "dynamischer" Klang, wie er guten Hörnern zugeschrieben wird, geht hauptsächlich auf einen erhöhten Direktschallanteil und graduell verminderte frühe Reflexionen im Raum zurück.
Ein Kardioid liefert die gleichen Klangeigenschaften, jedoch ohne die Artefakte, welche prinzipbedingt oder oft durch unterdimensionierte Hörner (Hörner nach "Idealmaßen" würden selbst für den mittleren Bassbereich in kaum einen Wohnraum passen) entstehen wie:
- Eigenmoden durch Mündungsreflexionen im tieffrequenten Grenzbereich des Horns
- HOMs (Higher Order Modes)
Bei hinreichender Dimensionerung - den Wirkungsgrad von Hörnern erreicht ein sehr viel kleinerer Kardioid nicht - bietet der Kardioid die "positiv klangentscheidenden Eigenschaften" eines Horns, jedoch ohne dessen praktische Nachteile und unerwünschte Artefakte.
Selbst ein "praktisch kompromisslos" konstruierter Kardioid - z.B. mit 60Hz unterer Grenzfrequenz - kann im Gegensatz zu einem Tiefton-Horn problemlos in nahezu jedem Wohnraum aufgestellt und betrieben werden: Er muss dazu je nach Anwendung nicht größer sein als eine "etwas dickere" Regalbox ...
Der PA-Bereich macht hier übrigens im gesamten Bassbereich vor, wo die Reise technisch hingeht.
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(*) Quasi "unendliche Schallwand", immer in Relation zur Wellenlänge zu sehen ...
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