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Wie verschieden man Mikrofonrauschen messen kann und was das Ohr davon hat

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    Wie verschieden man Mikrofonrauschen messen kann und was das Ohr davon hat

    In diesem Thread sind alle zugelassen, von Mimosen bis zu Keulenschwingern



    Die meisten Leute – vielleicht abgesehen von Hardcore-Holzohren- sind sich darin einig, dass der Ersatzgeräuschpegel (sog. äquivalenter Eingangs-Schalldruckpegel) eines Mikrofons für Vergleiche von Ohr und Mikrofon aussagekräftig ist. Dieser direkt messbare Wert bildet die Grenze, bei der Rauschpegel und Signalpegel des Mikrofons gleich groß sind. Erst zu höherem Signalpegel hin hebt sich das Mikroausganssignal vom Hintergrundrauschpegel mehr und mehr ab. Bleibt der Signalpegel umgekehrt unter dem Eigenrauschen des Mikros, kann er zwar noch gewandelt und im Rauschen wiedergegeben werden, aber das höhere Rauschen des Mikros dominiert dass Ausgangssignal und ist störend hörbar, wenn der Ersatzgeräuschpegel über der Hörschwelle des Ohrs liegt. Ob man die gesamte Kurve des bewerteten Ersatzgeräuschpegels und die Hörschwellenkurve vergleichend übereinanderlegt, oder kurzerhand nur Zahlenwerte bei einer Frequenz im empfindlichsten Bereich des Ohrs anschaut, z.B. bei 1000Hz, ist mehr oder weniger Geschmackssache.

    Rauschen kann viele Komponenten haben. Wenn man Ohren und Mikrofone aus physikalischer Sicht im Hinblick auf ihre Empfindlichkeit für Schallwellen vergleichen will, muß man sich überlegen auf welche Rauschkomponenten im Signalausgang des Mikrofons es ankommt, und wie man sie verlässlich ermitteln kann. Der Ersatzgeräuschpegel ist dabei eine integrierte Größe und deshalb so aussagekräftig, weil darin alle praxisrelevanten Rauschkomponenten erfasst sind. Das ist bei anderen Technischen Daten, die nur Teile des Rauschens abbilden, aber nicht unbedingt der Fall.

    Sieht man sich z.B. ein Mikrofon-Diagramm an, dem nicht unter akustischen Bedingungen gemessene, sondern nur elektronische Rauschwerte einiger Mikrofon- bzw. Vorverstärker- Bauteile zugrundeliegen (Spannungs- bzw. Leistungsrauschen von "constitutive elements"), die hinterher in äquivalente akustische Pegel umgerechnet wurden, bleibt z.B. der für den Ohr-Mikro-Vergleich entscheidende Luft-Rauschanteil unberücksichtigt, er wird einfach ausgeblendet. Das kann durchaus sinnvoll sein, z.B. wenn man beurteilen will, welche störenden elektronischen Einflüsse das Mikrofonsystem unter besonders speziellen technischen Umgebungs-Bedingungen bei einer Maschine oder Anlage, die es akustisch überwachen soll auf das Signal ausüben könnte. Besonders dann, wenn die zu überwachende Maschine unter ganz anderen atmosphärischen Bedingungen betrieben wird (Druck, Temperatur, Gaszusammensetzung etc.) als den natürlichen Verhältnissen der Erdatmosphäre, wie sie beim normalem Hören vorliegen, oder wenn das Signal vom Mikrofon lange Wege zurücklegen muß, bevor es aufgezeichnet bzw. digitalisiert werden kann, usw. usw. Umstände eben, die relevant sind, wenn das Mikrofonsignal nicht von Menschen angehört werden soll, sondern nur für technische Zwecke abgeleitet und ausgewertet wird, wie das bei Messmikrofonen normalerweise der Fall ist: deren Aufnahmen hört normalerweise kein Mensch an, sondern nur irgendwelche Computer.

    Anders sieht es aus, wenn man das Mikrofonsignal nicht im Hinblick auf seine Beeinträchtigung einer technischen Peripherie betrachtet, sondern im Hinblick auf mögliche Beeinträchtigung für ein Ohr, das das verstärkte Mikrofonsignal anhören will. Weil das Thermische Rauschen der Luft für die reale Schallfortpflanzung, also beim Hören von Ohr und Mikrofon unter normalen Bedingungen der empfindlichkeitslimitierende Faktor ist, und weil es den Dynamikbereich, den Signal-Rauschabstand nach unten begrenzt, und weil gerade der nicht-elektronische Teil des Mikrofons, das Wandlerelement, viel mehr zum akustisch verursachten Verrauschen des Signalausgangs beiträgt als die Elektronik mit ihrem elektronischen Rauschen, darf man den zahlenmäßig gegenüber dem elektronischen oft sogar größeren akustisch verursachten Rausch-Anteil im Signal beim Vergleichen nicht unter den Tisch fallen lassen...

    Viele Hersteller sparen sich bei der Ermittlung technischer Daten aufwendige akustische Messungen des kompletten Mikrofons in einer schalltoten Messkammer, sondern ersetzen kurzerhand das kritische Wandlerlement im Mikro durch ein schallunempfindliches elektrisch "äquivalentes" Bauteil: bei einem Kondensatormikrofon wird z.B. der Wandler durch die Ersatzkapazität eines Kondensators ersetzt. Die auf diese Weise elektronisch ermittelten Rauschanteile im "Signal" des nun in Wahrheit akustisch tauben Mikrofons haben dann nur noch rein elektronische Quellen und liegen dementsprechend viel niedriger. Dann wird das elektronisch ermittelte Rauschen in äquivalente Schallpegel umgerechnet und voila, die Diagramme sehen dann natürlich eindrucksvoller aus, der "schmutzige" Wandler ist ja weg. Praktischerweise wird das unhörbare elektronische Rauschen auch noch geringer mit steigender Ersatzkapazität, (die überdies oft gar nicht angegeben wird), damit kann man die Rauschwerte noch weiter schönen und die Unhörbarkeit ins Unermessliche treiben. So vorzugehen ist weder illegal noch Betrug, es kann auch, wie oben erwähnt sinnvoll sein den elektronischen Rauschbeitrag ohne Wandler zu kennen, und es liegt schließlich im Ermessen des Herstellermarktings, welche wie gemessenen Technischen Daten man jenseits vorgegebener Normen publiziert. Nur muss man erkennen können, von welchen Kurven und Diagrammen in den Technischen Daten ein hörendes Ohr rein gar nichts haben dürfte, weil sie nur für technische Zwecke interessant sind...

    Man muß davon ausgehen, dass das Brüel + Kjaer-Diagramm auf die beschriebene Weise zustandegekommen ist, und nur das elektronische Rauschen enthält: Erstens ist ziemlich umständlich vom "inhärenten" Rauschspektrum nur der "constitutive elements" des low noise microphone-"systems" die Rede... (abgesehen davon dass die Überschrift auch typografisch seltsam anmutet, verschieden große Buchstaben, merkwürdige leere Zwischenräume). Zweitens sind zusätzliche explizite Impedanz-Kurvenverläufe für einzelne rein elektronische Baugruppen angegeben, die gar keine Schallwandlung machen, aber das Ausgangssignal in vergleichbarer Größenordnung beeinflussen. Drittens liegt die Linie für das Rauschspektrum des "complete system" durchgängig unterhalb von -8dB, im Mittel ca. -12dB, während daneben explizt angegeben ist, der "Typical System Noise Level" (gemeint ist hier der Ersatzgeräuschpegel) über das Spektrum läge A-bewertet dagegen bei viel höheren -2,5dB. Wo kommen diese rund 10dB mehr her? Bei der Bestimmung des Ersatzgeräuschpegels ist eine Messung nötig, bei der der Wandler nicht ersetzt werden kann und dann als akustisch wirksames Element den Rauschabstand um diese 10dB verschlechternd mitwerkeln dürfte – so wie unter normalen Betriebsbedingungen auch.

    Das Bruel+Kjaer ist weder empfindlicher noch rauschärmer als das Ohr. Marketing-optimierte Kurven taugen nicht zum Vergleichen, Normangaben wie der Ersatzschallpegel, der unter festgelegten Bedingungen gemessen werden muss, sind verlässlicher. Mit einem normgerecht bestimmten Ersatzgeräuschpegel von -2,5dB (A) kann ein Mikrofon gar nicht sensitiver als das Ohr sein, weil dessen Hörkurve zwischen 1000 und 5000Hz schon bei Durchschnittsohren auf -5dB fällt und damit um bis zu 2,5dB tiefer liegt. Und die besten Ohren sind sogar doppelt so gut und bis zu -12dB empfindlich. Damit liegen sie an der prinzipiellen Grenze, die das Thermische Rauschen flächenbezogen für die Schallempfindlichkeit unter normalen atmosphärischen Bedingungen setzt, und die für Ohr und Mikrofon gleichermaßen gilt. Gesunde Ohren holen in Sachen Empfindlichkeit das so gut wie physikalisch maximal mögliche aus den einlaufenden Schallwellen heraus und können daher prinzipiell gar nicht übertroffen werden. Die besten Mikrofone ziehen knapp gleich.

    Diese Feststellung ist kein Einfallstor für esoterisches Geschwurbel oder Legendenbildung, sondern zeigt einfach nur wie gut das Ohr ist und wie sehr es manche unterschätzen. Generell gilt, die Hifitechnik hat stellenweise prinzipbedingte Beschränkungen, die sich an den extremen Leistungsgrenzen des Ohrs – z.B. im untersten wie im obersten Dynamikbereich – hörbar einschränkend auswirken. Wie relevant diese Beschränkungen für das Musikhören sind, ob man sie als Mängel bezeichnen will, darüber lässt sich streiten. Die Hifitechnik ist aber keinesfalls dem Ohr in jeder Hinsicht und überall um Größenordnungen überlegen, wie sich das viele Holzohren naiverweise vorstellen.
    Zuletzt geändert von Gast; 04.06.2012, 21:49.

    #2
    Man darf an der Stelle aber nicht übersehen, auf welche Weise das Ohr dem Ideal so nahe kommt. Es ist mit einigen Resonanzen ausgestattet, so dass der Gehörgang bei der Frequenz der höchsten Empfindlichkeit mit fast Leistungsanpassung abgeschlossen ist. Daher ist das Ohr sehr empfindlich, aber nur in einem engen Bereich. Das übliche Mikrophon dagegen wird breitbandig ausgelegt. Damit empfängt es auch Rauschen breitbandiger. Eine Maximierung der Empfindlichkeit durch Resonanz wird gerade vermieden, obwohl sie sicherlich machbar wäre. Ein Resonanzempfänger kann auch technisch sicherlich sehr rauscharm ausgeführt werden.

    Es ist allgemein so, dass durch die Evolution notwendige Sinne bis an die machbaren und sinnvollen Grenzen optimiert wurden. Das kann technische Optimierung aber auch. In der Optik ist das z.B. realisiert im Photomultiplier, in der akustischen Messtechnik ebenfalls u.a. durch Korrelationsanalysen wie Lock-In-Amplifier weit unter dem gesamten Rauschpegel. Das ist bei Optoakustischer Spektroskopie Standard.

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      #3
      Aus Schall wird Information: Das Hörsystem ist ein überaus genaues und empfindliches Organ zur Registrierung von Luftdruckschwankungen. Seine Aufgabe besteht darin, aus diesen Schwankungen - mehr hat es nicht zur Verfügung - auf das, was sich in der Welt tatsächlich abspielt, zu schließen. Je besser dies gelingt, desto besser sind die Überlebenschancen des Organismus.

      Das Gehör ist von allen Sinnen derjenige, der die Zeit am am feinsten auflöst. Kurze zeitliche Gegebenheiten hören wir besser, als wir sie sehen. Das Gehör ist auch maximal sensibel, d.h. es könnte gar nicht sensibler sein, sonst würden wir das Rauschen der Moleküle aufgrund der Wärmebewegung hören, was uns nichts nützen würde, denn dieses Rauschen ist immer da.

      Das äußere Ohr übertragt den Schall zum Trommelfell, von wo er über die 3 Gehörknöchelchen des Mittelohres - eine Art Untersetzungsgetriebes - zum ovalen Fenster weitergeleitet wird. Dort, an der Grenze vom Mittelohr zum Innenohr, findet der Übergang von Luft in Wasser statt. In der Schnecke des Innenohrs werden Luftdruckschwankungen in Impulse umgewandelt. Diese Umwandlung ist nicht in allen Einzelheiten geklärt, erfolgt aber in jedem Fall über die Verbiegung feinster Härchen an den inneren Haarzellen.

      Als Hörbahn werden Fasern und Ansammlungen von Nervenzellen so genannte Kerne, bezeichnet, über welche die in der Schnecke generierten Impulse die Gehirnrinde erreichen. In der Hörbahn findet bereits komplexe Informationsverarbeitung statt, wie beispielsweise die Analyse des Ortes einer Schallquelle aus den Unterschieden von Zeit und Intensität des Schalls am rechten und linken Ohr.

      Was im Kortex ankommt, ist somit bereits vorverarbeitete akustische Information.
      Quelle: Musik im Kopf, Manfred Spitzer, Seite 78





      Gruß
      Franz

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        #4
        Hallo

        Zitat von wolfus Beitrag anzeigen
        Es ist allgemein so, dass durch die Evolution notwendige Sinne bis an die machbaren und sinnvollen Grenzen optimiert wurden.
        So ist es.

        Wichtig sind die Worte "notwendig" und "sinnvoll".

        So hat die Evolution bei der Empfindlichkeit der Sinne irgendwann nimmer weiter optimiert.
        Der größere Vorteil ergab sich durch die Auswertung der Sinnensinformationen.

        Gehirne wurden größer, da die Informationsverarbeitung komplexer wurde.

        Das ist einer der Hauptgründe, warum sich der Homo sapiens so durchgesetzt hat.
        Er wertet Informationen deutlich besser aus, obwohl seine Sinnesorgane nciht die besten sind.
        Andere sehen ebsser, hören besser, riechen besser etc.

        Aber der Mensch denkt besser.

        Und genau hier hört die Vergleichbarkeit mit dem Messmikro auf.
        Messysteme können nicht das auswerten, was das menschliche Hirn (also das Gehör mit dem dahinter geschalteten Erkenntnisapparat) auswertet.

        LG

        Babak
        Grüße
        :S

        Babak

        ------------------------------
        "Alles was wir hören ist eine Meinung, nicht ein Faktum.

        Alles was wir sehen ist eine Perspektive, nicht die Wahrheit!"


        Marcus Aurelius

        Kommentar


          #5
          @ kammerklang,

          wenn bruel & kjaer so etwas schreiben, dann darf man normalerweise davon ausgehen, daß sie es auch so meßtechnisch ermittelt haben, insbesondere, da zu jedem Mikrofon Kalibrationsinformationen/Meßkurven mitgeliefert werden, die bei diesem Mikrofon gerade auch die Rauscheigenschaften beeinhalten.

          Sie haben durchaus auch einen Ruf zu verlieren, nicht zuletzt da Hersteller von Mikrofonkalibrationsmeßmitteln, die bei vielen anderen Herstellern und Instituten verwendet werden.

          Die "-2,5dB" sind halt die entsprechend breitbandigere Angabe mit A-Bewertung.
          Die"-16dB" werden mit 1/3-Oktavbewertung erzielt, deshalb schrieb ich früher, daß das Ohr bei ungefähr gleicher betrachteter Bandbreite im Vergleich ganz gut mithält.

          Gruß
          Gewerblicher Teilnehmer. Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Audiotechnik. (u.a.)

          Kommentar


            #6
            @Jakob
            Die werden diese hübschen Treppchen also Deines Erachtens akustisch gemessen haben und der Wandler der Mikrofonkapsel produzierte dabei terzbandweise rein zufällig im jeweiligen Band diese völlig ebenen Treppenstufen?? Und aneinandergereiht an den Stufenübergängen springt der emittiert gemessene Schalldruckpegel auch noch zufällig genau senkrecht hoch auf die nächste Treppenstufe, wie man aus der an diesen Stellen durchgezogenen Linie ablesen kann?

            Glaubst Du im Ernst, dass irgendeine Mikrofonkapsel der Welt, völlig egal in welchen Terzbändern, dort über die Frequenz jeweils akustisch vermessen linealgezogene Frequenzgangstückchen produziert? Und wie erklärt sich überhaupt diese scharfe Linie, wenn doch das Thermische Rauschen der Luft die Mikromembran da unten hoch und runter herumzappeln lassen müsste? Und mit welchem Supermikrofon haben die da bloß bis -35dB Schalldruckpegel gemessen? Und wenn der Rauschlevel des Gesamtsystems in bestimmten Bändern bis -16dB oder in noch engeren Bändern bis -32dB fällt, warum schreiben sie dann schon nicht ohne Stolz, dass System wäre so empfindlich, dass man damit sogar gut Messungen bis herab zum (doch viel höher liegenden!) Referenzschalldruck der Hörschwelle, bei 1kHz also bis herab zu 20 Mikropascal machen könnte? Warum werben sie nicht erst recht, dass das Mikrofon bandweise nach Deinem Verständnis noch mehr als vierzigmal empfindlicher Schall detektieren könnten, bis unter 0,5 Mikropascal?

            Meine Erklärungen wären: Weil die Luft da so rauscht, dass das mit keinem Mikro geht und weil das Ganze nicht akustisch gemessene Verläufe sind, sondern aus elektronischen Einzelmesswerten von Rauschspannungen berechnete Intervallmittelwerte, die dann über das Bandintervall extrapoliert, in Äquivalentschallpegel umgerechnet und zusammengesetzt als Treppenkurven geplottet wurden. Und weil die Wandlerkapsel dabei akustisch inaktiviert und von einem Ersatzkondensator nur elektronisch imitiert wurde. Diese Diagramme sind konstruiert, um die elektronische Eignung des Meßmikrofons für technische Einsatzzwecke an bestimmter Meß- und Auswerteelektronik beurteilen zu können, nicht seine akustische Eignung, die sich aus anderen Daten oder Diagrammen ergibt. Schließlich ist es nicht für Hifi-Zwecke gemacht, also dürften auch solche rein elektronisch bedingten Kennwerte wichtig und gefragt sein.
            Zuletzt geändert von Gast; 06.06.2012, 00:55.

            Kommentar


              #7
              Zitat von kammerklang Beitrag anzeigen
              @Jakob
              Die werden diese hübschen Treppchen also Deines Erachtens akustisch gemessen haben und der Wandler der Mikrofonkapsel produzierte dabei terzbandweise rein zufällig im jeweiligen Band diese völlig ebenen Treppenstufen?? Und aneinandergereiht an den Stufenübergängen springt der emittiert gemessene Schalldruckpegel auch noch zufällig genau senkrecht hoch auf die nächste Treppenstufe, wie man aus der an diesen Stellen durchgezogenen Linie ablesen kann?
              Man sollte sich VOR dem Maulen informieren, was diese Terzmittelung ist und wie (bzw. warum) man sie so darstellt.

              Man muß davon ausgehen, dass das Brüel + Kjaer-Diagramm auf die beschriebene Weise zustandegekommen ist, und nur das elektronische Rauschen enthält...
              "Man" muss da gar nichts, und du solltest deine Mutmaßungen stecken lassen, weil s.o.
              Zuletzt geändert von Gast; 06.06.2012, 02:08.

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                #8
                Wer mault hier? :V Wenn Du's angeblich besser weißt, und nicht nur so tun willst als ob, dann erklär doch mal, wie und womit man Luftschalldruckpegel wie in diesem Diagramm bis zu -35dB ref 20mikroPa, also weit unterhalb des Thermischen Luft-Rauschens, in den angegeben Terzbändern akustisch messen kann?

                M.E. kann man das nicht, man könnte vermutlich nicht mal das verrauschte Mikrosignal darauf analysieren. Lädt man sich das vollständige Datenblatt, dann steht da auch klipp und klar, dass diese niedrigen Kurven für einige "constitutive elements" nicht gemessen, sondern berechnet sind. Nur die höherliegende Preamplifierkurve - d.h. also dessen rein elektronisches Rauschen, der hat keinen Akustikwandler, und die complete system -Kurve , d.h. ebenfalls nur deren elektronisches Rauschen, wurden elektronisch gemessen. Das Thermische Luftrauschen bei der akustischen Wandlung ist nicht enthalten, es wird für die "cartridge" des 4179 Mikros vielmehr separat a-bewertet mit -5,5dB angegeben ("Cartridge Thermal Noise") .

                Im Datenblatt ist der nutzbare "Dynamic Range" so zusammengefasst:
                __________________________________
                Upper Limit < 3% Distortion 102dB
                __________________________________
                Lower Limit lin. 20Hz to 20kHz +2,6dB
                A-weighted Level -2,5dB
                1/3 octave at 1kHz -16dB
                3,16Hz at 1kHz -34dB
                _________________________________

                Erst zusammen mit dem Thermal Cartridge Noise werden die elektronischen Rauschanteile der "constitutive elements" aus dem Diagramm integriert über die Bänder am Ende die linear +2,6dB bzw. a-bewertet -2,5dB Ersatzschallpegel ("Total System Noise") ergeben. Das ist die praxisrelevante Meßgröße, die am Ende hinten rauskommt und die im Vergleich zum Ohr zählt. Denn dass man bei Hifi-Aufnahmen mit mit Mikros arbeitet, deren Ausgangssignal zur Empfindlichkeitssteigerung erst in Terzbändern tiefenanalysiert wird, oder lock-inVerstärker zur noch tieferen Ausgangssignalanalyse einsetzt, bevor es zur Abmischung kommt... wäre mir neu ;)

                An anderer Stelle im Support fragt jemand, womit er niedrige Schallpegel unter 20dB messen könne, und sie weisen auf dieses ihr mit Abstand empfindlichstes System hin (der Thermal Noise aller anderen Cartridges liegt meist über +10dB). Sie und posten dazu ein Balken-Diagramm in dem das 4179-Gesamtsystem in Oktavbändern bis ca -8dB bei 250Hz runterkommt, bei 4kHz sind es 0dB. Würde man fairerweise über die 2 Oktaven von 1-4kHz gehen, die das Ohr in der besten Zone bietet...Ein hochempfindliches Messmikro, zweifellos, mit dem man bis nahe an die Hörschwelle messen kann, aber weder rauschärmer noch empfindlicher als das Ohr in seiner besten Zone weil es prinzipiell gar nicht ... aber ich werde mir den Mund nicht weiter fusslig reden.
                Zuletzt geändert von Gast; 06.06.2012, 08:55.

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                  #9
                  Wozu die Karambolage?

                  Tag,

                  wozu denn überhaupt eine Karambolage von Ohr und Mikrofon? - Der Blick in die Fach- und Forschungsliteratur bringt einen durchaus auf Vergleiche, was denn das Ohr alles sei, aber letztlich das im Einzelnen alles eben nicht.

                  Da ist das Ohr als Nachrichtenempfänger (Zwicker), das Ohr als frequency analyzer (Plomp), das Ohr als grain analyzer (Bregman). Was ist mit dem Ohr aber im Verhältnis zum Mikrofon?

                  Lemma: Als ein Mikrofon wäre das Ohr unbrauchbar - so wie Helmholtz es schon vom Auge als ein optisches Instrument festgestellt hatte. Die Karambolagen sind überflüssig.

                  Orientierung und Vorverständnis durch Richard M. Warren, Auditory Perception, Seite 22f. Kapitel "The auditory-acoustic paradox: excellent discrimination from a poor instrument. - In order for a microphone to be considered as a high-fidelity component of an audio system, it should produce a transduced signal that faithfully follows the waveform of sound, introducing no distortion of its own. Applying this criterion, the construction and functioning of the ear is extremly poor." Die Sache wird im Text sehr ausführlich dargestellt - auch im Rückgriff auf Sprache.

                  Das Ohr ist sowohl im Prozess afferent (passiv geprägt) als auch kräftig efferent (d.h. aktiv erzeugend). - Verglichen mit dem Input Signal ist der Output zum neuralen Prozessabschnitt entschieden komplexer und stark nicht-linear. Die gängige Rede- und Schreibweise vom auditory 'pathway' ist völlig irreführend (Warren, Seite 15).

                  Das ist der Stand der Dinge nach der (interdisziplinär) arbeitenden Hörforschung und den wenigen übergreifenden Standardwerken zum Gesamtgebilde (Sinne, Sprache, Musik, Hören, Kognition).

                  Freundlich
                  Albus

                  Nachsatz:
                  Das ist der enorme Gehalt hinter der einfach klingenden Feststellung "Das Schallereignis ist nicht das Hörereignis".
                  Zuletzt geändert von Gast; 06.06.2012, 13:16.

                  Kommentar


                    #10
                    Zitat von Albus Beitrag anzeigen
                    Das ist der enorme Gehalt hinter der einfach klingenden Feststellung "Das Schallereignis ist nicht das Hörereignis".
                    Sehr schöner Satz! Sollte man ins Banner des Forums aufnehmen!!!

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Albus Beitrag anzeigen
                      Nachsatz:
                      Das ist der enorme Gehalt hinter der einfach klingenden Feststellung "Das Schallereignis ist nicht das Hörereignis".
                      Luftdruck - Schwankungen, in zeitlicher Abfolge an den beiden Trommelfellen
                      eintreffend, bilden die komplette Information des akustischen Ambientes.
                      Darin enthalten sind Lautstärke, sowie Richtungs- und Rauminformationen.

                      Und diese Abfolge der Luftdruckschwankungen kann man höchst-präzise
                      mit einem Mikrofon messen.

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von Blindniete Beitrag anzeigen
                        Luftdruck - Schwankungen, in zeitlicher Abfolge an den beiden Trommelfellen
                        eintreffend, bilden die komplette Information des akustischen Ambientes.
                        Darin enthalten sind Lautstärke, sowie Richtungs- und Rauminformationen.

                        Und diese Abfolge der Luftdruckschwankungen kann man höchst-präzise
                        mit einem Mikrofon messen.

                        Das stimmt schon, und es steht auch nicht im Widerspruch zu dem, was Albus geschrieben hat. Das Hörereignis ist ja nicht das, was an den Trommelfellen ankommt, sondern das was unser Gehirn daraus macht. Womit wir wieder bei unserer alten Meinungsverschiedenheit bezüglich deiner Signatur wären ;-)

                        Kommentar


                          #13
                          @Karl

                          es sollte eine Ergänzung und kein Widerspruch sein

                          Kommentar


                            #14
                            Luftdruck - Schwankungen, in zeitlicher Abfolge an den beiden Trommelfellen
                            eintreffend, bilden die komplette Information des akustischen Ambientes.
                            Darin enthalten sind Lautstärke, sowie Richtungs- und Rauminformationen.

                            Und diese Abfolge der Luftdruckschwankungen kann man höchst-präzise
                            mit einem Mikrofon messen.
                            So ist es und mehr ist zur Konstruktion/Herstellung hochwertiger Audiokomponenten auch nicht notwendig. Das will aber in bestimmte "Köpfe" einfach nicht rein!

                            In dem Moment wo man anfängt, schon konstruktiv auf individuelle Hörvorlieben einzugehen, geht es in Richtung bewusstes (unbewusstes passiert bis zu einem gewissen Grad sowieso) Sounding. Bei HiFi-Boxen mag das ja noch verkaufsfördernd sein, bei Lautsprechern die als Musikproduktionswerkzeug dienen, ist das einfach falsch.

                            Was das jetzt mit Gehör und Mikrofonen zu tun hat?
                            Ein Mikrofon ist nichts Anderes als ein "verkehrt herum" verwendeter Lautsprecher. Beides sollte so neutral wie möglich wandeln. Das Gehör ist etwas Individuelles und es gibt so viele unterschiedliche davon auf der Welt, wie es Menschen auf der Welt gibt. Schon deshalb hinkt jeder Vergleich und erst recht ein Vergleich mit irgendwelchen "Gehör-Superleistungen".
                            Gruß
                            David


                            WEBSEITE HiFiAKTIV: Klick mich
                            Einen "Audio-Laien" erkennt man daran, dass er sich viel mehr mit Audiokomponenten beschäftigt als mit Raumakustik, LS-Aufstellung und Hörplatzwahl.
                            Auch Personen, die noch wenig Wissen auf diesem Gebiet haben, oder solche, die Rat und Hinweise von Erfahrenen suchen, sind hier richtig.
                            Meine Auffassung von seriösen Vergleichstests: Klick mich - Die bisherigen Testergebnisse: Klick mich - Private Anlage: Klick mich - Wann gefällt mir ein Musikstück? - Klick mich
                            Grundsätzlich: Behauptungen die mir bedenklich erscheinen, glaube ich nur, wenn sie messtechnisch nachvollziehbar sind und wenn sie mir in Form eines verblindeten Vergleichs bewiesen werden konnten.
                            Eine Bitte an Alle: nicht ganze (noch dazu große) Beiträge zitieren und darunter einen kurzen Kommentar schreiben! Besser (beispielsweise): "Volle Zustimmung zu Beitrag 37".
                            Wichtig: zumindest versuchen, beim Thema bleiben!

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                              #15
                              Zitat von Hifiaktiv Beitrag anzeigen
                              Das Gehör ist etwas Individuelles und es gibt so viele unterschiedliche davon auf der Welt, wie es Menschen auf der Welt gibt. Schon deshalb hinkt jeder Vergleich und erst recht ein Vergleich mit irgendwelchen "Gehör-Superleistungen".
                              Meine Rede seit langem:

                              Um zum Ziel zu kommen, muss man die technischen Abläufe von den subjektiven trennen.
                              (wenn man an der Erkenntnis interessiert ist, zumindest)

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